Die vorliegende Arbeit stellt eine Untersuchung über Aspekte des Spanischen in den USA dar. Spanisch in Nordamerika ist eine Kontaktsprache, eine Einwanderersprache, und somit ein Politikum. Daher soll in dieser Arbeit, wenn es sich anbietet, auch auf soziolinguistische Aspekte eingegangen werden.
Lange Zeit wurde das Spanische in den USA als monolithische Einheit betrachtet, doch es gibt nicht das Spanische in den USA, sondern mindestens ebenso viele Dialekte wie es Länder gibt, aus denen die Menschen in die Vereinigten Staaten strömen, d.h. puertoricanisches Spanisch, mexikanisches Spanisch oder auch kubanisches Spanisch, um nur die größten zu nennen (Carter). Dazu zählen muss man inzwischen auch das Chicano1 Spanisch, das als eigenständiger Dialekt des Spanischen in den USA eingegrenzt werden kann, aber hier nicht weiter untersucht wird. Um die babylonische Verwirrung komplett zu machen, ist auch der jeweilige Dialekt des Englischen entscheidend, der ja auch seine Spuren im Spanisch der Einwanderer hinterlässt.
In der vorliegenden Arbeit werden drei große Themengebiete behandelt: 1. Hispanics in den USA, 2. Das Spanische Puerto Ricos, 3. das Spanische in den USA. Die Auswahl der Themengebiete erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sondern repräsentiert lediglich einige Aspekte des Spanischen in den USA, die mir besonders interessant erscheinen. Als Grundlage des Spanischen in den USA habe ich das puertoricanische Spanisch gewählt, weil Puertoricaner neben Kubanern und Mexikanern die größte Gruppe an Einwanderern stellen und ihr Spanisch durch ihre besondere politische Stellung zu den USA schon einem gewissen englischen Einfluss ausgeliefert war. Das puertoricanische Spanisch soll also als Matrixsprache, im Sinne eines sprachlichen Rahmens, dienen2.
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. HISPANICS IN DEN USA
3. ÜBERBLICK ÜBER DAS SPANISCH IN PUERTO RICO
3.1. PHONOLOGIE
3.1.1. VOKALISMUS
3.1.2. KONSONANTISMUS
Allgemeine Merkmale
Okklusiva/ Frikative
Frikative
Seseo und Ceceo
Liquide
Nasale
Palatale
3.1.3. PROSODIE
3.2. MORPHOSYNTAX
3.3. LEXIKON
4. SPANISCH IN DEN USA
4.1. EINFLUSS AUF PHONOLOGISCHER EBENE
4.2. EINFLUSS AUF MORPHOLOGISCHER EBENE
4.3. EINFLUSS AUF LEXIKALISCHER EBENE
4.4. FAKTOREN DER Ü BERNAHME
4.5. CODE -S WITCHING
4.6. ZUKUNFT DES SPANISCHEN IN DEN USA
5. ZUSAMMENFASSUNG
6. ANHANG
7. BIBLIOGRAFIE
7.1. KARTOGRAFIE
1. EINLEITUNG
Die vorliegende Arbeit stellt eine U ntersuchung über Aspekte des Spanischen in den USA dar. Spanisch in Nordam erika ist eine Kontaktsp rache, eine Einwanderersprache, und somit ein Politikum. Daher soll in dieser Arbeit, wenn es sich anbietet, auch auf soziolinguistische Aspekte eingegangen werden.
Lange Zeit wurde das Spanische in den USA als monolithische Einheit betrachtet, doch es gibt nicht d a s Spanische in den USA, sondern mindestens ebenso viele Dialekte wie es Länder gibt, aus d enen die Menschen in d ie Vereinigten Staaten strömen, d.h. puertoricanisches Spanisc h, mexikanisches Spanisch oder auch kubanisches Spanisch, um nur die größten zu nennen (Carter). Dazu zählen muss man inzwischen auch das Chicano1 Spanisch, das als eigenständiger Dialekt des Spanischen in den U SA eingegrenzt werden kann, aber hier nicht weiter untersucht wird. Um die babylonische Verwirrung komplett zu machen, ist auch der jeweilige Dialekt des Englischen ents cheidend, der ja auch seine S puren im Spanisch der Einwanderer hinterlässt.
In der vorliegenden A rbeit werden dr ei große Them engebiete behandelt: 1. Hispanics in den USA, 2. Das Spa nische Puerto Ricos, 3. das Spanische in den USA. Die Auswahl der Them engebiete erhebt k einerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sondern repräsentiert lediglich einige Aspekte des Sp anischen in den USA, die m ir besonders interess ant erscheinen. Als Grundlage des Spanischen in den USA habe ich das puertoricanische S panisch gewählt, weil Puertoricaner neben Kubanern und Mexikanern die größte Gruppe an Einwanderern stellen und ihr Spanisch durch ihre besondere politische Stellung zu den USA schon einem gewissen englischen Einfluss ausgeliefert war. Das puertoricanische Spanisch soll also als M atrixsprache, im Sinne eines sprachlichen Rahmens, dienen2.
2. HISPANICS IN DEN USA
Die USA sind das zweitgrößte spanischsprachige Land der Welt nach Mexiko, aus diesem Grund kann man auch Los Angeles als die drittgrößte mexikanische Stadt sehen3. Der Stellenwert des Spanis chen in den USA wird unt er anderem daran deutlich, dass im US-Bundesstaat New Me xico Spanisch eine der beiden offiziellen Sprachen ist. Darüber hina us sind 10% der Bevölkerung der USA spanischsprachig, sie sind die größte ‚M inderheit’ in den USA, auch wenn ‚Latino’ oder ‚ Hispanic ’ keine kohärente ethnische Id entität ist, da sich die Hispanics in den USA nicht unbedingt als einheitliche G ruppe verstehen. Der Ausdruck ‚Minderheit’ kann außerdem irreführend sein, denn weiße US-Amerikaner könnten in New York City in Zukunft selbst eine Minderheit sein.
Ohne näher zu definieren, was „Hispani c Population“ bedeutet, wahrscheinlich aber „of Hispanic origin“ führt das U.S. Census Bureau die verschiedenen Ethnien auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sánchez fügt hinzu, dass „15 million persons in the United States are of Mexican origin and about 80 percent of these reside in urban areas“ (9f).
Der größte Teil der Hispanics in den USA ist auch dort geboren:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Inkohärenz der Hispanics in den Vereinigten Staaten bezieht sich nicht nu r auf die ethnische Herkunft, sondern – wie schon erwähnt – auch auf ihre linguistische Einordnung:
Es evidente que los términos de población hispanohablante, hispánica y de origen y ascendencia hispánic a, no son ni sinónimos ni precisos a la hora de determ inar la dim ensión del español com o lengua materna en Estados Unidos, ni la extensi ón y grado de bilingüísm o español-inglés de dicha población. (Barnach-Calbo: 75)
Die Angaben über den Bilingualis mus und die Muttersprache der Hispanics variieren, da es unm öglich ist, diejenigen Einwanderer m itzuzählen, die s ich illegal in den USA aufhalten.
Was den Status des Spanischen angeht , der unter anderem ausschlaggebend für den Erhalt der Sprache ist4, ist der sozioökonom ische Status seiner S precher wichtig, da beides m iteinander eng verbunden ist. Für die fr ühen achtziger Jahre hält Sánchez in diesem Zusammenhang fest, dass „Chicanos continue to be a low-income population [...] about 25 percent of all families of Mexican origin have an income below the poverty level“ (10).
3. ÜBERBLICK ÜBER DAS SPANISCH IN PUERTO RICO
Als Einstieg in die Untersuchung des Spanischen in Puerto Rico soll an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung über die Geschichte Puerto Ricos stehen. Die Insel wurde im Jahr 1493 von Kolum bus entdeckt, 1508 erfolgt die erste spanische Besiedlung (vgl. Kubarth: 94). Die folgenden 400 Jahre lang blieb die Insel spanisch und kann daher sprachlich der Hispania zugeordnet werden (vgl. Kubarth: 94). Trotz der geringen Gr öße der Insel ergeben sich lokale Sprachunterschiede aus der Geograf ie und der damit verbundenen Einteilung in Küste und Berge im Zentrum. Doch laut Kubarth galt das „Hauptinteresse [bisher] den diastratischen Phänomenen, also den sozial bedingten Sprachvarianten“ (94). Durch Beziehungen zu den anderen spanis chen Antilleninseln sind sprachliche Gemeinsamkeiten mit der Karibik erkennbar. Im Jahre 1898 annektieren die USA die Insel und es folgen bis 1952 sprach liche Veränderungen. Am erikanisches Englisch hatte folglich viel Einfluss auf puertoricanisches Spanisch, es ist jedoch nicht eindeutig geklärt, ob der Ei nfluss des Am erikanischen über den lexikalischen Bereich hinausgeht. Die Hinweise deuten jedenfalls darauf hin, dass die Bedeutung des Am erikanischen eingeschränkt ist. Oft sind es Modebegriffe ohne „aktuellen Gebrauchswert“ (Kubarth: 96), die aus dem Amerikanischen Englisch übernommen wurden, d.h. oft kommen sie nur in schriftlicher Form vor:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dabei bleibt das Lautsystem weitestgehend erhalten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es gibt laut Kubarth zw ei konträre Grundhaltungen in Bezug auf das Spanische auf der Insel: die einen be fürchten eine Amerikanisierung des Spanischen und die anderen sehen für die Zukunft des Spanischen keine Gefahr. Auch wenn der Amerikanische Einfluss in der Sprache Puerto Ricos nicht immer offensichtlich ist – in der Kultur und Zivilisation der Insel ist es schon zu Veränderungen unter dem Druck der USA gekommen (vgl . Kubarth: 96). Der Stellenwert des Englischen jedoch wird allein daran sichtbar, „daß Englisch in Puerto Rico weiterhin von der Grundschule auf gelehrt wir d, sodaß etwa die Hälfte der Einwohner die Sprache zumindest versteht“ (Kubarth: 96).
Puerto Rico kann sprachlich in die Antillenzone eingeordnet werden (vgl. Kubarth: 98), obwohl es in Ein zelfällen Abweichungen von Kuba und Dominikanischer Republik gibt.
3.1. Phonologie
3.1.1. Vokalismus
Die Vokale des puerto ricanischen Spanisch sind „im allgemeinen bestän diger als im übrigen Lateinam erika“ (Kubarth: 98), d ies wird s ichtbar an den erhaltenen Hiaten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In gehobener Sprache ist das puertoricanis che Spanisch dem Kastilischen ähnlich, in der Um gangssprache wird das Vokali nventar von fünf auf sieben erweitert, durch Phonologisierung der offenen und gesc hlossenen Qualität der Phonem e /o/ und /e/ (vgl. Kubarth: 98). So kann die da mit verloren gegangene morphologische Funktion des finalen /-s/, nämlich Pluralkennzeichnung und Kennzeichnung der 2. Ps. Sing.5, ersetzt werden, es entstehen also /ɛ/ und /ɔ/:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wenn /ɛ/ und / ɔ/ keine m orphologische Funktion er füllen, werden sie verkürzt oder fallen gänzlich weg:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es werden zwar die Hiaten erhalten, ab er es kommen auch umgangssprachliche Diphthongierungen vor:
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Daneben existieren auch archaische Akzentuierungen (vgl. Kubarth):
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3.1.2. Konsonantismus
Allgemeine Merkmale
Es lassen sich einige lokale Abweichungen in den puertoricanischen Konsonanten finden, die jedoch nicht phonologische bedeutsam werden und daher als Allophone charakterisiert werden können. Dagegen phonologische Bedeutung hat bei einigen Sprechern der Zusamm enfall von / -x-/ und /-r̅-/ (vgl. Kubarth: 98), beide werden als [h] realisiert:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Okklusiva/ Frikative
In den Suffixen -ado, -ido besonders geschieht eine Schwächung oder E lision des intervokalischen /d/ (vgl. Kubarth: 99)6. Damit eng verbunden ist die Assimilation des intervokalischen /d/ an [l] oder [n]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Phonem /f/ wird bilabial artikuliert ode r aspiriert; die Realisierung des /f/ als [h] ist jedoch häufiger in ländlichen Gebieten. Die phonetische Realisierung des /s/ ist m eist dentoalveolar „m it flacher Zungenstellung“ (Kubarth: 99), im Gegensatz zum kastilischen konk aven [ṣ], das m it gehobener Zungenspitze artikuliert wird. Die Aspirie rung des /- s/ tritt auch be i gebildeten Sprechern regelmäßig auf und hat die unter 3.1.1. Vokalism us erwähnte Qualitätsveränderung des vorangehenden Vokals zur Folge:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seseo und Ceceo
Sowohl Seseo als auch Ceceo sind auf der Insel nachweisbar (Kubarth: 99), wobei der Süden eher als Ceceogebiet einzustufen sei, was möglicherweise auf Einwanderer korsischen Ursprungs zurückgehe (vgl. Kubarth: 99).
Liquide
Der Zusammenfall von /r/ und /l/ im Auslaut ist in Puerto Rico besonders ausgeprägt, dabei wird jedoch häufiger zu [r ] als zu [l] neutralisiert. Oft treten bei ein und demselben Sprecher mehrere Varianten auf (Kubarth: 100):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da es sich um einen unregelm äßigen Zusammenfall der beiden L iquide mit unbestimmter Richtung der Neutralis ation handelt, erschwert dies die phonologische Deutung erheblich. Das Phone m /r/ wird wahrscheinlich nicht apikal artikuliert, und „über die velare Artikulation ist sich die Forschung nicht einig“ (Kubarth: 100). Die Puertoricaner halten die Velarisierung des /r/ für ein Merkmal ländlicher Sprache.
Nasale
Das /n/ wird als [ŋ] realisiert.
Palatale
Puerto Rico ist unter die Länder mit Yeísmo zu rechnen (Kubarth: 101).
3.1.3. Prosodie
Die geringe Hervorhebung der betonten Silben lässt das puertoricanische Spanisch als „gleichmäßig fließend“ (Kubarth: 101) erscheinen; das Sprechtempo ist an der Küste höher als im Landesinneren.
3.2. Morphosyntax
Das puertoricanische Spanisch weist produktive Suffixe auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Besonders in der Verbalflexion treten umgangssprachliche Neubildungen auf, welche als Analogiebildungen zu verstehen sind (vgl. Kubarth: 102). Ein Beispiel ist die ugs. Neubildung in der Verbalflexion der 2. Ps. Sg. des Indefinido, welches dem zusammen gesetzten Perfekt vorgezogen wird:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auf Puerto Rico findet man verbalen Voseo:
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Dabei werden die folgenden Possessivpronomen verwandt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Eine mögliche Definition der Chicanos wäre laut Sánchez: „the Chicano community includes three different groups: Spanish monolinguals, English monolinguals, and bilingual persons“ (9). Darüber hinaus impliziert Sánchez, dass es sich bei den C hicanos, von denen in ihrer Untersuchung die Rede ist, um Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln (im Südwesten der USA) handelt. Die Ergebnisse, die Sánchez für die Chicanos festhält, können jedoch genauso auf die gesamte Gruppe der Hispanics bezogen werden.
2 Ich beziehe mich hier im weitesten Sinne auf das von Carol Myers-Scotton entwickelte Modell des MLF (i.e. Matrix Language Frame), das sich ei gentlich auf C ode-Switching bezieht und in seiner Grundannahme von einer Matrix-Sprache ausgeht, in die die andere Sprache ‚eingebettet’ wird. Das puertoricanische Spanisch dient hier also als Ausgangssprache.
3 Alle folgenden Angaben, soweit nicht anders angegeben, gemäß den Zahl en des U.S. Census Bureau und der University of Tampere.
4 Siehe Kapitel 4.6. Zukunft des Spanischen in den USA.
5 Ich übernehme die gängigen Abkürzungen; im Folgenden: Ps. = Person, Plur./ Pl. = Plural, Sing./ Sg. = Singular, ugs. = um gangssprachlich, engl. = En glisch, span. = Spani sch (Standard); und meine eigenen Abkürzungen: pr.span. = pue rtoricanisches Spanisch, USspan. = US-amerikanisches Spanisch, CS = Code-Switching.
6 Alle folgenden beispiele sind Kubarth entnommen.
- Quote paper
- Katja Buthut (Author), 2008, Aspekte des Spanischen in den USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134731
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