Kaum einem tschechischen Politiker ist wohl soviel Ehre zu Teil geworden wie
Thomas Garrigue Masaryk. Die wohl wichtigste Grundlage dafür legte er mit seiner
politischen Arbeit in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Zuvor Abgeordneter im Wiener
Parlament, stieg Masaryk während des Krieges zum führenden Kopf der
tschechischen Auslandsaktion und später zum Präsidenten der neu gegründeten
Tschechoslowakischen Republik auf. Die Politik Masaryks während dieser Zeit soll
deshalb Thema meiner Hausarbeit sein. Dabei soll nicht auf jeden einzelnen
diplomatischen Winkelzug eingegangen werden; dies ist auch keine kleine
tschechoslowakische Geschichte. Vielmehr geht es darum, die Grundmuster,
Methoden und Motive von Masaryks Politik herauszuarbeiten.
Über Masaryk ist schon viel geschrieben worden. Umso erstaunlicher ist, dass sich
zwar Unmengen von Literatur über Masaryks Philosophie, sowie sein Wirken vor und
nach dem Weltkrieg finden lassen, es aber an Veröffentlichungen, die sein Wirken in
der Zeit des Ersten Weltkrieges konkret behandeln, mangelt. Die einzige, wirklich
ergiebige Quelle stammt von Masaryk selbst: in der „Weltrevolution“ befasste er sich
ausgiebig mit den Geschehnissen während des Krieges.
Dessen Ausbruch bot ihm die Gelegenheit, sich gegen Österreich-Ungarn zu wenden:
„Ich war entschlossen, und zwar endgültig: die Opposition gegen Österreich musste
Wirklichkeit werden, ernst, auf Leben und Tod – dazu drängte die Weltsituation.“
1 In
den Jahren vor dem Kriege war Masaryk zur Überzeugung gelangt, dass die
Doppelmonarchie von Grund auf weder zukunftsfähig noch reformierbar sei. Seine
Ansicht fand er in zahlreichen Affären der Wiener Politik bestätigt, sowie in der
„Oberflächlichkeit und Schlechtigkeit“ der Machtpolitik des Kaiserreichs auf dem
Balkan. Österreich sei „moralisch zusammengebrochen“ und stehe vor dem
„unabwendbaren Untergang“.2
Er hoffte deshalb auf eine Zerschlagung Österreich-Ungarns und die Gründung einer
eigenständigen tschechoslowakischen Republik. Dieses Ziel verfolgte Masaryk mit
seiner Politik während des Krieges.3 [...]
1 Masaryk, T.G.: Die Weltrevolution. Erich Reiss Verlag Berlin 1925
(Im folgenden durch „Weltr.“ abgekürzt), S. 4
2 Weltr. S. 2f
3 siehe 2
Inhaltsverzeichnis
- Der unpolitische Politiker
- Politische Gegner Masaryks
- Gründung der Auslandsaktion
- Werben um die Westmächte
- Aufbau der Armee
- Gründung der Tschechoslowakei
- Zum Schluss
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Politik von Thomas Garrigue Masaryk während des Ersten Weltkriegs. Sie analysiert die Grundmuster, Methoden und Motive seines Handelns, das zur Gründung der Tschechoslowakischen Republik führte.
- Masaryks Opposition gegen Österreich-Ungarn und seine Vision einer tschechoslowakischen Republik
- Die Herausforderungen der Auslandsaktion und die politischen Gegner Masaryks
- Die Rolle der Öffentlichkeitsarbeit und der Aufbau einer tschechoslowakischen Armee
- Die Bedeutung von internationalen Beziehungen und die Unterstützung der Westmächte
- Die Rolle der Kultur und die Bedeutung der Selbstbestimmung für die Gründung der Tschechoslowakei
Zusammenfassung der Kapitel
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Das erste Kapitel stellt Masaryks politische Ansichten und seine Kritik an der Doppelmonarchie dar. Er sah Österreich-Ungarn als reformunfähig und hoffte auf eine Zerschlagung des Reiches, um eine eigenständige tschechoslowakische Republik zu gründen. Masaryk betonte die Notwendigkeit einer demokratischen Selbstverwaltung, Entmilitarisierung und Entfeudalisierung des neuen Staates. Er sah seinen Kampf als Widerstand gegen die politische und kulturelle Rückständigkeit Österreich-Ungarns und strebte eine "Entösterreichung" des Volkes an.
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Das zweite Kapitel beleuchtet die politischen Gegner Masaryks innerhalb der tschechischen Gesellschaft. Während einige auf eine Unterstützung Russlands hofften, um die Unabhängigkeit zu erlangen, wollten andere Österreich-Ungarn erhalten, um einen Schutz gegenüber deutschen und russischen Einflüssen zu gewährleisten. Masaryk stand sowohl in Opposition zur Regierung in Wien als auch zu vielen Politikern in Prag, die seine Auslandsaktion nicht unterstützten.
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Das dritte Kapitel beschreibt die Gründung der tschechischen Auslandsaktion. Masaryk reiste nach dem Kriegsausbruch nach Genf, wo er die verschiedenen tschechischen Exilgruppen zu einem einheitlichen Vorgehen bewegen wollte. Er organisierte die Kommunikation zwischen den Kolonien und etablierte ein zuverlässiges Nachrichtensystem. Masaryk bediente sich nationalistischer Rhetorik, um die Unterstützung der Exiltschechen zu gewinnen und für seine Sache zu werben.
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Das vierte Kapitel behandelt Masaryks Bemühungen, die Westmächte für die Gründung einer tschechoslowakischen Republik zu gewinnen. Er reiste nach Paris und London, um die Öffentlichkeit der Ententestaaten von der Rechtmäßigkeit der tschechischen Ansprüche zu überzeugen. Masaryk setzte dabei auf eine wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit, indem er die tschechische Kultur hervorhob und die Demokratie als Alternative zum Habsburgerreich präsentierte.
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Das fünfte Kapitel beschreibt den Aufbau der tschechoslowakischen Armee. Masaryk reiste nach Russland, um die bestehenden tschechischen Einheiten aus der russischen Armee herauszulösen und sie zu einer eigenständigen Armee zusammenzufassen. Er zielte darauf ab, eine Armee zu bilden, die sich an den Kampfhandlungen beteiligte und die Verhandlungsposition der Auslandsaktion stärkte. Nach der russischen Revolution gelang es Masaryk, eine Armee von 128.000 Mann aufzustellen, die sich an den Kämpfen gegen das deutsche Heer beteiligte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Thomas Garrigue Masaryk, die Tschechoslowakei, den Ersten Weltkrieg, die Auslandsaktion, Österreich-Ungarn, die Westmächte, Selbstbestimmung, Demokratie, Kultur und die tschechische Armee. Die Arbeit beleuchtet Masaryks politische Strategie während des Ersten Weltkriegs, seine Vision einer tschechoslowakischen Republik und die Herausforderungen, die er dabei bewältigen musste.
- Quote paper
- Christian Oberfell (Author), 2003, Die Politik Masaryks während des Ersten Weltkrieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13462
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