Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 war der letzte der so genannten deutschen Einigungskriege, in dessen Folge es zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches kam. Nach dem Sieg des Norddeutschen Bundes (unter der Vorherrschaft Preußens) und der mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten über Napoleon III. formierte sich auf kleindeutscher Grundlage ein deutscher Nationalstaat. Nach dem endgültigen Zusammenbruch des maroden Alten Reiches 1806 (das allerdings eher als loser übernationaler Verband hunderter von Klein- und Kleinststaaten zu gelten hatte) war es im Zuge der Befreiungskriege in ganz Europa zu Nationalstaatsbewegungen gekommen, wobei den Deutschen ein einheitlicher eigener Nationalstaat aufgrund preußisch-österreichischer Rivalitäten zunächst verwehrt blieb. Erst mit dem Sieg über Frankreich konnten die innerdeutschen Rivalitäten insofern aus dem Weg geräumt werden, als dass die süddeutschen Staaten, die den Norddeutschen Bund gegen Napoleon III unterstützt hatten, zu einer Reichsgründung unter der Vorherrschaft eines preußischen Kaisers bewegt werden konnten, obwohl sie 1866 im Deutschen Krieg auf Seiten Österreichs gegen Preußen gefochten hatten.
Erst durch den deutsch-französischen Krieg konnte Bismarck die deutsche Einigung vollenden, expliziter formuliert durch den schnellen Sieg der Truppen Preußens und seiner Verbündeter. Dieser resultierte vor allem aus der exakten Planung der preußischen Generalität unter Helmuth von Moltke. Doch wer war Moltke und welche Bedeutung hatte er für den deutschen Sieg? Welchen Einfluss hatte er auf die Kriegsplanung und Kriegsdurchführung, welche Rolle nahm er im Kriegsgeschehen ein? Welches operative Denken lag ihm zugrunde und wie änderte sich dieses durch die von ihm gemachten Erfahrungen in Frankreich? Mit diesen Fragen setzt sich die vorliegende Hausarbeit auseinander.
Diesbezüglich werden im ersten Abschnitt zunächst grundlegende Elemente der Kriegstheorie bei Clausewitz und Moltke erläutert, wobei auch auf den Begriff des Krieges und die Unterscheidung zwischen Volkskrieg und Kabinettskrieg eingegangen wird.
Während sich das zweite Kapitel dann allgemein mit der Wirkung und Bedeutung Helmuth von Moltkes auseinandersetzt, analysiert der zentrale dritte Absatz dieser Arbeit den tatsächlichen Einfluss Moltkes auf die Kriegsplanung am Vorabend des Konfliktes.
Der nächste Passus befasst sich daraufhin mit der Rolle Moltkes im Kriegsgeschehen selbst.
Inhaltsverzeichnis
- 1.) Kriegstheorie im Wandel vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg
- 1.1) Der Begriff des Krieges
- 1.2) Der Übergang vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg
- 1.3) Kriegstheorie und Kriegsgeschichte bei Moltke
- 2.) Wirkung und Bedeutung des Generalfeldmarschalls von Moltke
- 2.1) Leben und Wirkung Helmuth von Moltkes
- 2.2) Operatives Denken bei Moltke
- 3.) Moltkes Einfluss auf die Kriegsplanung und Kriegsdurchführung am Vorabend des Krieges von 1870/71
- 3.1) Vorbemerkungen
- 3.2) Moltkes Denkschrift vom Januar 1867
- 3.3) Brief an Kriegsminister General der Infanterie von Roon (Mai 1867)
- 3.4) Moltkes Denkschrift vom Winter 1868/69
- 3.5) Moltkes Operationsplan gegen Frankreich
- 3.6) Moltkes Einfluss auf die Planung des Krieges
- 4.) Moltkes Rolle im deutsch-französischen Krieg
- 4.1) Die Emser Depesche und Moltkes Reaktion auf die Kriegserklärung
- 4.2) Der Kriegsverlauf bis zur Schlacht von Sedan
- 4.3) Der allmähliche Wandel zum Volkskrieg
- 5.) Die Veränderung von Moltkes Planungsverhalten als Folge des deutsch-französischen Krieges
- 5.1) Moltkes „Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71“
- 5.2) Moltkes verändertes operatives Denken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Einfluss Helmuth von Moltkes auf die Planung und Führung des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71. Ziel ist es, Moltkes operatives Denken zu analysieren und dessen Wandel im Verlauf des Krieges aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet Moltkes Rolle bei der deutschen Einigung und seine Bedeutung für den Sieg Preußens.
- Entwicklung der Kriegstheorie vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg
- Moltkes Leben, Wirken und strategisches Denken
- Moltkes Einfluss auf die Kriegsplanung vor 1870/71
- Moltkes Rolle im Kriegsverlauf 1870/71
- Veränderung von Moltkes operativem Denken nach dem Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
1.) Kriegstheorie im Wandel vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg: Dieses Kapitel untersucht den Wandel der Kriegstheorie vom begrenzten Kabinettskrieg zum umfassenden Volkskrieg im 19. Jahrhundert. Es vergleicht die Ansichten Clausewitzs und Moltkes zum Wesen des Krieges und analysiert die Charakteristika beider Kriegstypen, wobei der Übergang vom einen zum anderen im Kontext der politischen und technologischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts beleuchtet wird. Die Bedeutung der raschen Entscheidungsschlacht im Denken Moltkes wird im Bezug auf den Deutschen Krieg von 1866 hervorgehoben.
2.) Wirkung und Bedeutung des Generalfeldmarschalls von Moltke: Dieses Kapitel porträtiert Helmuth von Moltke als bedeutende historische Figur, untersucht sein Leben und Wirken, und analysiert sein operatives Denken. Es legt dar, wie sein strategischer Ansatz die preußische Kriegsführung prägte und für den Erfolg im Deutsch-Französischen Krieg entscheidend war. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis von Moltkes Rolle im folgenden Geschehen.
3.) Moltkes Einfluss auf die Kriegsplanung und Kriegsdurchführung am Vorabend des Krieges von 1870/71: Dieses Kapitel analysiert Moltkes konkrete Beteiligung an der Kriegsplanung vor dem Deutsch-Französischen Krieg. Es untersucht seine Denkschriften und Korrespondenz, um seinen strategischen Ansatz und seine Vorbereitungen aufzuzeigen. Die Bedeutung seiner Operationspläne und deren Einfluss auf die preußische Kriegsführung werden detailliert dargestellt. Der Fokus liegt auf dem präventiven Charakter der preußischen Kriegsvorbereitung.
4.) Moltkes Rolle im deutsch-französischen Krieg: Dieses Kapitel befasst sich mit Moltkes aktiver Rolle während des Deutsch-Französischen Krieges. Es analysiert seine Reaktionen auf die Kriegserklärung, die Entwicklung des Krieges bis zur Schlacht von Sedan, und den allmählichen Übergang zum Volkskrieg. Die Kapitel verdeutlicht Moltkes Führungsstil und Entscheidungsfindungsprozesse während des Krieges.
5.) Die Veränderung von Moltkes Planungsverhalten als Folge des deutsch-französischen Krieges: Das Kapitel untersucht die Veränderungen in Moltkes operativem Denken nach dem Krieg. Es analysiert seine "Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71" und andere Schriften um seine Reflexionen über die Ereignisse und ihre Konsequenzen zu beleuchten. Der Fokus liegt auf dem Einfluss des Krieges auf seine strategischen Ansätze und die Anpassung seines Denkens an die neuen Realitäten des modernen Krieges.
Schlüsselwörter
Deutsch-Französischer Krieg 1870/71, Helmuth von Moltke, Kriegstheorie, Kabinettskrieg, Volkskrieg, Kriegsplanung, Kriegsführung, strategisches Denken, operatives Denken, deutsche Einigung, Bismarck.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Helmuth von Moltkes Einfluss auf den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den Einfluss Helmuth von Moltkes auf die Planung und Führung des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71. Sie analysiert sein operatives Denken und dessen Wandel im Kriegsverlauf, beleuchtet seine Rolle bei der deutschen Einigung und seine Bedeutung für den preußischen Sieg.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Kriegstheorie vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg, Moltkes Leben und strategisches Denken, seinen Einfluss auf die Kriegsplanung vor 1870/71, seine Rolle im Kriegsverlauf 1870/71 und die Veränderung seines operativen Denkens nach dem Krieg.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln: Kapitel 1 analysiert den Wandel der Kriegstheorie; Kapitel 2 porträtiert Moltke und sein operatives Denken; Kapitel 3 untersucht Moltkes Einfluss auf die Kriegsplanung vor 1870/71; Kapitel 4 behandelt seine Rolle im Kriegsverlauf; und Kapitel 5 analysiert die Veränderung seines Denkens nach dem Krieg. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse der jeweiligen Aspekte.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Hausarbeit bezieht sich auf Moltkes Denkschriften, Korrespondenz und seine "Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71". Weitere Quellen werden in der Arbeit selbst zitiert. (Die konkreten Quellenangaben sind im Dokument nicht explizit aufgeführt, daher ist diese Antwort eine allgemeine Aussage.)
Was ist die Zielsetzung der Hausarbeit?
Die Zielsetzung ist die Analyse von Moltkes operativem Denken und die Darstellung seines Wandels im Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges. Die Arbeit soll seine Bedeutung für den preußischen Sieg und die deutsche Einigung hervorheben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Deutsch-Französischer Krieg 1870/71, Helmuth von Moltke, Kriegstheorie, Kabinettskrieg, Volkskrieg, Kriegsplanung, Kriegsführung, strategisches Denken, operatives Denken, deutsche Einigung, Bismarck.
Welche Rolle spielte die Emser Depesche in der Arbeit?
Die Emser Depesche und Moltkes Reaktion darauf werden in Kapitel 4 ("Moltkes Rolle im deutsch-französischen Krieg") behandelt, im Kontext der Kriegserklärung und des Kriegsbeginns.
Wie wird der Übergang vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg dargestellt?
Der Übergang vom Kabinettskrieg zum Volkskrieg wird in Kapitel 1 und 4 analysiert, unter Berücksichtigung der politischen und technologischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts und im Kontext des Deutsch-Französischen Krieges.
Welche Bedeutung hat Moltkes "Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71" für die Arbeit?
Moltkes "Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71" dient in Kapitel 5 als primäre Quelle zur Analyse der Veränderungen in Moltkes operativem Denken nach dem Krieg und seiner Reflexionen über die Ereignisse.
Wie wird Moltkes strategisches und operatives Denken beschrieben?
Moltkes strategisches und operatives Denken wird in mehreren Kapiteln analysiert, mit besonderem Fokus auf Kapitel 2 ("Wirkung und Bedeutung des Generalfeldmarschalls von Moltke") und Kapitel 5 ("Die Veränderung von Moltkes Planungsverhalten"). Die Arbeit zeigt die Entwicklung seines Denkens über den Kriegsverlauf hinweg auf.
- Quote paper
- Joachim Graf (Author), 2009, Helmuth von Moltke und der deutsch-französische Krieg von 1870/71, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134427