Das Reich der französischen Könige im Hochmittelalter war bis in die Regierungszeit König Philipp II. Augustus (1165-1223) hinein vom politisch weitgehend eigenständig agierenden Adel geprägt. Die faktische Regierungsgewalt der Kapetinger erstreckte sich in diesem Zeitraum allein über die Krondomäne, während große Regionen im Süden und Nordwesten des Reiches außerhalb des königlichen Wirkungsbereiches standen. Diese raumstrukturell nachteilhafte Ausgangsposition kennzeichnet den Charakter der Entwicklung des Westfrankenreichs zum Frankreich in Europa. Innerhalb dieser Entwicklung sind für den Zeitraum des 11. bis 13. Jahrhunderts Prozesse zu beobachten, welche die politische Geltung der französischen Könige zuerst gegenüber dem konkurrierenden lokalen Adel, sodann gegenüber den fürstlichen Territorialgewalten und schließlich gegenüber den europäischen Nachbarreichen entscheidend stärkten. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen somit die herrschaftsstrukturell bedingten Interaktionen der französischen Könige im Beziehungsgefüge ihres Reiches und inmitten der europäischen Mächtekonstellationen, die diesen politischen Aufstieg vorbereitet hatten. Dabei wurde auf der Grundlage der kapetingischen Königsurkunden versucht, die Konzeption französischer Königsherrschaft in ihrer Bedingung und Entwicklung sowie in ihrem wesentlichen historischen Erfolgsmoment zu beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vergleichende, theoretische Überlegungen zu räumlichen Konzeptionen hochmittelalterlicher Königsherrschaften
- Konzeptionen europäischer Königsherrschaften: Methoden und Probleme ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung
- Allianzen, Koalitionen und Konsensbildung als Merkmale der frühkapetingischen Herrschaftskonzeption
- Grundlagen der Königsherrschaft: Salier und Kapetinger im 11. Jahrhundert
- Allianzenbildung als Ausdruck räumlicher Herrschaftskonzeption
- Königshof, herrschaftspolitischer Konsens und personale Kräftebindung
- Methodische Ausrichtung
- Allianzenbildung und adelige Königsnähe in der Herrschaftspraxis der Kapetinger im 11. Jahrhundert
- Der räumliche Wirkungsbereich der frühen Kapetinger
- Signaturen von Konsens und Bündnis mit dem Hochadel unter Heinrich I.
- Die personale Kräftebindung im Spiegel der Königsurkunde unter Philipp I.
- Allianzenbildung und außenpolitische Geltung der Kapetinger im 11. Jahrhundert
- Allianzenbildung, Lehnshoheit und Herrschaftserweiterung der Kapetinger im 12. und angehenden 13. Jahrhundert
- Die räumliche Erfassung der Krondomäne unter Ludwig VI.
- Das Verhältnis zum niederen und hohen Adel
- Die Gefolgschaft des Kronepiskopats
- Die Invasion Heinrichs V. und ein Mandat Ludwigs VI. aus dem Jahr 1124
- Eine neue Form der personalen Kräftegruppierung in der räumlichen Herrschaftskonzeption Philipp II.
- Die Allianzen mit den Staufern
- Das hominagium ligium und das Aktionspotential Philipp II.
- Die räumliche Erfassung der Krondomäne unter Ludwig VI.
- Schlußbetrachtung
- Quellen und Literatur
- Urkunden und Regesten
- Narrative Quellen
- Monographien und Aufsätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung einer räumlichen Konzeption französischer Königsherrschaft zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert anhand der Allianzenbildung und konsensualen Herrschaftspraxis der Kapetinger. Sie analysiert, wie die frühen Kapetinger durch Bündnisse mit dem Hochadel und dem Kronepiskopat ihre Machtposition stärkten und ihren Einflussbereich ausweiteten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, ob die Allianzenbildung eine bewusste Strategie zur räumlichen Abgrenzung oder Durchdringung königlicher Herrschaft darstellte.
- Räumliche Konzeption französischer Königsherrschaft
- Allianzenbildung der Kapetinger
- Konsensuale Herrschaftspraxis
- Personale Kräftebindung
- Räumliche Abgrenzung und Durchdringung königlicher Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der räumlichen Konzeption französischer Königsherrschaft im Hochmittelalter. Sie beleuchtet die Bedeutung von Allianzenbildung und konsensualer Herrschaftspraxis für die Kapetinger und stellt den methodischen Ansatz der Arbeit vor.
Kapitel 2 widmet sich vergleichenden, theoretischen Überlegungen zu räumlichen Konzeptionen hochmittelalterlicher Königsherrschaften. Es analysiert die Methoden und Probleme der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Königsherrschftskonzeptionen und untersucht die Rolle von Allianzen, Koalitionen und Konsensbildung in der frühkapetingischen Herrschaftskonzeption.
Kapitel 3 untersucht die Allianzenbildung und adelige Königsnähe in der Herrschaftspraxis der Kapetinger im 11. Jahrhundert. Es analysiert den räumlichen Wirkungsbereich der frühen Kapetinger, die Signaturen von Konsens und Bündnis mit dem Hochadel unter Heinrich I. und die personale Kräftebindung im Spiegel der Königsurkunde unter Philipp I. Das Kapitel beleuchtet auch die außenpolitische Geltung der Kapetinger im 11. Jahrhundert.
Kapitel 4 befasst sich mit der Allianzenbildung, Lehnshoheit und Herrschaftserweiterung der Kapetinger im 12. und angehenden 13. Jahrhundert. Es analysiert die räumliche Erfassung der Krondomäne unter Ludwig VI., das Verhältnis zum niederen und hohen Adel, die Gefolgschaft des Kronepiskopats und die Invasion Heinrichs V. sowie ein Mandat Ludwigs VI. aus dem Jahr 1124. Das Kapitel beleuchtet auch die neue Form der personalen Kräftegruppierung in der räumlichen Herrschaftskonzeption Philipp II., insbesondere die Allianzen mit den Staufern und das hominagium ligium.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die französische Königsherrschaft, die Kapetinger, Allianzenbildung, konsensuale Herrschaftspraxis, räumliche Konzeption, Krondomäne, Hochadel, Kronepiskopat, Lehnshoheit, hominagium ligium, Bündnispolitik, Machtpolitik, Frankreich im Hochmittelalter, 11. Jahrhundert, 12. Jahrhundert, 13. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Jan Habermann (Autor:in), 2008, Allianzenbildung und konsensuale Herrschaftspraxis der Kapetinger im Hochmittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134208