In der öffentlichen Debatte um Biotreibstoffe der ersten Generation, die zurzeit auf dem deutschen Kraftstoffmarkt in Rein- oder Mischform angeboten werden, hat sich Ernüchterung eingestellt. Die Rohstoffbereitstellung aus heimischen Quellen zur Substitution fossilen Treibstoffs ist nur in kleinen Mengen möglich und verschärft zudem den Konkurrenzdruck zum Nahrungs- und Futtermittelan-bau um die Verwendung der Flächen, die Umweltbilanz ist umstritten und die Kfz- Hersteller sehen Probleme beim Einsatz des Biotreibstoffs in neuen Moto-ren.
Die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen gelang erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts und lieferte den Beweis der technischen Machbarkeit der Um-wandlung von Kohle in flüssige Kohlenwasserstoffe (Coal-to-Liquid). Die industrielle Produktion des synthetischen Kraftstoffs „Biomass-to-Liquid“ (BtL) steht allerdings erst kurz bevor und ist so weit fortgeschritten, dass BtL kurz vor der Marktreife steht. Wenn sich der synthetische „Biomass-to-Liquid“ (BtL)-Kraftstoff am Markt etablieren kann, wird auch die niedersächsische Landwirtschaft als Rohstofflieferant eine Rolle spielen.
Nachdem die Erzeugerpreise in der jüngeren Vergangenheit einen Aufwärtstrend zu verzeichnen hatten, blickt die Landwirtschaft auch in Niedersachsen wieder positiver in die Zukunft. Neben der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln kam vor einigen Jahren der Anbau von Rohstoffen für die Biogasgewinnung und für die Biotreibstoffe der ersten Generation hinzu. Von aktuellem Interesse ist nun, ob und wie sich der Rohstoffanbau zur BtL-Produktion auf den niedersächsischen Agrarraum auswirkt. Werden möglicherweise die gleichen ökologischen Fehler gemacht oder hat man z. B. im Bereich Anbau hinzugelernt und achtet mehr auf Biodiversität? Bietet diese Absatzmöglichkeit den Landwirten über die, ggf. nur kurzfristig, steigenden Erzeugerpreise hinaus eine nachhaltige berufliche Perspektive? Damit untrennbar verbunden ist die Frage nach der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den BtL-Rohstoffanbau. Wie sind die Chancen zu bewerten, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung gesichert bzw. gesteigert werden können? Weiterhin soll untersucht werden, ob und wie sich die veränderte Flächennutzung auf das Landschaftsbild auswirkt und welche Probleme damit ggf. verbunden sein werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der niedersächsische Agrarraum
- 3 Was sind BtL-Kraftstoffe?
- 3.1 Abgrenzung gegenüber Biotreibstoffen der ersten Generation
- 3.2 Kraftstoffertrag
- 3.3 Emissionen
- 4 Expertengespräche
- 4.1 Einleitende Anmerkungen
- 4.2 Gespräch mit Stefan Ott
- 4.3 Gespräch mit Dr. Gerd Höher
- 4.4 Gespräch mit Prof. Dr. Michael Rode
- 5 Chancen und Risiken für die niedersächsische Landwirtschaft
- 5.1 Stilllegungsflächen
- 5.1.1 Rohstoffpotenzial des niedersächsischen Agrarraumes
- 5.1.1.1 Chancen für die niedersächsische Landwirtschaft
- 5.1.1.2 Alternative Nutzung der Produktionsflächen für Biokraftstoffe der ersten Generation
- 5.1.1.3 BtL-Rohstoffproduktion ausgewählter Bodengüteklassen
- 5.1.2 Alternative Grünlandnutzung
- 5.1.3 Produktionsoptionen für Betriebe auf guten oder sehr guten Böden
- 5.1.3 Produktionsoptionen für Betriebe an Standorten mäßiger oder geringer Fruchtbarkeit
- 5.2 Risiken für die niedersächsische Landwirtschaft
- 5.2.1 Betriebswirtschaftliche Risiken
- 5.2.2 Ackerbauliche Risiken
- 6 Entwicklungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum
- 6.1 Arbeitsplätze
- 6.2 Bedeutung des Produktionsfaktors „Boden“
- 7 Vor- und Nachteile für Natur und Umwelt
- 7.1 Vorteile für Natur und Umwelt
- 7.1.1 Vorteile durch Agroforstsysteme
- 7.1.2 Vorteile durch Zwei-Frucht-Nutzungssystem
- 7.2 Nachteile für Natur und Umwelt
- 7.2.1 Nachteile durch Intensivierung auf bereits bewirtschafteten Flächen
- 7.2.2 Nachteile durch Intensivierung auf bisher nicht genutzten Flächen
- 7.1 Vorteile für Natur und Umwelt
- 8 Auswirkungen auf die Flächennutzung und das Landschaftsbild
- 8.1 Veränderungen auf bisher nicht genutzten Flächen
- 8.2 Veränderungen auf bereits bewirtschafteten Flächen
- 8.3 Veränderung der Schlaggrößen
- 8.4 Sonstige Veränderungen
- 9 Integration des Themas in den Geographieunterricht der Realschule
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des Rohstoffanbaus für Biokraftstoffe der zweiten Generation auf den niedersächsischen Agrarraum. Ziel ist es, Chancen und Risiken dieser Entwicklung für Landwirtschaft, ländlichen Raum und Umwelt zu analysieren.
- Chancen und Risiken des BtL-Rohstoffanbaus für die niedersächsische Landwirtschaft
- Auswirkungen auf die Flächennutzung und das Landschaftsbild
- Entwicklungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum
- Ökologische Vor- und Nachteile des Biokraftstoffanbaus
- Integration des Themas in den Geographieunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beschreibt die Relevanz des Anbaus von Rohstoffen für Biokraftstoffe der zweiten Generation im niedersächsischen Agrarraum. Sie skizziert die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit. Die Einbettung des Themas in den aktuellen Diskurs um nachhaltige Energiegewinnung wird ebenfalls beleuchtet, und die Arbeit von Henry Ford wird als Ausgangspunkt der Betrachtung von alternativen Kraftstoffen genutzt.
2 Der niedersächsische Agrarraum: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den niedersächsischen Agrarraum, seine Struktur, seine landwirtschaftliche Nutzung und seine regionalen Besonderheiten. Es legt die Basis für die spätere Analyse der Auswirkungen des Biokraftstoffanbaus auf diesen Raum, indem es die bestehenden landwirtschaftlichen Strukturen und deren Verwundbarkeit gegenüber Veränderungen verdeutlicht. Es liefert wichtige Kontextinformationen für das Verständnis der späteren Kapitel.
3 Was sind BtL-Kraftstoffe?: Dieses Kapitel definiert BtL-Kraftstoffe und grenzt sie von Biotreibstoffen der ersten Generation ab. Es erläutert die Herstellung, den Kraftstoffertrag und die Emissionen dieser Kraftstoffe. Die Abgrenzung zu den Biotreibstoffen der ersten Generation ist besonders wichtig, um die spezifischen Herausforderungen und Potentiale des BtL-Anbaus zu verstehen und die Arbeit im Kontext der Biokraftstoffdiskussion zu positionieren. Der Vergleich der Emissionen liefert wichtige Informationen über den ökologischen Fußabdruck dieser Technologie.
4 Expertengespräche: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse von Experteninterviews mit relevanten Akteuren der Branche präsentiert. Die Gespräche mit Stefan Ott, Dr. Gerd Höher und Prof. Dr. Michael Rode liefern wertvolle Einblicke in die verschiedenen Perspektiven und Einschätzungen zum Thema. Die Einbeziehung dieser Expertenmeinungen erweitert die Analyse und gibt ihr mehr Gewicht, indem unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen berücksichtigt werden.
5 Chancen und Risiken für die niedersächsische Landwirtschaft: Dieses Kapitel analysiert die Chancen und Risiken des Biokraftstoffanbaus für die niedersächsische Landwirtschaft. Es betrachtet die potenziellen Vorteile wie zusätzliche Einkommensquellen und die Möglichkeiten der Flächennutzung, aber auch die damit verbundenen Risiken, z.B. betriebswirtschaftliche und ackerbauliche Herausforderungen. Die detaillierte Betrachtung der Chancen und Risiken für verschiedene Bodengüteklassen unterstreicht die Komplexität des Themas und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise.
6 Entwicklungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum: Dieses Kapitel befasst sich mit den Entwicklungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum im Kontext des Biokraftstoffanbaus. Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bedeutung des Produktionsfaktors „Boden“ stehen im Mittelpunkt der Betrachtung. Hier werden die positiven Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes beleuchtet, ohne jedoch die potentiellen negativen Folgen auszublenden.
7 Vor- und Nachteile für Natur und Umwelt: In diesem Kapitel werden die ökologischen Vor- und Nachteile des Biokraftstoffanbaus bewertet. Vorteile wie die Förderung von Agroforstsystemen und die Zwei-Frucht-Nutzung werden gegen die potenziellen Nachteile wie die Intensivierung der Flächennutzung abgewogen. Die umfassende Analyse der ökologischen Aspekte ist essenziell für eine ganzheitliche Bewertung der Nachhaltigkeit dieser Technologie.
8 Auswirkungen auf die Flächennutzung und das Landschaftsbild: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen des Biokraftstoffanbaus auf die Flächennutzung und das Landschaftsbild. Es analysiert Veränderungen auf genutzten und ungenutzten Flächen sowie die Veränderung der Schlaggrößen. Die umfassende Betrachtung der landschaftsästhetischen und ökologischen Konsequenzen ermöglicht eine fundierte Bewertung der Nachhaltigkeit und der langfristigen Auswirkungen.
9 Integration des Themas in den Geographieunterricht der Realschule: Dieses Kapitel beschreibt, wie das Thema im Geographieunterricht der Realschule behandelt werden kann, und bietet didaktische Vorschläge und Anregungen für den Unterricht.
Schlüsselwörter
Biokraftstoffe der 2. Generation, BtL-Kraftstoffe, niedersächsischer Agrarraum, Chancen, Risiken, Flächennutzung, Landschaftsbild, ländlicher Raum, Umweltverträglichkeit, Geographieunterricht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Auswirkungen des Rohstoffanbaus für Biokraftstoffe der zweiten Generation auf den niedersächsischen Agrarraum
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des Anbaus von Rohstoffen für Biokraftstoffe der zweiten Generation (BtL-Kraftstoffe) auf den niedersächsischen Agrarraum. Sie analysiert Chancen und Risiken dieser Entwicklung für die Landwirtschaft, den ländlichen Raum und die Umwelt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter die Definition von BtL-Kraftstoffen und deren Abgrenzung zu Biotreibstoffen der ersten Generation, die Analyse des niedersächsischen Agrarraumes, Experteninterviews, die Chancen und Risiken für die Landwirtschaft (einschließlich verschiedener Bodengüteklassen), Entwicklungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum, ökologische Vor- und Nachteile, Auswirkungen auf die Flächennutzung und das Landschaftsbild sowie die didaktische Integration des Themas in den Geographieunterricht der Realschule.
Welche Methodik wurde angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer Literaturrecherche und Expertengesprächen mit relevanten Akteuren aus der Branche (Stefan Ott, Dr. Gerd Höher, Prof. Dr. Michael Rode). Die Ergebnisse dieser Interviews werden in die Analyse integriert.
Welche Chancen bietet der BtL-Rohstoffanbau für die niedersächsische Landwirtschaft?
Die Arbeit identifiziert potentielle Vorteile wie zusätzliche Einkommensquellen und Möglichkeiten der Flächennutzung. Die Chancen werden differenziert nach Bodengüteklassen betrachtet.
Welche Risiken birgt der BtL-Rohstoffanbau für die niedersächsische Landwirtschaft?
Die Arbeit beleuchtet betriebswirtschaftliche und ackerbauliche Risiken, die mit dem Anbau von BtL-Rohstoffen verbunden sind.
Wie wirkt sich der BtL-Anbau auf den ländlichen Raum aus?
Die Arbeit analysiert die potentiellen Auswirkungen auf Arbeitsplätze und die Bedeutung des Produktionsfaktors „Boden“ für die Entwicklung des ländlichen Raumes.
Welche ökologischen Vor- und Nachteile werden diskutiert?
Die Arbeit bewertet ökologische Vorteile wie die Förderung von Agroforstsystemen und Zwei-Frucht-Nutzungssystemen, aber auch potentielle Nachteile durch die Intensivierung der Flächennutzung auf bereits bewirtschafteten und bisher ungenutzten Flächen.
Wie wirkt sich der BtL-Anbau auf die Flächennutzung und das Landschaftsbild aus?
Die Arbeit untersucht die Veränderungen der Flächennutzung auf genutzten und ungenutzten Flächen, die Veränderung der Schlaggrößen und sonstige Auswirkungen auf das Landschaftsbild.
Wie kann das Thema im Geographieunterricht der Realschule behandelt werden?
Die Arbeit bietet didaktische Vorschläge und Anregungen zur Integration des Themas in den Geographieunterricht der Realschule.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Biokraftstoffe der 2. Generation, BtL-Kraftstoffe, niedersächsischer Agrarraum, Chancen, Risiken, Flächennutzung, Landschaftsbild, ländlicher Raum, Umweltverträglichkeit, Geographieunterricht.
Wie werden BtL-Kraftstoffe definiert und von Biotreibstoffen der ersten Generation abgegrenzt?
Die Arbeit definiert BtL-Kraftstoffe und grenzt sie von Biotreibstoffen der ersten Generation ab, indem sie die Herstellung, den Kraftstoffertrag und die Emissionen vergleicht.
Welche Experten wurden interviewt?
Die Arbeit beinhaltet Experteninterviews mit Stefan Ott, Dr. Gerd Höher und Prof. Dr. Michael Rode.
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- Bachelor of Science Alexander Fricke (Author), 2009, Welche Effekte hat der Rohstoffanbau für Biokraftstoffe der 2. Generation auf den niedersächsischen Agrarraum?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134113