In der öffentlichen Debatte um Biotreibstoffe der ersten Generation, die zurzeit auf dem deutschen Kraftstoffmarkt in Rein- oder Mischform angeboten werden, hat sich Ernüchterung eingestellt. Die Rohstoffbereitstellung aus heimischen Quellen zur Substitution fossilen Treibstoffs ist nur in kleinen Mengen möglich und verschärft zudem den Konkurrenzdruck zum Nahrungs- und Futtermittelan-bau um die Verwendung der Flächen, die Umweltbilanz ist umstritten und die Kfz- Hersteller sehen Probleme beim Einsatz des Biotreibstoffs in neuen Moto-ren.
Die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen gelang erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts und lieferte den Beweis der technischen Machbarkeit der Um-wandlung von Kohle in flüssige Kohlenwasserstoffe (Coal-to-Liquid). Die industrielle Produktion des synthetischen Kraftstoffs „Biomass-to-Liquid“ (BtL) steht allerdings erst kurz bevor und ist so weit fortgeschritten, dass BtL kurz vor der Marktreife steht. Wenn sich der synthetische „Biomass-to-Liquid“ (BtL)-Kraftstoff am Markt etablieren kann, wird auch die niedersächsische Landwirtschaft als Rohstofflieferant eine Rolle spielen.
Nachdem die Erzeugerpreise in der jüngeren Vergangenheit einen Aufwärtstrend zu verzeichnen hatten, blickt die Landwirtschaft auch in Niedersachsen wieder positiver in die Zukunft. Neben der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln kam vor einigen Jahren der Anbau von Rohstoffen für die Biogasgewinnung und für die Biotreibstoffe der ersten Generation hinzu. Von aktuellem Interesse ist nun, ob und wie sich der Rohstoffanbau zur BtL-Produktion auf den niedersächsischen Agrarraum auswirkt. Werden möglicherweise die gleichen ökologischen Fehler gemacht oder hat man z. B. im Bereich Anbau hinzugelernt und achtet mehr auf Biodiversität? Bietet diese Absatzmöglichkeit den Landwirten über die, ggf. nur kurzfristig, steigenden Erzeugerpreise hinaus eine nachhaltige berufliche Perspektive? Damit untrennbar verbunden ist die Frage nach der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den BtL-Rohstoffanbau. Wie sind die Chancen zu bewerten, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung gesichert bzw. gesteigert werden können? Weiterhin soll untersucht werden, ob und wie sich die veränderte Flächennutzung auf das Landschaftsbild auswirkt und welche Probleme damit ggf. verbunden sein werden.
Inhalt:
1 EINLEITUNG
2 DER NIEDERSÄCHSISCHE AGRARRAUM
3 WAS SIND BTL-KRAFTSTOFFE?
3.1 Abgrenzung gegenüber Biotreibstoffen der ersten Generation
3.2 Kraftstoffertrag
3.3 Emissionen
4 EXPERTENGESPRÄCHE
4.1 Einleitende Anmerkungen
4.2 Gespräch mit Stefan Ott
4.3 Gespräch mit Dr. Gerd Höher
4.4 Gespräch mit Prof. Dr. Michael Rode
5 CHANCEN UND RISIKEN FÜR DIE NIEDERSÄCHSISCHE LANDWIRTSCHAFT
5.1 Chancen für die niedersächsische Landwirtschaft
5.1.1 Rohstoffpotenzial des niedersächsischen Agrarraumes
5.1.1.1 Stilllegungsflächen
5.1.1.2 Strohverwertung
5.1.1.3 Alternative Nutzung der Produktionsflächen für Biokraftstoffe der ersten Generation
5.1.2 BtL-Rohstoffproduktion ausgewählter Bodengüteklassen
5.1.2.1 Alternative Grünlandnutzung
5.1.2.2 Produktionsoptionen für Betriebe auf guten oder sehr guten Böden
5.1.2.3 Produktionsoptionen für Betriebe an Standorten mäßiger oder geringer Fruchtbarkeit
5.1.3 Generelle Chancen für die niedersächsische Landwirtschaft
5.2 Risiken für die niedersächsische Landwirtschaft
5.2.1 Betriebswirtschaftliche Risiken
5.2.2 Ackerbauliche Risiken
6 ENTWICKLUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR DEN LÄNDLICHEN RAUM
6.1 Arbeitsplätze
6.2 Bedeutung des Produktionsfaktors ,Boden'
7 VOR- UND NACHTEILE FÜR NATUR UND UMWELT
7.1 Vorteile für Natur und Umwelt
7.1.1 Vorteile durch Agroforstsysteme
7.1.2 Vorteile durch Zwei-Frucht-Nutzungssystem
7.2 Nachteile für Natur und Umwelt
7.2.1 Nachteile durch Intensivierung auf bereits bewirtschafteten Flächen
7.2.2 Nachteile durch Intensivierung auf bisher nicht genutzten Flächen
8 AUSWIRKUNGEN AUF DIE FLÄCHENNUTZUNG UND DAS LANDSCHAFTSBILD
8.1 Veränderungen auf bisher nicht genutzten Flächen
8.2 Veränderungen auf bereits bewirtschafteten Flächen
8.3 Veränderung der Schlaggrößen
8.4 Sonstige Veränderungen
9 INTEGRATION DES THEMAS IN DEN GEOGRAPHIEUNTERRICHT DER REALSCHULE
10 FAZIT
LITERATUR
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung l Anbaufläche von Mais von 1948 bis 2007 in Niedersachsen
Abbildung 2 Verteilung der bodengeschätzten Fläche nach Gemarkungsbodengüteklassen in Niedersachsen 1990
Abbildung 3 Hauptnutzungsarten der landwirtschaftlichen Fläche in Niedersachsen
Abbildung 4 Hydrologische Landschaften im Raum Niedersachsen - Verteilung des Niederschlages
Abbildung 5 Standort und Biomasseleistung (Pappelklon Max 4, Alter 4/4)
Abbildung 6 Verteilung der Bodenqualitäten in Niedersachsen
Abbildung 7 Verteilung der Milchkuhdichte in GV/ha nach Landkreisen 1999
Abbildung 8 Milcherzeugerpreise in Deutschland 2007 und 2008
Abbildung 9 Landkreise guter bis sehr guter Böden und ihre Weizenflächenanteile
Abbildung 10 Ackerfrüchte im aktuellen Rentabilitätsvergleich; Prognose für 2007 auf lehmigen bis sandigen Standorten
Abbildung llDie Verteilung der Anbauflächen 1999 nach Bodengüteklassen der Berichterstatterbezirke
Abbildung 12 Pachtentgelte für landwirtschaftliche Einzelgrundstücke nach Bundesländern (€ je ha landwirtschaftliche Fläche)
Abbildung 13 Agroforstsysteme sind eine weitere interessante Alternative
1 Einleitung
In der öffentlichen Debatte um Biotreibstoffe der ersten Generation, die zurzeit auf dem deutschen Kraftstoffmarkt in Rein- oder Mischform angeboten werden, hat sich Ernüchterung eingestellt. Die Rohstoffbereitstellung aus heimischen Quellen zur Substitution fossilen Treibstoffs ist nur in kleinen Mengen möglich und verschärft zudem den Konkurrenzdruck zum Nahrungs- und Futtermittelanbau um die Verwendung der Flächen, die Umweltbilanz ist umstritten und die Kfz- Hersteller sehen Probleme beim Einsatz des Biotreibstoffs in neuen Motoren.
Die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen gelang erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts und lieferte den Beweis der technischen Machbarkeit der Umwandlung von Kohle in flüssige Kohlenwasserstoffe (Coal-to-Liquid). Die industrielle Produktion des synthetischen Kraftstoffs „Biomass-to-Liquid“ (BtL) steht allerdings erst kurz bevor und ist so weit fortgeschritten, dass BtL kurz vor der Marktreife steht. Wenn sich der synthetische „Biomass-to-Liquid“ (BtL)-Kraftstoff am Markt etablieren kann, wird auch die niedersächsische Landwirtschaft als Rohstofflieferant eine Rolle spielen.
Nachdem die Erzeugerpreise in der jüngeren Vergangenheit einen Aufwärtstrend zu verzeichnen hatten, blickt die Landwirtschaft auch in Niedersachsen wieder positiver in die Zukunft. Neben der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln kam vor einigen Jahren der Anbau von Rohstoffen für die Biogasgewinnung und für die Biotreibstoffe der ersten Generation hinzu. Von aktuellem Interesse ist nun, ob und wie sich der Rohstoffanbau zur BtL-Produktion auf den niedersächsischen Agrarraum auswirkt. Werden möglicherweise die gleichen ökologischen Fehler gemacht oder hat man z. B. im Bereich Anbau hinzugelernt und achtet mehr auf Biodiversität? Bietet diese Absatzmöglichkeit den Landwirten über die, ggf. nur kurzfristig, steigenden Erzeugerpreise hinaus eine nachhaltige berufliche Perspektive? Damit untrennbar verbunden ist die Frage nach der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den BtL-Rohstoffanbau. Wie sind die Chancen zu bewerten, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung gesichert bzw. gesteigert werden können? Weiterhin soll untersucht werden, ob und wie sich die veränderte Flächennutzung auf das Landschaftsbild auswirkt und welche Probleme damit ggf. verbunden sein werden.
Zur Klärung dieser Fragen werde ich Gespräche mit Herrn Ott vom Bund für Umwelt und Naturschutz Niedersachsen, mit Herrn Dr. Höher, Referatsleiter „Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie“ des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie mit Herrn Prof. Dr. Rode von der Universität Hannover, Institut für Umweltplanung führen. Ich verspreche mir davon ein möglichst umfassendes und mehrperspektivisches Bild dieser Thematik abbilden zu können.
Das Arbeitsfeld, auf diese Weise Energie in großem Maßstab herzustellen, ist allerdings noch sehr jung und hinreichend belastbare Aussagen z. B. zur Flächenproduktivität liegen nur in Hochrechnungen vor. Die verwendete Literatur wird sich daher v. a. aus Veröffentlichungen aus Landesstatistikämtern, Landesministerien und Fachaufsätzen zusammensetzen.
Grundlage für mengenmäßige Berechnungen und qualitative Anforderungen an die Rohstoffe zur BtL-Treibstoffproduktion soll im Folgenden das Carbo-V- Verfahren der Firma Choren Industries GmbH aus dem sächsischen Freiberg bilden. Es bleibt abzuwarten, ob sich nach der Herstellung großer Produktionsmengen die bisherigen Annahmen im Laufe der nächsten Jahre bestätigen oder wieder revidiert werden müssen.
2 Der niedersächsische Agrarraum
Der Agrarraum Niedersachsen wird durch die Grenzen des Bundeslandes abgebildet, welches eine Fläche von 4.761.974 ha umfasst (vgl. Lskn 2008a). Die herausragende Stellung Niedersachsen als Agrarland wird u. a. am Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche an der Gesamtfläche des Landes deutlich. Für das Jahr 2007 dienten 2.618.465 ha der landwirtschaftlichen Produktion (vgl. LSKN 2008b, S. 10). Dies entspricht 55% der Landesfläche dar und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit 47% (Statistisches Bundesamt 2008a, S. 36 und 331 ; eigene Berechnungen).
Gleichzeitig wurden im Jahr 2007 landesweit insgesamt 49.917 landwirtschaftliche Betriebe gezählt (vgl. Nls 2008a). Davon bewirtschafteten rund 26.700 Betriebe (53%) als Einzelunternehmen 1,943 Mio. ha (74%) im Haupterwerb, während weitere 19.600 Nebenerwerbsbetriebe (39%) rund 324.000 ha (12%) bestellten (vgl. Statistisches Bundesamt 2008 b). Somit beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße in Niedersachsen rund 52 ha.
Die Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche erfolgte im Jahr 2007 mit 1.864.964 ha zum überwiegenden Teil (71%) als Ackerland, gefolgt von Dauergrünland mit 734.634 ha (28%) und Dauerkulturen auf einer Fläche von rund 15.500 ha (0,6%) (vgl. Lskn 2008b, S. 7 ff.). Auf dem Ackerland dominiert der Getreideanbau inkl. Körnermais mit 960.723 ha, wobei hierbei die Brotgetreidearten mit 542.653 ha den größten Anteil stellen (vgl. ebd. S. 10).
Die Wertschöpfung für Getreide in Niedersachsen lag für das Jahr 2006 bei 742 Mio. € (vgl.: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2007). Dies stellt einen Anteil von 15,8% für das gesamte Bundesgebiet dar und unterstreicht die deutschlandweite Bedeutung Niedersachsens als Agrarland (vgl. ebd.). Die gesamten pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse in Niedersachsen weisen einen Produktionswert zu Erzeugerpreisen in Höhe von 8,1 Mrd. € (20,2%) aus, die nach Abzug von Vorleistungen wie z. B. Dünge- und Pflanzenschutzaufwand immerhin noch einer Bruttowertschöpfung von 2,376 Mrd. € entsprechen (vgl. ebd.).
Die Leistung der niedersächsischen Landwirtschaft wurde im Jahr 2007 von rund 49.500 Arbeitskräften erbracht (vgl. Statistisches Bundesamt 2008, S. 345). Von den 370.500 bundesweit in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeitskräften (ohne Forstwirtschaft und Fischerei) entfielen somit ca. 13% auf Niedersachsen. Gleichzeitig stellen die landwirtschaftlich Beschäftigten an den Gesamtbeschäf- tigten in Niedersachsen nur den vergleichsweise geringen Anteil von 3,2% (vgl. Hsl 2008) dar, während der bundesdeutsche Durchschnitt mit ca. 2,1% noch darunter liegt (vgl. ebd.).
Bei der Betrachtung der mengenmäßigen Entwicklung der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist festzustellen, dass diese sich von 1979 bis zum Jahr 2007 von 2,77 Mio. ha um 6% auf 2,62 Mio. ha reduziert hat (vgl. Lskn 2008b, S. 7). Gleichzeitig wuchs die Ackerfläche von 1,62 Mio. ha um 15% auf 1,87 Mio. ha an. Beide Tendenzen begünstigten den Rückgang des Dauergrünlandes von 1,12 Mio. ha um 35% auf 0,73 Mio. ha. Zu welchen Gunsten das Grünland möglicherweise verdrängt wurde, könnte Abb. 1 aufzeigen. Körner- und auch Silagemais erlebten im Betrachtungszeitraum eine rasante Zunahme der Anbaufläche. Insbesondere die Jahre von 1979 bis 1985 und von 2003 bis 2007 weisen überproportional hohe Steigerungen auf, so dass aktuell diese allochthone Frucht auf 419.725 ha angebaut wird und ca. 16% der landwirtschaftlich genutzten Fläche Niedersachsens einnimmt (vgl. ebd. S. 10f.).
Abbildung 1 Anbaufläche von Mais von 1948 bis 2007 in Niedersachsen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Böden Niedersachsens weisen auf mehr als der Hälfte der Flächen eine Ertragsmesszahl (EMZ) von lediglich 25,1 bis 35 Bodenpunkten auf (s. Abb. 2). Noch geringwertigere Böden spielen kaum eine Rolle, weil die natürlichen Produktionsbedingungen einer ökonomischen Bewirtschaftung entgegenstehen. Besonders gute Böden mit einer EMZ von mehr als 75 treten allerdings ebenfalls sehr selten auf.
Abbildung 2 Verteilung der bodengeschätzten Fläche nach Gemarkungsbodengüteklassen in Niedersachsen 1990
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/nutzungen/artikel_1_2001 .htm vom 26.11.2008
Teilt man das Bundesland Niedersachsen nach der Art der überwiegenden Geschäftstätigkeit der Betriebe der jeweiligen Landkreise auf, ergibt sich ein dreigeteiltes Land (s. Abb. 3). Südlich der Linie zwischen den Landkreisen Oldenburg und Dannenberg herrscht Getreide als Hauptnutzungsart auf den Flächen vor. Nördlich dieser Linie ist v. a. Grünland anzutreffen, was auf eine intensive Milchviehhaltung hindeutet. Einzig die drei Landkreise Nordhorn, Cloppenburg und Grafschaft Bentheim weisen einen Veredelungsschwerpunkt auf.
Abbildung 3 Hauptnutzungsarten der landwirtschaftlichen Fläche in Niedersachsen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Lskn 2008b, S. 11
3 Was sind BtL-Kraftstoffe?
3.1 Abgrenzung gegenüber Biotreibstoffen der ersten Generation
BtL-Kraftstoffe gehören wie CtL und Gas-to-Liquid (GtL) zu den synthetischen Kraftstoffen. Während die Biokraftstoffe der ersten Generation ausschließlich aus den Früchten der unterschiedlichen Getreidearten (Bioethanol) und der Rapssaat (Biodiesel) hergestellt werden, können BtL-Kraftstoffe auf eine breitere Rohstoffbasis zurückgreifen. Die Rohstoffpalette „erstreckt sich von ohnehin anfallenden Reststoffen wie Stroh und Restholz auch auf Energiepflanzen, die eigens für die Kraftstofferzeugung angebaut und vollständig verwertet werden“ (Fnr 2008c).
Somit kommen Wald- und Altholz sowie auch schnell wachsende Hölzer, Kurzumtriebsgehölze und Agrarbiomasse in Frage. Neben Holz und Stroh, die ggf. auch in pelletierter Form verwertet werden können, kommen auch Getreideganzpflanzen Briketts, Miscanthus, Ausputzgetreide, Reststoffe aus Sägewerken und Recyclingholz zum Einsatz. Technisch können somit alle kohlenstoffhaltigen Rohstoffe für die Produktion von BtL-Kraftstoff verwendet werden. Die Größe der zu verarbeitenden Biomasse-Stücke sollte für einen reibungslosen Verarbeitungsprozess die Maße von 12cm x 5cm x 3cm nicht übersteigen und hinsichtlich Heizwert, Aschegehalt oder Zusammensetzung des Biomasserohstoffs homogen sein (vgl. Vodegel 2006, S. 6f.). Weiterhin sollte sie rieselfähig sein und keine aschehaltigen Materialien (z. B. Torf oder Klärschlamm) sowie faserhaltige Bestandteile (z. B. Papier oder Textilien) beinhalten und der Anteil an Störstoffen wie z. B. Metallteilen oder Scherben unterhalb von 5% liegen(vgl. ebd. S. 6). Der Feuchtigkeitsgehalt sollte zwischen 10% und 20% aber maximal bei 25% liegen, da eine notwendige, zusätzliche Trocknung die Wirtschaftlichkeit der Anlage sonst verringert (vgl. ebd. S. 9).
BtL-Kraftstoffe lassen sich im Produktionsprozess über eine abschließende Synthese so aufbereiten, dass die gewünschten Kraftstoffeigenschaften gezielt an die Bedürfnisse aller Motorengenerationen angepasst werden können. Dieser Schritt macht, neben der Ganzpflanzenverwertung, den größten Unterschied zu Biokraftstoffen der ersten Generation aus.
3.2 Kraftstoffertrag
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) geht von einer benötigten Biomasse von 3,7 kg für einen Liter BtL-Kraftstoff aus (vgl. Fnr 2008a). Weiterhin wird bei einer Energiepflanzenerntemenge von 15 bis 20 t/ha pro Jahr ein Kraftstoffertrag von 4.030 Liter/ha und Jahr bzw. 3.910 Liter Diesel/Ottokraftstoffäquivalent/ha und Jahr postuliert (vgl. ebd.). Im Hinblick auf diese Bezugsgröße weist BtL-Kraftstoff eine um den Faktor 2,75 höhere Flächenproduktivität gegenüber Biodiesel mit 1.420 Liter Dieseläquivalent/ha und Jahr aus Rapsöl (vgl. ebd.) auf.
3.3 Emissionen
Mit einer Dichte von 0,76 kg/l liegt der BtL-Kraftstoff erkennbar hinter fossilem Diesel (0,83 kg/l) und Biodiesel (0,88kg/l) (vgl. ebd.). Allerdings besticht BtL- Kraftstoff durch seine hohe Oktanzahl (>70), die für ein optimiertes Zünd- und Brennverhalten verantwortlich ist. Gleichzeitig ist dieser Treibstoff aromaten- und nahezu schwefelfrei (unterhalb der Nachweisgrenze).
Wichtigstes Argument für den neuen Treibstoff im Hinblick auf mögliche Einsparung des klimarelevanten CO2 ist die Reduktion von 90% dieses Gases im Vergleich zu fossilem Diesel (Choren FAQ’s 2008, S. 10). Gleichzeitig verfügt BtL- Kraftstoff mit 0,97 über den höchsten Kraftstoffäquivalenzwert aller Biotreibstoffe (vgl. FNR 2008a).
4 Expertengespräche
4.1 Einleitende Anmerkungen
Die Gesprächspartner sollen ein möglichst umfassendes Bild des BtL- Rohstoffanbaus liefern. Bei ihrer Auswahl stehen die unterschiedlichen Perspektiven zu dieser Thematik im Fokus. Herr Ott als Vertreter des BUND Landesverbandes Niedersachsen wird allem Erwarten nach eine recht skeptische Haltung zum Anbau von BtL-Rohstoffen haben. Herr Dr. Höher als Referatsleiter „Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie“ des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird ggf. eher eine unproblematischere und wohlwollende Sicht auf diese Thematik haben. Prof. Dr. Rode von der Universität Hannover, Institut für Umweltplanung, wird sich hingegen intensiv sowohl mit landwirtschaftlichen Möglichkeiten aus dem Rohstoffanbau als auch mit naturschutzmäßig notwendigen Bedingungen beschäftigt haben. Daher ist die Abgabe einer relativ neutralen bzw. verbindenden Bewertung zu diesem Sachverhalt zu erwarten.
Bei der Auswahl der Befragungsmethoden wurde Wert darauf gelegt, dass die Gespräche v. a. als Leitfadengespräche angelegt waren. Die Fragestellungen sollten dabei so wenig wie möglich den Gesprächspartner bei der Beantwortung einengen, „um einen Einblick in die Relevanzstrukturen und die Erfahrungshintergründe des Befragten zu erlangen“ (Schnell & al. 1995, S. 353).
Da es sich um ein Gespräch mit Experten handelt, ist davon auszugehen, dass nicht alle Fragen zwangsläufig nur innerhalb eines starren Musters beantwortet werden. Vielmehr sind Überschneidungen mit anderen Fragestellungen und benachbarten Themenbereichen zu erwarten und auch erwünscht.
Die vorher konzipierten Leitfäden sollen jedoch garantieren, „dass alle forschungsrelevanten Themen auch tatsächlich angesprochen werden“ (ebd. 1995, S. 353).
Es werden sich viele Fragen aus den unterschiedlichen Gesprächen ähneln. Dies soll v. a. der „rudimentären Vergleichbarkeit der Interviewergebnisse“ untereinander dienen (vgl. ebd. 1995, S. 353).
4.2 Gespräch mit Stefan Ott
„Herr Ott, womit beschäftigen Sie sich hauptsächlich beim BUND?“
- „Ich bin stellvertretender Geschäftsführer des BUND und beschäftige mich mit der Akquise und Betreuung von Projekten sowie mit umweltpolitischen Fragestellungen. Eine Spezifikation ist nicht möglich, da ich ein breites Spektrum an Themen bearbeite.“
„Ist die, im Vergleich zu Biokraftstoffen der 1. Generation, höhere Flächenproduktivität von BtL-Kraftstoffen Ihrer Meinung nach eine Möglichkeit, um der Flächenkonkurrenz von Nahrungs- und Futtermitteln zu Energierohstoffen zu begegnen?“
- „Die höhere Produktivität auf den Rohstoffanbauflächen kann eine Möglichkeit darstellen, ist aber nur dann begrüßenswert, wenn dies mit maximal dem gleichen bzw. noch einem geringeren Aufwand an Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Wasserbedarf einhergeht.
- Wenn die gesamte Ackerfläche Deutschlands zur Erzeugung von Kraftstoffrohstoffen verwendet werden würde, würde selbst das nicht ausreichen, um den heimischen Kraftstoffbedarf zu decken. Daher ist es eine zentrale Forderung des BUND den Flottenverbrauch der Automobilhersteller drastisch zu senken, um zu einer Entspannung auf der Verbrauchsseite zu gelangen, was dann wiederum auch die Flächenkonkurrenz entspannen würde.“
„Welche Möglichkeiten sehen Sie für den Anbau „alter“ Sorten als Rohstoffgrundlage für BtL in Bezug auf die Biodiversität niedersächsischer Äcker? Welche wären das möglicherweise?“
- „Über den Einsatz „alter“ Sorten liegen mir keine Kenntnisse vor. „Ältere“ Sorten sind vornehmlich nicht mit der Intention gezüchtet worden, um hohe Biomasseerträge zu erzielen. Allerdings hat der BUND mit Unterstützung des Bundesumweltamtes in der Nähe von Bremen eine Biogasanlage errichtet, die mit Pflanzen betrieben wird (z. B. Grünlandschnitt), die originär nicht mit der Intention Biomasseerträge zu produzieren gezüchtet wurden.“
„Welche Absicht verbirgt sich hinter dem Einsatz von weniger geeigneten Pflanzen bzw. Biomasseträgern zur Energieerzeugung, wenn vielerorts Pflanzen mit hohen Biomasseerträgen angebaut und verwendet werden und besser geeignet scheinen?“
- „Der BUND versucht an dieser Stelle vielen Ansprüchen gerecht zu werden (z. B. Erreichung der Klimaschutzziele) und gleichzeitig möglichst viele Probleme (Verringerung der Biodiversität) auszuschalten.
Zunächst ist festzuhalten, dass das für die Sauerstoffproduktion wichtige Grünland in Niedersachsen, aber auch in ganz Deutschland, umgebrochen wird und sich in der mengenmäßigen Betrachtung verringert. Dies geschieht u. a. auch wegen der geringen Erträge aus der Milchviehwirtschaft, die mit der staatlichen Grünlandprämie keinen ausreichenden Beitrag zur Deckung der Kosten der Landwirte leistet, und den erwarteten höheren Einkünften aus dem Anbau von z. B. Biogasmais.
- Diese Entwicklung könnte aufgehalten werden, wenn den Landwirten neben der Grünlandprämie eine weitere Einkommensquelle erschlossen wird. Um also das ökologisch wichtige Grünland zu erhalten, ohne dass eine landwirtschaftliche Verwendung des Aufwuchses vorliegt, ließe sich dieser gegen Zahlung einer Energieprämie an den Landwirt zu z. B. Biogas oder aber auch BtL verarbeiten. Da das Grünland in jedem Fall gemäht werden muss, ist der BUND z. Z. dabei herauszufinden, in welchem Zustand der Grünschnitt sein muss, um in Energie umwandelbar zu sein und zu welchen Zeitpunkten gemäht werden sollte, damit die negativen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt so gering wie möglich zu halten sind. Damit würde man gleich mehrere Ziele erreichen: Das Grünland könnte erhalten bleiben, dem Artenschutz und der Biodiversität könnte Rechnung getragen werden und der Landwirt würde den Grünschnitt zur Energieproduktion ernten und auf diese Weise eine zusätzliche, alternative Einkommensquelle erhalten.“
„Was spricht aus Ihrer Sicht gegen den Anbau von Energiepflanzen als Rohstoffbasis zur BtL-Produktion ?“
- „Dass möglicherweise eine intensive Bewirtschaftung der Energiepflanzen zur BtL-Produktion mit hohem Aufwand (s. Antwort zu 2.) in einem ungünstigen Verhältnis zur Klimaentlastung und den Umweltauswirkungen steht.
- Weiterhin geschah und geschieht die Pflanzenauswahl nur nach ökonomischen Gesichtspunkten und führt in der Summe der Entscheidungen zu Monokulturen (wie z. B. Raps und Mais). Dies ist nicht nur unter Biodiversi- tätsaspekten gefährlich. Letzten Endes leidet auch die Vielfalt der landschaftlichen Kulturformen.“
„Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Anbau von Energiepflanzen für die BtLProduktion ciuf das Landschaftsbild, die Natur und die Umwelt auswirken ?“
- „Wenn, wie die Realisierungsstudie zu BtL-Treibstoff angibt, nahezu alle Rohstoffe zur Produktion genutzt werden können, werden sich hinsichtlich der Verwertung geeignete und weniger geeignete Pflanzen unterscheiden. Auf nachhaltige Zielsetzung ausgerichtete Fruchtfolgeempfehlungen scheinen allerdings nicht berücksichtigt zu werden, da das Landschaftsbild mittlerweile v. a. von Maisflächen dominiert wird, weil die Maispflanze die Pflanze zu sein scheint, die die höchsten Biomasseerträge und die höchste Energieausbeute liefert. Zunehmende Monokulturen auch für die BtL- Rohstoffproduktion sind daher nicht auszuschließen.
- Das Züchtungsziel sind Maispflanzen mit einer Wuchshöhe von 3 - 4 Metern. Werden gleichzeitig auch Kurzumtriebplantagen mit ebenfalls mehreren Metern Höhe angebaut, schränkt sich die Sicht beim Durchqueren der Landschaft immer weiter ein.
- Durch den Anbau von Kurzumtriebplantagen wird keine höhere Biodiversität festzustellen sein als beispielsweise auf Grünland. Gleiches gilt für einen Vergleich mit ursprünglichem Wald. Der Arten- und Altersaufbau im Wald und auf dem Grünland bildet die Lebensgrundlage von seltenen und anspruchsvollen Arten der Tier- und Pflanzenwelt, die in Kurzumtriebplantagen mit z. B. Weide in Monokultur nicht anzutreffen sind.
- Es hängt allerdings generell von der Vornutzung der Flächen ab, ob es zu einer Verbesserung für die Flora und Fauna kommt. Wird z. B. auf einer intensiv bewirtschafteten Maisfläche eine Kurzumtriebplantage angebaut, ist von einer einsetzenden Verbesserung auszugehen. Das Gegenteil ist der Fall, wenn Grünland zugunsten einer Kurzumtriebplantage umgebrochen wird.
- Allerdings lässt sich eine zu triste Monokultur aus reinen Kurzumtriebgehölzen oder Ackerfrüchten auflockern. Hierzu würde sich z. B. die streifenweise Bepflanzung von Gehölzen und z. B. Mais im Wechsel anbieten.“
„Sollte Ihrer Meinung nach die Förderung der Biogasproduktion und damit die Stromproduktion zu Gunsten der Treibstoffgewinnung reduziert werden, um einer möglichen Flächenkonkurrenz im Energiebereich zu begegnen ?“
- „Der Staat sollte generell alle sinnvollen Entwicklungen fördern. Dazu zählt u. a. auch das neue Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), das u. a. einen Landschaftspflege- und Güllebonus gewährt und auch weiterhin Kraftwärmekopplungsanlagen fördert.
- In mehrfacher Hinsicht sollte Treibstoffgewinnung nicht der Biogaserzeugung vorgezogen werden:
o Zunächst steuern nach meinen Erkenntnissen bedeutende Teile der Automobilbranche in eine Mobilität der Zukunft, die auf elektrischem Antrieb basiert. Somit sollte die Verstromung von Biogas mindestens in gleichem Maße förderwürdig sein. o Weiterhin ist Biogas einfacher und v. a. dezentral zu erzeugen, kann nach einer Reinigung in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden und produziert auf diese Weise nicht noch zusätzlichen Verkehr, wie es bei der BtL-Produktion mit ihrer energieaufwändigen und zentralen Verarbeitung der Fall sein wird.“
„Wie schätzen Sie den Einfluss des Rohstoffanbaus (und den Nichtanbau) für BtL-Kraftstoffe für die nachhaltige positive Entwicklung des ländlichen Raumes in Niedersachsen ein ?“
- „Wenn eine wirklich positive Entwicklung des ländlichen Raumes nachhaltig sein soll, dann nicht durch die Produktion von BtL-Rohstoffen.
Wenn sich der Trend fortsetzt und der Welthandel, insbesondere mit Agrarerzeugnissen, weiterhin liberalisiert wird, wird alsbald der Import von billiger Biomasse stark anwachsen und somit einer nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes, auch in Niedersachsen, im Wege stehen. Eine Zertifizierung der Importbiomasse wäre ggf. nur ein marginales Steuerinstrument, um die heimische Landwirtschaft zu schützen. Vielmehr würde sie eine Möglichkeit darstellen, um dem Raubbau an der Natur in den Produktionsländern zu begegnen.“
„Wenn eine ausgedehnte Rohstoffproduktion für BtL-Kraftstoffe Ihrer Meinung nach nicht die beschriebene Entwicklung unterstützt, welche alternativen Einkommensmöglichkeiten sehen Sie dann für die niedersächsischen Landwirte?“
- „Eine wirklich nachhaltige und positive Entwicklung des ländlichen Raumes ist v. a. durch den Absatz von Lebensmitteln bzw. Produkten auf dem regionalen Markt zu erreichen. Der Bereich von Biolebensmitteln aus der Region für die Region scheint hier immer noch unterrepräsentiert. Die Chancen der heimischen Erzeuger und Verkäufer in diesem Bereich am Markt Fuß zu fassen, steigen mit zunehmender Verteuerung der Transport- und damit auch der Importkosten von ausländischen Bioprodukten, die z. Z. auf dem deutschen Lebensmittelmarkt anzutreffen sind.
- Abschließend möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass eine echte, nachhaltige, positive ökologische und ökonomische Entwicklung des ländlichen Raumes durch den Anbau von BtL-Rohstoffen nicht zu erreichen ist.
4.3 Gespräch mit Dr. Gerd Höher
„Bitte beschreiben Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit im Niedersächsischen Ministerium für Landwirtschaft!“
- „Als Referatsleiter für nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie beschäftige ich mich mit der strategischen Ausrichtung des Landes Niedersachsen in diesen Bereichen. Darin enthalten ist auch die Projektbegleitung im Rahmen des niedersächsischen Modellvorhabens zur Förderung der stofflichen und energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe.
Zudem übernehme ich Aufgaben im Zuge der Gesetzgebung (Landtag, Bundesrat) wie z. B. im Bereich des EEG oder der Biokraftstoffqoutenrege- lung. Darüberhinaus bin ich u. a. für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.“
„Wie bewerten Sie den BtL-Rohstoffanbau als eine alternative Einkommensquelle für die niedersächsischen Landwirte?“
- „Zunächst möchte ich feststellen, dass noch gar nicht abschließend festgestellt wurde, welche Pflanzen als Rohstoffe zur BtL-Produktion zum Einsatz kommen werden.
- Technologisch kommt für das BtL-Verfahren von Choren v. a. Holz und ggf. Stroh in Frage.
- Daher wäre ein expliziter BtL-Rohstoffanbau für niedersächsische Landwirte nur eine zusätzliche Option zur.
- Ich verweise an dieser Stelle auch auf die starke Stellung Niedersachsens als Biogasproduzent und die positiven Beschäftigungs- und Einkommenseffekte.“
„Wie bewerten Sie den Rohstoffanbau zur BtL-Produktion im Hinblick auf eine nachhaltige positive Entwicklung des ländlichen Raumes in Niedersachsen?“
- „Es liegen kaum Kenntnisse darüber vor, wann und v. a. wo eine BtL- Anlage errichtet werden soll, die in großindustriellem Maßstab fertigen wird. Sollte diese Anlage in Schwedt entstehen, würden die Auswirkungen auf den ländlichen Raum Niedersachsens sehr übersichtlich sein, da v. a. Holz als Rohstoff Verwendung finden würde. Die Rolle von Kurzumtriebplantagen zur Gewinnung von Holz stufe ich als eher gering ein.
- Wenn in Deutschland neben dem Standort Schwedt überhaupt noch eine weitere BtL-Anlage errichtet werden sollte, dann auf Strohbasis
- Desweiteren verweise ich auf die bereits eingetretene positive Entwicklung im ländlichen Raum durch die Biogaserzeugung. Allein die Investitionen im Biogasbereich betrug in den letzten Jahren ca. 700 Mio. Euro.“
„Welche Risiken können Sie in diesem Bereich ausmachen?“
- „Risiken in der landwirtschaftlichen Produktion sind in diesem Fall unabhängig von der Produktlinie. Es gelten die gleichen Auflagen etc. unabhängig davon, ob z. B. Mais als Biogasmais oder als Futtermittel angebaut wird.
- Auch eine mögliche Abhängigkeit der Erzeuger von nur einem Abnehmer für die BtL-Rohstoffe ist für mich nicht erkennbar. Der Landwirt muss seine Ernte schließlich nicht dorthin verkaufen, sondern kann sie auch über traditionelle Absatzwege z. B. als Futtermittel abgeben und behält seine wirtschaftliche Freiheit.“
„Wie bewerten Sie die Ausweitung des Grünlandumbruchs zu Gunsten von Ackerland u. a. zur Rohstofferzeugung?“
- „Von einem Grünlandumbruch zu Gunsten der Rohstofferzeugung zur Energiegewinnung kann nicht die Rede sein. Es sollten nicht Einzelbeispiele herangezogen werden, die es sicherlich auch gibt, um einen vermeintlichen Trend zu belegen. Wir konnten in einigen Regionen in den letzten Jahren sogar eine Zunahme des Grünlandes verzeichnen. Generell lässt sich aber festhalten, dass in Ackerbauregionen kaum Grünland umgebrochen wird, während für Grünlandregionen dies eher feststellbar war. Gleichzeitig ist es mir allerdings wichtig darauf zu verweisen, dass ein Grünlandumbruch nicht zwangsläufig zum Energiepflanzenanbau auf diesen Flächen führen muss und daher kein Zusammenhang herleitbar ist und dies sicherlich auch für BtL-Rohstoffe der Fall sein wird.“
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