Die erste Tageszeitung der Welt – das mutet an wie ein Jahrhundertereignis, wie ein Meilenstein in der Kulturgeschichte Deutschlands. Doch das war es nur bedingt. Vor der ersten Tageszeitung gab es bereits periodisch erscheinende gedruckte Nachrichtenblätter. Schon die so genannten „Meßrelationen“, zu jeder Messe in Frankfurt oder Leipzig erscheinende Nachrichtensammlungen, können als Periodika gelten, auch wenn sie nur ein paar Mal im Jahr herauskamen. Die älteste bekannte Leipziger Meßrelation stammt aus dem Jahre 1599 (vgl. Schlimper 2000a: 11). Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelten sich die ersten gedruckten Wochenzeitungen. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts nahm die Erscheinungshäufigkeit dieser Blätter von einmal zu vier- bis fünfmal pro Woche zu. Verantwortlich dafür waren sowohl die politischen Ereignisse während des Dreißigjährigen Krieges, als auch das infolge dessen gestiegene Informationsbedürfnis der Bevölkerung (vgl. Kutsch/Weber 2002: 7). Welke (1995: 50) spricht von einer „spezifisch »teutschen Lesewuth«“, die dafür sorgte, dass es im 17. Jahrhundert im deutschen Sprachraum mehr und meist auflagenstärkere Zeitungen als im übrigen Europa gab. Für die Vielzahl von deutschsprachigen Zeitungen war aber sicherlich auch die vorhandene Drucktechnik mit beweglichen Lettern verantwortlich, die Mitte des 15. Jahrhunderts auf deutschem Boden ihren Anfang nahm.
Als schließlich 1650 in Leipzig auf die vier- bis fünfmal in der Woche erscheinende „Wöchentliche Zeitung“ das erste täglich erscheinende politische Nachrichtenblatt mit dem Namen „Einkommende Zeitungen“ folgt, ist dies kein Jahrhundertereignis, sondern die logische Konsequenz der vorhergehenden Entwicklung und „eigentlich nur ein sehr kleiner Schritt in einem kontinuierlichen Prozeß“ (Weber 2002a: 17). Innerhalb Europas allerdings setzten die „Einkommenden Zeitungen“ dann doch einen gewissen Meilenstein: „Die erste englische Tageszeitung erschien ein gutes halbes Jahrhundert später; Frankreich kannte erst am Vorabend seiner großen Revolution ein Tageblatt“ (Welke 1995: 51). Deutschland kann sich damit einer „stürmischen Entwicklung“ (Kutsch/Weber 2002: 7) der Nachrichtenpresse rühmen, von der die „Einkommenden Zeitungen“ den vorläufigen Höhepunkt darstellten.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Der Drucker Timotheus Ritzsch
- Die „Einkommenden Zeitungen"
- Formale und inhaltliche Aspekte
- Argumente für Leipzig als Druckort
- Andere (Tages-)Zeitungen und Druckkonkurrenten
- Zusammenfassung und Schluss
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Entstehung der ersten Tageszeitung der Welt, den „Einkommenden Zeitungen", die im Juli 1650 in Leipzig veröffentlicht wurden. Die Arbeit beleuchtet den historischen Hintergrund der Stadt Leipzig als Druckort, die Biografie des Druckers Timotheus Ritzsch und die formalen und inhaltlichen Aspekte der Zeitung.
- Die Entwicklung der Presse in Deutschland im 17. Jahrhundert
- Die Rolle von Leipzig als Zentrum des Buchdrucks und Handelsplatzes
- Die Biografie von Timotheus Ritzsch, dem Drucker der „Einkommenden Zeitungen"
- Die formalen und inhaltlichen Aspekte der „Einkommenden Zeitungen"
- Der Konkurrenzkampf zwischen Ritzsch und anderen Druckern in Leipzig
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der ersten Tageszeitung der Welt ein und stellt die „Einkommenden Zeitungen" in den Kontext der Entwicklung der Presse in Deutschland im 17. Jahrhundert. Das Kapitel „Historischer Hintergrund" beleuchtet die Bedeutung von Leipzig als Zentrum des Buchdrucks und Handelsplatzes. Es werden die wichtigsten Faktoren für die Entwicklung der Druckindustrie in Leipzig genannt, wie die Universität, die Handelsmessen und die politische Führung Kursachsens.
Das Kapitel „Der Drucker Timotheus Ritzsch" widmet sich der Biografie des Druckers der „Einkommenden Zeitungen". Es beleuchtet seine Ausbildung, seine Reisen und seine Rolle als Drucker der „Wöchentlichen Zeitung" während der schwedischen Besatzung. Außerdem wird seine Bemühung um ein Zeitungsprivileg und die Herausgabe der ersten Tageszeitung beschrieben.
Das Kapitel „Die „Einkommenden Zeitungen"“ analysiert die formalen und inhaltlichen Aspekte der Zeitung. Es werden die Themen, die Korrespondenten, die Drucktechnik und die Verbreitung der Zeitung beschrieben. Es wird auch auf die Argumente eingegangen, die für Leipzig als Druckort sprechen.
Das Kapitel „Andere (Tages-)Zeitungen und Druckkonkurrenten" beschreibt den Konkurrenzkampf zwischen Ritzsch und anderen Druckern in Leipzig. Es werden die verschiedenen Zeitungen, die in dieser Zeit in Leipzig veröffentlicht wurden, vorgestellt und die Rolle der kurfürstlichen Regierung bei der Regulierung des Zeitungswesens beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „Einkommenden Zeitungen", die erste Tageszeitung der Welt, den Drucker Timotheus Ritzsch, die Stadt Leipzig, das 17. Jahrhundert, die Entwicklung der Presse in Deutschland, die Geschichte des Buchdrucks und die politischen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges.
- Quote paper
- Evelyn Glose (Author), 2009, "Einkommende Zeitungen" - die erste Tageszeitung der Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134011