Moralische Kommunikation ist sowohl auf der Ebene der "massenmedialen 'Angebote' moralischer Unternehmer" (Luckmann 1998, 31) als auch auf der Ebene "der unmittelbaren und wechselseitigen moralischen Kommunikation im Alltag" (Luckmann 1998, 31) empirisch erfaßbar.
Kommunikative Handlungen unterliegen den Erfordernissen der jeweiligen Situation, an der andere Personen [...] beteiligt sind und sie sind in ihrem Vollzug z. B von der Wortwahl, dem Tonfall bis hin "zu den dialogischen Strukturzwängen der kommunikativen Gattung, auf die sich die Kommunikationspartner eingelassen haben" (Luckmann 1998, 32) vorgeprägt. Kommunikative Handlungen können sowohl einseitig, vom Kommunikationspartner keine Antwort erwartend als auch wechselseitig und demzufolge eine Antwort des Kommunikationspartners erwartend, sein. Kommunikative Handlungen können darüber hinaus unmittelbar sein, d. h. die an einer kommunikativen Situation Beteiligten sind "in gegenseitiger körperlicher Reichweite" (Luckmann 1998, 32) und kommunikative Handlungen sind mittelbar, "wenn andere Bedeutungsträger als die eigene Stimme, Gestik oder der Gesichtsausdruck zur Vermittlung des gemeinten Sinns, der 'Botschaft', nötig werden" (Luckmann 1998, 32 - 33).
Kommunikation wird dann zu einer moralischen,
"wenn in einer kommunikativen Tätigkeit eine fremde oder eigene konkrete Handlung, ein ganzes Leben, ein Individuum, eine kollektive Person bewertet wird; und zwar nach Kriterien bewertet wird, die inhaltlich an einer Vorstellung von Gut und Böse ausgerichtet sind, wobei das Werten der Form nach entweder explizit oder implizit sein kann" (Luckmann 1998, 33).
Inhaltsverzeichnis
- Moralische Kommunikation
- Kommunikative Konstruktion von Moral
- Konstitutive Komponenten einer Protomoral
- Exkurs: Moralische Entwicklung nach Lawrence Kohlberg (1927-1987)
- Niveaus und Stufen der moralischen Entwicklung nach Kohlberg (1964; 1981)
- Philosophische Grundannahmen Kohlbergs Theorie und Diskursethik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Zusammenhang zwischen moralischer Kommunikation und der Konstruktion von Moral in der Lebenswelt. Sie untersucht, wie moralische Urteile im kommunikativen Austausch gebildet und vermittelt werden und welche konstitutiven Elemente für eine Protomoral notwendig sind.
- Kommunikative Konstruktion von Moral
- Konstitutive Komponenten einer Protomoral
- Moralische Entwicklung nach Kohlberg
- Philosophische Grundannahmen von Kohlbergs Theorie
- Beziehung zwischen Kohlbergs Theorie und Diskursethik
Zusammenfassung der Kapitel
Moralische Kommunikation
Dieses Kapitel untersucht die empirische Erfassbarkeit moralischer Kommunikation in Massenmedien und im Alltag. Es beleuchtet die Bedingungen und Eigenschaften kommunikativer Handlungen, die zu moralischen Handlungen werden können. Der Fokus liegt auf der Konstruktion von Moral durch Kommunikation, wobei verschiedene Arten von moralisierenden Handlungen analysiert werden.
Konstitutive Komponenten einer Protomoral
Dieses Kapitel untersucht die grundlegenden Bestandteile einer Protomoral, die als universelles Strukturelement der Lebenswelt verstanden wird. Die Frage nach einem gemeinsamen Fundament für verschiedene Formen der Moral wird erörtert, wobei die Bedeutung von Termini der Bewertungsleistungen, Werte, des Akteurbezugs und der Wahlmöglichkeit hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie moralischer Kommunikation, Protomoral, Werte, Akteurbezug, Wahlmöglichkeit, Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung, Diskursethik und Lebenswelt.
- Quote paper
- Sandra Richter (Author), 2002, Moral und Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13397