Kindesmissbrauch in der BRD. Eine Analyse des Ausmaßes und staatlichen Handelns im speziellen Fokus der Fälle aus Lüdge und der "Elysium"-Plattform


Thèse de Bachelor, 2022

53 Pages, Note: 13

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Motivation
1.2 Aufbau und Ziel

2 Definition „Kindesmissbrauch“
2.1 Allgemeine Definition
2.2 Rechtliche Definition

3 Zahlen, Daten und Fakten (2016-2021)
3.1 Hell-und Dunkelfeld
3.2 Anzeigebereitschaft

4 Vorbedingungen sexuellen Kindesmissbrauchs anhand des Vier-Faktoren-Modells von Finkelhor (1984)
4.1 Motivation zum sexuellen Missbrauch
4.2 Überwindung innerer Hemmschwellen
4.3 Überwindung äußerer Hemmschwellen
4.4 Überwindung des Widerstandes

5 Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch
5.1 Geschlecht und Alter
5.2 Risikofaktoren
5.3 Schutzfaktoren

6 Täter von sexuellem Kindesmissbrauch
6.1 Tätertypen
6.1.1 Regressive Täter
6.1.2 Fixierte pädosexuelle Täter
6.1.3 Hebephile Täter
6.1.4 Soziopathische Täter
6.1.5 Geschwister-Inzest Täter
6.2 Täterstrategien
6.3 Kontext

7 Folgen von sexuellem Missbrauch
7.1 Folgen im Kinder- und Jugendalter
7.1.1 Somatische und psychosomatische Folgen
7.1.2 Emotionale Reaktionen
7.1.3 Verändertes Sozialverhalten
7.1.4 Auffälliges Sexualverhalten
7.2 Spätfolgen als Erwachsener
7.2.1 Sexuelle Störungen
7.2.2 Dissoziation Störungen
7.2.3 Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
7.2.4 Beziehungsstörungen
7.2.5 Gestörtes Körperleben
7.2.6 Gestörtes Selbstwertgefühl
7.2.7 Psychische Erkrankungen

8 Fallbeispiele aus den letzten Jahren
8.1 Missbrauchsfall Lüdge
8.1.1 Versagen von Jugendamt und Polizei
8.2 Die „Elysium“ Plattform

9 Maßnahmen der Bundesregierung
9.1 Gesetzesverschärfung und Erweiterung des StGB
9.2 Prävention und Qualifizierung der Justiz
9.3 Effektive Strafverfolgung

10 Prävention
10.1 Opferprävention
10.1.1 Primäre Prävention
10.1.2 Sekundäre Prävention
10.1.3 Wirksamkeit von Präventionsprogrammen
10.2 Täterprävention

11 Intervention
11.1 Aufgaben und Ziele
11.2 Formen der Psychotherapie
11.2.1 Individuell angepasste Psychotherapie
11.2.2 Gruppenpsychotherapie

12 Diskussion
12.1 Vorratsdatenspeicherung im Internet
12.2 Verbesserungsvorschläge anhand des Beispiels „Lüdge“
12.3 Weitere ungeregelte Themen

13 Zusammenfassung und Ausblick

Literatur und Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Fälle zu sexuellem Kindesmissbrauch steigen jedes Jahr in Deutschland enorm an. Die zahlreichen Berichterstattungen in den Medien über sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche sorgen für große Erschütterung, Fas­sungslosigkeit und Betroffenheit in der Gesellschaft. Die Weltgesundheitsorgani­sation (WHO) schätzt die Zahl der Opfer auf bis zu einer Millionen jährlich. Das bedeutet, dass schätzungsweise ein bis zwei Kinder pro Schulklasse sexualisier- te Gewalt erleben (vgl. UBSKM o.J.). Die steigenden Zahlen führen auch zu vie­len Diskussionen in der Politik. Wie kann sexueller Kindesmissbrauch besser aufgedeckt und bewältigt werden? Repräsentieren Berichterstattungen und jähr­liche Statistikauswertungen die eigentliche Wirklichkeit über das Ausmaß und die Erscheinungsformen von sexuellem Kindesmissbrauch? Und geht es bei den Tä­tern ausschließlich um „perverse Kinderschänder“? Auf diese Fragen sowie auf die allgemeinen Umständen von sexuellem Kindesmissbrauch möchte ich eine Antwort finden, weshalb ich folgenden Titel für meine Bachelorarbeit gewählt habe:

„Kindesmissbrauch in der BRD: Eine Analyse des Ausmaßes und staatli­chen Handelns im speziellen Fokus der Fälle aus Lüdge und der „Elysium“ Plattform“

1.1 Motivation

Meine Motivation hierzu ergibt sich zum einen aus dem Unverständnis, wie Men­schen überhaupt in der Lage dazu sein können, solche Taten zu begehen und zum anderen aus der Frage, wieso politisch nicht ausreichend gehandelt wird oder gehandelt werden kann, um das Kindeswohl besser zu schützen. Da sexu­eller Kindesmissbrauch immer noch weitgehend tabuisiert wird, obwohl die Zah­len für sich sprechen, möchte ich mir über das Ausmaß bewusst sein, um auch als angehende Polizistin rechtzeitig intervenieren und richtig handeln zu können, sobald es die Situation hergeben sollte.

1.2 Aufbau und Ziel

Zum Erstellen der Thesis wurden ausgewählte themenspezifische Literatur- und Quellenangaben verwendet. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird an eini­gen Stellen bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern ausschließlich die männliche Form verwendet. Im Sinne der Gleichberechtigung gelten entsprechende Begriffe grundsätzlich für alle Geschlechter.

Als Einführung in die Thematik werde ich zum Verständnis als erstes auf die all­gemeine sowie rechtliche Definition von Kindesmissbrauch eingehen. Anschlie­ßend werde ich eine Übersicht über die aktuellen Zahlen von sexuellen Miss­brauchshandlungen anhand einer tabellarischen Auswertung darstellen. Die Zah­len wurden aus der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) übernommen, die jährlich vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht werden. Dabei gehe ich auf die Hell­und Dunkelfeldproblematik ein sowie auf die grundsätzliche Anzeigebereitschaft von sexuellem Kindesmissbrauch.

Basierend auf dem Vier-Faktoren-Modell des Sozialwissenschaftlers David Fin- kelhor, werde ich gewisse Vorbedingungen und die verschiedenen Ebenen be­schreiben, auf die sich sexueller Kindesmissbrauch aufbaut.

Im weiteren Verlauf werden die Opfereigenschaften und die unterschiedlichen Tätertypen vorgestellt. Gefolgt von Täterstrategien, die verdeutlichen sollen, dass sexuelle Übergriffe auf Kinder selten spontan passieren und stattdessen plan­mäßig und strukturiert ablaufen.

Anhand von zwei bekannten Fallbeispielen der letzten Jahre, wird deutlich ge­macht, in welchem Ausmaß sexueller Kindesmissbrauch in der Gesellschaft statt­findet und wie dreist die Täter dabei vorgehen, um jahrelang ihren Missbrauch­staten nachgehen zu können.

Als Überleitung hierzu werden die zahlreichen Folgen vorgestellt, die sexualisier- te Gewalt auf Kinder, bis ins Erwachsenenalter anrichten kann.

Die aktuelle Thematik wird auch innerhalb der Bundesregierung stark diskutiert, weshalb Veränderungen stattfinden müssen, die das Gesetz sowie die Strafver­folgung verschärfen und erweitern. Die Erneuerungen werden in diesem Kapitel präsentiert.

Um präventiv gegen Kindesmissbrauch vorzugehen, müssen Kinder und Jugend­liche vorbeugend behandelt werden. Hierzu werden in Präventionsprogrammen unterschiedliche Maßnahmen durchgenommen, die Kinder bestmöglich vor Übergriffen schützen sollen.

Nachträglich werden die Interventionsmöglichkeiten dargestellt, sowie deren Hauptaufgaben und Ziele.

In dem vorletzten Punkten werde ich auf die verschiedenen Standpunkte von Po­litikern in Bezug auf sexuellen Kindesmissbrauch eingehen und als letzten Punkt werde ich meine Meinung zu dem Thema vertreten und zusammenfassen.

Das Ziel meiner Ausarbeitung ist es, die allgemeinen Strukturen von sexuellem Kindesmissbrauch herauszuarbeiten, Täter- und Opfersituationen klarer darzu­stellen und über die zahlreichen individuellen Auswirkungen und Folgen von die­ser Thematik zu informieren. Außerdem möchte ich auf das eigentliche Ausmaß von Kindesmissbrauch aufmerksam machen sowie die Problematik bezüglich härterer Sanktionen der Politik darstellen.

2 Definition „Kindesmissbrauch“

2.1 Allgemeine Definition

Unter der allgemeinen Definition von Kindesmissbrauch versteht man grundsätz­lich jede sexuelle Handlungen, zwischen einem Erwachsenen mit einem Kind. Aufgrund des geistigen, körperlichen und sprachlichen Entwicklungsstandes des Kindes, ist es nicht in der Lage dem Täter wissentlich zuzustimmen. Daher nut­zen Täter oft ihre Autoritätsposition aus, um ihre Bedürfnisse auf Kosten der Kin­der zu befriedigen und sie zu sexuellen Interaktionen zu überreden oder zu zwin­gen (vgl. Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs o.J.).

2.2 Rechtliche Definition

Die rechtliche Definition ist im 13. Abschnitt des deutschen Strafgesetzbuches (StGB), unter folgenden Paragraphen geregelt:

- §§176-176b StGB Sexueller Missbrauch von Kindern

Zu diesen Paragraphen zählen sämtliche sexuelle Handlungen, die an Personen unter 14 Jahren vollzogen werden. Dabei erfüllen nicht nur körperliche Berührun­gen (sogenannte „hands on“-Delikte) den Tatbestand, sondern auch sexuelle Handlungen ohne Körperkontakt („hands off“-Delikte) wie beispielsweise das Vorzeigen pornografischer Materialien oder das Masturbieren vor dem Kind (vgl. Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs 2022: 2). Auch das gezielte Kontaktieren von Kindern im Internet, mit dem Hintergedanken dies aus sexuellen Absichten zu tun, ist strafbar und wird als „Cybergrooming“ bezeichnet (vgl. Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmiss­brauchs 2022: 2).

- §182 StGB Sexueller Missbrauch von Jugendlichen

Dieser Paragraph regelt den sexuellen Missbrauch an Personen unter 18 Jahren, der nur unter bestimmten Gegebenheiten strafbar ist. Hier können sich Täter strafbar machen, wenn sie eine Zwangslage des Jugendlichen ausnutzen. An­ders als beim §176 StGB kann hier die Durchführung einer sexuellen Handlung mit einem Jugendlichen straffrei sein, wenn dieser mit den Handlungen einver­standen war (vgl. Strafgesetzbuch).

- §174 StGB Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen

Unter sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen versteht man sexuelle Hand­lungen, an Jugendlichen unter 18 Jahren, die in einem Erziehungs- oder Betreu­ungsverhältnis zum Täter stehen. Dieses liegt beispielsweise gegenüber Lehrern, Auszubildenden, aber auch gegenüber der leiblichen Mutter oder des Stiefvaters vor (vgl. Strafgesetzbuch).

3 Zahlen, Daten und Fakten (2016-2021)

Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erfasst jedes Jahr die bei der Polizei an­gezeigten Straftaten und gibt unter anderem Auskunft über die Tatumstände, Tat­verdächtigen, Opfer und die Schäden. Darüber hinaus dient sie als wertvoller Da­tenträger für die kriminologische und soziale Forschung (vgl. Bundesministerium des Innern und für Heimat o.J.).

Im Jahr 2021 stellte die PKS insgesamt rund 5.047.860 Straftaten fest (vgl. Bun­desministerium des Innern und für Heimat o.J.). Darunter 17.704 Opfer sexuali- sierter Gewalt und 16.723 Opfer von sexuellem Missbrauch unter 14 Jahren.

Diese Daten lassen sich aus folgender Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) erschließen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Kindliche Gewaltopfer PKS 2021 (Bundeskriminalamt 2021: 5).

Es ist deutlich zu erkennen, dass sich seit dem Jahr 2017 die Gesamtzahl der Opfer jedes Jahr um circa 1.000 Personen erhöht hat. Im Vergleich zu 2020 ist 2021 die Opferrate von sexuellem Missbrauch an Kindern gemäß §§ 176, 176a, 176b StGB um 4,40% angestiegen. Der Versuch des genanntes Deliktes betrug 16,60% mehr als zum Vorjahr.

Ebenso lässt sich ein rasanter Anstieg der Herstellung, Verbreitung und des Be­sitzes von kinderpornografischen Materials (Anzahl der Fälle) der letzten Jahre feststellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Kindliche Gewaltopfer PKS 2021 (Bundeskriminalamt 2021: 6).

Die Zahlen verdeutlichen, welchen Zuwachs Kinderpornografie jedes Jahr erhält. Vor allem ist in den Jahren 2020 und 2021 ein hoher Anstieg zu erkennen, der stark durch die Corona Pandemie beeinflusst wurde (vgl. BKA 2021).

3.1 Hell- und Dunkelfeld

Die in der PKS erfassten Straftaten stellen das sogenannte „Hellfeld“ dar, zu de­nen alle Straftaten gehören, die zur Anzeige gebracht werden oder die der Polizei durch eigene Ermittlungen bekannt werden (vgl. Bundeskriminalamt o.J.).

Straftaten die nicht zur Anzeige gebracht werden oder nicht durch die Polizei aufgeklärt werden können, gehören zu dem sogenannten „Dunkelfeld“. Das Dun­kelfeld wird untergliedert in das „relative“ und „absolute“ Dunkelfeld. Bei relativen Dunkelfeldforschungen werden Befragungen bei zufällig auserwählten Personen hinsichtlich ihrer Opfer- und Tätererfahrungen durchgeführt, sofern sie diese ge­macht haben (vgl. Bundeskriminalamt o.J.). Das absolute Dunkelfeld kann nicht mittels Dunkelforschungen aufgehellt werden, denn hierbei handelt es sich um Straftaten die nicht bekannt oder angezeigt werden.

Straftaten im Sexualbereich wird mit einem hohen Dunkelfeld gerechnet, da viele Opfer den sexuellen Missbrauch nicht zur Anzeige bringen (vgl. UBSKM o.J.).

3.2 Anzeigebereitschaft

Ein großer Faktor, der die Auswertung des Hellfeldes beeinflusst, ist die Anzeige­bereitschaft der Opfer und Zeugen. Hinsichtlich sexuellen Kindesmissbrauchs und Kinderpornografie kommt es nicht selten vor, dass sich die Opfer vor einer Anzeigenerstattung bei der Polizei weigern, da es sich oftmals nicht um fremde Missbrauchstäter handelt, sondern um Täter aus dem sozialen Umfeld. Neben Drohungen, die das Opfer unter Druck stellen können, kommt es bei sexualisier- ter Gewalt innerhalb der Familie auch zu Ängsten, man würde durch eine Anzei­ge das Familienleben zerstören oder die Opfer befürchten Familienangehörige schenken den Übergriffen keinen Glauben (vgl. Hesselbarth/Haag 2004: 39).

Sexueller Kindesmissbrauch bleibt in der Regel keine Einzeltat. Oft werden die Kinder mehrere Male von dem selben Täter missbraucht. Sie entwickeln Scham­gefühle und machen sich an dem Missbrauch mitverantwortlich, da sie es „zuge­lassen“ haben. Faktoren wie diese und noch viele andere, auf die ich im weiteren Verlauf meiner Arbeit eingehen werde, sind Gründe weshalb man von einer ver­minderten Anzeigemotivation ausgeht, beziehungsweise das Dunkelfeld von se­xuellen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie viel höher geschätzt wird, als die eigentlichen Zahlen des Hellfeldes wiedergeben (vgl. Hesselbarth/Haag 2004: 39).

[...]

Fin de l'extrait de 53 pages

Résumé des informations

Titre
Kindesmissbrauch in der BRD. Eine Analyse des Ausmaßes und staatlichen Handelns im speziellen Fokus der Fälle aus Lüdge und der "Elysium"-Plattform
Note
13
Année
2022
Pages
53
N° de catalogue
V1338377
ISBN (ebook)
9783346845467
ISBN (Livre)
9783346845474
Langue
allemand
Mots clés
kindesmissbrauch, eine, analyse, ausmaßes, handelns, fokus, fälle, lüdge, elysium
Citation du texte
Anonyme, 2022, Kindesmissbrauch in der BRD. Eine Analyse des Ausmaßes und staatlichen Handelns im speziellen Fokus der Fälle aus Lüdge und der "Elysium"-Plattform, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1338377

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