Im Jahre 9n. Chr. ereignete sich in der Kalkriese-Niewedder Senke bei Osnabrück eine römische Tragödie, in der die XVII., XVIII. und XIX. Legion mitsamt drei Reiteralen und sechs Kohorten unter der Führung des Legaten Publius Quintilius Varus von germanischen Alliierten unter dem Cheruskerfürsten Arminius vernichtet wurde. Dieses Ereignis versetzte der römischen Germanienpolitik einen harten Schlag mit weitreichenden Folgen.
Anlässlich des baldigen 2000jährigen Jubiläums der Varusschlacht und dem weitreichenden Interesse an diesem Forschungsgebiet lässt sich eine Vielzahl an Sekundärliteratur finden, dennoch scheint die Person des Varus in Bezug auf die Frage der Schuld im Gesamtkomplex der Sachverhalte und Meinungen in der Forschung unterzugehen. Daher soll diese Arbeit nun im weiteren Verlauf die Position des Varus und dessen Schuldfrage behandeln, da sein Verschulden offenkundig in den antiken literarischen Quellen als Ursache für die Zäsur in der Germanienpolitik des Augustus benannt wird. War es allein Varus’ Schuld, dass weit über 3 Legionen in Germanien den Tod fanden? Diese Frage soll als Leitfaden in der Analyse der Quellen dienen, nachdem die römisch-politische Lage in Germanien und die Person des Varus näher durchleuchtet wurden. Hierbei steht nicht der genuin militärische Anspruch der Niederlage im Vordergrund, sondern das scheinbare Scheitern der Führungselite der Rheinlegionen, bevor es zu den vernichtenden Kämpfen in der heutigen Region um Osnabrück kam. Die Untersuchung einer militärischen Verfehlungen wird in dieser Arbeit weitgehend im Hintergrund stehen und beanspruchen eine eigene Analyse
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die römische Präsenz am Rhein vor Varus' Amtsantritt
- 3. Begriffsklärung „provincia Germania“
- 4. Geopolitische Lage Germaniens
- 5. Bezeichnung der „clades variana“. Der Grabstein des Centurios Marcus Caelius
- 6. Das Leben und Wirken des Publius Quintilius Varus.
- Publius Quint. Varus vor dem Jahre 7 n. Chr.
- Die Persönlichkeit des Publius Quint. Varus
- 7. Die Quellenlage
- 8. Die literarische Form des Varusschlachtberichts:
- a) Velleius Paterculus – Historia Romana (117-119)
- b) Lucius Annaeus Florus – Abriss der römischen Geschichte nach Titus Livius 2,30,21-39
- c) Cassius Dio Cocceianus - Römische Geschichte 56,18,1-22,2
- 9. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Publius Quintilius Varus und die Frage nach seiner Schuld an der Clades Variana. Sie analysiert die römische Präsenz am Rhein vor Varus' Amtsantritt, beleuchtet die geopolitische Lage Germaniens und die Quellenlage zur Varusschlacht. Der Fokus liegt auf der Bewertung von Varus' Handlungen und der Frage, ob er allein für die Katastrophe verantwortlich gemacht werden kann.
- Die römische Politik in Germanien vor und nach der Varusschlacht
- Die Persönlichkeit und das Wirken von Publius Quintilius Varus
- Analyse der antiken Quellen zur Varusschlacht
- Die Frage nach der Schuld an der Clades Variana
- Die militärische und politische Bedeutung der Varusschlacht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. als verheerende Niederlage der römischen Legionen unter Varus gegen die germanischen Verbündeten unter Arminius. Sie betont die weitreichenden Folgen dieses Ereignisses für die römische Germanienpolitik und führt als Forschungsfrage ein, inwieweit Varus selbst für die Katastrophe verantwortlich ist. Der Fokus der Arbeit liegt auf der Analyse der Führungsfehler der römischen Elite und nicht auf rein militärischen Aspekten.
2. Die römische Präsenz am Rhein vor Varus' Amtsantritt: Dieses Kapitel beschreibt die militärischen Aktivitäten der Römer am Rhein vor Varus' Ankunft. Es schildert die Feldzüge von Tiberius und Drusus, die zur Unterwerfung einiger germanischer Stämme und zur Etablierung römischer Militärlager führten. Der Text beleuchtet die Erfolge und Schwierigkeiten der römischen Expansion, einschließlich gescheiterter Feldzüge und Anpassung der Strategie aufgrund von geographischen Herausforderungen und Mangel an Kenntnissen der lokalen Gegebenheiten, wie beispielsweise der Gezeiten. Die allmähliche Romanisierung und der Ausbau der Provinz werden dargestellt, bis hin zur fast tributpflichtigen Provinz Germanien unter Augustus. Das Kapitel zeigt, dass die vermeintliche "Beherrschung" Germaniens vor Varus' Zeit nicht uneingeschränkt war.
6. Das Leben und Wirken des Publius Quintilius Varus: Dieses Kapitel widmet sich der Biographie von Publius Quintilius Varus. Es beleuchtet seine Karriere vor seinem Amt als Statthalter Germaniens und seine Persönlichkeit. Das Kapitel betrachtet Varus' Umgang mit germanischen Offizieren, unterstreicht seine Rolle bei der Romanisierungsprozesse in Germanien und hebt seinen Beitrag zur Steuererhebung und zur Etablierung römischer Gerichtsbarkeit hervor. Der Fokus liegt auf der Darstellung seines persönlichen Handelns und seines Verhaltens als Statthalter, um seine Rolle bei den Ereignissen der Varusschlacht besser einordnen zu können. Die Beschreibungen sollen als Grundlage für eine spätere Bewertung seiner Schuldfrage dienen.
7. Die Quellenlage: Das Kapitel evaluiert die verschiedenen antiken Quellen, die Informationen über die Varusschlacht liefern. Es analysiert die jeweiligen Perspektiven und die Zuverlässigkeit der Informationen. Die Analyse konzentriert sich auf die unterschiedlichen Darstellungen der Ereignisse, um ein umfassenderes Bild zu gewinnen und um die Schwierigkeiten aufzuzeigen, eine objektive historische Rekonstruktion aufgrund von potenziellen ideologischen Einflüssen und fehlender Neutralität zu erstellen. Dies ist wichtig für die spätere Beurteilung der Schuldfrage an Varus.
8. Die literarische Form des Varusschlachtberichts: Dieses Kapitel untersucht die literarische Gestaltung der Berichte über die Varusschlacht in den Werken von Velleius Paterculus, Lucius Annaeus Florus und Cassius Dio. Es analysiert die unterschiedlichen Schreibstile und die Interpretationen der Ereignisse. Hier werden die narrativen Strukturen der einzelnen Quellen genauer unter die Lupe genommen und stilistische Mittel, aber auch mögliche Verzerrungen durch die Autoren, berücksichtigt, um das Gewicht und den Einfluss der jeweiligen Quellen zu bestimmen. Die verschiedenen Perspektiven und Schwerpunktsetzungen in den Quellen bezüglich der Schuldfrage werden ebenfalls verglichen.
Schlüsselwörter
Publius Quintilius Varus, Clades Variana, Varusschlacht, Germanien, Römisches Reich, Arminius, Cherusker, Römische Germanienpolitik, Quellenkritik, Militärgeschichte, Römische Provinz, Schuldfrage, Augustus, Tiberius, Germanicus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über die Varusschlacht
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. und konzentriert sich insbesondere auf die Rolle des Publius Quintilius Varus und die Frage nach seiner Schuld an der Katastrophe. Die Arbeit analysiert die römische Präsenz am Rhein vor Varus' Amtsantritt, die geopolitische Lage Germaniens, die Quellenlage und bewertet Varus' Handlungen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die römische Politik in Germanien vor und nach der Varusschlacht, die Persönlichkeit und das Wirken von Publius Quintilius Varus, die Analyse antiker Quellen zur Varusschlacht, die Frage nach der Schuld an der Clades Variana und die militärische und politische Bedeutung der Varusschlacht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Einleitung, die römische Präsenz am Rhein vor Varus' Amtsantritt, Begriffsklärung „provincia Germania“, die geopolitische Lage Germaniens, die Bezeichnung der „clades variana“, das Leben und Wirken des Publius Quintilius Varus, die Quellenlage, die literarische Form des Varusschlachtberichts und ein Fazit.
Wie wird die Schuldfrage an der Clades Variana behandelt?
Die Arbeit untersucht kritisch, inwieweit Varus für die Niederlage verantwortlich gemacht werden kann. Sie analysiert seine Handlungen und sein Verhalten als Statthalter im Kontext der damaligen politischen und militärischen Situation. Die Bewertung stützt sich auf eine Analyse der antiken Quellen und berücksichtigt deren jeweilige Perspektiven und mögliche Verzerrungen.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit analysiert verschiedene antike Quellen, darunter die Berichte von Velleius Paterculus, Lucius Annaeus Florus und Cassius Dio. Die Analyse konzentriert sich auf die unterschiedlichen Darstellungen der Ereignisse und die Zuverlässigkeit der Informationen. Die unterschiedlichen Perspektiven und Schwerpunktsetzungen in den Quellen bezüglich der Schuldfrage werden verglichen.
Wie wird die römische Präsenz am Rhein vor Varus' Amtsantritt dargestellt?
Dieses Kapitel beschreibt die militärischen Aktivitäten der Römer am Rhein vor Varus' Ankunft, einschließlich der Feldzüge von Tiberius und Drusus. Es beleuchtet die Erfolge und Schwierigkeiten der römischen Expansion und zeigt, dass die vermeintliche "Beherrschung" Germaniens vor Varus' Zeit nicht uneingeschränkt war.
Wie wird das Leben und Wirken von Publius Quintilius Varus dargestellt?
Dieses Kapitel widmet sich der Biographie von Varus, beleuchtet seine Karriere vor seinem Amt als Statthalter Germaniens und seine Persönlichkeit. Es betrachtet seinen Umgang mit germanischen Offizieren, seine Rolle bei der Romanisierung und seinen Beitrag zur Steuererhebung und Gerichtsbarkeit.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Publius Quintilius Varus, Clades Variana, Varusschlacht, Germanien, Römisches Reich, Arminius, Cherusker, Römische Germanienpolitik, Quellenkritik, Militärgeschichte, Römische Provinz, Schuldfrage, Augustus, Tiberius, Germanicus.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist, inwieweit Varus selbst für die Katastrophe der Varusschlacht verantwortlich ist. Der Fokus liegt auf der Analyse der Führungsfehler der römischen Elite und nicht auf rein militärischen Aspekten.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich für die römische Geschichte, die Varusschlacht und die antike Geschichtsschreibung interessiert. Sie eignet sich insbesondere für Studierende der Geschichte und Altertumswissenschaften.
- Quote paper
- Alexander Begerl (Author), 2008, Publius Quintilius Varus und die Frage der Schuld an der Clades Variana, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133654