Bevor ich im Hauptteil auf die Beschreibung der Schwarzen eingehe, werde ich mich kurz mit der Beschreibung im Allgemeinen befassen, wie sie in dem Roman « La Jalousie » vorkommt. Auffallend in diesem Werk sind die minutiösen Beschreibungen, wie die Beschreibung der Schatten zu Beginn des Buches(z.B. S.9/10). Smith bezeichnet die Beschreibungen als „fractured descriptions“ (vgl. S.44).
Darüber hinaus geht er (vgl. S.45) davon aus, dass die übergenauen Beschreibungen, die der Erzähler von der Anordnung der Stühle, die Blickrichtung der Personen, ihre Kleidung, ihre Wortwahl und ihre kleinsten Bewegungen vornimmt, vermuten lassen, dass Franck und A… eine Affäre miteinander haben. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Beurteilung der Schwarzen durch die drei zentralen Personen
1.1 Allgemeine Anmerkungen zur Beschreibung der Schwarzen
1.2 Sicht des Ehemanns
1.3 Sicht von Franck
1.4 Sicht von A
II. Der Kampf der Weißen um ihre Weiterexistenz
III. Die Opposition blanc - noir
IV. Beschreibung einzelner Schwarzer
4.1 Der Boy
4.2 Die Arbeiter auf der Brücke
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
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Aufsätze:
Einleitung
Bevor ich im Hauptteil auf die Beschreibung der Schwarzen eingehe, werde ich mich kurz mit der Beschreibung im Allgemeinen befassen, wie sie in dem Roman « La Jalousie » vorkommt. Auffallend in diesem Werk sind die minutiösen Beschreibungen, wie die Beschreibung der Schatten zu Beginn des Buches(z.B. S.9/10). Smith bezeichnet die Beschreibungen als „fractured descriptions“ (vgl. S.44).
Darüber hinaus geht er (vgl. S.45) davon aus, dass die übergenauen Beschreibungen, die der Erzähler von der Anordnung der Stühle, die Blickrichtung der Personen, ihre Kleidung, ihre Wortwahl und ihre kleinsten Bewegungen vornimmt, vermuten lassen, dass Franck und A… eine Affäre miteinander haben.
Des Weiteren ist er (ebd.) zu dem Schluss gekommen, dass die Beschreibungen im Laufe des Buches immer unzusammenhängender werden und immer mehr von Wahnvorstellungen beeinflusst werden. Das ist insbesondere so, als Franck und A… die Fahrt in die Stadt unternehmen und wegen der Autopanne gezwungen sind, eine Nacht dort zu verbringen- zumindest behaupten sie das. Smith (vgl. S.45) hält es für offensichtlich, dass der objektive Erzählstil der Anfangs nunmehr von einer hysterischen Eifersucht gesteuert wird, indem der Erzähler bestimmte Dinge erwähnt und andere wiederum übertreibt. In der Imagination des Ehemanns hat der Tausendfüßler nämlich plötzlich die Größe eines Tellers angenommen (vgl. Jalousie, S.163), was laut Smith (vgl. S.45) in den Augen des Erzählers symbolisch für A…´s Grenzüberschreitung ist, da sich seine Eifersucht steigert. Auch die Darstellung der Fenster, durch die er die Rückkehr der Beiden von der Stadt betrachtet, hat Symbolcharakter: die grünen Fenster(grün ist die traditionelle Farbe der Eifersucht) verzerren das Betrachtete durch Fehler im Glas. (vgl. S.45) Ersterer Aspekt deutet darauf hin, dass die Beschreibungen zunehmend emotionalen Charakter annehmen, aus diesem Grund werden sie aber auch weniger verlässlich für den Leser. (vgl. Smith, S.45) Diesem wird nicht explizit mitgeteilt, dass der Erzähler Eifersucht empfindet, sondern er kann dies nur an den veränderten Charakteristika der Beschreibungen wahrnehmen. (ebd.) Smith (vgl. S.50) kommt zu dem Schluss, dass die Beschreibungen von Robbe-Grillet die Aufmerksamkeit als Technik auf sich ziehen, wobei er auch noch anmerkt, dass sich eine solche Art von Aufmerksamkeit sowohl mit dem beschriebenen Gegenstand als auch mit der Beschreibungstechnik auseinandersetzen muss. Es handelt sich seiner Ansicht nach um eine brechende Handlung (ebd.), die die althergebrachte Darstellung verzerrt/verdreht, indem das Bild der Welt durch ein sich selbst widerspiegelndes Prisma gefiltert wird. Indem sich Robbe-Grillet der Technik der mise an abîme bedient, wird diese Brechung mit größter Deutlichkeit betont, da sie gleichzeitig auf Diegesis und Erzählung verweist (vgl. Smith S.50). In « La Jalousie » gibt es verschiedene Formen der mise en abîme: zum Beispiel die Diskussionen über den afrikanischen Roman, der erzählerische Untertöne besitzt, jedoch dennoch nur auf der Ebene der Diegesis anzusiedeln ist, bis hin zu dem Eingeborenengesang, der so unterschiedliche Intonationen enthält.(vgl. Smith, S.50f.) Dällenbach schreibt hierzu: “It adumbrates “ the mobile and contradictory narative voice, without without an origin” of Robbe-Grillet´s later novels.” (zitiert bei Smith, S.51 und von dort aus Dällenbach. The Mirror in the text, Chicago: University of Chicago Press, 1989. S.133) Weiterhin vermutet er: ”[T]he mises en abyme do form a system and constitute, like the text they reflect, a group of variable and correlative units.”(zitiert bei Smith, S.51, bei Dällenbach, ebd.) Smith geht jedoch davon aus, dass sich Robbe-Grillet dieser Technik mit weitaus größerer Systematik bedient und der Zusammenhang weitaus größer ist, als Dällenbach vermutet .(vgl. S.51)
Damit möchte ich nun zum Hauptteil übergehen.
I. Beurteilung der Schwarzen durch die drei zentralen Personen
1.1 Allgemeine Anmerkungen zur Beschreibung der Schwarzen
R.O. Elaho schreibt(S.122/123) : « Pour notre part, nous irons même jusqu´à affirmer que La Jalousie est par excellence et avant tout une description des préjugés raciaux des Blancs envers les Noirs. » Zum besseren Verständnis der Darstellung des Schwarzen in diesem Roman muss man erwähnen, dass die Personen des Romans zwei oppositionellen Gruppen zugeordnet werden können: der Gruppe der Weißen und der Gruppe der Schwarzen. (vgl. Elaho, S.123) Zu diesen beiden sozialen Teilgruppen stehen die Beziehungen Herr- Diener sowie Unterdrücker- Unterdrückter in Relation. Die Europäer sind Eigentümer der Anbauflächen und der Bananenplantagen, wohingegen die Ureinwohner als Chauffeure, Köche, Boys und Arbeiter erscheinen. (ebd.) In Robbe-Grillets Roman wird deutlich, dass die Schwarzen in dieser sozialen Struktur nicht respektiert werden, beispielsweise gehört es zu As normalen Verhaltensweisen, ihrem schwarzen Boy Befehle zu erteilen(Jalousie, S.16). (vgl.Elaho, S.123)
Weiterhin bekommt man den Eindruck, dass Robbe- Grillet die Urbevölkerung als unbelebte Objekte stilisiert. (ebd., S.124) Analog zu dieser Feststellung wird deutlich, dass die Schwarzen nicht einmal ein Anrecht auf Initialen haben, ihre Namen sind gänzlich unbedeutend, da es auf S. 37 (Jalousie) heißt: « il y a un homme accroupi. C´est un indigène… » und auf S. 53 (op.cit.) wird ein « noir en short » erwähnt; die Weißen im Roman dagegen werden als Individuen beschrieben, die ein Anrecht auf eine eigene Persönlichkeit haben; ein Recht, das den Schwarzen in diesem Werk nicht zugestanden wird. (vgl. Elaho, S.124)Folgendes Beispiel findet sich im Roman:
C´était, coupé à mi-cuisses, un noir en short, tricot de corps, vieux chapeau mou, (…). (Jalousie, S.53).
Der Arbeiter wird also wie gesagt nur durch seine Hautfarbe und nicht etwa anhand seiner Gesichtszüge charakterisiert. Ebenfalls müsste sein Hut (als « délavé » und «informe » beschrieben), ein Merkmal sein, das es ermöglicht, diesen Afrikaner unter seinen Landsleuten zu erkennen, was aber explizit negiert wird (vgl. Leenhardt deutsch, S.128). Obwohl also diese Kopfbedeckung durch ihre oben noch einmal erwähnten Eigenschaften sich von denjenigen der Weißen unterscheidet, und damit den Blick des Plantagenbesitzers auf sich gezogen hatte, verschwindet sie in Anonymität, als sie sich als zum Kosmos der Schwarzen zugehörig erweist.(vgl. Leenhardt deutsch, S.128) „(…)die Kopfbedeckung aus Filz dient nicht mehr als Bezugspunkt, sie verliert sich im Durcheinander unförmiger Kopfbedeckungen.“ (Politische Mythen im Roman, S.128).
Die Ureinwohner werden nur als Masse fleißiger Menschen eingeführt. Leenhardt kommt zu dem Schluss, dass „im kolonialen Universum(..)der ideologische Wert der synekdochischen Reduktion als gebräuchlicher Mechanismus“ erscheint(ebd., S.126). Ein typisches Beispiel findet sich bei Albert Meister(L´Afrique peut-elle partir?, Editions du seuil, Paris 1966, S.102f.), er schreibt nämlich über die Wahrnehmung der Schwarzen durch die europäischen Kolonialherren folgendes:
<Alle sind nur dazu da, ihm(dem Kolonialisten) zu dienen, da er aber keine Kontakte zu ihnen hat und sie nicht an ihrer Physiognomie erkennt (noch heute sagen die Weißen: Sie ähneln sich alle.), zieht er ihnen den ausgeübten Funktionen (Laufbursche, Portiers, Kellner usw.) entsprechende Uniformen an. Die Uniform läßt sie noch uniformer werden(…)> (op.cit., S.126)
1.2 Sicht des Ehemanns
Der Ehemann wird gleich von seinem ersten Auftreten ab als eine Person vorgestellt, die rassistischen und kolonialen Mythen anhängt. (vgl. Leenhardt deutsch, S.56 ) Als nämlich eine Unterhaltung im Gange ist, ob man sein Vertrauen auf schwarze Fahrer setzen sollte, erwähnt er nämlich die Stellungnahme seines Nachbarn Franck (ebd.): « Mais il a bien tort de vouloir confier des camions modernes aux chauffeurs noirs, qui les démoliront tout aussi vite, sinon plus. ».(Jalousie, S.25). Den Schwarzen wird also Unbesonnenheit und mangelnde Intelligenz zugeschrieben (vgl. Elaho, S.123). Auch mokiert er sich über den partiellen Analphabetismus des Boy (ebd.): « Madame, elle dit d´apporter la glace, annonce t´il avec le ton chantant des Noirs, qui détache certains syllabes en les accentuant de façon excessive… » (Jalousie, S. 50)
Der Ehemann ist außerdem als klassischer Kolonialist gezeichnet, er lässt seine Plantage nach einem einmal vorgegebenen Muster von alleine weiterlaufen. (vgl. Rother, S.256)
Ein Problem der Sehweise dieses « mari-narrateur » ist laut Leenhardt (Politische Mythen im Roman, S.129), dass er dort, wo Unordnung eine Bedrohung zu implizieren scheint, Ordnung schafft. Indem er nämlich die fünf Arbeiter, die die Brücke reparieren, zu einer „folgsame(n) Materie“ macht(ebd.), die der der Bäume vergleichbar ist, erreicht er eine phantasmatische Eliminierung dieser Bedrohung: Les cinq hommes y sont maintenant ordonnées en quinconce, deux sur chaque berge et un au milieu, accroupi, tourné vers l´amont(…) »(Jalousie, S.118). Außerdem werden diese zu den Strünken der Bananenstauden in Relation gesetzt, es wird erwähnt, dass sie sich ebenfalls nicht bewegen. Nachdem den Arbeitern diese Bewegungslosigkeit zugeschrieben wurde, kann der Ehemann nun wieder zu der für ihn charakteristischen geometrischen Beschreibung übergehen (vgl. Leenhardt deutsch, S.129f.):
(…)sur deux lignes parallèles, les intervalles étant égaux dans l´un et l´autre groupe, et les deux personnages de la rive droite – dont seul le dos est visible- se plaçant sur les médiatrices des segments déterminés par leurs trois compagnons de la rive gauche, qui eux regardent vers la maison, où A… se dresse derrière l´embrasure béante de la fenêtre.(Jalousie, S.104f.).
Eine solche Art der Beschreibung präsentiert die Realität als unbewegliche Wirklichkeit. Man kann sich ihrer aber erst bedienen, nachdem die Bewegungslosigkeit sichergestellt ist. (vgl. Leenhardt deutsch, S.130)Von dieser Passage an wird « La Jalousie » zu dem Roman des „geometrisierenden Blicks“ (ebd.), der sich immer im Kampf mit einer Realität befindet, die sich ihm immer nur zur Hälfte unterwirft und sich jederzeit einer geistigen Klassifizierung entziehen kann. Die Natur behält immer einen nur unterschwellig spürbaren rebellischen Zug. ( ebd.)
Die Angst der Weißen im Allgemeinen, oder besser, die Angst der männlichen Weißen vor der sexuellen Potenz der Eingeborenen wird durch eine vordergründig vollkommen harmlos erscheinende Szene thematisiert: der Ehemann setzt sich plötzlich mit einer Tätigkeit des schwarzen Kochs, die bisher noch keine Erwähnung gefunden hatte, auseinander(vgl. Nowak, S.172f.):
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- Dominik Menz (Author), 2004, Beschreibung der Schwarzen in Alain Robbe-Grillets Roman "La Jalousie", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133628
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