Als Folge der Corona Pandemie, die im März 2020 auftrat, wurde in einigen Ländern ein Lockdown ausgerufen, sämtliche Einrichtungen und Geschäfte blieben geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt. Die Menschen wurden dazu angehalten, das Haus überhaupt nicht, oder nur in Ausnahmesituationen, zu verlassen. Solche radikalen Maßnahmen wurden nicht überall
auf der Welt getroffen, so trat in Deutschland beispielsweise am 23.03.2020 die bundesweite Kontaktsperre in Kraft. In diesem Umfang wurden persönliche Kontakte ab einer Anzahl von zwei Personen unterbunden, man wurde dazu aufgerufen, Aufenthalte im Freien nur auf das Nötigste zu beschränken und Verstöße wurden geahndet. Als eine der Folgen hatten die Menschen,
„gefangen“ in ihren vier Wänden, mehr Zeit zur Verfügung. Wie wurde diese neugewonnene Zeit gestaltet? Wurde sie genutzt, um Muße zu tun, neu aufzutanken und eine Pause einzulegen? Oder, im Gegenteil, als Möglichkeit zur eigenen Optimierung gesehen? Wurde der gewünschte Summerbody trainiert, neue Sprachen erlernt, Rechnungen bezahlt und alles geregelt, wofür man sonst keine Zeit hat? Oder haben die Menschen durchgeatmet, sich zurückgelegt und entspannt? Mit diesen Fragen möchte ich mich, in Bezug auf die Selbstoptimierung, in diesem Essay befassen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Selbstoptimierung
3 Selbstoptimierung in Zeiten von Corona
4 Muße
5 Fazit
6 Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Als Folge der Corona Pandemie, die im März 2020 auftrat, wurde in einigen Ländern ein Lockdown ausgerufen, sämtliche Einrichtungen und Geschäfte blieben geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt. Die Menschen wurden dazu angehalten, das Haus überhaupt nicht, oder nur in Ausnahmesituationen, zu verlassen. Solche radikalen Maßnahmen wurden nicht überall auf der Welt getroffen, so trat in Deutschland beispielsweise am 23.03.2020 die bundesweite Kontaktsperre in Kraft. In diesem Umfang wurden persönliche Kontakte ab einer Anzahl von zwei Personen unterbunden, man wurde dazu aufgerufen, Aufenthalte im Freien nur auf das Nötigste zu beschränken und Verstöße wurden geahndet. Als eine der Folgen hatten die Menschen, „gefangen“ in ihren vier Wänden, mehr Zeit zur Verfügung. Wie wurde diese neugewonnene Zeit gestaltet? Wurde sie genutzt, um Muße zu tun, neu aufzutanken und eine Pause einzulegen? Oder, im Gegenteil, als Möglichkeit zur eigenen Optimierung gesehen? Wurde der gewünschte Summerbody trainiert, neue Sprachen erlernt, Rechnungen bezahlt und alles geregelt, wofür man sonst keine Zeit hat? Oder haben die Menschen durchgeatmet, sich zurückgelegt und entspannt? Mit diesen Fragen möchte ich mich, in Bezug auf die Selbstoptimierung, in diesem Essay befassen. Aufgrund des aktuellen Bezuges und den noch fehlenden literarischen Werken zu diesem Thema, sind hauptsächlich Internetquellen herangezogen worden. Dabei wurde sich übergeordnet mit einem Blogbeitrag zum Thema „Muße in Zeiten von Corona“ beschäftigt, welcher in einem kulturanthropologischen Blog, speziell zu diesem aktuellen Thema, veröffentlicht wurde. Zunächst werde ich den Begriff „Selbstoptimierung“ genauer betrachten und ihn als Grundlage dieses Essays näher definieren. Anschließend schaffe ich einen Bezug zu der aktuellen Situation und gehe abschließend auf das Thema der Muße ein, um einen Gegensatz zu dem Optimierungsbegriff zu bieten. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Essay das generische Maskulinums angewandt. Diese Verwendung soll geschlechtsunabhängig verstanden werden.
2 Selbstoptimierung
Der Begriff Selbstoptimierung, abgeleitet vom lateinischen „optimus“: „der Beste, Tüchtigste“, umfasst „[...] jede Selbst-Verbesserung eines Subjekts hin zum bestmöglichen oder vollkommenen Zustand.“ (Fenner 2019, 11) Das Ziel dieses Optimierens liegt in dem Erreichen eines Bestzustandes, dem „Optimum“ (vgl. ebd., 11). Wohingegen der Begriff herkömmlich unter Neurowissenschaftlern als „den charakteristischen Lernprozess des Nervensystems“ (ebd., 11) genutzt wurde, welches ständig verbessert wurde, um eine optimale Funktion zu erzielen. Ist er uns heute in ganz anderen Kontexten bekannt. Der seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts in westlichen Gesellschaften aufgekommene Trend erfährt „enorme öffentliche und mediale Aufmerksamkeit“ (Fenner 2019, 9). Wir leben in einem „Zeitalter der Selbstoptimierung“ (ebd., 9), so Trendforscherin Corinna Mühlhausen. Ständig kommen wir auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Begriff in Berührung und unser Alltag wird dadurch geprägt. (vgl. ebd., 9).
3 Selbstoptimierung in Zeiten von Corona
Der Begriff Selbstoptimierung ist in der heutigen Gesellschaft ein alltäglicher Bestandteil unseres Lebens geworden. Doch wie verhält es sich, wenn der Alltag, bedingt durch einen hochansteckenden Virus, neu geregelt werden muss? Auf diese Frage geht Marit Langschwager in ihrem auf Sat.1 veröffentlichten Beitrag ein und beleuchtet, durch das Heranziehen von Expertenmeinungen, die unterschiedlichen Blickwinkel auf Selbstoptimierung in Zeiten von Corona. In der veränderten Lebenssituation scheint dieser Trend um so mehr an Mitläufern zu gewinnen. Durchaus ist dies auf eine Art Bewältigungsstrategie, um durch den neuen Alltag zu kommen, zurückzuführen. Dr. Angelika Berghaus, Fachärztin für Psychosomatische Medizin, führt einen weiteren Grund an: Sie beschreibt dieses Phänomen als eine natürliche Reaktion jedes Einzelnen, als ein Versuch danach, die Kontrolle zu behalten. Die Angst vor dem Virus und seiner Bedrohung für unser Leben ist allgegenwertig. Der Mensch baut sich eine „Angstabwehr“ auf, indem er dieser, „durch schöpferische Maßnahmen, neue Hobbys und Bewältigungsstrategien“ (Langschwager 2020) versucht entgegenzuwirken. Der Wunsch in dieser Ausnahmesituation nicht alleine zu sein, sich Gleichgesinnte zu suchen, ist überall verbreitet. Die geteilten Probleme und Sorgen, das gegenseitige Motivieren, stärkt das Miteinander (vgl. Langschwager 2020). Besonders im Fokus der Selbstoptimierung steht das Gesundheitsdenken, sowie das Treiben von Sport. Ein positiver Effekt, wie Sportsoziologe Hans-Jürgen Schulke, feststellt, indem er das damit gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Menschen, hervorhebt. Ebenso erzielen, die in sozialen Netzwerken kursierenden BodyChallenges, durch das Stärken eines Zusammenhaltes, nach dem sich die Gemeinschaft sehnt, einen positiven Erfolg (vgl. ebd. 2020). Wohingegen der Trend zur Selbstoptimierung auf der einen Seite ein Gemeinschaftsgefühl stärken kann, bringt er ebenso die Möglichkeit, des Vereinsamens, mit sich. Menschen überschätzen sich durch die Illusion, alles aus eigener Kraft erreichen zu können. Früher oder später kommen sie jedoch zu der Einsicht, dennoch stets abhängig von anderen Menschen zu sein, wodurch die Vereinsamung zunehmen kann (vgl. ebd. 2020). Außerdem, so äußert sich die Ärztin, nimmt, durch das ständige Vergleichen und Optimieren der Anpassungsdruck zu. Ebenso ist das Risiko, dass eine Allmachtsvorstellung, wobei die Annahme, alle Gefahren eigenständig bewältigen zu können, ausgelöst wird, nennenswert (vgl. ebd. 2020).
4 Muße
In dem Blogbeitrag „Muße in Zeiten von Corona“, welcher als Informationsquelle dieses Kapitels dient, beschäftigt sich die Autorin Inga Wilke mit dem Thema der Muße. Sie vertritt die Meinung sich gerade in der jetzigen Situation damit zu befassen. Ihre Argumentation untermauert sie durch Fachliteratur, ebenfalls beruft sie sich auf andere, ebenso in dem Blog veröffentlichen, Beiträge. Neben dem negativen Effekt, den die Corona Pandemie, durch neue Maßnahmen und Einschränkungen mit sich brachte, ruft sie durchaus auch positive Auswirkungen hervor. So lässt sich beispielweise eine Verbesserung der Luftqualität festhalten, aber vor allem gewinnen wir durch sie Zeit. „Die Krise als Chance“ (Wilke 2020) sehen, die mehr oder weniger unfreiwillig neugewonnene Zeit als Möglichkeit wahrzunehmen, um dem alltäglichen Stress, den niemals endenden To-Do-Listen, der Beschleunigung und dem damit verbundenen ständigen Druck zu entfliehen (vgl. ebd.). „Etwas mehr Ruhe, etwas mehr Muße, etwas mehr Zurückhaltung tut uns allen gut“ (Renn 2020 zitiert nach Wilke 2020), so der Soziologe und Risikoforscher Ortwin Renn. Die Muße ist in unserem alltäglichen Leben scheinbar nicht selbstverständlich und stellt daher eine Sehnsucht dar, ein zu erstrebendes Ziel (vgl. Wilke 2020). So rät Max Throll, angesichts der Entschleunigung, „sich Trägheit als 'radikales Mindset' anzueignen“ (Throll 2020 zitiert nach Wilke 2020) und führt dies in seinem Artikel für den Tagesspiegel wie folgt aus:
„Es ist weder Apathie noch Resignation, sondern die Verweigerung der Maxime der Selbstoptimierung. Es ist die Wiedererlangung der Autonomie über Körper und Geist gegenüber den Forderungen der absoluten Produktivität.“ (Throll 2020 zitiert nach Wilke 2020)
Das Verständnis der Muße, als „kontrollierte Freisetzung der Menschen von Zwängen“, (Soeffner zitiert nach Wilke 2020), zeigt auf, dass sie zwar in „soziale und kulturelle Ordnung eingebunden bleibt“ (Wilke 2020). Jedoch erschafft sie, durch das Herstellen eines Bewusstseins, diese Ordnung dennoch potentiell veränderbar zu machen (vgl. Wilke 2020). Die Bedeutung des Begriffes Muße muss neu aufgezeigt werden, sie bedeutet weder Faulheit noch Untätigkeit, sondern „freie Zeit und [innere] Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht“ (Dudenredaktion, o.J.). In diesem Zusammenhang stellt der Soziologe Hans-Georg Soeffner in seinem 2014 veröffentlichten Aufsatz „Muße - Absichtsvolle Absichtslosigkeit“ Rahmenbedingungen für die grundsätzliche Möglichkeit zur Muße dar. Diese beinhalten die „Abwendung von der Unruhe des Alltags, von seinen Zielvorgaben und dem daraus folgenden Handlungs- und Entscheidungszwang“ und die „Hinwendung zu einer außeralltäglichen Öffnung der Zeit- und Raumgestaltung“ (Soeffner zitiert nach Wilke 2020). Die Situation im Ausnahmezustand macht einerseits deutlich, dass Stabilität und Ordnung durch die Kultur geschaffen wird, andererseits legt sie ein Problem in der momentan bedrohten Ordnung dar, das grundsätzliche Fehlen der Zeit für sich selbst (vgl. Wilke 2020).
5 Fazit
Dem ständigen Druck, dem die Menschen in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft ausgesetzt sind, wird durch die Maßnahmen, welche die Corona Pandemie zur Folge hat, ein Riegel vorgesetzt. Menschen müssen sich neu orientieren, in die neue Situation einfinden und neu definieren, worauf es in ihrem Leben wirklich ankommt. Die durch das Aufkommen der Pandemie getroffenen Einschränkungen, verändern die alltäglichen Umstände, unser Zeitmanagement und unsere Auffassungen der Lebensgestaltung. Wie die Bevölkerung damit umgeht lässt sich nicht pauschalisieren. Jeder erfährt diese Krise auf eine individuelle Art und Weise, gekennzeichnet von den persönlichen äußeren Gegebenheiten und Einflüssen. Für den einen bietet der „Stillstand“ eine langersehnte Pause, die Möglichkeit sich auf sich selbst zu besinnen und zu entspannen. Für den anderen heißt es eine persönliche Krise zu überwinden, bedingt durch beispielsweise aufkommende Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit. Andere wiederum stürzen sich, im Zuge der Selbstoptimierung, in Aufgaben und neue Herausforderungen. Corona und seine Folgen werden wohl an niemandem spurlos vorbei gehen. Welcher der richtige Weg ist damit umzugehen, soll nicht Thema meines Essays sein. Das Ziel war es die aktuelle Situation aufzugreifen und in Bezug auf das Thema der Selbstoptimierung kritisch zu beleuchten. Wie sich dadurch gezeigt hat, lassen sich sowohl positive als auch negative Seiten der Selbstoptimierung in dieser Zeit aufführen. Ich vertrete den Standpunkt, dass ein gesundes Mittelmaß an Optimierung und Muße, an Arbeit und Entspannung, gefunden werden sollte.
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Im Kampf zwischen Muße und Selbstoptimierung. Corona Maßnahmen und ihre Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1335619
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