Biographische und autobiographische Texte erleben seit längerer Zeit einen regelrechten Boom. Dabei scheint das biographische Verlangen, von dem R. Barthes einst sprach, nicht nur auf den alltagsweltlichen Bereich beschränkt zu sein; auch im akademischen Bereich ist "Biographie" kein Fremdwort mehr. So beschäftigen sich u.a. die Soziologie, die Kulturwissenschaft oder die Geschichtswissenschaft seit ca. 30 Jahren eingängiger mit den o.g. Phänomenen. Davon nahezu unberührt ist bisher jedoch die Politikdidaktik!
Vor diesem Hintergrund soll mit der vorliegenden Arbeit folgendes erreicht werden: 1. Nach einer terminologischen Klärung, soll 2. die Bedeutung der Biographie für die Politikwissenschaft und die Geschichtswissenschaft analysiert werden. In einem 3. Schritt wird sodann die politikdidaktische Bedeutung der Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von s.g. Namenlosen herauszustellen sein, wodurch ein neuer politikdidaktischer Ansatz begründet werden soll: der biographisch-personenbezogene. Da dieser Ansatz auch zur Etablierung eines völlig neuen politikdidaktischen Arbeitsfeldes beitragen kann, der politikdidaktischen (Auto-)Biographieforschung, werden deren Grundpfeiler in einem 4. Arbeitsschritt zu skizzieren sein. Dafür wurden zwei biographisch-narrative Interviews geführt und entsprechend aufgearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Zielstellung der Arbeit
- Die Biographie als wissenschaftliches Konzept
- Lebenslauf, Memoire, Autobiographie und Biographie — Definitionen und notwendige Abgrenzungen
- Memoiren: Autobiographie und Biographie als Textsorten
- Die Biographie als soziologisches Konzept
- Zur Bedeutung der Biographie in der deutschen Politikwissenschaft
- Die Person als Politiker — politische Führung und politischer Stil
- Gründe fir die Vemachlässigung/ Vermeidung der Biographie innerhalb der deutschen Politikwissenschaft — Drei Thesen
- Die Biographie in der deutschen Geschichtswissenschaft
- Die historisch-politische Biographie „großer Persönlichkeiten" als konstitutiver Bestandteil der Historiographie
- Oral History und die Biographien von „Namenlosen"
- Lebenslauf, Memoire, Autobiographie und Biographie — Definitionen und notwendige Abgrenzungen
- Die politikdidaktische Bedeutung der Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von „Namenlosen" oder: Zur Begründung des biographisch-personenbezogenen Ansatzes in der politischen Bildung
- Das Verhältnis zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik
- Das Ziel der politischen Bildung
- Demokratisch-politisches Bewusstsein
- Politische Sozio- und Deutungskultur sowie politisches Ordnungs- und Deutungswissen
- Demokratisch-politische Identität
- Zur politikdidaktischen Begründung des biographisch-personenbezogenen Ansatzes
- Exemplarität
- Kategoriale Bildung
- Alltagsweltbezug
- Betroffenheit und Bedeutsamkeit
- Zukunftsbedeutung/ -orientierung und Handlungsorientierung I
- Chancen fir die Ausbildung eines demokratisch-politischen Bewusstseins/ einer demokratisch-politischen Identität
- Methodische Implikaturen — Handlungsorientierung II
- Textanalyse
- Entdeckendes/ Forschendes Lernen
- Grenzen und mögliche Probleme bei der Beschäftigung mit Biographien im Rahmen politischer Bildung
- Politikdidaktische Autobiographie- und Biographieforschung
- Beispiel 1: Perspektive einer Herrschaftsunterworfenen — (Kurz-)Biographie von Angelika Fischer
- Beispiel 2: Perspektive einer Entscheidungsträgerin — (Kurz-)Biographie von Tina Müller
- Fazit
- Literaturangabe
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der politikwissenschaftlichen und politikdidaktischen Bedeutung der Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von „Namenlosen". Die Arbeit untersucht, ob der Einsatz von Biographien im Sozialkundeunterricht einen sinnvollen Beitrag zur Erreichung des Ziels der politischen Bildung — der aktiven Wahrnehmung der Bürgerrolle — leisten kann.
- Biographie als wissenschaftliches Konzept
- Bedeutung der Biographie in der deutschen Politikwissenschaft
- Die Rolle der Biographie in der deutschen Geschichtswissenschaft
- Politikdidaktische Bedeutung der Beschäftigung mit Biographien
- Entwicklung eines biographisch-personenbezogenen Ansatzes in der politischen Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung und Zielstellung der Arbeit erläutert die These, dass die Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von „Namenlosen" einen entscheidenden Beitrag zum Leitziel der politischen Bildung leisten kann. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, diese These durch eine umfassende politikdidaktische Begründung zu untermauern.
Kapitel 2 befasst sich mit der Biographie als wissenschaftliches Konzept und untersucht die verschiedenen Definitionen des Begriffes „Biographie" sowie die unterschiedlichen Zugänge von Literaturwissenschaft, Soziologie und Geschichtswissenschaft. Dabei werden die Textsorten Memoiren, Autobiographie und Biographie voneinander abgegrenzt und die Bedeutung der Biographie in der deutschen Politikwissenschaft analysiert. Die Arbeit geht dabei auf die Leadership-Forschung ein und beleuchtet die Gründe für die Vernachlässigung der Biographie in der deutschen Politikwissenschaft.
Kapitel 3 befasst sich mit der politikdidaktischen Bedeutung der Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von „Namenlosen". Es wird das Verhältnis von Fachwissenschaft und Fachdidaktik geklärt und das Ziel der politischen Bildung — die Befähigung zur aktiven Wahrnehmung der Bürgerrolle — definiert. Die Arbeit geht dabei auf die Bedeutung des demokratisch-politischen Bewusstseins und der demokratisch-politischen Identität ein und erläutert die Rolle von politischer Kultur, Soziokultur und Deutungskultur. Darüber hinaus werden die Kategorien Exemplarität, Kategoriale Bildung, Alltagsweltbezug, Betroffenheit und Bedeutsamkeit sowie Zukunftsbedeutung/ -orientierung und Handlungsorientierung im Kontext des biographisch-personenbezogenen Ansatzes diskutiert.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der politikdidaktischen Autobiographie- und Biographieforschung. Es werden zwei Beispiele für die Perspektive einer Herrschaftsunterworfenen und die Perspektive einer Entscheidungsträgerin vorgestellt und die notwendigen Materialien für den Einsatz im Unterricht zusammengestellt. Die Arbeit geht dabei auf die spezifischen Anforderungen an die politikdidaktische Aufbereitung von Biographien ein und erläutert die Möglichkeiten der Textanalyse und des entdeckenden/ forschenden Lernens im Kontext des biographisch-personenbezogenen Ansatzes.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die politikwissenschaftliche und politikdidaktische Bedeutung der Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von „Namenlosen", die aktive Wahrnehmung der Bürgerrolle, das demokratisch-politische Bewusstsein, die demokratisch-politische Identität, die politische Kultur, die Soziokultur, die Deutungskultur, der biographisch-personenbezogene Ansatz, die Exemplarität, die kategoriale Bildung, der Alltagsweltbezug, die Betroffenheit, die Bedeutsamkeit, die Zukunftsbedeutung, die Handlungsorientierung, die Textanalyse, das entdeckende/ forschende Lernen, die politikdidaktische Autobiographie- und Biographieforschung.
- Quote paper
- Marc Partetzke (Author), 2008, Die politikwissenschaftliche und politikdidaktische Bedeutung der Beschäftigung mit Politikerbiographien und den Biographien von „Namenlosen“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133258