In der vorliegenden Arbeit liegt der Betrachtungsfokus auf der Bedeutung und dem Zweck der Schifffahrts- und Seemetaphorik in Shakespeares The Merchant of Venice. Nicht nur vom Standpunkt des elisabethanischen Zeitalters aus gesehen ist Shakespeare einer der bildgewaltigsten Autoren, auch aus heutiger Sicht ist die Vielzahl und Vielfältigkeit seiner sprachlichen Bilder beeindruckend. Dies lässt sich auch dadurch belegen, dass Shakespeares Bildsprache auch heute noch Gegenstand der Forschung ist. Die Metapher als rhetorisches Mittel, insbesondere in den Werken Shakespeares ist daher so interessant, da sie den Rezipienten durch ihr Facettenreichtum fasziniert, beeindruckt und zugleich ein tieferes Verständnis des Textes unmittelbar ermöglichen. Metaphern sind jedoch oftmals schwer zu deuten, denn sie setzen zum einen sowohl historisches als auch sozialgeschichtliches Hintergrundwissen des Publikums bzw. des Lesers voraus, zum anderen müssen vor einem kulturellen Verständnishintergrund Rückschlüsse auf die eigentliche Bedeutung, die hinter der Metapher steht, gezogen werden.
Daraus ergeben sich leicht Probleme hinsichtlich des Verständnisses einer Passage oder gar des ganzen Werkes, sodass mitunter die eigentliche Intention des Autors fehlinterpretiert werden kann. Aus diesem Grund müssen Metaphern dekodiert werden.
In dieser Arbeit beziehe ich mich auf das Feld der nautischen Metaphern in The Merchant of Venice. Hierunter fallen also Metaphern über die Schifffahrt und die damit zusammenhängenden Metaphern über das Meer im Allgemeinen.
Die Leitgedanken dieser Arbeit sind also: Warum verwendet Shakespeare in The Merchant of Venice gehäuft Metaphern der Seefahrt des Meeres, was bezweckt er mit ihnen? Wie werden die Metaphern vom Publikum aufgenommen und verstanden? Wie wirken die Metaphern auf das Publikum, inwieweit tragen sie zur Erheiterung und zum Verständnis des Stücks bei? Wie bringt die Metapher das Stück handlungstechnisch weiter?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zum Verständnis der Metapher
3. Die nautische Metapher im Text
3.1 Die Eröffnungsszene
3.2 Weitere Textstellen
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der vorliegenden Arbeit liegt der Betrachtungsfokus auf der Bedeutung und dem Zweck der Schifffahrts- und Seemetaphorik in Shakespeares The Merchant of Venice.
Nicht nur vom Standpunkt des elisabethanischen Zeitalters aus gesehen ist Shakespeare einer der bildgewaltigsten Autoren, auch aus heutiger Sicht ist die Vielzahl und Vielfältigkeit seiner sprachlichen Bilder beeindruckend. Dies lässt sich auch dadurch belegen, dass Shakespeares Bildsprache auch heute noch Gegenstand der Forschung ist.
Die Metapher als rhetorisches Mittel, insbesondere in den Werken Shakespeares ist daher so interessant, da sie den Rezipienten durch ihr Facettenreichtum fasziniert, beeindruckt und zugleich ein tieferes Verständnis des Textes unmittelbar ermöglichen. Metaphern sind jedoch oftmals schwer zu deuten, denn sie setzen zum einen sowohl historisches als auch sozialgeschichtliches Hintergrundwissen des Publikums bzw. des Lesers voraus, zum anderen müssen vor einem kulturellen Verständnishintergrund Rückschlüsse auf die eigentliche Bedeutung, die hinter der Metapher steht, gezogen werden.
Daraus ergeben sich leicht Probleme hinsichtlich des Verständnisses einer Passage oder gar des ganzen Werkes, sodass mitunter die eigentliche Intention des Autors fehl interpretiert werden kann. Aus diesem Grund müssen Metaphern dekodiert werden.
In dieser Arbeit beziehe ich mich auf das Feld der nautischen Metaphern in The Merchant of Venice. Hierunter fallen also Metaphern über die Schifffahrt und die damit zusammenhängenden Metaphern über das Meer im Allgemeinen.
Die Leitgedanken dieser Arbeit sind also: Warum verwendet Shakespeare in The Merchant of Venice gehäuft Metaphern der Seefahrt des Meeres, was bezweckt er mit ihnen? Wie werden die Metaphern vom Publikum aufgenommen und verstanden? Wie wirken die Metaphern auf das Publikum, inwieweit tragen sie zur Erheiterung und zum Verständnis des Stücks bei? Wie bringt die Metapher das Stück handlungstechnisch weiter?
Zunächst werde ich kurz darauf eingehen, was eine Metapher ausmacht und gängige Metapher-Theorien erläutern. Daran anknüpfend werde ich textimmanent Metaphern untersuchen, insbesondere werde ich mich dabei auf die Eröffnungsszene im ersten Akt beziehen, wobei auch vereinzelte Passagen im späteren Verlauf von The Merchant of Venice nicht außen vor gelassen werden sollen. Es werden Metaphern herausgestellt, entschlüsselt und erläutert. Mögliche Interpretationsansätze sollen sowohl markiert als auch diskutiert werden. In diesem Zuge sollen auch die Wirkung auf das Publikum und vor allem der Zweck der Metaphern herausgearbeitet werden. Abschließen wird die Arbeit mit einem Fazit über die gesammelten Erkenntnisse.
2. Zum Verständnis der Metapher
Bei der Durchsicht von Shakespeares Werken wird deutlich, dass er eine reichhaltige Palette an rhetorischen Figuren zu seiner Verfügung hatte und deren Einsatz auch beherrschte. Macbeth bietet zum Beispiel eine rege Fülle an Metaphern. In dieser Arbeit werde ich mich jedoch auf das Stilmittel der Metapher, insbesondere der nautischen beschränken, da sie meines Erachtens sehr vielseitig und interessant ist und ein Miteinbeziehen weiterer Stilmittel bei weitem den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Um jedoch textimmanent die Wirkung einer Metapher beschreiben zu können, muss zunächst festgehalten werden, was überhaupt eine Metapher ist, bzw., was sie ausmacht.
Fakt ist, dass die Relevanz der Metapher für die geschriebene und gesprochene Sprache enorm ist. Sie ist ein Binnenelement literarischer Texte und damals wie heute nicht aus dem Sprachgebrauch wegzudenken. Hierzu bemerkt Kurz: „Nicht wenige sehen in der Metapher sogar das Prinzip der Sprache überhaupt“1.
Bezüglich der Definition der Funktionsweise einer Metapher wurden diverse Theorien entwickelt. Der Terminus „Metapher“ stammt vom griechischen Wort „metaphora“ ab und bedeutet soviel wie „transferieren“ oder „hinübertragen“2. So besagt die auf Aristoteles zurückgehende und wohl älteste der Theorien, die Substitutionstheorie, dass bei der Metapher das „'eigentliche' Wort durch ein fremdes ersetzt“3, also substituiert wird. Eine Variante dieser Theorie ist die Vergleichstheorie. Diese besagt, dass die Metapher im Prinzip ein Vergleich zweier Wörter ist, der um den Partikel „wie“ reduziert wurde4.
Eine andere, ebenfalls häufig angewandte Theorie ist die Interaktionstheorie. Diese geht zurück auf I. A. Richards. In The Philosophy of Rhetoric führt er den Begriff 'vehicle' für den metaphorischen Ausdruck und 'tenor' für den literarischen Begriff ein, auf den sich eben jener metaphorische Ausdruck bezieht. Die Beziehung, die nun zwischen dem 'vehicle' und dem 'tenor' besteht, definiert Richards als 'ground'. Diese Relation muss gegeben sein, da eine Metapher ansonsten keinen Sinn ergeben würde5. Wenn eine Metapher untersucht wird, muss die Analyse des 'grounds' im Vordergrund stehen. Hierzu Bath und Furniss: „To understand the ground is to understand the figure“.6
Konträr zu diesen beiden Theorien steht der pragmatische Ansatz bezüglich der Auffassung einer Metapher: Hierbei gehen die Kritiker davon aus, dass der metaphorische Ausdruck die exakte Bedeutung des für ihn gewählten Wortes trägt und eben kein Vergleich sowie keine Relation hergestellt werden7.
Wiederum einen Gegensatz zu dieser Auffassung stellt die kognitive Betrachtungsweise dar. Sie besagt, dass selbst der alltägliche Sprachgebrauch von metaphorischen Wendungen durchsetzt ist. Abrams beschreibt diesen Ansatz wie folgt:
[I]t claims that the ordinary use of language is pervasively and indispensably metaphorical, and that metaphor persistently and profoundly structures the ways human beings perceive, what they know, and how they think8.
Welche Theorie bzw. welchen Ansatz man auch betrachtet – alle erscheinen zunächst geeignet, auf den Themenbereich dieser Arbeit angewandt zu werden. McDonald stellt jedoch richtig fest: „To ignore or avoid the poetic properties by Shakespeare, to 'read over' or 'read
through' the figurative language, is spectacularly to miss the point“9. Daher ist der pragmatische Ansatz für die Untersuchung der nautischen Metaphern in The Merchant of Venice ungeeignet.
3. Die nautische Metapher im Text
3.1 Die Eröffnungsszene
Wie bereits eingangs angeführt, gilt es nun, die Schifffahrts- und Meeresmetaphorik in The Merchant of Venice zu beleuchten. Besonders die Eröffnungsszene von Shakespeares Stück ist reich an diesen Metaphern, hier wird fast ausschließlich in Bildern und Vergleichen gesprochen.
Der niedergeschlagene Antonio sucht nach Gründen für sein melancholisches Gemüt, kann sich jedoch nicht erklären, wo die Traurigkeit herrührt. Sein Freund Salerio ist sich dessen bewusst und weiß, welche Angelegenheit Antionios negative Stimmung verursacht:
Your mind is tossing on the ocean,
There were your argosies with portly sail
Like signiors and rich burghers on the flood,
Or as it were the pageants of the sea,
Do overpeer the petty traffickers
That cur´sy to them (do them reverence)
As they fly by them with their woven wings10.
Bereits die erste Zeile gibt Auskunft darüber, dass Antonios Gedanken um den Ozean kreisen. Schon allein diese Metapher des „Werfens“ vermittelt die Information, dass der folgende Erklärungsstrang mit dem Meer zusammenhängen wird – einem Stück Holz oder einem kleinen Schiff gleich werden Antonios Gedanken von den Wellen hin und her geworfen. Auf diese Weise wird das Publikum zunächst auf die folgende Handlung eingestimmt, zugleich entsteht beim Publikum aber auch ein Eindruck der unruhigen See, auf der jegliches Treibgut oder Schiff wie ein Spielball der Wellen umhergeworfen wird.
[...]
1 Kurz, Gerhard. Metapher, Allegorie, Symbol. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. 7.
2 Vgl. McDonald, Russ. Shakespeare and the Arts of Language. Oxford: Oxford UP, 2001. 58. sowie
Bath, Michael & Furniss, Tom. Reading Poetry. An Introduction. Harlow: Pearson Education Limited, 2007. 155.
3 Kurz, Gerhard. Metapher, Allegorie, Symbol. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. 7-8.
4 Vgl. Kurz, Gerhard. Metapher, Allegorie, Symbol. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. 8
5 Vgl. Abrams, Meyer Howard. A Glossary of Literary Terms. Boston: Heinle & Heinle, 2001. 155. sowie
Bath, Michael & Furniss, Tom. Reading Poetry. An Introduction. Harlow: Pearson Education Limited, 2007. 150.
6 Bath, Michael & Furniss, Tom. Reading Poetry. An Introduction. Harlow: Pearson Education Limited, 2007. 150.
7 Vgl. Abrams, Meyer Howard. A Glossary of Literary Terms. Boston: Heinle & Heinle, 2001. 156.
8 Abrams, Meyer Howard. A Glossary of Literary Terms. Boston: Heinle & Heinle, 2001. 157.
9 McDonald, Russ. Shakespeare and the Arts of Language. Oxford: Oxford UP, 2001. 52.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Bastian Borowski (Author), 2007, Die nautischen Metaphern in Shakespeares "The Merchant of Venice", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133065
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