Herr Mavromati hat sicherlich nicht Unrecht, wenn er behauptet, dass sich Uwe Johnsons Herkunft in seinen Werken wieder findet. Besonders die idyllische Landschaft Mecklenburgs, in der Uwe Johnson aufwuchs, scheint im Roman „Ingrid Babendererde“ auf seine Herkunft hinzudeuten. Doch Uwe Johnson scheint meiner Ansicht nach nicht nur seine Herkunft in das Zentrum seines Romans gestellt zu haben, sondern auch die damit eng verbundene Frage nach einer Heimat und dessen Bedeutung für den Menschen.
Uwe Johnson ist in Pommern geboren und in Mecklenburg aufgewachsen. Diese Region verließ er, da er als Schriftsteller auf die Großstadt angewiesen war. 1969 hoffte er, dass Berlin seine Heimat werden könnte, entschied sich dann aber nach New York zu gehen und schließlich in eine Kleinstadt an der Themsemündung zu ziehen. Es versuchte durchaus in Distanz zur Geburts- und Herkunftsregion und bei „fortbestehender politische[r] Heimatlosigkeit“ eine persönliche Heimat zu finden. Für sich selbst erklärte er, nicht ein „gesellschaftliches System“, nur ein „privater Bereich könne Heimat heißen: „das sind Personen, das ist eine Landschaft, dazu kann man sich bekennen.
Auch unabhängig von Johnsons Biographie soll in dieser Arbeit untersucht werden, was der Heimat in seinen Romanen für eine Bedeutung beigemessen wird. Was trägt die Literatur Uwe Johnsons dazu bei, zu klären, wie viel und welche Art von Heimat wir brauchen? Das Heimat-Motiv ist nicht nur in seinem Frühwerk, sondern auch in seinem Hauptwerk „Jahrestage“ präsent. Diese Arbeit soll eine motivgeschichtliche Untersuchung der beiden Frühwerke „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“ umfassen. Die Protagonisten seiner Romane sehen sich im Laufe der Zeit mit den Fragen konfrontiert, was für sie ihre Heimat darstellt und ob sie ihnen zugänglich bleibt. Bevor die einzelnen Werke analysiert werden, soll eine Definition des Heimatbegriffs vorangestellt werden. Nach einer topographischen Analyse der Romane, soll dargestellt werden, wie die Protagonisten über ihre Heimat denken. Bei der Sichtung der Forschungsliteratur sind einige Aufsätze über die Bedeutung der Heimat in Uwe Johnsons Werk zu nennen. Zur Untersuchung dieses Themas hat insbesondere Norbert Mecklenburg beigetragen, aber auch die Untersuchungen zur literarischen Landschaft waren für diese Arbeit zu betrachten. Ein wichtiges Werk stellt dafür die Monografie „Literarische Kartografie“ von Nicola Westphal dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Begriff der Heimat
- 3. Ingrid Babendererde
- 3.1 Die topographische Ausstattung des Romans
- 3.2 Die Verortung der literarischen Landschaft in Mecklenburg
- 3.3 Die Ahistorizität der Landschaftsbeschreibung und weitere topographische Aspekte
- 3.4 Die Funktion des Niederdeutschen im Roman „Ingrid Babendererde“
- 3.5 Zeitroman oder Heimatroman?
- 3.6 Die Bedeutung der Heimat für die Protagonisten
- 4. Mutmassungen über Jakob
- 4.1 Topographie des Romans „Mutmassungen über Jakob“
- 4.2 Die Verortung von Jerichow in Mecklenburg
- 4.3 Topologie oder Konzeptualisierung von Heimat und Glück in den „Mutmassungen über Jakob“
- 4.3.1 Jakob
- 4.3.2 Jonas
- 4.3.3 Gesine
- 4.3.4 Rohlfs
- 4.4 Die Funktion des Niederdeutschen im Roman „Mutmassungen über Jakob“
- 5. Vergleich der Darstellung der Heimat in den beiden Romanen
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Heimatmotivs in Uwe Johnsons Romanen „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“. Ziel ist es, die Darstellung von Heimat in beiden Werken zu analysieren und zu vergleichen, um Johnsons Verständnis von Heimat und dessen Bedeutung für seine Protagonisten zu beleuchten. Die Arbeit berücksichtigt dabei die topographischen Aspekte der Romane und die Funktion der niederdeutschen Sprache.
- Der vielschichtige Begriff der Heimat und seine Entwicklung.
- Topographische Analysen der Romane "Ingrid Babendererde" und "Mutmassungen über Jakob".
- Die Rolle der niederdeutschen Sprache in beiden Romanen.
- Der Einfluss der politischen Situation auf das Heimatverständnis der Protagonisten.
- Vergleich der Darstellung von Heimat in den beiden Romanen.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Bedeutung des Heimatmotivs in Uwe Johnsons Romanen „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“ vor. Sie beleuchtet Johnsons Biografie und seine Beziehung zu Mecklenburg als Kontext für die Analyse. Die Arbeit wird als motivgeschichtliche Untersuchung der beiden Frühwerke positioniert und skizziert den methodischen Ansatz, der eine Definition des Heimatbegriffs, topographische Analysen und eine Betrachtung der Protagonisten umfasst. Die Relevanz der Forschungsliteratur wird kurz angesprochen.
2. Der Begriff der Heimat: Dieses Kapitel befasst sich mit der begrifflichen Klärung von „Heimat“. Es wird die vielschichtige Bedeutung des Wortes, seine Entwicklung im Laufe der Zeit und der Einfluss von gesellschaftlichen und politischen Ereignissen untersucht. Der Bedeutungswandel von einer rein geographischen Bestimmung hin zu einem subjektiven Empfinden von Zugehörigkeit wird herausgearbeitet, inklusive der instrumentalisierung des Begriffs in der DDR. Die Kapitel unterstreicht die Komplexität des Heimatbegriffs und bereitet den Boden für die anschließende literaturwissenschaftliche Analyse.
3. Ingrid Babendererde: Dieses Kapitel analysiert den Roman „Ingrid Babendererde“ im Hinblick auf das Thema Heimat. Es untersucht die topographische Ausstattung des Romans, die Verortung der literarischen Landschaft in Mecklenburg und die Funktion des Niederdeutschen. Die Ahistorizität der Landschaftsbeschreibung wird ebenso thematisiert wie die Frage, ob es sich um einen Zeit- oder Heimatroman handelt. Der Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung der Heimat für die Protagonisten und ihrer Beziehung zu dieser spezifischen Landschaft.
4. Mutmassungen über Jakob: Dieses Kapitel widmet sich dem Roman „Mutmassungen über Jakob“ und untersucht dessen topographische Darstellung sowie die Verortung der Handlung in Mecklenburg. Es analysiert die Konzeptualisierung von Heimat und Glück in Bezug auf die verschiedenen Protagonisten (Jakob, Jonas, Gesine, Rohlfs), wobei die individuellen Perspektiven und ihre Beziehung zu Heimat im Mittelpunkt stehen. Die Funktion des Niederdeutschen wird erneut im Kontext des Romans betrachtet.
5. Vergleich der Darstellung der Heimat in den beiden Romanen: (Summary will be provided upon receiving the full text of chapter 5.)
Schlüsselwörter
Uwe Johnson, Heimat, Mecklenburg, Ingrid Babendererde, Mutmassungen über Jakob, Topographie, Niederdeutsch, Zeitroman, Heimatroman, Identität, Exil, politische Heimatlosigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Heimatmotivs in Uwe Johnsons Romanen "Ingrid Babendererde" und "Mutmassungen über Jakob"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Heimatmotiv in Uwe Johnsons Romanen „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“. Sie untersucht die Darstellung von Heimat in beiden Werken, vergleicht diese und beleuchtet Johnsons Verständnis von Heimat und dessen Bedeutung für seine Protagonisten. Topographische Aspekte der Romane und die Funktion der niederdeutschen Sprache werden dabei berücksichtigt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Der Begriff der Heimat, Ingrid Babendererde (mit Unterkapiteln zur Topographie, Verortung in Mecklenburg, Funktion des Niederdeutschen, etc.), Mutmassungen über Jakob (mit ähnlicher Untergliederung), Vergleich der Darstellung der Heimat in beiden Romanen und Fazit.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Johnsons Verständnis von Heimat in seinen beiden Romanen zu ergründen und die Bedeutung des Heimatmotivs für die jeweiligen Protagonisten zu analysieren. Der Vergleich der beiden Romane soll Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung von Heimat aufzeigen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den vielschichtigen Begriff der Heimat und seine Entwicklung, topographische Analysen der Romane, die Rolle der niederdeutschen Sprache, den Einfluss der politischen Situation auf das Heimatverständnis der Protagonisten und einen Vergleich der Darstellung von Heimat in „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“.
Wie wird der Begriff „Heimat“ definiert?
Das Kapitel „Der Begriff der Heimat“ klärt den Begriff und untersucht seine vielschichtige Bedeutung, seine Entwicklung im Laufe der Zeit und den Einfluss gesellschaftlicher und politischer Ereignisse. Der Bedeutungswandel von einer geographischen Bestimmung hin zu einem subjektiven Empfinden von Zugehörigkeit wird herausgearbeitet.
Wie werden die Romane „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“ analysiert?
Die Analysen der Romane umfassen topographische Untersuchungen (Landschaftsbeschreibungen, Verortung), die Betrachtung der Funktion des Niederdeutschen und die Analyse der Bedeutung der Heimat für die jeweiligen Protagonisten. Die individuellen Perspektiven auf Heimat und Glück werden im Detail untersucht.
Welche Rolle spielt die niederdeutsche Sprache in den Romanen?
Die Arbeit untersucht die Funktion der niederdeutschen Sprache in beiden Romanen und ihren Beitrag zur Darstellung von Heimat und Identität.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Uwe Johnson, Heimat, Mecklenburg, Ingrid Babendererde, Mutmassungen über Jakob, Topographie, Niederdeutsch, Zeitroman, Heimatroman, Identität, Exil, politische Heimatlosigkeit.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, die die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse zusammenfassen.
Wo finde ich weitere Informationen?
(Hier könnten Sie einen Hinweis auf weiterführende Literatur oder Quellen geben, falls vorhanden)
- Quote paper
- Sonja Borzutzky (Author), 2009, Die Bedeutung der Heimat in Uwe Johnsons Romanen „Ingrid Babendererde“ und „Mutmassungen über Jakob“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133036