Über die Gründe des dritten Golfkrieges wird viel spekuliert. Religiöse Motive, der Ölreichtum des Landes, oder doch das wahrhaftige Streben nach einer freien und demokratischen Welt – dies steht zur Diskussion. Offizieller Anlass jedoch war einerseits die vermutete Verbindung des irakischen Regimes unter Saddam Hussein zu transnationalen islamistischen Terrororganisationen, v.a. al-Qaida, und andererseits die vermeintliche Existenz von Massenvernichtungswaffen, die eine Bedrohung für Länder des Nahen Ostens, insbesondere Israel bedeutet hätte. Heute ist bekannt, dass beide Vermutungen falsch waren. Die irakische Abteilung von al-Qaida entstand erst nach der Besatzung des Landes durch Koalitionsstreitkräfte und Massenvernichtungswaffen von militärisch signifikanter Qualität hat es zu diesem Zeitpunkt laut Untersuchungen der Iraq Survey Group nicht gegeben. Die Regierung des Vereinigten Königreichs veröffentlichte am 24. September 2002 einen Bericht, der die vom Irak ausgehende Gefahr aufgrund von Geheimdienstinformationen evaluierte und das britische Parlament von der Notwendigkeit militärischer Schritte gegen den Irak überzeugen sollte – das sogenannte September-Dossier. Die prägnanteste Aussage des Dossiers bestand in der Warnung, irakische ABC-Waffen könnten innerhalb von 45 Minuten gefechtsbereit sein. Die Schlagzeile der nächsten Ausgabe der Sun lautete: „Brits 45 Mins From Doom“. Der Bericht des BBC-Reporters Andrew Gilligan über die Hintergründe des Entstehens dieser Behauptung führte zu einer der größten Auseinandersetzungen der BBC mit der Regierung Großbritanniens in der Geschichte des Landes. Im Folgenden möchte ich anhand dieses Streits, der besonders geeignet scheint, die Beziehung zwischen Medien und Staat aufzuzeigen, einige Aspekte des britischen Mediensystems beleuchten und feststellen, inwiefern diese mit den Merkmalen liberaler Mediensysteme übereinstimmen, die Hallin und Mancini in ihrem Buch Comparing Media Systems modellhaft erarbeiteten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Merkmale des britischen Mediensystems
- Der Staat als „primary definer“
- Professionalisierung als Schutz vor Instrumentalisierung
- Politischer Parallelismus
- Die Stellung der BBC
- Staat vs. BBC – Die David-Kelly-Affäre
- Einflussnahme der Blair-Regierung
- Falschinformation
- Druck auf die BBC
- Professionalisierung
- Einflussnahme der Blair-Regierung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Beziehung zwischen Staat und Medien in Großbritannien am Beispiel der David-Kelly-Affäre. Sie untersucht, inwiefern die Affäre die Merkmale des britischen Mediensystems, insbesondere die Rolle des Staates, die Professionalisierung und den politischen Parallelismus, widerspiegelt. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und inwieweit die Blair-Regierung Einfluss auf die Berichterstattung der BBC nahm und wie die BBC auf diesen Druck reagierte.
- Die Rolle des Staates im britischen Mediensystem
- Die Bedeutung der Professionalisierung für die Unabhängigkeit der Medien
- Der Einfluss des politischen Parallelismus auf die Medienlandschaft
- Die Rolle der BBC als öffentlich-rechtlicher Sender
- Die David-Kelly-Affäre als Fallbeispiel für die Beziehung zwischen Staat und Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Irakkrieg und die Rolle Großbritanniens in der „Koalition der Willigen“ vor. Sie beleuchtet die Gründe für den Krieg und die Rolle des September-Dossiers, das die vom Irak ausgehende Gefahr aufgrund von Geheimdienstinformationen evaluierte. Die Einleitung führt in die David-Kelly-Affäre ein, die im Zentrum der Arbeit steht.
Das zweite Kapitel beschreibt die Merkmale des britischen Mediensystems, insbesondere die Rolle des Staates, die Professionalisierung und den politischen Parallelismus. Es wird erläutert, wie diese Merkmale im Vergleich zu anderen liberalen Mediensystemen, wie dem US-amerikanischen, zu bewerten sind.
Das dritte Kapitel analysiert die David-Kelly-Affäre im Detail. Es wird untersucht, inwieweit die Blair-Regierung Einfluss auf die Berichterstattung der BBC nahm und wie die BBC auf diesen Druck reagierte. Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Professionalisierung in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Beziehung von Staat und Medien in Großbritannien, die David-Kelly-Affäre, das britische Mediensystem, die Rolle des Staates, die Professionalisierung, der politische Parallelismus, die BBC, die Blair-Regierung, Falschinformation, Druck auf die Medien, Investigativer Journalismus und die Bedeutung der Medienfreiheit.
- Quote paper
- Sebastian Heinrich (Author), 2008, Die Beziehung von Staat und Medien in Großbritannien am Beispiel der David-Kelly-Affäre , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133019
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