Dieser literaturwissenschaftliche Beitrag soll im Folgenden eine identitätsorientierte Einordnung von Christian Krachts "Faserland" in einen literarisch-didaktischen Deutschunterricht vornehmen. Zunächst wird dazu der literatur- und kulturwissenschaftliche sowie soziologische Kontext des Werkes skizziert. Daraufhin wird ein Interpretationsansatz einer ausgewählten Textstelle des Romans im Hinblick auf die dort thematisierte Raum-Gestaltung formuliert. Theoretische Grundlage dessen bilden die Ausführungen Jurij M. Lotmans zur Struktur literarischer Texte. Abschließend erfolgt ein methodischer Ansatz für die Einbindung des narrativen Textes in einen literatur- beziehungsweise identitätsorientierten Unterricht sowie dessen didaktische Rechtfertigung.
Christian Krachts Debüt-Roman "Faserland‘" erschien 1995 im Verlag Kippen-heuer und Witsch Verlag und etablierte sich, primär durch seine Kontroversität, als Kultroman in der deutschen Popliteratur. Der Autor schildert die Reise eines namenlosen Ich-Erzählers, der sich, in seinen Zwanzigern befindend, eine Fahrt durch Deutschland unternimmt. Die vermeintlich ziellose Reise beginnt im Norden Deutschlands auf Sylt, verläuft in mehreren Stationen bis in den Süden der Bundesrepublik und endet schließlich in Zürich. Der aus gut situiertem Haus stammende Protagonist begegnet alten Freund*innen und bewegt sich zwischen Alkohol- und Drogenexzessen sowie der Flucht vor ihn überfordernden Situationen. Auffällig ist, dass Krachts protagonistischer Ich-Erzähler auf einer ständigen Suche nach Erlebnissen ist, die ihn von Bedeutungslosigkeit und Langeweile erlösen, erkennt im Zuge seiner Reise aber, dass die gemachten Erfahrungen eher ein Gefühl der Leere hinterlassen, vielmehr findet sich die Hauptfigur auf einer ständigen Flucht vor der eigenen Identität wieder.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaturtheoretischer Kontext von „Faserland“
- Raumanalytischer Interpretationsansatz
- Theoretische Grundlage – J. Lotmans Raumtheorie
- Raumanalytische Betrachtung einer ausgewählten Textstelle
- Methodisch-didaktischer Ansatz
- Das Unterrichtsvorhaben
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser literaturwissenschaftliche Beitrag zielt darauf ab, Christian Krachts „Faserland“ in einem literarisch-didaktischen Deutschunterricht zu verorten. Der Beitrag skizziert den literatur- und kulturwissenschaftlichen sowie soziologischen Kontext des Werkes und analysiert eine ausgewählte Textstelle mit Bezug auf die dargestellte Raumgestaltung. Hierbei werden die Ausführungen Jurij M. Lotmans zur Struktur literarischer Texte als theoretische Grundlage herangezogen. Abschließend wird ein methodischer Ansatz für die Einbindung des Romans in einen literatur- oder identitätsorientierten Unterricht vorgestellt und dessen didaktische Rechtfertigung erörtert.
- Einordnung von „Faserland“ in den literaturtheoretischen und zeitkontextuellen Kontext
- Analyse der Überfluss-Thematik in der Popliteratur der 1990er Jahre
- Raumanalytische Interpretation einer ausgewählten Textstelle unter Bezugnahme auf J. Lotmans Raumtheorie
- Entwicklung eines methodischen Ansatzes für die Einbindung von „Faserland“ in den Deutschunterricht
- Didaktische Rechtfertigung des gewählten Ansatzes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Beitrag stellt Christian Krachts „Faserland“ als Kultroman der deutschen Popliteratur vor und beleuchtet die Reise eines namenlosen Ich-Erzählers durch Deutschland. Die Hauptfigur sucht nach Erlebnissen, die sie von Bedeutungslosigkeit und Langeweile erlösen, findet aber vor allem ein Gefühl der Leere und eine Flucht vor der eigenen Identität. Der Beitrag führt in die Thematik der Identitätssuche und die Bedeutung von Raumgestaltung im Roman ein.
Literaturtheoretischer Kontext von „Faserland“
Dieses Kapitel ordnet „Faserland“ in den Kontext der Popliteratur der 1990er Jahre ein, die sich oft mit dem Thema Überfluss auseinandersetzt. Die Hauptfigur des Romans wird als „experimenteller Idealfall eines Vertreters einer Gesellschaft im Überfluss“ (Borth 2015, S. 91) beschrieben. Der Beitrag bezieht sich auf Konzepte von Sloterdijk und Schulze, um die Überflussgesellschaft und die daraus resultierenden hedonistischen Lebensweisen zu erklären.
Raumanalytischer Interpretationsansatz
Theoretische Grundlage – J. Lotmans Raumtheorie
Dieses Kapitel stellt die Raumtheorie von Jurij Lotman vor, die sich auf die Bedeutung von Raum in der Erzählstruktur bezieht. Die Theorie basiert auf der Unterscheidung zwischen sujetlosen und sujethaltigen Texten, wobei erstere eine statische Ordnung aufweisen und letztere Grenzübertritte der Hauptfigur beinhalten. Lotman beschreibt drei notwendige Elemente für ein Sujet: ein semantisches Feld, eine Grenze und eine handlungstragende Hauptfigur.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieses Beitrags sind: Popliteratur, Überflussgesellschaft, Hedonismus, Raumsemantik, J. Lotmans Raumtheorie, Identitätssuche, „Faserland“, Christian Kracht, Deutschunterricht.
- Quote paper
- Jonas Reinartz (Author), 2021, Raumkonstellationen in Christian Krachts "Faserland". Eine literaturdidaktische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1330123