Diese Bachelorthesis soll einen Beitrag dazu leisten, Defizite des bestehenden Systems der Kinder- und Jugendhilfe aufzudecken und seine Ressourcen zu erkennen, miteinzubeziehen und zu nutzen, sodass Hilfesysteme sich nicht mehr "gesprengt" fühlen und Kinder und Jugendliche in der Folge nicht mehr aus ihm herausfallen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Rolle Heilpädagogik mit ihren entsprechenden Haltungen und Handlungsmöglichkeiten an dieser Stelle einnehmen und welche (heil- und traumapädagogischen) Strategien für den Umgang mit sogenannten Systemsprenger*innen entwickelt werden können.
Systemsprenger*innen sind junge Menschen, die sich im System der Kinder- und Jugendhilfe bewegen und dort kontinuierlich Grenzen und Kapazitäten „sprengen“, da es scheinbar keine Personen und Orte gibt, die ihnen gerecht werden können. Es handelt sich um Kinder und Jugendliche, die angeblich in keiner Betreuungsmaßnahme länger gehalten werden können und deren (Hilfe-)Biografien von vergebenen Chancen, Brüchen und Neuanfängen geprägt sind. Sie werden von Institution zu Institution gereicht, bis jede Handlungsoption des Systems und seiner Akteur*innen erschöpft ist. Vor allem herausfordernde und extreme Handlungsweisen sogenannter Systemsprenger*innen führen zu Ohnmachtsgefühlen und Überforderung pädagogischer Fachkräfte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen „Systemsprenger*in“ und „herausfordernde Handlungsweisen“
- Begriffsdiskussion
- Das Abweichen von der gesellschaftlichen Norm
- Systemisches Verständnis der Begrifflichkeit
- Individualisierung herausfordernder Handlungsweisen
- Das Etikett „Systemsprenger*in“
- Das Phänomen „Systemsprenger*in“
- Wer sind sogenannte Systemsprenger*innen?
- Seelische Belastung und Trauma
- Trauma
- Kontexte und Wirkungen seelischer Belastungen und Traumatisierungen
- Sogenannte Systemsprenger*innen im System der Kinder- und Jugendhilfe
- Die Kinder- und Jugendhilfe
- Die Hilfen zur Erziehung
- Heimerziehung
- Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung
- Freiheitsentziehende Unterbringung und Maßnahmen
- „Wer sprengt hier was und wen?“
- Individuelle Subjektlogiken sogenannter Systemsprenger*innen
- Abbrüche von Maßnahmen des Hilfesystems
- Die Kinder- und Jugendhilfe
- Heilpädagogische Begegnung mit sogenannten Systemsprenger*innen
- Heilpädagogik im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe
- Heilpädagogische Einflussnahme und Traumapädagogik
- Institutionelle Voraussetzungen und Settings
- Heilpädagogische Diagnostik
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Der sichere Ort
- Heilpädagogische Handlungskonzepte im Umgang mit sogenannten Systemsprenger*innen
- Die „Mittel der Wahl“ und ihre Grenzen
- Heilpädagogische Beziehungsgestaltung
- Verstehen und gemeinsames Verstehen
- Partizipation und Anerkennung der Expert*innenschaft sogenannter Systemsprenger*innen
- Der/die Pädagog*in als Halt
- „Konsequentes Menschsein“
- Stabilisierung und Sicherheit für Mitarbeitende
- Impulse für flexible, individualisierte Betreuungskonzepte
- Heilpädagogische Wohngruppen
- Institutionsübergreifende Fallbegleitung
- Auslandsmaßnahmen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit dem Phänomen der sogenannten „Systemsprenger*innen“ im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe. Die Arbeit analysiert die Begriffsgeschichte und die gesellschaftliche Konstruktion des Begriffs, untersucht die Ursachen und Folgen für Kinder und Jugendliche, die als „Systemsprenger*innen“ etikettiert werden, und beleuchtet die Rolle der Heilpädagogik im Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen.
- Begriffsanalyse und Kritik an der Bezeichnung „Systemsprenger*in“
- Die individuellen Herausforderungen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, die als „Systemsprenger*innen“ bezeichnet werden
- Die Rolle der Traumatisierung in der Entstehung von „Systemsprenger*innen“
- Die Herausforderungen des Hilfesystems im Umgang mit „Systemsprenger*innen“
- Heilpädagogische Handlungsansätze und die Bedeutung von Beziehungsgestaltung, Partizipation und Stabilisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sogenannten „Systemsprenger*innen“ in der Kinder- und Jugendhilfe ein. Sie erläutert die Relevanz des Themas und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 2 widmet sich einer kritischen Auseinandersetzung mit den Begriffen „Systemsprenger*in“ und „herausfordernde Handlungsweisen“. Es analysiert die Entstehung des Begriffs, beleuchtet den Zusammenhang mit gesellschaftlichen Normen und stellt ein systemisches Verständnis der Begrifflichkeit dar. Kapitel 3 befasst sich mit dem Phänomen der sogenannten „Systemsprenger*innen“ an sich. Es beschreibt die Ursachen für herausforderndes Verhalten, die Rolle von Trauma und seelischer Belastung sowie die Folgen für die Betroffenen. Kapitel 4 beleuchtet die Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit sogenannten „Systemsprenger*innen“. Es diskutiert die verschiedenen Hilfen zur Erziehung, die Auswirkungen von Freiheitsentziehung und die Bedeutung individueller Subjektlogiken.
Kapitel 5 erörtert die Rolle der Heilpädagogik im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe und betrachtet die Herausforderungen und Möglichkeiten heilpädagogischer Einflussnahme im Umgang mit Traumatisierung. Kapitel 6 präsentiert verschiedene heilpädagogische Handlungskonzepte, die auf Beziehungsgestaltung, Partizipation und Stabilität setzen. Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Heilpädagogik in der Erstellung individueller Betreuungskonzepte.
Schlüsselwörter
„Systemsprenger*in“, „herausfordernde Handlungsweisen“, Kinder- und Jugendhilfe, Trauma, Seelische Belastung, Heilpädagogik, Beziehungsgestaltung, Partizipation, Stabilisierung, Betreuungskonzepte, individualisierte Hilfen, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Diagnostik.
- Quote paper
- Marie Dieterich (Author), 2022, "Systemsprenger*innen" in der Kinder- und Jugendhilfe. Welche Rolle nimmt die Heilpädagogik ein?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1329275