Raum kann dem Handeln von Menschen nicht vorausgehen, sondern vielmehr durch menschliches Handeln kreiert werden. So entwirft ‚Tim im Kongo’ ein solches Raumbild, das in Folge mit dem Begriff ‚Kongo’ assoziiert wird. Es entstehen Assoziationsketten in jeglichen thematischen Zusammenhängen; der Leser verbindet nun möglicherweise den Begriff ‚Kongo’ unverzüglich mit jenem, von Hergé mit und durch den Comic entworfenem Raumbild. Der Begriff Raum bedeutet in diesem Zusammenhang ‚soziales Konstrukt’, und weniger ein durch physische Grenzen definiertes Areal. Im Folgenden soll kritisch betrachtet werden, in welcher Art und Weise der Comic ‚Tim im Kongo’ Geographie macht. Im Rückschluss auf seine eigene Aussage kann konstatiert werden, dass Hergé beim Zeichnen seines Comics und somit bei der Produktion des von ihm klar definierten Raumbildes über den Kongo, zunächst seine eigene Wahrnehmung jenes Raumes zugrunde legt:
„Als ich (…) ‚Tim im Kongo’ zeichnete, war ich voll von den bourgeoisen Vorurteilen der Zeit, in der ich lebte… 1930 wusste ich nichts von dem Kongo als das, was sich die Leute damals erzählten: ‚Die Neger sind wie große Kinder… Ein Glück für sie, daß es uns gibt’, usw. Und nach diesen Kriterien habe ich die Afrikaner gezeichnet, in dem rein paternalistischen Geist, der zu dieser Zeit in Belgien herrschte.“
(...)
Als Forschungsgegenstand dieser Arbeit sollen nun Wirkung und Wirksamkeit des Geographie-Machens Hergés - zum Erscheinungszeitpunkt des Comics sowie im heutigen Kontext - ergründet werden. Es soll dabei anhand ausgewählter Beispiele die These der rassistischen Darstellung im Comic begründet sowie die Frage nach den Ursachen des Verkaufserfolgs diskutiert werden. Im Anschluss folgt eine Zusammenfassung über mögliche Gefahren des Geographie-Machens Hergés sowie die damit im Zusammenhang stehende Reproduktion eines Raumbildes. Die Arbeit schließt ein kurzer Überblick über eventuell zu ergreifende Maßnahmen gegen weiteres Transportieren solcher und ähnlicher rassistischer Raumbilder über den Kongo bzw. über Afrika und die dortige Bevölkerung ab.
Inhaltsverzeichnis
- ,,'Tim und Struppi' – Bestseller dank Rassismus-Vorwurf“.
- Wirkung und Wirksamkeit der geographischen Repräsentation im Comic
- Der Schwarze und der Weiße Mann - Farben und ihre Wirkung im Raumbild
- Der weiße Held erteilt Befehl -, Schwarz' akzeptiert und führt aus
- Tim erklärt den, afrikanischen Kindern' die Welt
- Lehrer Tim – das Vorbild für Mathematik und korrektes Sprechen
- Der Kongo und seine infantilen Streithähne
- Magier Tim und seine göttlichen Kräfte
- Das Spiel mit der Emotion Angst
- Achtung: Selbstbedienung! – Plünderung des Dschungels….......
- Abklatsch der Realität: Die Figur Tim oder doch Henry Morton Stanley?...
- Rassistisches Raumbild als Verkaufserfolg
- Abbildungsverzeichnis:
- Literaturverzeichnis:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die geographische Repräsentation im Comic ,Tim im Kongo' von Hergé und untersucht, wie rassistische Stereotype zur Konstruktion eines spezifischen Raumbildes beitragen. Die Arbeit beleuchtet die Wirkung und Wirksamkeit der geographischen Repräsentation im Comic und analysiert, wie rassistische Stereotype in der Darstellung des Kongos und seiner Bewohner zum Tragen kommen.
- Rassistische Stereotype in der Darstellung des Kongos und seiner Bewohner
- Die Konstruktion eines spezifischen Raumbildes durch den Comic
- Die Wirkung und Wirksamkeit der geographischen Repräsentation im Comic
- Die Rolle von Tim als weißer Held und die Darstellung der afrikanischen Bevölkerung als infantil und unterlegen
- Die Verbindung zwischen rassistischen Stereotypen und der Popularität des Comics
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Erfolg des Comics ,Tim im Kongo' im Kontext des Rassismus-Vorwurfs. Es wird die Geschichte des Comics und die Reaktion auf die rassistischen Stereotype in der Darstellung des Kongos und seiner Bewohner beleuchtet. Das zweite Kapitel analysiert die Wirkung und Wirksamkeit der geographischen Repräsentation im Comic. Es werden die verschiedenen Aspekte der Darstellung des Kongos und seiner Bewohner untersucht, wie z.B. die Darstellung der afrikanischen Bevölkerung als infantil und unterlegen, die Rolle von Tim als weißer Held und die Verbindung zwischen rassistischen Stereotypen und der Popularität des Comics.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen geographische Repräsentation, Populärkultur, Rassismus, Stereotype, Comic, ,Tim im Kongo', Hergé, Kongo, Afrika, Kolonialismus, Raumbild, Sozialgeographie, Handlungskette, Assoziationskette, Bourgeoisie, Paternalismus.
- Quote paper
- Jeanine Findeis (Author), 2008, Geographische Repräsentationen der Populärkultur: Tim im Kongo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132773