Der im deutschen Schulsystem verankerte Gruppenunterricht hat zur Folge, dass sich die Lehrkraft nicht nur auf einen oder zwei Schüler konzentrieren kann, sondern ihr Fokus auf einer ganzen Gruppe liegen muss. Die Zeit für aktive Lernprozesse und aktive Mitarbeit des einzelnen Schülers in einer Gruppe ist geringer und oftmals zeigt sich vermehrtes Fehlverhalten und ein dadurch bedingter geringerer Lernerfolg. Es stellt sich die Frage, ob eine Lehrerin trotz der Gruppensituation diese Konsequenzen verhindern kann.
Beobachtungen verschiedener Unterrichtsstunden bei unterschiedlichen Lehrern zeigen, dass es Lehrer gibt, bei denen der Unterricht rund und stockungsfrei verläuft. Die Schüler sind mit Begeisterung bei der Sache und zeichnen sich durch gute Mitarbeit und wenig abweichendes Verhalten aus. Im Gegensatz dazu gerät bei anderen Lehrern der Unterricht immer wieder ins Stocken. Die Schüler arbeiten nur zu Teilen mit und beschäftigen sich oft mit Aktivitäten, die mit dem eigentlichen Unterricht nichts zu tun haben. Es zeigt sich also, dass Fehlverhalten und schlechte Mitarbeit zwar vorkommen, jedoch nicht zwangsläufig für Gruppenunterricht sind. Worin sind jedoch diese Unterschiede im Unterrichtsverlauf begründet? Kann die Lehrerin durch ihr Verhalten dazu beitragen, den Unterricht reibungslos und störungsfrei zu gestalten? Falls ja, welche Eigenschaften und Aktivitäten der Lehrerin tragen maßgeblich zu einem guten Unterrichtsverlauf bei?
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Unterrichtsführung von Klassen in der Primarstufe, denn es soll insbesondere herausgearbeitet werden, wie man durch eine gute Klassenführung auch ein quirliges erstes Schuljahr dazu bewegen kann, sich an Regeln zu halten und dem Unterricht zu folgen. Ziel des Seminars ist es, angehende Lehrkräfte zu befähigen, die eigene Klassen- und Unterrichtsführung kritisch reflektieren und zugunsten eines höheren Lernerfolgs der Schüler verbessern zu können.
In diesem Bericht werden nach einer theoretischen und methodischen Einführung die Ergebnisse der Videostudie dargelegt und ihre Konsequenzen für die Unterrichtspraxis erläutert. Das Ziel ist es festzustellen, welches Lehrerverhalten für einen guten Unterrichtsverlauf förderlich ist und durch welche Mittel der Unterricht der beobachteten Lehrkräfte verbessert werden könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretische Einführung
- 2.1 Klassenführung
- 2.2 Beobachtungskategorien/Klassenführungsdimensionen
- 2.2.1 Schülerverhalten
- 2.2.2 Unterrichtsaktivitäten
- 2.2.3 Klassenführungsdimensionen
- 2.2.3.1 Allgegenwärtigkeit und Überlappung
- 2.2.3.1.1 Allgegenwärtigkeit
- 2.2.3.1.2 Überlappung
- 2.2.3.2 Steuerung von Unterrichtsabläufen
- 2.2.3.2.1 Reibungslosigkeit
- 2.2.3.2.2 Schwung
- 2.2.3.3 Aufrechterhaltung des Gruppenfokus
- 2.2.3.3.1 Beschäftigungsradius
- 2.2.3.3.2 Gruppenmobilisierung
- 2.2.3.3.3 Rechenschaftsprinzip
- 3 Methodisches Konzept
- 3.1 Beschreibung INTERACT
- 4 Ergebnisse der Videoanalyse
- 4.1 Unterrichtsaktivität
- 4.1.1 Silbenfilm
- 4.1.2 S-Film
- 4.2 Schülerverhalten
- 4.2.1 Mitarbeit und Fehlverhalten im Silbenfilm
- 4.2.2 Mitarbeit und Fehlverhalten im S-Film
- 4.2.3 Fazit zum Schülerverhalten
- 4.3 Klassenführung
- 4.3.1 Allgegenwärtigkeit und Überlappung
- 4.3.1.1 Allgegenwärtigkeit
- 4.3.1.2 Überlappung
- 4.3.1.3 Zusammenhang Mitarbeit/Fehlverhalten und Allgegenwärtigkeit/Überlappung
- 4.3.1.4 Fazit zu Allgegenwärtigkeit und Überlappung
- 4.3.2 Steuerung von Unterrichtsabläufen
- 4.3.2.1 Reibungslosigkeit
- 4.3.2.1.1 Silbenfilm
- 4.3.2.1.2 S-Film
- 4.3.2.2 Schwung
- 4.3.2.3 Zusammenhang zwischen der Steuerung von Unterrichtsabläufen und Mitarbeit/Fehlverhalten
- 4.3.2.4 Fazit zur Steuerung von Unterrichtsabläufen
- 4.3.3 Aufrechterhaltung des Gruppenfokus
- 4.3.3.1 Schülerbeschäftigung und Beschäftigungsradius in Bezug auf Unterrichtsaktivitäten
- 4.3.3.2 Gruppenmobilisierung
- 4.3.3.2.1 Gruppenmobilisierung im Vergleich zu Mitarbeit und Fehlverhalten
- 4.3.3.3 Rechenschaftsprinzip
- 4.3.3.3.1 Auswirkungen des Rechenschaftsprinzips auf Mitarbeit und Fehlverhalten
- 4.3.3.4 Fazit zum Gruppenfokus
- 5 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Lehrerverhalten auf den Unterrichtserfolg in der Primarstufe. Ziel ist es, herauszufinden, welche Aspekte der Klassenführung zu positivem Schülerverhalten (Mitarbeit) und zur Reduktion von Fehlverhalten beitragen. Die Videoanalyse dient dazu, theoretische Konzepte der Klassenführung praktisch zu überprüfen.
- Der Zusammenhang zwischen verschiedenen Dimensionen der Klassenführung (Allgegenwärtigkeit, Überlappung, Steuerung von Unterrichtsabläufen, Aufrechterhaltung des Gruppenfokus) und Schülerverhalten.
- Die Auswirkungen unterschiedlicher Lehrerstrategien auf die Mitarbeit und das Fehlverhalten der Schüler.
- Die Identifizierung von Faktoren, die zu einem reibungslosen und effektiven Unterrichtsverlauf beitragen.
- Die Bedeutung von Klassenführung für den Lernerfolg in der Primarstufe.
- Die praktische Anwendung theoretischer Modelle der Klassenführung.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext des Problems: im Gruppenunterricht der Primarstufe besteht die Herausforderung, dass die Lehrkraft viele Schüler gleichzeitig betreuen muss. Dies kann zu vermehrtem Fehlverhalten und reduziertem Lernerfolg führen. Die Arbeit untersucht, ob Lehrer durch ihr Handeln diese negativen Folgen beeinflussen können. Sie stellt die Forschungsfrage nach den Faktoren, die einen guten Unterrichtsverlauf begünstigen und wie Lehrer ihr Verhalten dahingehend optimieren können. Das Seminar verbindet Theorie und Praxis durch Videoanalyse.
2 Theoretische Einführung: Dieses Kapitel definiert den zentralen Begriff "Klassenführung" nach Holodynski als die Fähigkeit der Lehrkraft, Unterrichtsaktivitäten zu etablieren und deren störungsfreien Ablauf zu gewährleisten. Es geht nicht primär um Disziplin, sondern um das aktive Managen von Unterrichtsaktivitäten, um Lernchancen zu schaffen, Störverhalten zu vermeiden und Mitarbeit zu fördern. Klassenführung wird als eine wichtige, unabhängige Kompetenz neben didaktisch-methodischen Fähigkeiten dargestellt. Die Bedeutung von Klassenführung für den Lernerfolg wird durch die Auswertung empirischer Studien unterstrichen.
Schlüsselwörter
Klassenführung, Unterrichtserfolg, Primarstufe, Schülerverhalten, Mitarbeit, Fehlverhalten, Videoanalyse, Allgegenwärtigkeit, Überlappung, Steuerung von Unterrichtsabläufen, Gruppenfokus, Lehrerverhalten, Lernerfolg, INTERACT.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse von Klassenführung in der Primarstufe
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Lehrerverhalten auf den Unterrichtserfolg in der Primarstufe. Konkret wird der Zusammenhang zwischen verschiedenen Dimensionen der Klassenführung und dem Schülerverhalten (Mitarbeit und Fehlverhalten) analysiert. Die Studie verwendet Videoanalysen, um theoretische Konzepte der Klassenführung praktisch zu überprüfen.
Welche Forschungsfragen werden bearbeitet?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche Aspekte der Klassenführung tragen zu positivem Schülerverhalten (Mitarbeit) und zur Reduktion von Fehlverhalten bei? Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Klassenführungsdimensionen (Allgegenwärtigkeit, Überlappung, Steuerung von Unterrichtsabläufen, Aufrechterhaltung des Gruppenfokus) und Schülerverhalten und sucht nach Faktoren, die zu einem reibungslosen und effektiven Unterrichtsverlauf beitragen.
Welche theoretischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf dem Konzept der Klassenführung nach Holodynski. Klassenführung wird hier als die Fähigkeit der Lehrkraft definiert, Unterrichtsaktivitäten zu etablieren und deren störungsfreien Ablauf zu gewährleisten. Es geht nicht nur um Disziplin, sondern um das aktive Managen von Unterrichtsaktivitäten, um Lernchancen zu schaffen und Störverhalten zu vermeiden.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Studie verwendet die Videoanalyse-Methode INTERACT, um das Lehrer- und Schülerverhalten in realen Unterrichtssituationen zu beobachten und zu analysieren. Die gewonnenen Daten werden zur Überprüfung der theoretischen Konzepte der Klassenführung herangezogen.
Welche Dimensionen der Klassenführung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht folgende Dimensionen der Klassenführung: Allgegenwärtigkeit und Überlappung, Steuerung von Unterrichtsabläufen (Reibungslosigkeit und Schwung) und Aufrechterhaltung des Gruppenfokus (Schülerbeschäftigung, Gruppenmobilisierung und Rechenschaftsprinzip).
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse der Videoanalyse werden in Bezug auf die Unterrichtsaktivität (Silbenfilm und S-Film), das Schülerverhalten (Mitarbeit und Fehlverhalten) und die Klassenführung (die oben genannten Dimensionen) präsentiert. Die Analyse untersucht den Zusammenhang zwischen diesen Aspekten und zieht Schlussfolgerungen über den Einfluss der Klassenführung auf den Lernerfolg.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit soll Aufschluss darüber geben, wie Lehrer ihr Verhalten optimieren können, um einen positiven Einfluss auf das Schülerverhalten und den Unterrichtserfolg zu haben. Die Ergebnisse liefern praktische Hinweise für die Verbesserung der Klassenführung in der Primarstufe.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Klassenführung, Unterrichtserfolg, Primarstufe, Schülerverhalten, Mitarbeit, Fehlverhalten, Videoanalyse, Allgegenwärtigkeit, Überlappung, Steuerung von Unterrichtsabläufen, Gruppenfokus, Lehrerverhalten, Lernerfolg, INTERACT.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Theoretische Einführung, Methodisches Konzept, Ergebnisse der Videoanalyse und Resümee. Das Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick über die einzelnen Abschnitte und Unterabschnitte.
- Quote paper
- Stefanie Jansing (Author), 2007, Klassenführung und Unterrichtserfolg in der Primarstufe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132532