Theoretischer Abriss zur Stresstheorie sowie zur Stressbewältigung inkl. eines Praxisberichtes aus einer Kindertageseinrichtung.
Definitionen für Stress gibt es viele; psychologische, medizinische, wissenschaftliche, soziologische, philosophische, usw. Gemeinsam haben diese jedoch zumeist, dass ein Organismus permanent auf innere und äußere Reize reagieren muss, diese subjektiv bewertet und daraus ein Denken und Handeln ableitet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung mit Kurzvorstellung
2. Theoretische Fundierung
2.1 Stresstheorie
2.2 Stressbewältigung
2.2.1 Kognitive Strategie
2.2.2 Stressbewältigung durch Sport
2.2.3 Stressmanagementtraining
2.3 Resilienz und Bindung
3. Persönlicher Erfahrungsbericht
3.1 Was sind meine Stressoren?
3.2 Wie gehe ich mit Stress um?
3.3 Wo ist in meiner Arbeit der größte Stressfaktor?
4. Methoden zum Stressabbau in der Praxiseinrichtung
5. Eigenreflexion und Bewertung
6. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Die drei Stadien der Stressreaktion (Rusch, 2019, S. 14)
Abb. 2 Veranschaulichung des Stressmodells von Richard Lazerus (Guttmann, 2016)
Abb. 3 Das kognitive Modell in Anlehnung an Levi (Rusch, 2019, S. 84)
Abb. 4 Modell der stressregulativen Wirkweisen der Körperlichen Aktivität (Fuchs, 2020, S. 6)
Abb. 5 Antagonismus von Bindungs- und Explorationsverhalten 6 (Anlehnung an Bolten, 2009, S 61)
Abb. 6 Modell meiner persönlichen Stressregulierung
1. Einleitung mit Kurzvorstellung
Mein Name ist Kimberley Anne Schäfer, ich bin 25 Jahre alt und wohne in der wundervollen Bergstadt Freiberg. Bevor ich mich Anfang 2021 für das Studium der Sozialen Arbeit entschied, absolvierte ich eine drei jährige Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in Leipzig und arbeitetes danach als Controllerin, Per- sonalerin und auch schon als selbstständige Promoterin. Nach der Geburt meines Sohnes 2020 entschied ich mich dazu einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen.
Bei meiner Praxiseinrichtung handelt es sich um eine Kindertageseinrichtung mit Normalbereich und heilpädagogischen Gruppen im Einrichtungsverbund. Wir arbeiten mit Kindern, die mit allen Arten und schweren an Einschränkungen leben. Bei dieser Arbeit unterstützt uns ein großes Team an Therapeuten, die ihre Therapien direkt bei uns im Haus durchführen können sowie unsere hauseigene Psychologin. Grundlage unseres täglichen Arbeitens ist das Konzept der Ressourcenorientierung.
Mein Aufgabenbereich findet sich hauptsächlich in der Projektplanung, deren Durchführung und Finanzierung sowie der allgemeinen Verwaltung. Mein größtes und auch Lieblingsprojekt seit Beginn des Studiums ist das Projekt Insektenparadies. Während des Projektes wurde eine große Blühwiese angelegt und ein Konzept zur Klima - und Umweltschutzbildung bei Kindern erstellt. Im kommenden Frühjahr wollen gemeinsam mit den Kindern wir unsere Blühwiese mit einem großen Insektenhotel erweitern.
2. Theoretische Fundierung
„Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen zu surfen“ (Jon Kabat-Zinn).
Stress ist wie die Wellen des Meeres, mal größer, mal kleiner, aber stets präsent. Und genauso wie der Nichtschwimmer und der Profisurfer verschieden mit den Wellen umgehen, so reagiert auch jeder Mensch anders auf Stresse.
2.1 Stresstheorie
Definitionen für Stress gibt es viele; psychologische, medizinische, wissenschaftliche, soziologische, philosophische, usw. Gemeinsam haben diese jedoch zumeist, dass ein Organismus permanent auf innere und äußere Reize reagieren muss, diese subjektiv bewertet und daraus sin Denken und Handeln ableitet.
Die berühmteste und damit auch als Begründung der Stressforschung angesehene ist die Theorie nach Hans Selye. Dieser beschrieb das Phänomen Stress erstmals 1926 nach einer Reihe von Beobachtungen bei Patienten mit vollkommen verschiedenen medizinischen Diagnosen, die jedoch mehrheitlich dieselben Symptome wie Appetitlosigkeit, Demotivation, usw. aufwiesen. Daraus entwickelte er später die Theorie des „Allgemeinen Adaptionssyndroms“. Selye definierte Stress an Hand eines drei Phasen Modelle, wobei es in der ersten Phase zu einer Überstimulation des Organismus kommt, was in der zweiten Phase zu psychosomatischen Krankheitserscheinungen führt und letztendlich in der dritten Phase in einer Erschöpfung endet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1
Eine weitere bedeutende Theorie entwickelte Richard Lazarus (1984). Sein sogenanntes „Transaktionales Stressmodell“ befasst sich dabei primär mit den komplexen Wechselwirkungen zwischen Situationsbelastung und dem daraus folgendem Handeln. In seiner Theorie integriert er die Ressourcen eines Menschen und dessen subjektive Situationsbewertung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2
2.2 Stressbewältigung
Als Stressbewältigung werden alle Vorgänge bezeichnet, die zu einer Verbesserung der subjektiven Situationsbewertung führen und die Belastung für den Organismus senken oder beenden. Mechanismen der Stressbewältigung können aktiv aber auch instinktiv aktiviert werden. Und auch wenn jeder Mensch stress unterschiedlich wahrnimmt, so greifen die meisten auf dieselben Bewältigungsstrategien zurück, ob nun bewusst oder unbewusst. Lazerus unterscheidet dabei grundsätzlich drei verschiedene Formen:
- Problem- oder Lösungsorientiert -> Handlungsorientierte Ansätze
- emotional oder Kognitive Bewertung -> interne Restrukturierung/Situationsneubewertung
- vermeidend, aufgebend, delegierend -> regressiver Bewältigungsansatz (vgl. Rusch. 2019. S. 66)
2.2.1 Kognitive Strategie
Während der „Kognitiven Wende“ in den 70er Jahren wurde auch das so genannte Kognitive Bewältigungstraining entwickelt. Ziel ist es dabei, die Gefühle und Verhaltensweisen zu erkennen, welche zur Bewältigung von Stress und Belastungen genutzt werden. Ungünstige Bewältigungsstrategien werden identifiziert und gegebenenfalls angepasst oder durch, für die Person, geeignetere Techniken ersetzt. Hierfür gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Methoden, wie zum Beispiel das Ärgermanagement von Novaco (1979) oder das Schmerzmanagement von Turk (1976).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2.2 Stressbewältigung durch Sport
„Sowohl durch Ressourcenstärkung als auch durch Reaktionsverringerung - so die Annahme des Modells - lassen sich die Gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Stressoren [Mittels Sport] ,abpuffern'" (Gerber, 2020, S.6).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4
Häufig wird im Alltag von „Ausgleichssport" gesprochen, was medizinisch gesehen gar nicht so weit hergeholt ist, denn der menschliche Körper sendet in Belastungssituationen Stresshormone aus, welche durch die beim Sport ausgeschütteten Hormone Dopamin, Serotonin und Endorphin wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
2.2.3 Stressmanagementtraining
„Ein Stressmanagementtraining setzt sich aus verschiedenen Komponenten bzw. Bausteinen zusammen, die dazu geeignet sind, Menschen bei dem komplexen und anspruchsvollen Lernprozess zu unterstützen, neue Kompetenzen zu erwerben und Belastungen zukünftig erfolgreich zu bewältigen. Die Komponenten können im Gruppentraining oder auch im Einzelsetting umgesetzt werden" (Rusch, 2019, S. 93).
2.3 Resilienz und Bindung
Dass Exploration nur dann stattfinden kann, wenn ein Kind sicher gebunden zu einer Bezugsperson ist, ist bereits seit Jahren in der Entwicklungspsychologie anerkannt. Oft wird jedoch vergessen, dass Explorationssituationen Stresssituationen für Kinder sind und damit auch etwas mit der Resilienz eines Menschen verknüpft sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Resilienz (= R.) [engl. resilience; lat. resiliere abprallen, sich zus.ziehen], [GES, KLI, PER], bez. die Widerstandsfähigkeit eines Individuums, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und kritischer Lebensereignisse (Life-Event, kritisches) erfolgreich zu entwickeln“ (Warner, 2021). Ist also die Resilienz verantwortlich für ein günstiges Heranwachsen eines Menschen und die Stärke der Resilienz abhängig von der Bindung eines Individuums zu einer Bezugsperson im Kindesalter, so ist die erfolgreiche Bewältigung von Stresssituationen kausal zur frühkindlichen Bindung.
3. Persönlicher Erfahrungsbericht
3.1 Was sind meine Stressoren?
Der wohl größte Stressor für mich persönlich ist es keinen Stress zu haben. Das bedeutet keine Aufgabe zu haben die bewältigt werden muss, keine Perspektive oder keinen Plan, wenigstens einen groben. Zum zweiten empfinde ich ein hohes Stresslevel, wenn Personen und Menschen in meinem Umkreis, egal ob Freunde, Bekannte oder auch völlig Fremde, Verhaltensweisen zeigen, die nicht meinem Wertesystem entsprechen, wie zum Beispiel Unpünktlichkeit, Unhöflichkeit und Illoyalität. Dabei ist jedoch zu sagen, dass die Intensität des Stresses auch von der Stellung der Person und der Härte der Übertretung meiner Wertgrenze abhängig ist. Die letzte Sache die bei mir erheblichen Stress auslöst, ist es Komplimente annehmen zu müssen oder Dank. Ich bin immer unheimlich berührt und Dankbar, wenn andere liebe Worte für mich haben, jedoch fühle ich mich in dem Moment, wenn diese an mich gerichtet werden unsagbar unwohl. Ich habe dann stets das dringende Bedürfnis meinem Gegenüber ebenfalls ein Kompliment zu machen und mich bei ihm oder ihr zu bedanken um mein eigenes inneres Gleichgewicht wieder herstellen zu können.
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- Quote paper
- Kimberley Anne Schäfer (Author), 2022, Stress und Stressbewältigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1325270