Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage „Entrepreneurship um jeden Preis?“ und wird hierbei das Spannungsfeld zwischen Entrepreneurship und Ethik im Bereich der Genforschung untersuchen. Im Fokus dieser Arbeit soll die Abwägung zwischen technischem Fortschritt in der Humangenetik, die eine Aussicht zum wirtschaftlichen Wachstum bietet, und der Ethik, die einen besonderen Schutz menschlichen Lebens fordert, stehen. Zunächst werden hierfür die Chancen der Genforschung in medizinischer und wirtschaftlicher Hinsicht dargestellt. Danach wird es um die Frage gehen, welche Institutionen auf die Forschung einwirken und wie dies geschieht. Diese Frage wird für Deutschland und Großbritannien behandelt, da hier gravierende Unterschiede der institutionellen Umwelten vorliegen. Diese Unterschiede sollen im darauf folgenden Teil herausgearbeitet und dahingehend analysiert werden, welche Konsequenzen sich daraus für die deutsche und britische Wirtschaft ergeben. Abschließend wird sich das Fazit mit der Frage beschäftigen, wie die Abwägung der beiden Länder zu beurteilen ist.
Gliederung
1. Einleitung
2. Chancen der Genforschung
2.1 Medizinische Aspekte
2.1.1 Vision
2.1.2 Heutiger Stand der Forschung
2.2 Ökonomische Aspekte
3. Institutionelle Umwelt der Genforschung in Deutschland
3.1 Formelle Institution: Gesetzliche Regelungen
3.1.1 Internationale Regelungen
3.1.2 Deutsche Regelungen
3.2 Informelle Institution: Ethische Grundsätze
4. Institutionelle Umwelt der Genforschung in Großbritannien
4.1 Formelle Institution: Gesetzliche Regelungen
4.2 Informelle Institution: Ethische Grundsätze
5. Vergleich der institutionellen Umwelten und deren Konsequenzen auf die jeweiligen Volkswirtschaften
6. Fazit
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage „Entrepreneurship um jeden Preis?“ und wird hierbei das Spannungsfeld zwischen Entrepreneurship und Ethik im Bereich der Genforschung untersuchen.
Im Fokus dieser Arbeit soll die Abwägung zwischen technischem Fortschritt in der Humangenetik, die eine Aussicht zum wirtschaftlichen Wachstum bietet, und der Ethik, die einen besonderen Schutz menschlichen Lebens fordert, stehen. Zunächst werden hierfür die Chancen der Genforschung in medizinischer und wirtschaftlicher Hinsicht dargestellt. Danach wird es um die Frage gehen, welche Institutionen auf die Forschung einwirken und wie dies geschieht. Diese Frage wird für Deutschland und Großbritannien behandelt, da hier gravierende Unterschiede der institutionellen Umwelten vorliegen. Diese Unterschiede sollen im darauf folgenden Teil herausgearbeitet und dahingehend analysiert werden, welche Konsequenzen sich daraus für die deutsche und britische Wirtschaft ergeben. Abschließend wird sich das Fazit mit der Frage beschäftigen, wie die Abwägung der beiden Länder zu beurteilen ist.
2. Chancen der Genforschung
2.1 Medizinische Aspekte
2.1.1 Vision
Die Gentechnologie weckt große Hoffnungen: Krankheiten, die heute noch unheilbar sind, wie beispielsweise Alzheimer, Parkinson, Leberzirrhose oder Diabetes, sollen in Zukunft geheilt werden können (Aktion Mensch, http://www.1000fragen.de/hintergruende/dossiers/index.php?sid=86e24d1 7c84b40c9f7accf81c80f97d9, vom 15.06.08). Das so genannte „therapeutische Klonen“ soll dies ermöglichen. Hier sollen Embryonen im Reagenzglas hergestellt und danach zerstört werden, damit aus ihnen Stammzellen gewonnen werden können. Ärzte hoffen, mit Hilfe dieser embryonalen Stammzellen (ES-Zellen), körpereigenes Gewebe (Goethe Institut, http://www.goethe.de/Ins/ca/lp/wis/fut/de180134.htm, vom 15.06.2008), besonders solches, welches sich kaum oder gar nicht regenerieren kann, oder ganze Organe herstellen zu können. Diese Organe könnten für Transplantationen verwendet werden (Deutsches Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften, http://www.drze.de/themen/blickpunkt/Stammzellen, vom 15.06.08). Neben der Stammzellforschung könnten auch so genannte „genetische Tests“ neue Möglichkeiten eröffnen. Diese Untersuchungen liefern Auskunft über die Erbsubstanz eines Organismus. Man spricht von prädiktiver Diagnostik, wenn die Person, die untersucht wird, zu dem Zeitpunkt gar keine Krankheitssymptome zeigt. Mit Hilfe dieser Tests könnten Krankheiten frühzeitig erkannt und dann eventuell behandelt werden (DRZE, http://www.drze.de/themen/blickpunkt/gentests, vom 28.06.08). Ein prädiktives Diagnostikverfahren ist der so genannte „pharmakogenetische Test“. Bei diesem wird die individuelle Verträglichkeit von Medikamenten untersucht. Die Wirkung von Medikamenten unterscheidet sich von Mensch zu Mensch: Bei manchen bewirkt eine Standarddosierung gar nichts, bei anderen kommt es zu unerwünschten Nebenwirkungen. Diese Unterschiede lassen sich durch Variationen im individuellen Erbgut erklären. Die Tests könnten eine individuelle und damit effizientere Therapie ermöglichen (Nationales Genomforschungsnetz, http://www.ngfn.de/17_495.htm, vom 15.06.08). Insgesamt kann man sagen, dass die Chancen, die die Gentechnologie in den Bereichen Stammzellforschung und prädiktiver Gentests bietet, enorm sind und die gesundheitliche Situation der Gesellschaft sichtlich verbessert werden könnte (Dräger, 2000: 209).
2.1.2 Heutiger Stand der Forschung
Vieles, was im vorherigen Abschnitt genannt wurde, ist allerdings bisher nicht realisiert worden. Der aktuelle Stand der Genforschung sieht folgendermaßen aus: Die vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms ist seit 2003 entschlüsselt. Es ist also nun die Anzahl und Anordnung der Bausteine auf den Chromosomen bekannt, jedoch nicht, welche Funktionen die einzelnen Gene besitzen (Goethe Institut, http://www.goethe.de/Ins/ca/lp/wis/fut/de74533.htm, vom 15.06.08).
Im Bereich der Stammzellforschung befindet man sich derzeit in der Grundlagenforschung. Im Jahr 1998 gelang die Gewinnung der ersten menschlichen ES-Zelllinien. Es konnten bisher darüber hinaus Vorläuferzellen von beispielsweise Nerven-, Herzmuskel- und Blutzellen hergestellt und auch in Mäuse oder Hühner transplantiert werden. Die Ergebnisse der bislang unternommenen Experimente lassen jedoch noch keine konkrete Aussicht auf klinische Anwendbarkeit von menschlichen ES-Zellen zu.
Es ist noch kein Fall von erfolgreichem therapeutischen Klonen bekannt (DRZE, http://www.drze.de/themen/blickpunkt/Stammzellen, vom 15.06.2008). Auch wurde noch kein prädiktiver Test durchgeführt (DRZE, http://www.drze.de/themen/blickpunkt/gentests, vom 28.06.08). Bis heute sind noch sehr wenige genspezifische Medikamente auf den Markt gebracht worden (Worm, 2006: 8).
Es ist also festzuhalten, dass der derzeitige Stand der Forschung noch weit hinter der oben beschriebenen Vision zurückliegt.
2.2 Ökonomische Aspekte
Die Vorteile, die die Ergebnisse einer erfolgreichen Genforschung mit sich bringen, liegen nicht nur im Bereich der Medizin, sondern auch im ökonomischen Bereich. Die neuen Technologien der Genforschung gelten als wichtige Triebkraft für die Wirtschaft und die Biotechnologie, deren Grundlage die Genforschung ist, als einer der innovativsten Wirtschaftszweige (Goethe Institut, http://www.goethe.de/Ins/ca/lp/wis/fut/de74533.htm, vom 15.06.08). Die folgende Tabelle zeigt, wie sich voraussichtlich das Marktvolumen einzelner Technologiefelder global bis zu dem Jahr 2015 entwickeln wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Größe und Wachstum einzelner Technologiemärkte weltweit
Quelle: Biotechnologie.de, http://www.biotechnologie.de/bio/generator/Navigation/Deutsch/Daten-und- Fakten/statistiken,did=47150.html?listBlId=2230, vom 14.06.08
Hier ist besonders die grau markierte Zeile interessant: Diese zeigt, wie sich die rote Biotechnologie, d.h. diejenige, die sich mit der Herstellung von Medikamenten und Diagnostika befasst (Worm, 2006:5), entwickeln wird. Das Marktvolumen wird sich voraussichtlich verdoppeln und jährlich ist mit einem Wachstum von 6% zu rechnen.
Ohne Frage handelt es sich bei den Technologien der Genforschung um Innovationen, da sich hier ein ganz neuartiges Technologiefeld mit vorher nicht da gewesenen Möglichkeiten herausbildet. Schumpeter betont die Bedeutung technischer Innovationen für die wirtschaftliche Entwicklung (Männer, 2000: 73). Zudem sind für ihn Innovationen und Entrepreneurship eng miteinander verbunden. Er definiert Entrepreneure „as individuals that carry out new combinations (i.e. innovations)“ (Stam, 2008:3). Durch pharmakogenetische Tests beispielsweise könnten Pharmafirmen enorme Entwicklungskosten einsparen, da frühzeitiger die geeigneten Wirkstoffe für die Zusammensetzung einer neuen Arznei festgestellt werden könnten (Worm, 2006:7).
3. Institutionelle Umwelt der Genforschung in Deutschland
Im folgenden Abschnitt wird nun die deutsche institutionelle Umwelt der Genforschung beschrieben. Institutionen sind „Spielregeln“ einer Gesellschaft. Man unterscheidet zwischen formalen, z.B. Verfassungen und Gesetze, und informellen Institutionen, z.B. Normen und Bräuche (Söllner, 2008: 64).
3.1 Formelle Institution: Gesetzliche Regelungen
3.1.1 Internationale Regelungen
Es bestehen auf internationaler Ebene keine rechtlich bindenden
Regelungen zur Humangenforschung. Jedoch existiert eine Vielzahl von
Regelungen mit empfehlendem Charakter (DRZE, http://www.drze.de/themen/blickpunkt/Stammzellen, vom 15.06.08). Es werden hier lediglich die zwei relevantesten dargestellt:
Im November 1997 verabschiedete die UNESCO die „Allgemeine Erklärung über das menschliche Genom und Menschenrechte“. Danach sind „Praktiken, die der Menschenwürde widersprechen, wie reproduktives
Klonen von Menschen, nicht erlaubt“ (UNESCO, http://www.unesco.de/445.html?&L=0, vom 28.06.08). Dieser Erklärung fehlt jedoch die Beurteilung des therapeutischen Klonens.
Die EU-Kommission verpflichtet sich mit der Protokollerklärung zum 7. Forschungsrahmenprogramm für den Zeitraum 2007-2013, keine Programme finanziell zu unterstützen, die reproduktives Klonen oder die Herstellung von Embryonen zu Forschungszwecken (therapeutisches Klonen eingeschlossen) vorsehen (Bundesministerium für Bildung & Forschung, http://www.bmbf.de/de/6435.php, vom 14.06.08).
3.1.2 Deutsche Regelungen
In Deutschland sind besonders zwei Gesetze bedeutsam: Das 1991 verabschiedete Embryonenschutzgesetz (ESchG) sowie das seit 2002 geltende Stammzellgesetz.
Gemäß dem ESchG besitzt ein Embryo die gleichen Grundrechte wie ein ausgewachsener Mensch (Worm 2006:12). Es wird derjenige bestraft, der Embryos „zu einem anderen Zweck als der Herbeiführung einer Schwangerschaft“ (Dreher 1995:2007) erzeugt. Eine Strafe wird auch verhängt, wenn jemand „künstlich bewirkt, dass ein menschlicher Embryo mit der gleichen Erbinformation wie ein anderer Embryo, ein Foetus, ein Mensch oder ein Verstorbener entsteht“ (Dreher 1995:2008). In Deutschland ist somit die Erzeugung von Embryonen zu Forschungszwecken verboten.
Bestimmungen für den Import und die Verwendung menschlicher embryonaler Stammzellen werden durch das Stammzellgesetz festgelegt. ES-Zellen dürfen zwar nicht in Deutschland selbst gewonnen werden, jedoch aus dem Ausland importiert werden, wenn sie vor dem 1.Mai 2007 (vorheriger Stichtag: 01.01.2002, Verschiebung des Stichtages wurde im April 2008 vom Bundestag beschlossen) gewonnen worden sind. Zudem müssen die Forscher „hochrangige Forschungsziele“ mit ihrer Arbeit an den Stammzellen verfolgen, und es dürfen keine Alternativen bestehen, mit denen voraussichtlich der gleiche Erkenntnisgewinn erzielt werden könnte. Die Genehmigung eines Imports erteilt das staatliche Robert-Koch-Institut (DRZE, http://www.drze.de/themen/blickpunkt/Stammzellen, vom 15.06.08).
Ein seit dem Jahr 2001 durch das Bundesministerium für Bildung & Forschung finanziell gefördertes Programm ist das Nationale Genomforschungsnetz (NGFN). Damit soll der Forschungsstandort Deutschland gestärkt werden (BMBF, http://www.bmbf.de/de/1038.php, vom 14.06.08). Ziel des NGFN ist es, herauszufinden, welche Rolle die Gene bei der Entstehung von Krankheiten spielen und mit diesen neu erworbenen Kenntnissen geeignete Behandlungsmethoden zu entwickeln (NGFN, http://www.ngfn.de/15_84.htm, vom 28.06.08).
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- Quote paper
- K. S. (Author), 2008, Entrepreneurship um jeden Preis?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132435
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