In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Offenheit des Neurotizismus und der Verträglichkeit eines Individuums mit der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen untersucht. Weiterführend wurde auf den Einfluss auf diesen Zusammenhang durch Emotionen gegenüber künstlicher Intelligenz eingegangen.
Dieser Forschungsbereich ist höchst relevant, weil Digitalisierung und die Verwendung von künstlicher Intelligenz im Alltag in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Allerdings wurden bisher wenige Studien dazu durchgeführt, welche Persönlichkeitsdimensionen die Akzeptanz von künstlicher Intelligenz unterstützen oder diese verhindern.
Die Studie ist quantitativ und wurde anhand einer anonymen Onlinebefragung durchgeführt. Es haben 265 Personen an der Umfrage teilgenommen und die Verteilung der Geschlechter war nahezu gleichmäßig. Die Untersuchung der Hypothesen hat ergeben, dass kein Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsdimensionen Neurotizismus und Verträglichkeit mit der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen besteht. Auch unter dem Einfluss von Emotionen ist dieser nicht gegeben. So müssen die Hypothesen verworfen und die Forschungsfrage mit nein beantwortet werden. Dies bedeutet, dass noch weitere Studien unabdingbar sind, um sich ein ganzheitliches Bild bezüglich des Zusammenhangs der Persönlichkeit eines Individuums mit der Akzeptanz von starker künstlicher Intelligenz machen zu können. Aus der wissenschaftlichen Perspektive kann festgehalten werden, dass noch weitere Untersuchungen notwendig sind, um anwendbare und auf die Praxis umsetzbare Ergebnisse zu erlangen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Problemstellung
2 Grundlagen
2.1 Big 5
2.2 Offenheit
2.3 Neurotizismus
2.4 Verträglichkeit
2.5 Künstliche Intelligenz
2.6 Stand der Forschung
2.7 Forschungsfrage und Hypothesen
3 Forschungsmethodik
3.1 Stichprobe
3.2 Messinstrumente
3.3 Forschungsdesign und Vorgehen
4 Datenanalyse
4.1 Deskriptive Statistik und Korrelation der Variablen
4.2 Ergebnisse der Hypothese 1
4.3 Ergebnisse der Hypothese 2
4.4 Ergebnisse der Hypothese 3
5 Diskussion
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
5.2 Praktische Implikationen
5.3 Limitationen und Desiderate
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Abstract
In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Offenheit des Neurotizismus und der Verträglichkeit eines Individuums mit der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen untersucht. Weiterführend wurde auf den Einfluss auf diesen Zusammenhang durch Emotionen gegenüber künstlicher Intelligenz eingegangen.
Die Forschungsfrage lautet: Bestimmt die Ausprägung der Offenheit, des Neurotizismus und der Verträglichkeit eines Individuums den Zusammenhang zwischen den Emotionen gegenüber KI und der Absicht eine starke KI zu nutzen? Unter KI wird künstliche Intelligenz verstanden.
Dieser Forschungsbereich ist höchst relevant, weil Digitalisierung und die Verwendung von künstlicher Intelligenz im Alltag in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Allerdings wurden bisher wenige Studien dazu durchgeführt, welche Persönlichkeitsdimensionen die Akzeptanz von künstlicher Intelligenz unterstützen oder diese verhindern.
Die Studie ist quantitativ und wurde anhand einer anonymen Onlinebefragung durchgeführt. Es haben 265 Personen an der Umfrage teilgenommen und die Verteilung der Geschlechter war nahezu gleichmäßig. Die Untersuchung der Hypothesen hat ergeben, dass kein Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsdimensionen Neurotizismus und Verträglichkeit mit der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen besteht. Auch unter dem Einfluss von Emotionen ist dieser nicht gegeben. So müssen die Hypothesen verworfen und die Forschungsfrage mit nein beantwortet werden. Dies bedeutet, dass noch weitere Studien unabdingbar sind, um sich ein ganzheitliches Bild bezüglich des Zusammenhangs der Persönlichkeit eines Individuums mit der Akzeptanz von starker künstlicher Intelligenz machen zu können. Aus der wissenschaftlichen Perspektive kann festgehalten werden, dass noch weitere Untersuchungen notwendig sind, um anwendbare und auf die Praxis umsetzbare Ergebnisse zu erlangen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Abbildung 1: Altersverteilung der Teilnehmer
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Tabelle 1: Mittelwert, Standardabweichung, Schiefe, Kurtosis, Reliabilität und Korrelation zwischen Variablen
1 Problemstellung
„Künstliche Intelligenz stellt ein grundlegendes Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation dar, auf eine Weise wie es Autounfälle, Flugzeugabstürze, schadhafte Drogen oder schlechtes Essen nie waren“ (Risiko für die Menschheit – Musk warnt vor künstlicher Intelligenz ) – diese Worte von Elon Musk, der das Tesla-Unternehmen aufgebaut hat und als Vorreiter für die Entwicklung von eigenständig fahrenden Elektroautos gilt, wurden in dem Artikel „Risiko für die Menschheit“ – Musk warnt vor künstlicher Intelligenz“ übersetzt und zitiert. Obwohl die Digitalisierung und damit einhergehend der vermehrte Einsatz von starker künstlicher Intelligenz kontinuierlich voranschreitet, warnen sogar Großunternehmer, die von diesem Effekt profitieren, vor den Auswirkungen. Es gibt durchaus auch viele Punkte, wie beispielsweise die sinkenden Geburtenzahlen und der vorherrschende Fachkräftemangel, die für den vermehrten Einsatz von starker künstlicher Intelligenz sprechen. So stellt sich die Frage, inwiefern die Meinung und Persönlichkeit von verschiedenen Individuen die Akzeptanz von künstlicher Intelligenz beeinflussen und steuern können.
In dieser Arbeit soll genau diese Frage geklärt wären. Die Forschungsfrage für diese Studienarbeit lautet: Bestimmt die Ausprägung der Offenheit, des Neurotizismus und der Verträglichkeit eines Individuums den Zusammenhang zwischen den Emotionen gegenüber KI und der Absicht eine starke KI zu nutzen?
KI steht für künstliche Intelligent und wird in dieser Arbeit häufig auch mit KI abgekürzt.
Es soll demnach geklärt werden, welchen Einfluss die Ausprägung der Persönlichkeitsdimensionen Offenheit, Neurotizismus und Verträglichkeit auf den Zusammenhang zwischen positiven und negativen Emotionen gegenüber der Absicht eine starke künstlicher Intelligenz zu nutzen hat.
So behandeln zwei Hypothesen die Beeinflussung der positiven und negativen Emotionen auf den Zusammenhang zwischen verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen und der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen. In der dritten Hypothese geht es darum, inwiefern positive und negative Emotionen statistisch als ein Item betrachtet werden können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2 Grundlagen
Im Folgenden werden die für diese Arbeit wichtigsten Grundlagen erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1 Big 5
Unter dem Fünffaktor-Modell (auch Big Five genannt) versteht man ein Konstrukt, welches auf den Persönlichkeitseigenschaften Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit basiert (Laux, 2008, S. 174). Abhängig von der Ausprägung der jeweiligen Eigenschaft kann auf diese Weise die Persönlichkeit eines Individuums beschrieben werden. Dieses wurde von verschiedenen unabhängigen Forschungsgruppen im angloamerikanischen Raum entwickelt (Laux, 2008, S. 174). Die Idee ist, dass besonders diejenigen Merkmale, die bedeutend und sinnvoll für das tägliche Zusammenspiel zwischen Individuen sind, hervorgehoben werden (Laux, 2008, S. 174). Die jeweiligen Faktoren werden dann mit verschiedenen repräsentativen Adjektiven beschrieben (Laux, 2008, S. 175). Da nur drei Aspekte des Fünffaktoren Modells Teil der Forschungsfrage sind, werden nur diese folgend detaillierter erklärt.
2.2 Offenheit
Grundsätzlich bezieht sich diese Persönlichkeitsdimension auf die geistige Beweglichkeit, intellektuellen Ehrgeiz und Kreativität (Simon, W. 2006, S. 199).
Individuen, die eine hohe Ausprägung dieses Faktors haben, werden oft als emotional überschwänglich und positiv bezüglich neuer Erfahrungen wahrgenommen (Fetchenhauer, 2012, S. 167). Sie stehen neuen Ideen, Kulturen und Wertesystemen aufgeschlossen gegenüber und sind häufig unkonventionell (Fetchenhauer, 2012, S. 167). „Sie haben breite Interessen, sind künstlerisch und kreativ und zeichnen sich durch originelle und erfinderische Einfälle aus“ (Fetchenhauer, 2012, S. 167). Es kann allerdings vorkommen, dass Menschen mit einer starken Ausprägung der Offenheit die Beständigkeit und Richtung im Bezug auf die berufliche Laufbahn fehlt und dadurch zu dem Bezug eines eher niedrigen Gehalts führen kann (Fetchenhauer, 2012, S. 168).
Ganz im Gegensatz dazu stehen Menschen mit einer niedrigen Ausprägung an Offenheit, die oftmals ein konservatives und autoritätsgläubiges Leben führen (Fetchenhauer, 2012, S. 168).
Zusammenfassend kam man sagen, dass sich die Offenheit für Erfahrungen in die Facetten Offenheit für Fantasie, Emotionen, Ästhetik, Vorgehensweisen, Ideen und Normen- und Wertekonstellationen unterteilen lässt (Laux, 2008, S. 177).
Aktuell ist die geläufigste Bezeichnung für diese Persönlichkeitsdimension „Offenheit für Veränderungen“, wobei manchmal auch die Begriffe „Intellekt“ oder nur „Offenheit“ als Synonym verwendet werden.
2.3 Neurotizismus
„Situationsspezifische Ängstlichkeit ist nicht nur eine Facette von Neurotizismus, sondern korreliert auch mit dem Gesamtwert von Neurotizismus so hoch, dass Neurotizismus kaum von allgemeiner Ängstlichkeit unterschieden werden kann“ (Asendorph, 2012, S. 70). Wenn hohe Werte auf der Neurotizismus Skala auftreten, ist das Individuum somit häufig ängstlich, schwermütig und kann zu Depressionen neigen (Amelang, 2006, S. 267). Des Weiteren kommt es vor, dass Menschen mit einer hohen neurotizistischen Ausprägung unter Schlafmangel und psychosomatischen Beschwerden leiden und emotional eher instabil sind (Amelang, 2006, S. 267).
Wenn dagegen niedrige Werte in dieser Dimension vorliegen, werden Individuen als ausgeglichen, positiv und lebensfroh wahrgenommen. Dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass hohe Werte sozial unerwünscht und niedrige Werte erwünscht sind (Asendorph, 2012, S. 70).
Die Facetten, die im Rahmen des Neurotizismus betrachtet werden, sind: Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, Soziale Befangenheit, Impulsivität und Verletzlichkeit (Ostendorf & Angleitner, 2003, S. 96).
Es gibt sehr viele Untersuchungen zu den Auswirkungen von Neurotizismus, welche sich als „Anleitung zum Unglücklichsein“ zusammenfassen lassen (Stemmler et. al., 2011, S. 259). Interessant ist allerdings, dass hohe Werte auf der Neurotizismus Skala aufgrund der höheren Assoziierung mit Ängstlichkeit auch einen Schutzfaktor bieten können (Stemmler et. al., 2011, S. 259). So ist die Sterblichkeit aufgrund von Unfällen in dem Alter - Zeitraum von der Geburt bis 25 - bei einer hohen neurotizistischen Ausprägung eines Individuums geringer (Stemmler et. al., 2011, S. 259). Ab dem 25. Lebensjahr steigt die Sterblichkeit allerdings durch andere Ursachen als Unfälle, also beispielsweise Suizid oder Krankheiten an (Stemmler et. al., 2011, S. 259).
Des Weiteren führen hohe Werte bezüglich des Neurotizismus bei Männern und Frauen zu Unzufriedenheit mit dem Partner, wodurch eine Trennung eher begünstigt wird (Asendorph, 2012, S. 71).
2.4 Verträglichkeit
Prinzipiell werden verträgliche Menschen als aufrichtig, altruistisch, entgegenkommend, bescheiden und gutherzig beschrieben (Fetchenhauer, 2017, S. 173). Da Freundlichkeit und Zuverlässigkeit im Allgemeinen als positiv wahrgenommen und von anderen geschätzt werden, sind verträgliche Menschen häufig bei ihrer Umwelt sehr beliebt (Fetchenhauer, 2017, S. 173). Verträglichkeit geht weiterführend damit einher, weniger nachtragend oder unversöhnlich zu sein und andere Individuen schneller zu vergeben (Fetchenhauer, 2017, S. 173).
Sind Menschen weniger verträglich, ist deren Charakter oft von Egoismus, Streitsucht und wenig Nachgiebigkeit bei Auseinandersetzungen geprägt. „Kompetitiv betonte Profile sind hartnäckig und wettbewerbsorientiert in der Verfolgung eigener Ziele, von denen sie sich nur schwer abbringen lassen und um die sie mit anderen konkurrieren“ (Fehr, 2006, S. 121).
Die Dimensionen, in die Verträglichkeit unterteilt wird, sind: Vertrauen, Moral, Altruismus, Entgegenkommen, Bescheidenheit und Mitgefühl (Fehr, 2006, S. 121).
Obwohl eine hohe Ausprägung der Verträglichkeit bei einem Individuum sozial erwünscht ist, sollte dies mit Vorsicht betrachtet werden, weil Menschen mit dieser Persönlichkeitsausprägung häufig weniger verdienen und sich schnell ausnutzen lassen, weil sie Konflikten aus dem Weg gehen und unangenehme Situationen meiden (Fetchenhauer, 2017, S. 173). Auch neigen diese Individuen dazu persönliche Bedürfnisse denen anderer unterzuordnen und dadurch andere Normen zu adaptieren (Fehr, 2006, S. 120).
2.5 Künstliche Intelligenz
Da es noch keine allgemein gültige Definition des Begriffs „Intelligenz“ gibt, ist aktuell auch keine einheitliche Erklärung von künstlicher Intelligenz zu finden. (Bünte, 2018, S. 5). Dies gilt auch für Synonyme wie Artificial Intelligence, Big Data Analytics, Spezifische und allgemeine künstliche Intelligenz, Maschine Learning oder natural language processing (Bünte, 2018, S. 5). Grundsätzlich kann man künstliche Intelligenz als „Bereich der Informatik, der sich mit dem Erwerb kognitiver Fähigkeiten beschäftigt, die in der Regel menschlicher Intelligenz zugeordnet werden“ verstehen (Amazon, 2022). Zu künstlicher Intelligenz zählen häufig das Lernen und Erkennen von Problemen und Mustern (Amazon, 2022).
Die Mustererkennung sieht so aus, dass künstliche Intelligenz abnormale Gegenstände, Gesichter und Sprache oder andere Abweichungen von der Norm an Regeln und Mustern registriert (Simon, 2021, S. 22). Dies findet beispielsweise in der Finanzwelt bei Banken Anwendung. So werden Überweisungen von einem Virenscanner geprüft, welcher bei merkwürdigen Mustern Alarm schlägt (Simon, 2021, S. 22).
Eine andere Fähigkeit der künstlichen Intelligenz ist die Prognosefähigkeit (Simon, 2021, S. 22). „Sie prognostizieren aus vorliegenden Informationen die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen zukünftiger Ereignisse, beispielsweise das Wetter oder Epidemien“ (Simon, 2021, S. 22).
Basierend auf diesen beiden Fähigkeiten resultieren viele Anwendungsfelder wie Industrie 4.0, medizinische Selbstdiagnosen durch Apps, smart Home und genauere Wetterprognosen (Simon, 2021, S. 22).
Die Unterscheidung zwischen einer starken und schwachen künstlichen Intelligenz ist enorm wichtig. Mit einer starken künstlichen Intelligenz sind alle Herangehensweisen gemeint, die eine Abbildung und Imitation des Menschen und seiner Prozesse im Gehirn anstreben (Buxmann & Schmidt, 2018, S. 6). Obwohl intensiv daran gearbeitet wird, auch Bewusstsein und Empathie von künstlicher Intelligenz zu entwickeln, ist die Forschung aktuell noch nicht an diesem Punkt (Buxmann & Schmidt, 2018, S. 6).
Im Gegensatz dazu können alle Lösungen, die inzwischen technisch umsetzbar sind und in aktuelle Softwarelösungen implementiert wurden, der schwachen künstlichen Intelligenz zugeordnet werden (Buxmann & Schmidt, 2018, S. 6).
Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass die Lernfähigkeit eine der fundamentalen Anforderungen an sowohl schwache als auch starke künstliche Intelligenz ist (Buxmann & Schmidt, 2018, S. 6).
Da vor allem die schwache künstliche Intelligenz immer häufiger in alltäglichen Situationen Anwendung findet, hat dies selbstverständlich auch eine Auswirkung auf unterschiedlichste Aspekte. Es ist unabdingbar sich in diesem Zusammenhang die Frage zu stellen, ob Algorithmen in der Zukunft nicht nur Routinetätigkeiten mit einem niedrigeren Qualifikationsniveau, sondern auch fachkundige Tätigkeiten wie die eines Aktienhändlers oder Arztes übernehmen werden (Buxmann & Schmidt, 2018, S. 30). Untersuchungen haben ergeben, dass in routineintensiven Beschäftigungen, also Berufen deren Hauptaufgaben aus explizit definierten Verfahren bestehen und auch von hochentwickelten Algorithmen durchgeführt werden können, ein klarer Rückgang der Beschäftigungen zu sehen ist (Frey & Osborne, 2013). Allerdings gibt es auch Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Auffüllen von Regalen, die auch von unqualifizierten Arbeitskräften ausgeführt werden können (Goos et. al., 2009). Aufgrund der Hand-Augen-Koordination ist dies für Maschinen sehr schwierig (Goos et. al., 2009). Falls sich dieser Aspekt weiterhin bewahrheitet, wird dies zu einer steigenden Nachfrage nach gut bezahlten qualifizierten Arbeitsplätzen, die keine typisch routinierten kognitiven Fertigkeiten benötigen und nach schlecht bezahlten am wenigsten qualifizierten Arbeitskräften erhöhen (Goos et. al., 2009). Der Bedarf an mittelmäßig qualifizierten Arbeitsplätzen, die nicht-routinemäßig kognitive Fähigkeiten benötigen, wird in diesem Szenario sinken (Goos et. al., 2009). Auch gibt es weitere typische Ängste und Risiken, die Unternehmen in der Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz sehen. Diese sind laut Buxmann und Schmidt die Angst vor Intransparenz, Verdummung, Verlust von Arbeitsplätzen, subtilen Manipulationen, Überintelligenz und Datenschutz und -sicherheit (2018, S. 127-128).
Natürlich ist nachvollziehbar, dass verschiedene Arbeiterschichten künstlicher Intelligenz mit unterschiedlichen Emotionen entgegenstehen. So ist anzunehmen, dass Individuen, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, weil ihre Arbeitskraft für die Ausführung der Tätigkeit nicht mehr benötigt wird, dieser mit negativen Gefühlen entgegentreten. Andere Arbeitnehmer, denen durch künstliche Intelligenz die Arbeit erleichtert, aber wodurch sie nicht ersetzt werden, stehen dem Konstrukt womöglich positiver entgegen.
2.6 Stand der Forschung
Da der Einsatz von künstlicher Intelligenz immer weiter fortschreitet, ist es unabdingbar sich damit zu beschäftigen, welche Faktoren die Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen beeinflussen könnten. Da jeder Mensch und damit auch seine Persönlichkeit individuell ist, stellt sich die Frage, inwiefern die Ausprägung verschiedener Persönlichkeitsdimensionen einen Einfluss auf die Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen hat. Bezüglich dieses Zusammenhanges wurde noch sehr wenig geforscht. Vor allem, wenn eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen des Big-Five Konzepts angestrebt wird. Aufgrund des Mangels an Forschung wird dieser Abschnitt der Arbeit von Forschungserkenntnissen zu verwandten Themen handeln.
Um sich diesem Thema anzunähern, gilt es zunächst zu klären, unter welchen Gesichtspunkten die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass künstliche Intelligenz angenommen wird. So entsteht Vertrauen in künstliche Intelligenz durch die Verlässlichkeit auf diese, welche durch das Kognitivitätsniveau, die Fähigkeit des Selbstlernens und die erkennbare Transparenz, bestimmt wird (Scheuer, 2020, S. 60). Dieses Vertrauen kann allerdings zum Großteil nur gegeben sein, wenn gewisse Kenntnisse für künstliche Intelligenz und wie diese funktioniert, vorhanden sind. Allerdings herrschen aktuell große Wissenslücken im Bezug auf künstliche Intelligenz, was bei vielen Menschen zur Skepsis gegenüber neuen Technologien führt (Prußnat, 2020, S. 64). Auch Hanke macht in seinem Artikel deutlich, dass die Einstellung zu künstlicher Intelligenz von Arbeitnehmern sehr stark davon abhängt, ob ein Unternehmen offen damit umgeht und gute Bedingungen für die Anwendung schafft oder Informationen zurückhält (Hanke, 2018).
Es gibt eine Studie von Marsden, die zwar nicht exakt dieses Thema, aber ein ähnliches behandelt. So war das Hauptziel der Studie, die Emotionen von in Deutschland lebenden Individuen angesichts künstlicher Intelligenz zu verstehen (Marsden, 2017). Die Ergebnisse diesbezüglich sind, dass künstliche Intelligenz mit hohem Interesse beobachtet wird, aber doch auch von Skepsis, Misstrauen und Unsicherheit geprägt ist (Marsden, 2017). Wenn man sich allerdings die Einschätzung der Teilnehmer bezüglich allgemeinen positiven oder negativen Gefühlen gegenüber künstlicher Intelligenz anschaut, wird deutlich, dass die Mehrheit (38%) neutrale, 20% leicht positive und 31% leicht negative Emotionen gegenüber künstlicher Intelligenz haben (Marsden, 2017). Leider wird in dieser Studie nicht im Detail darauf eingegangen, inwiefern ein Zusammenhang zwischen den Gefühlen gegenüber der Absicht künstliche Intelligenz zu nutzen und der jeweiligen Persönlichkeit der Probanden besteht.
Aus einer anderen Studie des bayrischen Forschungsinstituts für digitale Transformation geht hervor, dass die Bekanntheit von künstlicher Intelligenz in den letzten Jahren gewachsen und deren Anwendung immer verbreiteter ist (Bitkom, 2020). In dieser Forschung wurden seit 2017 drei Befragungen durchgeführt bezüglich der Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz von künstlicher Intelligenz (Bitkom, 2020). So ergab sich aus den Ergebnissen, dass sich 2017 die Chancen und Gefahren die Menschen in künstlicher Intelligenz sehen, die Waage hielten, aber inzwischen die Chancen bei 68% und Gefahren bei 29% gesehen werden (Bitkom, 2020).
Weitere Studien nähern sich dem konkreten Thema dieser Arbeit zumindest an. In diesen geht es um den Einfluss der Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen auf die Akzeptanz von Technologie und wie genau eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Dimensionen gemacht werden kann (Seibert et. al., 2021; Devaraj et. al. 2008 ). Da es in dieser Arbeit besonders um den Zusammenhang der Persönlichkeitsdimensionen Offenheit und Neurotizismus mit der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen geht, liegt auch der Fokus in der Beschreibung der Ergebnisse dieser Studien auf diesen Aspekten. So ist eines der Resultate, dass die Ausprägung der Offenheit für neue Erfahrungen einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Nutzungsabsicht hat (Devaraj et. al, 2008). Auch der Vergleich verschiedener Forschungsprojekte von Seibert ist abschließend zu dem Entschluss gekommen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Offenheit für Erfahrungen eines Individuums und der Akzeptanz von Technologie gegeben ist (Seibert et. al., 2021).
In der Studie von Devaraj et al. wurde ein signifikant negativer Einfluss von Neurotizismus auf wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit festgestellt (2008). Lediglich in einer Studie von Kwee et. al. konnte herausgefunden werden, dass Menschen mit einer hohen Ausprägung auf der Neurotizismus Skala Technologie in Katastrophensituationen praktisch betrachten und diesen positiv gegenüber stehen (2016). Allerdings lässt sich dies auch dadurch erklären, dass Katastrophen mit einem hohen Maß an Stress einhergehen und jede Hilfe bereitwillig angenommen wird (Kwee et. al., 2016).
2.7 Forschungsfrage und Hypothesen
Basierend auf den aktuellen Forschungsergebnissen lassen sich gewisse Zusammenhänge zwischen der Akzeptanz von Technologie und der Persönlichkeit erkennen. Aktuell gibt es allerdings keine Studien, welche genau die Forschungsfrage dieser Arbeit abdeckt. Diese lautet: Bestimmt die Ausprägung der Offenheit, des Neurotizismus und der Verträglichkeit eines Individuums den Zusammenhang zwischen den Emotionen gegenüber KI und der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen? Das Ziel dieser Arbeit ist somit, einen Zusammenhang zwischen der Ausprägung der verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen Neurotizismus und Verträglichkeit und der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen herzustellen. Zu dieser Forschungsfrage wurden drei Hypothesen gebildet. Diese werden in Abschnitt vier der Studienarbeit überprüft.
Hypothese 1:
Der Zusammenhang zwischen Offenheit und der Absicht eine starke KI zu nutzen wird durch positive Emotionen moderiert, sodass der Effekt stärker ist für hohe Ausprägungen von positiven Emotionen.
So besagt diese Hypothese, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitsdimension Offenheit und der Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen gibt. Dieser Zusammenhang wird von den positiven Emotionen moderiert.
Hypothese 2:
Der Zusammenhang zwischen Neurotizismus und die reduzierte Absicht eine starke KI zu nutzen wird durch negative Emotionen mediiert. Laut dieser Hypothese gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus und der reduzierten Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen. Dieser Zusammenhang wird von den negativen Emotionen mediiert, also hat einen zusätzlichen Einfluss auf diesen.
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- Quote paper
- Julia Pfleger (Author), 2022, Big 5 Persönlichkeitseigenschaften, Emotionen und Absicht eine starke künstliche Intelligenz zu nutzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1323255
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