Bei der Lektüre von Knut Hamsuns Roman Pan aus dem Jahre 1894 erscheint neben zahlreichen anderen sowohl formalen als auch inhaltlichen Besonderheiten die Beziehungsvielfalt innerhalb der Erzählung augenfällig: So werden im Rahmen einer eingeschränkten Räumlichkeit (ein kleine Handelsstätte im norwegischen Nordland) und eines ebenfalls begrenzten Figurenkollektivs (in Glahns Bericht rund acht handelnde Charaktere, vergl. Punkt II. 1.2.a)) verschiedene Personenkonstellationen erprobt, von denen sich jedoch letztlich keine als dauerhaft „fruchtbar“ erweist und über das Ende des Romans hinausgerettet werden kann.
Ausgehend von dieser Erkenntnis stellte sich mir notwendig die Frage, warum die zwischenmenschlichen Verbindungen hier so ausnahmslos scheitern und ob möglicherweise eine allen gemeinsame zentrale Problematik für ihr Nicht-Funktionieren verantwortlich ist. Zu diesem Zwecke mussten die verschiedenen Beziehungen zunächst einer näheren Betrachtung unterzogen und auf ein Element hin untersucht werden, das möglicherweise in ihnen allen enthalten ist. Als ein solches erschien mir schließlich der Aspekt persönlicher Macht: Das Streben nach Macht, ihre Ausübung und der Kampf um sie erweisen sich als nicht unwesentliche Bestandteile der (nicht nur erotischen) Beziehungen im Roman- und damit einhergehend ebenfalls die Opposition von Stärke und Schwäche und letztlich das Verhältnis von Herrschaft und Unterordnung.
Die verschiedenen Manifestationen von Macht lassen sich beispielhaft und in unterschiedlicher Intensität anhand der folgenden vier Figurenkonstellationen im Roman zeigen: Beginnend mit der zweifellos im Mittelpunkt der Erzählung stehenden und vermutlich schillerndsten Verbindung, nämlich der Glahns und Edvardas, deren Macht-Verhältnis als das wohl am wenigsten eindeutige erkannt werden muss, sollen weiterhin die Beziehung Glahns und Evas, Evas und Macks und –als einziges nicht erotisches– das Verhältnis Glahns und Macks betrachtet werden. Dies soll im Rahmen einer weiterführenden inhaltlichen Analyse erfolgen, welche mir jedoch nur auf der Grundlage einer vorhergehenden allgemein-formalen Untersuchung des Romantextes sinnvoll erscheint. Letztere soll daher –in Anbetracht des gegebenen begrenzten Raumes jedoch ohne Anspruch auf absolute Vollständigkeit- zunächst vorangestellt werden, um anhand äußerer Beobachtungen und Erkenntnisse möglicherweise bereits auf einzelne Aspekte der folgenden inhaltlichen Analyse vorauszuweisen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II. 1. Allgemeine formale Analyse: Knut Hamsuns Pan
- II. 1.1. Inhalt und Aufbau
- II. 1.1.a) Zusammenfassung des Inhalts
- II. 1.1.b) Aufbau des Romans
- II. 1.2. Figuren und Erzähler
- II. 1.2.a) Figuren und Figurenkonstellation
- II. 1.2.b) Erzähler und Erzählperspektive
- II. 1.3. Zeit und Raum
- II. 1.3.a) Gebrauch der Tempora
- II. 1.3.b) Erzählte Zeit
- II. 1.3.c) Zeitstruktur / zeitliche „Bauform"
- II. 1.3.d) Raumverhältnisse
- II. 1.4. Sprachlich- stilistische und formale Auffälligkeiten
- II. 1.4.a) Sprache
- II. 1.4.b) Stil
- II. 1.4.c) Form
- II. 1.1. Inhalt und Aufbau
- II. 2. Weiterführende inhaltliche Analyse: Macht-Verhältnisse in Knut Hamsuns Pan
- II. 2.1. Glahn und Edvarda
- II. 2.2. Glahn und Eva
- II. 2.3. Eva und Mack
- II. 2.4. Glahn und Mack
- II. 1. Allgemeine formale Analyse: Knut Hamsuns Pan
- III. Schluss
- IV. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Roman „Pan“ von Knut Hamsun unter dem Aspekt der Machtverhältnisse. Ziel ist es, die verschiedenen Beziehungsdynamiken im Roman zu untersuchen und aufzuzeigen, wie Macht und ihre Ausübung die Handlung und die Figuren prägen. Dabei werden die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren Glahn, Edvarda, Eva und Mack im Fokus stehen.
- Macht und Herrschaft in den Beziehungen der Figuren
- Die Rolle von Stärke und Schwäche in den Machtverhältnissen
- Die Auswirkungen von Machtstreben und Machtkämpfen auf die Figuren
- Die Bedeutung von Liebe, Leidenschaft und Eifersucht im Kontext von Macht
- Die Ambivalenz von Macht und ihre Auswirkungen auf die Handlung des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Machtverhältnisse in Knut Hamsuns Roman „Pan“ ein. Sie stellt die zentrale Frage nach dem Scheitern der zwischenmenschlichen Beziehungen im Roman und untersucht die Rolle von Macht als mögliches Erklärungselement. Die Einleitung skizziert die vier Figurenkonstellationen, die im Hauptteil näher betrachtet werden: Glahn und Edvarda, Glahn und Eva, Eva und Mack sowie Glahn und Mack.
Der Hauptteil beginnt mit einer allgemeinen formalen Analyse des Romans. Hierbei werden Inhalt und Aufbau des Romans zusammengefasst, die Figuren und der Erzähler vorgestellt sowie Zeit und Raum im Roman untersucht. Abschließend werden sprachlich-stilistische und formale Auffälligkeiten des Romans beleuchtet.
Im zweiten Teil des Hauptteils erfolgt eine weiterführende inhaltliche Analyse der Machtverhältnisse in den vier ausgewählten Figurenkonstellationen. Die Analyse beleuchtet die verschiedenen Manifestationen von Macht in den Beziehungen, die Rolle von Stärke und Schwäche sowie die Auswirkungen von Machtstreben und Machtkämpfen auf die Figuren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Machtverhältnisse, Beziehungen, Figuren, Knut Hamsun, Pan, Romananalyse, Stärke, Schwäche, Herrschaft, Unterordnung, Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Nordland, Norwegen, Natur, Gesellschaft.
- Quote paper
- E. Schröder (Author), 2005, Macht-Verhältnisse in Knut Hamsuns "Pan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132309