España zwischen Castilla und Europa bei Miguel de Unamunos En torno al casticismo


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

20 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Kurze geschichtliche Übersicht Spaniens

3. Gründe der „Unterentwicklung“ Spaniens im Gegensatz zu Europa

4. Spanien und Europa, Einheit oder Unterschiedlichkeit?

5. Reaktionen der „Regeneracionistas“ oder „Generación de 98“ auf das spanische Problem

6. Spanien zwischen Kastilien und Europa bei Unamuno
6.1. Die Angst der Spanier vor einer Invasion der fremden Kultur
6.2. Die historische Bedeutung Kastiliens
6.3. Die historische Bedeutung Kastiliens

7. Resumen en español

Bibliographie

1. Einleitung

Wer Spanien ein bisschen besser kennt als der Tourist, der ein bis zwei Wochen seinen Sommerurlaub auf einer Insel der Kanaren oder Balearen verbringt, weiß, dass Spanien von regionalen Unterschieden geprägt ist. Das typische Spanienbild von Torreros und Flamenco werden einige dieser Regionen widersprechen. Zwar kann man Corridas in ganz Spanien betrachten, aber der Flamenco ist doch ein typisch andalusisches Phänomen.

Ich glaube, dass man als Nichtspanier mit Spanien kaum das Landschaftsbild Kastiliens assoziiert und doch ist es, zumindest laut Unamunos „En torno al casticismo“, gerade diese Region Spaniens, die Spanien geformt und geprägt hat.

Ich habe zwei Auslandssemester in Salamanca verbracht, das bekanntlich in der Comunidad Castilla y León liegt. Nach diesem Jahr fuhr ich in einer Reise mit dem Auto vom Norden ausgehend über Burgos, Salamanca, Madrid in Richtung Barcelona und dann Österreich, habe also einen Großteil Kastiliens durchquert.

Durch diese persönlichen Erfahrungen war ich also an dem Thema „Spanien zwischen Kastilien und Europa“ besonders interessiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kastilien Unamuno, der selbst Baske war, einerseits so faszinierte, andererseits ihn zu lauter Kritik inspirierte. Es ist, wie er beschreibt, eine karge, weite Landschaft mit vereinzelten Hausansiedlungen, die zwischen den größeren Städten liegen und die durch einen feuchten Winter und trocken heißen Sommer geprägt ist.

Außerdem war für mich besonders interessant zu sehen, welches Bild die Spanier über Europa haben und ich finde, dass man bis heute bei den Spaniern merkt, dass sie Spanien noch immer mehr außerhalb Europas als innerhalb sehen. Und bestimmte spanische Eigenheiten wie z. B. die Siesta von 14 bis 17 Uhr, die Essensgewohnheiten, das Straßenleben, das Nachtleben etc. lassen einen manchmal wirklich auf einen anderen Kontinent erscheinen, obwohl Spanien unumstritten Teil Europas ist.

Wie sieht jetzt aber das Bild Unamunos, eines Intellektuellen des 19. und angehenden 20. Jahrhunderts, über Spanien, Kastilien und seiner Beziehung zu Europa aus? Steht er Europa und Kastilien negativ oder positiv gegenüber? Fordert er eine Öffnung oder Abkapslung Spaniens, dass sich um die Jahrhundertwende in einer offensichtlichen Krise befand.

Diese Fragestellungen sollen in dieser Arbeit erörtert werden. Dabei erschien es mir wichtig, zu Beginn einen kurzen Überblick über Spaniens Geschichte zu liefern, um einige Eigenheiten der spanischen Entwicklung dem Leser in Erinnerung zu rufen. Außerdem möchte ich ein paar Gründe anführen, warum sich Spanien zum Rest von Europa um 1900 in einer unterentwickelten Position befand und wie dies in Spanien zu dieser Zeit rezipiert wurde. Im letzten Teil der Arbeit möchte ich dann näher auf Unamunos Werk eingehen, um es in den historischen Kontext dieser Zeit zu stellen und verstehen zu können.

2. Kurze geschichtliche Übersicht Spaniens

In diesem Kapitel möchte ich dem Leser nur kurz ein paar Daten und Fakten der spanischen Geschichte in Erinnerung rufen, um sich der Besonderheiten der Entwicklung der iberischen Halbinsel im Vergleich zum übrigen Kontinent zu vergegenwärtigen. Ich bitte zu entschuldigen, falls dieser geschichtliche Überblick einige Verallgemeinerungen beinhalten. Die kurze Darstellung lässt aber leider keine detailliertere Darstellung zu. Außerdem möchte ich mit meiner geschichtlichen Darstellung mit der Reconquista gegen die Mauren beginnen, weil ich glaube, dass die Herrschaft der Mauren ein erstes großes Ereignis ist, das die iberische Halbinsel eine besondere Rolle in Europa spielen lässt.

Nach der maurischen Invasion des Jahres 711 n. Chr. etablierte sich in Spanien eine maurische Herrschaft und teilte gleichzeitig die iberische Halbinsel in zwei kulturelle Sphären, eine maurische und christliche. Die Mauren konnten schnell den Großteil der Halbinsel unter ihre Herrschaft bringen, und das christliche Einflussgebiet konnte sich nur noch im Norden halten (Asturien, Kantabrien, Galizien).

Die Reconquista gegen die Mauren ging also ab dem 8. Jh. von Norden aus, wurde aber ab dem 14. Jh. fast zur Gänze nur noch von Kastilien ausgeführt. Hier beginnt auch die Sonderrolle Kastiliens in der Entwicklung und Einigung Spaniens.

Die Zeit der Reconquista, also das 8. bis 15. Jh., war in der christlichen Zone der Halbinsel von Kämpfen und Vereinigungen zwischen den einzelnen christlichen Königreichen bestimmt.[1]

1475 kam es zur Vereinigung der beiden Königreiche Kastilien und Aragón durch die Heirat der „Reyes Católicos“, Isabella von Kastilien mir Ferdinand von Aragón. Die beiden beendeten die Requonquista 1492 durch die Eroberung Granadas, der letzten maurischen Bastion auf spanischen Boden.

Zur gleichen Zeit unternahm Kolumbus seine Entdeckungsfahrt für Isabella auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien und entdeckte Amerika. Dies leitete den Aufstieg Spaniens zu einer kolonialen Großmacht ein.[2]

„Die Wiederherstellung der spanischen Einheit, die auf der Prosperität und Vitalität der kastilischen Politik basierte, formte Spanien in eine europäische Kolonial- und Großmacht um.“[3]

Ab dieser Zeit wurde Spaniens Geschichte aber auch durch religiösen Fanatismus und Intoleranz bestimmt, die durch die Kirchenpolitik der „Reyes Católicos“ initiiert wurde.

Dieser religiöse Fanatismus spiegelt sich in einigen geschichtlichen Daten und Fakten wider:

1478 wurde die Inquisition eine staatliche Einrichtung in Spanien, was einen absoluten Einzelfall im Vergleich zum übrigen Europa darstellt, wo zwar die Inquisition auch praktiziert wurde, sie aber nie zu einer staatlichen Einrichtung erklärt wurde und nur von der Kirche praktiziert wurde. In Spanien wurde die Inquisition erst 1834 abgeschafft, konnte sich also nach Italien, das die Inquisition im Jahre 1859 abschaffte, am zweitlängsten halten.[4]

1492 wurden die Juden aus Spanien vertrieben und durch Zwangsbekehrungen der Mauren wollten die „katholischen Könige“ die Glaubenseinheit wiederherstellen. Da diese Bekehrungen jedoch nur oberflächlicher Natur war, kam es deswegen und anderen Gründen 1609 auch zur Ausweisung der Morisken.

1515 wurde Karl (V. als deutscher Kaiser und I. als spanischer König) von Habsburg spanischer König. Dies bedeutete den Beginn der Herrschaft ausländischer Adelsgeschlechter in Spanien.

„Weder die Habsburger noch die Bourbonen waren nationale Figuren. Sie waren Familiendynastien, die durch Gott und der Geschichte nominiert waren, um undefinierte Gebiete zu regieren.“[5]

Unter der Herrschaft Karls Sohnes Philipps II. kam es zur Höhepunkt der spanischen Macht, bedeutete aber auch gleichzeitig den Beginn des Niedergangs der spanischen Vormachtstellung, der z. B. durch den Niedergang der Armada 1588 gekennzeichnet war.

1700 starb mit Karl III. der letzte Habsburger. Dies hatte den spanischen Erbfolgekrieg zur Folge, der zu Gunsten der Bourbonen mit der Einsetzung Philipps von Bourbon als Philipp V. von Spanien 1713 entschieden wurde.

Nach der französischen Revolution und der französischen Invasion Spaniens kam es 1808 – 14 zum Unabhängigkeitskrieg gegen Napoleon. Dieser Unabhängigkeitskrieg hatte einerseits zur Folge, dass im Zuge der Nationalitätenfrage auch in Spanien zunehmend die Suche nach einer spanischen Identität begann und v. a. in intellektuellen Kreisen diskutiert wurde, andererseits hatte er aber eine politisch viel schwerwiegendere Folge, nämlich dass die ersten überseeischen Kolonien abzufallen begannen.

Das 19. Jh. in Spanien war v. a. durch innerpolitische Instabilität und Pronunciamientos (Militärputsch) gekennzeichnet.

1898 vielen die letzten Kolonien, Kuba und die Philippinen, ab.

Man kann also sagen, dass die spanische Geschichte insgesamt gesehen von einem schnellen Aufstieg zu einer europäischen Großmacht mit einer besonderen Rolle Kastiliens gekennzeichnet ist. Gleichzeitig prägte Spanien aber auch ein genauso schneller Abstieg seiner Vormachtstellung in Europa, währenddessen andere europäische Staaten (v. a. die angelsächsischen Länder) ihre Position weiterhin behaupten oder weiterhin ausbauen konnte.

Der Abstieg der spanischen Macht wurde aber bis zum Desaster von 1898 von den meisten spanischen Zeitgenossen nicht als solcher wahrgenommen. Innerhalb Spaniens sahen noch viele Spanien als eine Großmacht an und man orientierte sich hauptsächlich an spanischen Modellen[6]. Dieses Phänomen ist als „ensimismamiento“, in sich selbst Versinken, auf sich selbst konzentrieren, beschrieben worden.[7]

Als sich aber die Anzeichen der Dekadenz im 19. Jh. häuften, wurde dies noch vor 1898 von einer intellektuellen Minderheit, den sogenannten „Regeneracionistas“, oder auch „Generación de ´98“ genannt, beklagt und die Regeneration Spaniens gefordert. Darauf möchte ich aber später noch genauer eingehen.

[...]


[1] Vgl. dazu: Pierre VILAR; Spanien. Das Land und seine Geschichte von den Anfängen bis heute; Berlin 1990; S. 17 -32

[2] vgl. dazu und zum Rest der historischen Ausführungen: Walther L. BERNECKER u. Horst PIETSCHMANN; Geschichte Spaniens. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart; Stuttgart 1993 (3. Aufl.)

[3] Inman FOX; La invención de España. Nacionalismo liberal e identidad nacional; Madrid 1997; S. 35

[4] Brockhaus Enzyklopädie; Mannheim 1989 (19. Aufl.); Bd. 10; S. 530 f.

[5] Fox 1997, S. 36

[6] J. Eslava GALÁN u. D. Rojano ORTEGA; La España del 98. El fin de una Era; Madrid 1997; S. 287

[7] Miguel de UNAMUNO; En torno al casticismo; Madrid 2000; S. 7

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
España zwischen Castilla und Europa bei Miguel de Unamunos En torno al casticismo
Hochschule
Universität Wien  (Romanistik)
Veranstaltung
Literaturseminar WS 01/02
Note
gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
20
Katalognummer
V13216
ISBN (eBook)
9783638189187
ISBN (Buch)
9783640328482
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spanien, Unamuno, 1898
Arbeit zitieren
Birgit Hittenberger (Autor:in), 2002, España zwischen Castilla und Europa bei Miguel de Unamunos En torno al casticismo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13216

Kommentare

  • Gast am 2.5.2009

    Korrektur gelesen? 7 Euro zu teuer!.

    Dieses Essay ist leider voll von falschen Wendungen und daher in keinem Wirklich gutem Deutsch geschrieben. Auch sollte in einem wissenschaftlichen Text auf "Ich glaube..." verzichtet werden.
    Meiner Meinung nach wird in diesem Essay viel zu sehr auf geschichtlichen Hintergrund eingegangen, anstatt der tatsächlichen Untersuchung mehr Raum zu geben.
    Insgesamt für 7 Euro entäuschend!

Blick ins Buch
Titel: España zwischen Castilla und Europa bei Miguel de Unamunos En torno al casticismo



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