Der Expressionismus ist eine künstlerische Bewegung, die sich maßgeblich am Anfang des 20. Jahrhunderts der kulturellen Landschaft bemächtigte; er war eine Strömung, die sich vor allem gegen die Tendenzen des Naturalismus richtete, er
“verhält sich der Natur [gegenüber] feindselig. Er aberkennt ihre Übermacht; er zweifelt an ihrer 'Wahrheit'. Er stellt fest, daß auch die Wissenschaft nur ein Versuch der Ausdeutung ist.” (Huebner, S. 37)
Er bewegt sich also fernab von jeglicher detaillierten Abbildung der Wirklichkeit und fordert eine manifestierte innere Form darzustellen, eine Form, die sich auf den Ausdruck richtet, eine Form, die nicht nur den Ausdruck zeigt, sondern ihn zum Gegenstand seiner Bemühungen macht. Der Expressionismus löst sich also aus jeglicher wissenschaftlichen Betrachtung und versucht dem Chaos, das den Dingen zu eigen ist, Herr zu werden, indem er sie aus jenem löst, er nimmt die Möglichkeit wahr, „das Chaos zu verkleinern, indem [er] ein Ding herausnimmt“ (Picard, S. 76.), es anruft und somit davor bewahrt, wieder in jenem Durcheinander zu verschwinden.
Da der Expressionismus, so er nicht nur als Stilrichtung verstanden, vielmehr als omnipräsentes Lebensgefühl (Huebner, S. 37) angesehen wird, nicht nur Auswirkungen auf die bildende Kunst hatte, sondern sich auch auf andere Bereiche des Ausdrucks erstreckte, soll in folgender Arbeit auf eines der Erzeugnisse Wert gelegt werden, das neben allen anderen eine große Aufmerksamkeit erlangte; der expressionistische Film.
Es soll in der vorliegenden Arbeit aufgezeigt werden, inwiefern überhaupt jene Kunst in das bewegte Bild transportiert werden oder in welchen Elementen sie sich zeigen kann, in diesem Zuge werden die Möglichkeiten benannt, die der Film dem Ausdruck bietet und weiterhin wird erklärt, wie expressionistische Elemente aufgegriffen, umgesetzt und verarbeitet werden. Dies soll auf mehreren Ebenen vollzogen werden, einerseits werden die einzelnen Elemente eines Films untersucht und andererseits soll der Versuch gewagt werden, die Frage zu beantworten, inwiefern der Film es ermöglicht, den expressionistischen Inhalt dem Rezipienten zu vermitteln, ohne ihn abzuschrecken.
Alle diese Ansätze sind in dieser Arbeit am Beispiel des Films Das Cabinet des Doktor Caligari nachvollzogen. Doch vorab scheint eine Begriffsklärung ratsam, die Komplexe deuten soll, wie sie in jener Arbeit verstanden werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärung
- Der Expressionismus
- Der expressionistische Stummfilm
- Begriffsklärung
- Caligari als expressionistischer Film
- Mise en scène des Films
- Dekor
- Beleuchtung
- Der deplatzierte Darsteller
- Cesare der Somnambulist und Doktor Caligari
- Die Zwischentitel im Film
- Die Funktion der Rahmen- und Binnenhandlung
- Schlussbemerkung und Ausblick
- Anhang
- Bibliografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Film „Das Cabinet des Doktor Caligari“ von Robert Wiene auf seine expressionistischen Elemente. Ziel ist es, die expressionistischen Merkmale des Films zu analysieren und zu zeigen, wie sie in der Mise en scène, der Darstellung der Figuren und der Verwendung von Zwischentiteln zum Ausdruck kommen. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung des Films als Ausdruck des expressionistischen Lebensgefühls und seine Relevanz für die Entwicklung des expressionistischen Films.
- Expressionistische Elemente im Film
- Mise en scène und ihre Bedeutung für den Ausdruck
- Darstellung der Figuren und ihre Rolle im expressionistischen Kontext
- Die Funktion der Zwischentitel und ihre Verbindung zum Ausdruck
- Der Film als Ausdruck des expressionistischen Lebensgefühls
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Expressionismus ein und erläutert die grundlegenden Merkmale der Kunstrichtung. Sie beleuchtet die Bedeutung des Expressionismus als Lebensgefühl und seine Auswirkungen auf die Kunst des Films. Im Anschluss wird der expressionistische Stummfilm genauer betrachtet und die Herausforderungen bei der Umsetzung des expressionistischen Gedankens im Filmmedium diskutiert.
Das Kapitel „Caligari als expressionistischer Film“ analysiert den Film „Das Cabinet des Doktor Caligari“ als Beispiel für einen expressionistischen Film. Es wird untersucht, inwiefern der Film die Merkmale des Expressionismus aufgreift und wie diese in der Gestaltung des Films zum Ausdruck kommen.
Das Kapitel „Mise en scène des Films“ befasst sich mit den Gestaltungselementen des Films, insbesondere mit Dekor und Beleuchtung. Es wird gezeigt, wie diese Elemente zur Vermittlung der expressionistischen Atmosphäre beitragen und die Stimmung des Films beeinflussen.
Das Kapitel „Der deplatzierte Darsteller“ analysiert die Figuren Cesare und Doktor Caligari und ihre Rolle im Film. Es wird untersucht, wie die Darstellung der Figuren die expressionistischen Elemente des Films verstärkt und die Thematik des Films unterstreicht.
Das Kapitel „Die Zwischentitel im Film“ befasst sich mit der Funktion der Zwischentitel im Film und ihrer Bedeutung für die Vermittlung des expressionistischen Gedankens. Es wird gezeigt, wie die Zwischentitel die Stimmung des Films beeinflussen und die Geschichte auf einer emotionalen Ebene transportieren.
Das Kapitel „Die Funktion der Rahmen- und Binnenhandlung“ untersucht die Struktur des Films und die Bedeutung der Rahmen- und Binnenhandlung für die Vermittlung des expressionistischen Gedankens. Es wird gezeigt, wie die beiden Handlungsebenen miteinander verwoben sind und die Thematik des Films auf verschiedenen Ebenen beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Expressionismus, den expressionistischen Stummfilm, „Das Cabinet des Doktor Caligari“, Robert Wiene, Mise en scène, Dekor, Beleuchtung, Figuren, Zwischentitel, Rahmenhandlung, Binnenhandlung, Lebensgefühl, Ausdruck, Filmkunst.
- Quote paper
- Jonas Geldschläger (Author), 2009, Dämonische Leinwand - Der expressionistische Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131908