Die Zielsetzung der Arbeit besteht darin, einen differenzierten Überblick über die erbschaft- und schenkungsteuerlichen Verfahren zur Unternehmensbewertung zu geben sowie im Anschluss eine kritische Würdigung anhand ausgewählter Kriterien der Bewertungsverfahren anzustellen. So werden die Schwachpunkte der Verfahren dargestellt, um einzuordnen, ob diese zur Ermittlung der erbschaft- und schenkungsteuerlichen Bemessungsgrundlage geeignet sind. Abschließend wird geschlussfolgert, ob es einer Modifikation des ErbStG bedarf.
Gem. § 11 BewG erfolgt die Bewertung bei Unternehmen anhand von Börsenpreisen oder kürzlich durchgeführten Transaktionen. Sofern keine Transaktionswerte vorliegen, ist auf Bewertungsmethoden zurückzugreifen, die den jeweiligen Wert des Wirtschaftsguts mit Hilfe bestimmter Parameter schätzen. Diese Schätzungen stellen nach verbreiteter Ansicht innerhalb der Literatur das „Kernproblem“ bzw. die „Achillesverse“ der Erbschaft- und Schenkungsteuer dar. Ursächlich hierfür ist, dass es zu Belastungsunterschieden in Folge der Anwendung verschiedener Bewertungsverfahren für die einzelnen Wirtschaftsgüter kommt. Dieser Umstand führte in der Vergangenheit mehrmals dazu, dass das deutsche Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht vom BVerfG für verfassungswidrig erklärt wurde und infolgedessen umfassend durch den Gesetzgeber reformiert werden musste. Vor dieser Problematik steht nicht nur der deutsche Gesetzgeber, wie sich unter anderem in Österreich zeigt. Hier kapitulierte der Gesetzgeber, unterließ eine neue verfassungskonforme Ausgestaltung der Erbschaft- und Schenkungsteuer und schaffte diese gänzlich ab.
Liegen keine Transaktionswerte vor, gewährt der deutsche Gesetzgeber nach aktuellem Stand des ErbStG dem Steuerpflichtigen grundsätzlich ein Methodenwahlrecht zwischen dem vereinfachten Ertragswertverfahren und einer Unternehmensbewertungsmethode gem. des IDW Standards 1 i. d. F. 2008. Nach dem Standard erfolgt die Wertermittlung des Unternehmens durch das Ertragswert- oder das DCF-Verfahren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, marktübliche Methoden zur Schätzung des Unternehmenswerts zu nutzen. Zu diesen zählt insbesondere das Multiplikatorverfahren. Des Weiteren ist die absolute Wertuntergrenze durch den Substanzwert definiert, welcher dem Rekonstruktionswert aller Wirtschaftsgüter des zu bewertenden Unternehmens entspricht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Problemstellung, Gang der Untersuchung und Zielsetzung
- 2 Theoretische Grundlagen
- 2.1 Grundlagen ErbStG
- 2.2 Werttheorien der Unternehmensbewertung
- 2.3 Kategorisierung der Bewertungsmethoden
- 2.4 Methodenpluralismus i. S. d. § 11 BewG
- 3 Analyse ausgewählter erbschaft- und schenkungsteuerlicher Bewertungsmethoden
- 3.1 Das klassische Ertragswertverfahren
- 3.2 Die DCF-Verfahren
- 3.3 Das vereinfachte Ertragswertverfahren
- 3.4 Das Multiplikatorverfahren
- 4 Kriteriengeleitete kritische Würdigung der Bewertungsverfahren
- 4.1 Herleitung der Kriterien
- 4.2 Zeithorizont
- 4.2 Komplexität
- 4.3 Genauigkeit
- 5 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Unternehmensbewertung für erbschaftsteuerliche Zwecke und analysiert die verschiedenen Bewertungsmethoden kritisch. Ziel der Arbeit ist es, die Vor- und Nachteile der gängigen Methoden zu beleuchten und eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der optimalen Bewertungsstrategie im erbschaftsteuerlichen Kontext zu liefern.
- Kritisches Verständnis der verschiedenen Bewertungsmethoden
- Analyse der Stärken und Schwächen der Methoden im erbschaftsteuerlichen Kontext
- Entwicklung von Kriterien zur Bewertung der Methoden
- Fundierte Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der optimalen Bewertungsstrategie
- Relevanz der Methoden für die Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problemstellung ein und beschreibt die Zielsetzung der Arbeit.
Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Unternehmensbewertung. Es werden die relevanten Bestimmungen des Erbschaftsteuergesetzes (ErbStG) erläutert und verschiedene Werttheorien vorgestellt. Des Weiteren wird die Kategorisierung der Bewertungsmethoden und der Methodenpluralismus im Sinne des § 11 Bewertungsgesetz (BewG) behandelt.
Kapitel 3 analysiert ausgewählte erbschaft- und schenkungsteuerliche Bewertungsmethoden. Es werden das klassische Ertragswertverfahren, die DCF-Verfahren, das vereinfachte Ertragswertverfahren und das Multiplikatorverfahren detailliert untersucht.
Kapitel 4 führt eine kriteriengeleitete kritische Würdigung der Bewertungsverfahren durch. Es werden die relevanten Kriterien hergeleitet und die Verfahren anhand dieser Kriterien bewertet.
Schlüsselwörter
Unternehmensbewertung, Erbschaftsteuer, Ertragswertverfahren, DCF-Verfahren, Vereinfachtes Ertragswertverfahren, Multiplikatorverfahren, Bewertungskriterien, Zeithorizont, Komplexität, Genauigkeit, Methodenpluralismus, ErbStG, BewG.
- Quote paper
- Manuel Fischer (Author), 2022, Unternehmensbewertung für erbschaftsteuerliche Zwecke. Eine kritische Würdigung der Bewertungsmethoden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1318916