Auktionen sind seit vielen Jahren ein Instrument zur Allokation von Gütern, Wertpapieren, Eigentumsrechten oder Kontrakten. Am bekanntesten sind wohl der Verkauf von Kunstgegenständen und Antiquitäten in Auktionshäusern sowie das private Internetauktionshaus Ebay; letzteres ist von zunehmender Bedeutung für Auktionen im Onlinebereich.
Dabei spielen insbesondere die verschiedenen Auktionsarten, die Regeln, die Strategien und das Verhalten der Bieter eine entscheidende Rolle. Verschiedene Autoren haben zu diesen Aspekten Experimente und Feldstudien durchgeführt, um beispielsweise Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen, Verhalten zu erklären oder Strategien herzuleiten. Im Folgenden sollen experimentelle Auktionen Gegenstand dieser Arbeit sein.
Zu Beginn des zweiten Kapitels werden zunächst ausgewählte Auktionsarten und einige theoretische Ansätze vorgestellt, die schrittweise mit Erfahrungen aus der Empirie verglichen werden. Anschließend wird näher auf das First Price Common Value-Modell eingegangen, das als Grundlage für die Ausführungen im dritten Kapitel dient. Hier wird ein Schwerpunkt auf das Phänomen des Winner’s Curse gelegt. Dabei wird zunächst der Winner’s Curse in seinen Grundzügen beschrieben, anschließend durch ein Experiment von Bazerman und Samuelson veranschaulicht und schließlich auf dieser Grundlage Erklärungsansätze herausgearbeitet. In einem weiteren Schritt werden Überlegungen zur Vermeidung des Winner’s Curse angestellt. Zum Ende dieser Arbeit werden die grundlegenden Gedanken in einer Schlussbetrachtung zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
SYMBOLVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
2 AUKTIONEN IN THEORIEUND EMPIRIE
2.1 Ausgewählte Auktionsformen im Überblick
2.2 Das Erlösäquivalenztheorem von Vickrey
2.3 Das First Price Common Value-Modell
3 DER WINNER'S CURSE BEI COMMON VALUE-AUKTIONEN
3.1 Theoretische Grundlagen des Winner's Curse
3.2 Empirie: Glasversteigerung von Bazerman undSamuelson
3.3 Interpretation und Erklärungsansätze
3.4 Überlegungen zur Vermeidung des Winner's Curse
4 SCHLUSSBETRACHTUNG
LITERATURVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Ausgewählte Auktionsformen im Überblick
Abb. 2: Grafische Darstellung des Winner's Curse
SYMBOLVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Auktionen sind seit vielen Jahren ein Instrument zur Allokation von Gütern, Wertpapieren, Eigentumsrechten oder Kontrakten.1 Am bekanntesten sind wohl der Verkauf von Kunstgegenständen und Antiquitäten in Auktionshäusern sowie das private Internetauktionshaus Ebay; letzteres ist von zunehmender Bedeutung für Auktionen im Onlinebereich.2 Dabei spielen insbesondere die verschiedenen Auktionsarten, die Regeln, die Strategien und das Verhalten der Bieter eine entscheidende Rolle. Verschiedene Autoren haben zu diesen Aspekten Experimente und Feldstudien durchgeführt, um beispielsweise Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen, Verhalten zu erklären oder Strategien herzuleiten. Im Folgenden sollen experimentelle Auktionen Gegenstand dieser Arbeit sein.
Zu Beginn des zweiten Kapitels werden zunächst ausgewählte Auktionsarten und einige theoretische Ansätze vorgestellt, die schrittweise mit Erfahrungen aus der Empirie verglichen werden. Anschließend wird näher auf das First Price Common Value-Modell eingegangen, das als Grundlage für die Ausführungen im dritten Kapitel dient. Hier wird ein Schwerpunkt auf das Phänomen des Winner's Curse gelegt. Dabei wird zunächst der Winner's Curse in seinen Grundzügen beschrieben, anschließend durch ein Experiment von Bazerman und Samuelson veranschaulicht und schließlich auf dieser Grundlage Erklärungsansätze herausgearbeitet. In einem weiteren Schritt werden Überlegungen zur Vermeidung des Winner's Curse angestellt. Zum Ende dieser Arbeit werden die grundlegenden Gedanken in einer Schlussbetrachtung zusammengefasst.
2 Auktionen in Theorie und Empirie
Die theoretischen Resultate der Spieltheorie beruhen auf verschiedenen Annahmen über die Regeln des Spiels, die Information der Spieler, die Präferenzen der Spieler und die Rationalität des Verhaltens der Spieler.3 Analog lässt sich dies auch auf die Auktionstheorie übertragen. Im Folgenden werden daher zunächst ausgewählte Auktionsformen im Überblick vorgestellt, anschließend das Erlösäquivalenztheorem von Vickrey vorgestellt und letztlich - vorbereitend auf das dritte Kapitel - auf das First Price Common Value-Modell eingegangen.
2.1 Ausgewählte Auktionsformen im Überblick
Wie bereits dargestellt, sind Auktionen seit geraumer Zeit eine weit verbreitete Form für Verkauf und Einkauf. Bevor jedoch die verschiedenen Auktionsformen vorgestellt werden, wird eine treffende Definition für den Auktionsbegriff von Berninghaus et al. betrachtet:
„Eine Auktion ist eine Marktsituation, mit der innerhalb fest vorgegebener Re- geln auf der Basis von Geboten der Teilnehmer Güter verteilt und Preise be- stimmt werden.,4
Ferner führen Berninghaus et al. aus, dass die Teilnehmer an diesem Marktmechanismus der Versteigerer (auch: Auktionator) und die Bieter sind.5 Der Versteigerer setzt vor Beginn der Auktion die Regeln fest, die er den Bietern bekannt geben muss und die sich nachträglich nicht mehr ändern lassen. Je nach Auktionsform variieren hierbei die Regeln der Auktion sowie die Informationen, Präferenzen und das Verhalten der Bieter.6 Daher ist es zunächst erforderlich, die verschiedenen Auktionsformen zu klassifizieren.
In der Auktionstheorie unterscheidet man zunächst die Private Value-Auktion und die Common Value-Auktion. Bei der Private Value-Auktion orientieren sich die Bieter bei der Festlegung ihres Gebots an ihrer eigenen individuellen Wertschätzung für den zu versteigernden Gegenstand.7 Die Informationsgrundlage ist hierbei privat, da den Bietern untereinander der Wert, den sie dem zu versteigernden Objekt jeweils beimessen, nicht bekannt ist.8 Als Beispiel ist die bereits angesprochene Versteigerung von Kunstgegenständen und Antiquitäten zu nennen.
Zum anderen gibt es die Common Value-Auktion, bei welcher der Wert des Gegenstandes für alle Bieter gleich ist, jedoch haben diese unterschiedliche Informationsgrundlagen über den zugrunde gelegten Wert.9 Kagel führt hierzu weiter aus, dass die Bieter den Wert des Gegenstandes zum Zeitpunkt der Auktion nicht kennen.10 Ein Beispiel für eine Common Value-Auktion ist die Versteigerung einer Diamant-Mine.11 Der Wert der Diamanten in dieser Mine ist für alle Bieter gleich, jedoch zum Zeitpunkt der Auktion unbekannt und erst nach Abbau aller Diamanten feststellbar. Ähnlich verhält es sich bei der Versteigerung von Ölfeldern.12
Neben dieser Klassifizierung in Private Value-Auktion und Common Value-Auktion unterscheidet Klemperer nun stellvertretend für viele Autoren vier Standard-Auktionstypen.13 Zunächst gibt es die sogenannte Englische Auktion (auch: offene Zweitpreisauktion oder ansteigende Bietauktion), bei welcher der Preis durch Ausrufen des Auktionators oder durch die Bieter selbst sukzessive erhöht wird, bis nur noch ein Bieter verbleibt, der das versteigerte Objekt zum zuletzt genannten Preis erhält. Die Bieter sehen durch den offenen Charakter dieser Auktion, wie hoch die Zahlungs-breitschaft der Mitbietenden ist und wann diese aus der Auktion aussteigen. Diese Signale können sie in ihre eigene Zahlungsbereitschaft mit einfließen lassen. Der Bieter sollte in diesem Fall mitbieten, bis seine eigene Zahlungsbereitschaft erreicht ist oder kein anderer Mitbieter mehr verbleibt.
Bei der verdeckten Erstpreisauktion (auch: First-Price Sealed-Bid Auction oder Submissionsauktion) hingegen kennen die Bieter die Zahlungsbereitschaft ihrer Mitbietenden nicht, da die Gebote unabhängig voneinander verdeckt abgegeben werden.14 Das versteigerte Objekt geht an den Bieter mit dem höchsten Gebot, welcher hierfür einen Preis in Höhe seines Gebots zu zahlen hat.
Auch bei der verdeckten Zweitpreisauktion (auch: Second-Price Sealed-Bid Auction, ZweitpreisSubmissionsauktion oder Vickrey-Auktion) geben die Bieter unabhängig voneinander verdeckt ihr Gebot ab und der Zuschlag des versteigerten Gegenstandes geht an den Höchstbietenden.15 Die Besonderheit besteht jedoch darin, dass der Höchstbietende nicht die Höhe seines eigenen Gebots als Preis für das Objekt bezahlt, sondern einen Preis in Höhe des zweithöchsten Gebotes. Als letztes wird die Holländische Auktion (auch: absteigende Auktion oder offene Erstpreisauktion) genannt, bei welcher der Auktionator mit einem Startpreis beginnt, den er sukzessive senkt, bis ein Bieter den zuletzt genannten Preis akzeptiert und somit den Zuschlag erhält.16 Diesen Preis muss er für das versteigerte Objekt bezahlen.
Abbildung 1 soll noch einmal die Regeln, Strategien und das Ergebnis dieser ausgewählten Auktionsarten für einzelne Objekte zusammenfassend darstellen.
Die in der Abbildung dargestellten Annahmen über die Strategien und das Verhalten der Bieter in den jeweiligen Auktionsformen sind experimentell wiederholt von verschiedenen Autoren überprüft worden. Wilson (1992) sowie Kagel (1995) beispielsweise liefern hierzu eine fundierte Analyse verschiedener Experimente und stellen die empirischen Ergebnisse den theoretischen Annahmen gegenüber.17 In Bezug auf die Effizienz der aufgeführten Auktionsformen überprüfte beispielsweise Lucking-Reiley (1999) empirisch die von Vickrey beschriebene Äquivalenz zwischen der Holländischen und der Erstpreisauktion sowie zwischen der Englischen und der Zweitpreisauktion und fand heraus, dass in der Holländischen und in der Englischen Auktion tendenziell ein höherer Ertrag erwirtschaftet wird als analog bei einer Erstpreis- und einer Zweitpreisauktion.18
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Ausgewählte Auktionsformen im Überblick
[Quelle: Eigene Darstellung nach Eichberger (1995), S. 24]
Weitere Studien ergaben, dass die offene Englische Auktion und die verdeckte Zweitpreisauktion insofern effizient sind, als dass der Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft den zu versteigernden Gegenstand erhält und in diesen Auktionen überwiegend der gleiche Preis erzielt wird.19 Im Vergleich dazu kommt es bei der offenen Holländischen Auktion und der verdeckten Erstpreisauktion oft vor, dass der zu versteigernde Gegenstand nicht dem Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft zukommt, jedoch der Verkäufer einen durchschnittlich höheren Preis erzielt als bei der Englischen Auktion und der verdeckten Zweitpreisauktion.
Diese empirischen Erkenntnisse stehen diametral im Gegensatz zum Erlösäquivalenztheorem (englisch auch: revenue equivalence theorem) von Vickrey, welches besagt, dass alle vier in der Tabelle dargestellten Auktionsarten zum gleichen erwarteten Preis für ein zu versteigerndes Objekt führen, sofern der Verkäufer keinen Mindestpreis festlegt.20 Dieses Theorem ist Gegenstand des folgenden Kapitels.
[...]
1 Vgl. Eichberger (1995), S. 20
2 Vgl. Eichstädt (2008), S. 38
3 Vgl. Eichberger (1995), S. 19
4 Wörtlich zitiert aus Berninghaus et al. (2005), S. 225
5 Vgl. hierzu und folgend Berninghaus et al. (2005), S. 225
6 Vgl. Eichberger (1995), S. 19
7 Vgl. Kagel (1995), S. 501
8 Vgl. Berninghaus et al. (2005), S. 227
9 Vgl. Kagel (1995), S. 501
10 Vgl. Kagel (1995), S. 536
11 Vgl. Berninghaus et al. (2005), S. 227
12 Vgl. Kagel (1995), S. 536
13 Vgl. hierzu und folgend Klemperer (2004), S. 11 sowie Eichberger (1995), S. 20
14 Vgl. hierzu und folgend Klemperer (2004), S. 12
15 Vgl. hierzu und folgend Klemperer (2004), S. 12
16 Vgl. Klemperer (2004), S. 11 f. sowie Eichberger (1995), S. 22
17 Die einzelnen Autoren sowie ihre Experimente werden an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt. Stattdessen wird auf die Ausführungen bei Wilson und Kagel verwiesen. Vgl. Wilson (1992), S. 228-230 sowie Kagel (1995), S. 505-535
18 Vgl. hierzu und folgend Lucking-Reiley (1999), S. 1063-1080
19 Vgl. hierzu und folgend Eichberger (1995), S. 25 sowie die Ausführungen bei Wilson (1992).
20 Vgl. Eichberger (1995), S. 24
- Quote paper
- Nadine Meier (Author), 2009, Experimentelle Auktionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131678
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