Die vorliegende Arbeit wird sich mit der Auswirkung von Bilderbüchern auf den Wortschatz der Kinder fokussieren. Sprache ist für menschliche Beziehungen besonders wichtig, weil wir uns einander über Sprache mitteilen können. Durch Sprache erschließen wir uns die Welt. Umso wichtiger ist es, zu prüfen, inwiefern die Wortschatzentwicklung der Kinder durch Bilderbücher gefördert wird. Zunächst wird dargelegt, ab wann und wie sich der Wortschatz bei Kindern entwickelt. Im Weiteren wird geklärt, was ein Bilderbuch ist und durch die Betrachtung seiner verschiedenen Arten wird besonders deutlich, wie die Wortschatzentwicklung der Kinder durch Bilderbücher in verschiedenen Altersbereichen gefördert wird. Auch durch das Vorlesen erfahren Kinder positive Auswirkungen auf ihre Sprache, da sie die korrekte Sprechweise bestimmter Begriffe hören und übernehmen können. Die Arbeit wird mit der Erläuterung des Vorlesegesprächs abgerundet und endet mit einem Fazit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wortschatzentwicklung
3. Auswirkungen der Bilderbücher auf den Wortschatz
3.1. Bilderbücher
3.2. Elementarbilderbuch
3.3. Szenenbilderbuch
3.4. Bilderbuchgeschichten
4. Vorlesegespräch
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit. Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre, aus dem man sich die seltsamste aller Freuden holen könnte.“ (Albers 2015, S.8, zit. nach: Astrid Lindgren 1956)
Astrid Lindgren unterstreicht mit ihren Worten die Wichtigkeit der Bilderbücher in der Entwicklung des Kindes. Sie fördern nicht nur das Sprachverhalten, sondern regen Fantasien, Emotionen und Kreativität an (vgl. Albers 2015, S.8). Für Kinder öffnet sich durch das Lesen, Vorlesen und Anschauen von Bilderbüchern eine Tür zu einer Welt, die sich von ihrer eigenen Welt unterscheidet (vgl. Ulich 1994, S.824f.). Bilderbücher fungieren für Kinder, die ihre Gefühle und Gedanken noch nicht in Worte fassen können, als „Übersetzer und Sprachrohr für ihre Eltern“ (Albers 2015, S.8).
Die folgende Arbeit wird sich mit der Auswirkung von Bilderbüchern auf den Wortschatz der Kinder fokussieren. Sprache ist für menschliche Beziehungen besonders wichtig, weil wir uns einander über Sprache mitteilen können (vgl. Brügge/Mohs 2013, S.9). Durch Sprache erschließen wir uns die Welt. Umso wichtiger ist es zu schauen, inwiefern die Wortschatzentwicklung der Kinder durch Bilderbücher gefördert wird. Zunächst wird zu Beginn dargelegt, ab wann und wie sich der Wortschatz bei Kindern entwickelt. Im Weiteren wird geklärt was ein Bilderbuch ist und durch die Betrachtung seiner verschiedenen Arten wird besonders deutlich, wie die Wortschatzentwicklung der Kinder durch Bilderbücher in verschiedenen Altersbereichen gefördert wird. Auch durch das Vorlesen erfahren Kinder positive Auswirkungen auf ihre Sprache, da sie die korrekte Sprechweise bestimmter Begriffe hören und übernehmen können (vgl. Spangler/Schwarzer 2008, S.125). Die Arbeit wird mit der Erläuterung des Vorlesegesprächs abgerundet und endet mit einem Fazit.
2. Wortschatzentwicklung
Die Sprachentwicklung des Wortschatzes beginnt ungefähr ab dem Ende des ersten Lebensjahres und erweitert sich von Tag zu Tag, da Kinder immer neue Wörter erlernen und verwenden (vgl. Becker-Stoll et al. 2020, S.125). Kinder besitzen im Alter von zwei Jahren einen Wortschatz von ungefähr 50 Wörter, welches sich schnell erweitert und als „Vokabelspurt“ bezeichnet (Dittmann 2002, S.40). Das Kind lernt, dass alle Gegenstände und Dinge einen Namen besitzen und beginnt mit einer „elementaren Kategorisierung seiner Umwelt“ (ebd., S.40). Es lernt in der frühen Wortschatzentwicklung „Bezeichnungen von Menschen [...], Tieren [...], von [...] Spielzeug, Kleidungsstücken, Nahrungsmitteln, Körperteilen, Gegenständen im Haushalt und Fahrzeugen“ (ebd., S.48, Auslassung A.E.). Vor allem zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr baut sich der Wortschatz bei Kindern zunehmend mit „komplexer werdender Satzkonstruktionen“ auf (Becker-Stoll et al. 2020, S.125, zit. nach: Spangler/Schwarzer 2008). Die Wortschatzentwicklung bei Kindern ist neben der Motivation und dem Interesse, durch die Interaktion mit der Umwelt gesteuert (vgl. Dittmann 2002, S.50). Vor allem der Dialog mit einem Gesprächspartner hilft Kindern ihre Sprechweise anzupassen (vgl. Becker-Stoll et al. 2020, S.125, zit. nach: Spangler/Schwarzer 2008) und durch das Nachsprechen neuer Wörter, diese zu erlernen. Deswegen wird es in Kapitel 4 einen kleinen Einblick in das Vorlesegespräch geben.
3. Auswirkungen der Bilderbücher auf den Wortschatz
Das Lesen und Betrachten von Bilderbüchern bringen viele positive Auswirkungen in der Entwicklung von Kindern mit sich. Wells stellt fest, dass Kinder die Sprache durch Bilderbücher so kennenlernen, wie sie es auf mündlicher Ebene nicht könnten (vgl. Ulich 1994, S.824). Um einer Geschichte folgen zu können, muss sich das Kind nämlich vollkommen auf die Sprache konzentrieren, wodurch es die sprachlichen Botschaften erkennt (vgl. ebd., S.824). Kinder lernen wie mit Sprache eine neue Welt geschaffen wird und erweitern ihren Wortschatz durch die vielen Geschichten mit neuen Wörtern.
3.1. Bilderbuch
Grundsätzlich versteht man unter einem Bilderbuch ein Buch mit Bildern. Hollstein und Sonnenmoser bezeichnen mit diesem Begriff ein Buch, „[.] in dem die Bilder im Vergleich zum Text überwiegen, mindestens aber dem Text quantitativ gleichgestellt sind“ (Hollstein/Sonnenmoser 2006, S.1, Auslassung A.E.). Die Texte in Bilderbücher sind sehr kurz oder werden komplett ausgelassen, da die Bilder und Illustrationen dominieren (vgl. Schönauer- Schneider 2010, S.239). Es gibt verschiedene Arten von Bilderbüchern, die für die Wortschatzentwicklung unterschiedlicher Kindesalter fördernd sind.
3.2. Elementarbilderbuch
Elementarbilderbücher behandeln auf jeder Seite jeweils „ ein Phänomen oder eine kleine Gruppe zusammengehöriger Phänomene aus der Umwelt des Kindes“ (Schönauer-Schneider 2010, S.240, Hervorhebung im Original) in einer Abbildung. Diese Art der Bilderbücher sind für Kinder ab ca. 8 Monaten geeignet, da sie die passenden Wörter schon früh erlernen und ihren Wortschatz somit erweitern, ohne einen Gesamtzusammenhang erkennen zu müssen (vgl. ebd., S.240). Diese beinhalten Bilder zu einzelnen Menschen, Tieren und Gegenständen des alltäglichen Lebens. Kinder bauen ihren Wortschatz durch das Betrachten, Nachsprechen und Benennen auf (vgl. ebd., S.240). Einige Bücher laden Kinder dazu ein mit den Fingern Oberflächen zu fühlen und somit gleich „den Zusammenhang von Eigenschaften und deren Bezeichnungen“ (Albers 2015, S.11) zu erlernen.
3.3. Szenenbilderbuch
Szenenbilderbücher stellen Handlungsfolgen dar, die von den Kindern erkannt werden müssen (vgl. Schönauer-Schneider 2010, S.241). Die Inhalte, die behandelt werden, richten sich an die Umwelt des Kindes wie z.B. der Spielplatz, die Baustelle, der Bauernhof, usw. (vgl. ebd., S.241). Auch Begrifflichkeiten, die nicht zu Alltagssituationen gehören, wie z.B. Dschungel lernen die Kinder durch das Lesen und Betrachten der Bilderbücher kennen (vgl. SchönauerSchneider 2010, S.246). Szenenbilderbücher eignen sich für Kinder im Laufe des 3. Lebensjahres, da sie „Zusammenhänge zwischen den Phänomenen“ (ebd., S.241) erkennen müssen und sie diese zum Erzählen anregen. Durch das Erzählen eignen sich Kinder neue Wörter an und erweitern ihr Spektrum an Wörtern, welches sie zum Beschreiben ihrer Erlebnisse und Geschichten verwenden (vgl. Kurwinkel 2020, S.193)
3.4. Bilderbuchgeschichten
Bilderbuchgeschichten enthalten einfache Geschichten, die mit kurzen Texten und Bildern gestaltet werden (vgl. Schönauer-Schneider 2010, S.241). Es bedarf der inneren Vorstellung, weshalb diese Bücher für Kinder Ende des 3. Lebensjahres geeignet sind (vgl. ebd., S.241). Dietischi Keller teilt die Bilderbuchgeschichten in drei Kategorien ein: Eine Kategorie bilden die erzählenden Bilderbücher, welche Alltagsgeschichten und fiktive Geschichten wie Fabeln und Märchen behandeln (vgl. ebd., S.242, Hervorhebung A.E.). Diese können „zur Behandlung sozialer Themen“ (ebd., S.242) beitragen. Geschichten, die von Trennung handeln, können Kindern dabei helfen, die „kurzzeitige Trennung von [...] Mamas zu überstehen“ (Albers 2015, S.8, Auslassung A.E.). Zudem bringen die zahlreichen Geschichten den Kindern unterschiedliche Emotionen nahe, die sie mithilfe der Geschichten einordnen und strukturieren können (vgl. Ulich 1994, S.829). Sie lernen die Emotionsworte zu den Zuständen kennen und wann man diese Emotionen fühlt. Somit können sie anderen erklären, wie sie sich fühlen und durch welches Ereignis dieses Gefühl zustande gekommen ist (vgl. ebd., S.829). Die zweite Kategorie widmet sich der Sach- und Anweisungsbilderbücher, welche Wissen an die Kinder weitergeben und sich mit „Themen aus der Technik, Kultur [und] Wissenschaft“ (SchönauerSchneider 2010, S.242, Hinzufügung A.E.) beschäftigen. Kinder lernen besonders die Begrifflichkeiten eines Wortfeldes wie z.B. die unterschiedlichen Tiere eines Zoos, oder die Fahrzeuge und Materialien einer Baustelle usw. (vgl. ebd., S.242). Die dritte Kategorie setzt sich aus Gedicht- und Liederbilderbücher zusammen (vgl. ebd., S.242, Hervorhebung A.E.). Diese Art von Bilderbüchern fördern die „phonologische Bewusstheit“ (vgl. ebd., S.242), also das Bewusstsein, dass sich Wörter in Silben zerlegen lassen und sich reimen können (vgl. Brügge/Mohs 2013, S.97).
4. Vorlesegespräch
Wie schon bereits erwähnt, profitieren Kinder auch beim Vorlesen, da sie die richtige Aussprache vieler Wörter hören und aufnehmen. Vor allem ein Vorlesegespräch fördert Kinder in ihrem Wortschatz, da sie auf einer „kommunikativen Ebene“ (Albers 2015, S.35) mit Erwachsenen in ein Gespräch verwickelt werden. Durch einige Unterbrechungen des Erwachsenen an bestimmten Stellen mit Fragen an die Kinder oder mit Aufforderungen bestimmte Begriffe zu wiederholen, prägen sich die Kinder viele Wörter ein. Sie werden dazu animiert die Objekte zu benennen und darüber zu reden (vgl. Schönauer-Schneider 2010, S.251). Die sprachlichen Äußerungen der Kinder werden beim Anschauen der Bilderbücher durch den Erwachsenen verbessert und ergänzt (vgl. Albers 2015, S.35f). Ziel eines Vorlesegesprächs ist es, Kinder zum Sprechen zu verleiten (vgl. Schönauer-Schneider 2010, S.251). Es können offene Fragen gestellt werden, welche die Kinder dazu bringen zu überlegen, was als nächstes in der Geschichte passieren könnte und die Antworten der Kinder können verstärkt, wiederholt und gelobt werden (vgl. ebd., S.252). Diese Unterstützung der Erwachsenen beim Vorlesen hilft den Kindern ihr Repertoire an Wörter durch das Benennen und Erzählen zu erweitern.
5. Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bilderbücher viele positive Auswirkungen auf Kinder ausüben. Kinder bekommen zahlreiche Einblicke in verschiedene Bereiche der Welt, die ihrer eigenen Entwicklung zugutekommen. Bilderbücher bieten eine abwechslungsreiche und interessante Möglichkeit für Kinder Neues zu Lernen. Neben zahlreichen positiven Auswirkungen, die Bilderbücher auf die Entwicklung der Kinder haben, fördern sie besonders den Wortschatz. Kinder lernen durch das Betrachten, Benennen und das Nachsprechen viele neue Wörter. Indem sie Wortfelder unseres alltäglichen Lebens aufnehmen, werden sie Teil unserer Gesellschaft. Sie lernen durch die verschiedenen Bilderbucharten, wie sie ihre Gefühle, Gedanken, Erlebnisse und Bedürfnisse beschreiben können. Kinder bis zu vier Jahren befinden sich in dem Zeitabschnitt, in dem sie besonders viele Wörter annehmen können. Somit ist die Interaktion mit Bilderbüchern umso effizienter, da ihnen einen Einblick in ihre Umwelt geschaffen wird, welcher ihnen so viele Begriffe wie möglich liefert. Bilderbücher und die damit verbundenen Vorlesegespräche laden Kinder dazu ein über Ereignisse, Situationen und Objekte zu sprechen, was ihnen dabei hilft sich neue Wörter anzueignen.
Mir ist die Bedeutung von Bilderbüchern aus eigener Praxiserfahrung deutlich geworden, da Kinder neben ihrer Neugier und ihrem Interesse viele Inhalte und Begrifflichkeiten verschiedener Wortfelder aus den Bilderbüchern adaptieren. Eine Antwort auf die Frage, inwiefern Bilderbücher den Wortschatz der Kinder fördern, sollte somit mit dieser Arbeit gegeben sein.
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- Aria Emin (Author), 2020, Inwiefern wird die Wortschatzentwicklung bei Kindern durch Bilderbücher gefördert?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1316145
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