Maurice Merleau-Ponty (1908-1961) gehört zu den einflussreichsten Phänomenologen der französischen Philosophie. Er ist kein Philosoph, der Systeme konstruiert, sondern er zeichnet sich vielmehr durch seine detaillierte Arbeit an den Phänomenen aus. Seine Texte sind in der Art gestaltet, dass er zwar Begriffe einführend erklärt, um sich wieder auf sie beziehen zu können, aber ihre eigentliche Bedeutung erhellt sich erst im Verlauf der gesamten Abhandlung. Aus der bloßen Chronologie seiner Texte, oder aus deren Gliederung, sind seine Gedanken nicht zu rekonstruieren. Er nähert sich den Bedeutungen seiner Gedankengüter gewissermaßen kreisförmig, in steter wechselseitiger Beziehung zu dem Kontext, indem sie sich befinden, ohne sie letztendlich auf eine Bedeutung festzulegen. Waldenfels spricht hierbei von einem „behutsamen Umkreisen und Abtasten der Phänomene in all ihrer Vieldeutigkeit“.
Merleau-Pontys Arbeit „Die Verflechtung – Der Chiasmus“ ist im Jahr 1959 entstanden und entstammt den unvollendeten Nachlassschriften des Philosophen. Der Text weist Merkmale eines Fragments auf, folgt jedoch einer weitestgehend nachvollziehbaren Argumentation. Gleich zu Beginn seiner Abhandlung spricht Merleau-Ponty von der Möglichkeit der Philosophie, die gegensätzlich angelegten Begriffe wie „Subjekt und Objekt, Existenz und Wesen (…) neu zu definieren“, dabei aber ausgehend von einem Punkt, „wo diese sich noch nicht unterscheiden, in Erfahrungen, die noch nicht verarbeitet sind, sondern uns ein ganzes Gemisch auf einmal anbieten“. Damit stellt er gleich eingangs die traditionelle dualistische Sichtweise, die auf Gegensätzen beruht, in Frage und fordert eine Abkehr dieser Denkweise, wirft ihr sogar Unfähigkeit vor Dinge neu zu beurteilen, weil sie „das zu Findende urteilend vorwegnimmt“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Chiasmus
- Der Chiasmus bei Merleau-Ponty
- Das Sichtbare und das Sehende
- Der Leib
- Das Fleisch
- Die Beziehung zwischen Leib und Fleisch
- Transzendenz
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Merleau-Pontys Konzept des Chiasmus in seinem Text „Die Verflechtung – Der Chiasmus“. Ziel ist es, die zentrale Terminologie und deren Einbettung in die Argumentationsstruktur des Textes zu analysieren. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Merleau-Pontys Abkehr vom dualistischen Denken und seiner Entwicklung neuer Begriffe zur Beschreibung von Wahrnehmung und Sein.
- Merleau-Pontys Kritik am dualistischen Denken
- Die Konzepte des Sichtbaren und des Sehenden
- Die Rolle des Leibes und des Fleisches in Merleau-Pontys Philosophie
- Der Chiasmus als Methode der Beschreibung von Wechselwirkungen
- Die Bedeutung der Transzendenz im Kontext des Chiasmus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Werk von Maurice Merleau-Ponty ein und beschreibt seine Arbeitsweise als detaillierte Auseinandersetzung mit Phänomenen. Sie hebt Merleau-Pontys Kritik am traditionellen dualistischen Denken hervor und kündigt die Analyse seiner Konzepte im Text „Die Verflechtung – Der Chiasmus“ an. Die Arbeit konzentriert sich auf die Herausarbeitung der zentralen Terminologie und ihrer Einbettung in die Argumentationsstruktur des Textes, wobei Merleau-Pontys sukzessive Argumentationsweise betont wird, die auf der Beschreibung dualistischer Gegensätze basiert, um daraus neue Gedanken abzuleiten. Der Begriff des „Fleisches“, der im Text zentrale Bedeutung hat, wird als Ausgangspunkt der Analyse genannt.
Der Chiasmus: Dieses Kapitel erläutert den Begriff des Chiasmus, abgeleitet vom griechischen Buchstaben „Chi“ (X), als eine kreuzweise syntaktische Wortstellung, die Verbindung, Schnittmenge und Differenz symbolisiert. Im Kontext von Merleau-Ponty verbindet der Chiasmus das Sichtbare mit dem Unsichtbaren und kennzeichnet die Verknüpfung von Sehen und Gesehen. Es wird die dialektische Figur der Wechselseitigkeit von Einheit und Unterschied hervorgehoben, und darauf hingewiesen, dass der Begriff „Chiasmus“ im weiteren Verlauf des Textes durch „Überkreuzung“ ersetzt wird.
Der Chiasmus bei Merleau-Ponty: Das Sichtbare und das Sehende: Dieses Kapitel beschreibt den ersten Teil von Merleau-Pontys Abhandlung, welcher die Entdeckung des Leibes als Lebewesen mit Bewegungen und Wahrnehmungen thematisiert. Es werden die Begriffe „das Sichtbare“ und „das Sehende“ eingeführt, die nicht als Gegenspieler, sondern als miteinander verwobene Elemente verstanden werden. Merleau-Ponty veranschaulicht das Sichtbare mit dem Beispiel einer Farbe, die immer in Relation zu anderen Farben und ihrer Umgebung steht und sich somit ständig verändert. Das Sehen wird als eine aktive, körperliche Tätigkeit beschrieben, als „Tasten mit dem Blick“, welche die sichtbaren Dinge mit einer Art Schicht umhüllt und die „Oberfläche der Tiefe“ aufblättert.
Schlüsselwörter
Merleau-Ponty, Chiasmus, Phänomenologie, Leib, Fleisch, Sichtbares, Sehendes, Dualismus, Transzendenz, Überkreuzung, Wahrnehmung, Sein.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Verflechtung – Der Chiasmus" von Merleau-Ponty
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Maurice Merleau-Pontys Konzept des Chiasmus in seinem Text "Die Verflechtung – Der Chiasmus". Der Fokus liegt auf der zentralen Terminologie, ihrer Einbettung in die Argumentationsstruktur und Merleau-Pontys Abkehr vom dualistischen Denken.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Merleau-Pontys Kritik am Dualismus, seine Konzepte des Sichtbaren und des Sehenden, die Rolle von Leib und Fleisch in seiner Philosophie, den Chiasmus als Methode zur Beschreibung von Wechselwirkungen und die Bedeutung der Transzendenz in diesem Kontext.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum Chiasmus, ein Kapitel zum Chiasmus bei Merleau-Ponty (unterteilt in Unterkapitel zu Sichtbarem und Sehendem, Leib, Fleisch, der Beziehung zwischen Leib und Fleisch und Transzendenz) und eine Schlussbetrachtung.
Was ist der Chiasmus?
Der Chiasmus, abgeleitet vom griechischen Buchstaben „Chi“ (X), beschreibt eine kreuzweise syntaktische Wortstellung. Bei Merleau-Ponty symbolisiert er die Verbindung, Schnittmenge und Differenz zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, Sehen und Gesehenem. Es ist eine dialektische Figur der Wechselseitigkeit von Einheit und Unterschied, im Text später auch als „Überkreuzung“ bezeichnet.
Wie beschreibt Merleau-Ponty das Sichtbare und das Sehende?
Merleau-Ponty beschreibt das Sichtbare nicht als Gegensatz zum Sehenden, sondern als miteinander verwobene Elemente. Das Sichtbare wird am Beispiel einer Farbe veranschaulicht, die sich in Relation zu ihrer Umgebung ständig verändert. Das Sehen ist eine aktive, körperliche Tätigkeit, ein „Tasten mit dem Blick“, das die sichtbaren Dinge umhüllt und die „Oberfläche der Tiefe“ aufblättert.
Welche Rolle spielen Leib und Fleisch in Merleau-Pontys Philosophie?
Leib und Fleisch sind zentrale Begriffe in Merleau-Pontys Philosophie und werden in der Arbeit ausführlich behandelt. Sie sind untrennbar mit dem Konzept des Chiasmus verbunden und bilden die Grundlage für sein Verständnis von Wahrnehmung und Sein.
Was ist die Bedeutung der Transzendenz im Kontext des Chiasmus?
Die Bedeutung der Transzendenz im Kontext des Chiasmus wird in der Arbeit untersucht. Sie ist ein wichtiger Aspekt von Merleau-Pontys Philosophie und steht im Zusammenhang mit seiner Kritik am dualistischen Denken und seiner Konzeption von Wahrnehmung und Sein.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Merleau-Ponty, Chiasmus, Phänomenologie, Leib, Fleisch, Sichtbares, Sehendes, Dualismus, Transzendenz, Überkreuzung, Wahrnehmung, Sein.
Wie ist die Argumentationsstruktur der Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit zeichnet sich durch Merleau-Pontys sukzessive Argumentationsweise aus. Sie basiert auf der Beschreibung dualistischer Gegensätze, um daraus neue Gedanken abzuleiten. Der Begriff des „Fleisches“ dient als Ausgangspunkt der Analyse.
- Quote paper
- Karin Ulrich (Author), 2009, Die Verflechtung - Der Chiasmus bei Maurice Merleau-Ponty, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131502