„Anerkennung“ hat als ein zentrales Prinzip zur Gestaltung sozialer Zusammenhänge immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sie wird als ein gesellschaftliches und psychologisches Bedürfnis interpretiert, das unerlässlich ist, damit sich Menschen zu selbständigen Individuen, zu Subjekten, entwickeln können. Der Mensch entwickelt seine Identität nur im Dialog, in sogenannten intersubjektiven Beziehungen, zu seinen Mitmenschen. Zugleich soll ein jeder so handeln, dass andere nicht beeinträchtigt werden, d.h. sich gleichsam an gemeinsamen Normen orientieren. Anerkennungsverhältnisse umreißen eine Idealvorstellung menschlicher Interaktionen, die weit in die Geschichte moralphilosophischen Denkens und Handelns zurückreicht.
Der deutsche Sozialphilosoph Axel Honneth ist, neben Charles Taylor, der gegenwärtig bekannteste Theoretiker der Anerkennung. Im Kontext der „Frankfurter Schule“ und der neueren „Kritischen Theorie“ entwickelte er ein normatives Anerkennungsmodell und stellt dabei heraus, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit die interagierenden Subjekte die notwendige individuelle Selbstachtung bilden, um sich sinnvoll am gesellschaftlichen Diskurs beteiligen zu können. Die von Honneth formulierte Anerkennungstheorie greift auf G.W.F. Hegels Anerkennungslehre und die Kommunikationstheorie bzw. Sozialisationstheorie von George H. Mead zurück. Die sozialen Anerkennungsverhältnisse differenziert Honneth dabei intern und unterscheidet drei Ebenen. Anerkennung wird durch Liebe, Recht und Solidarität ausgesprochen, oder – auf der negativen Seite – in Form von Vergewaltigung, Entrechtung und Entwürdigung. Diese drei Typen der Missachtung sind nach seiner Auffassung für die Entstehung sozialer Konflikte verantwortlich.
Zunächst werde ich, im Rahmen meiner Arbeit, das Konzept der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie von Axel Honneth, sowohl die Formen und Dimensionen der Anerkennung als auch die denkbaren Folgen ihres Mangels, darstellen. Dabei werde ich an die traditionelle Anerkennungslehre Hegels anknüpfen und die Erweiterung durch Honneth beschreiben. Im Anschluss nehme ich den Versuch vor, die Honnethsche Anerkennungstheorie auf fundamentale theoretische Probleme, aber auch auf Potenziale und mögliche Hilfestellungen zur Klärung sozialer Fragen und Konflikte hin zu beurteilen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzept der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie von Axel Honneth
- Rückbezug auf Hegels Anerkennungsbegriff
- Weiterführung des Hegelschen Modells mit Aspekten der Sozialpsychologie von George H. Mead
- Anerkennungstheorie von Axel Honneth
- Formen und Dimensionen intersubjektiver Anerkennung und Typen der Missachtung
- Anerkennungsformen
- Emotionale Zuwendung / Liebe
- Rechtliche Achtung / Recht
- Soziale Wertschätzung / Solidarität
- Drei Typen der Missachtung
- Honneths Folgerungen aus der Struktur sozialer Anerkennungsverhältnisse
- Anerkennungsformen
- Kritische Interpretation der Honnethschen Anerkennungstheorie
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie von Axel Honneth. Ziel ist es, die Honnethsche Theorie darzustellen und kritisch zu bewerten. Dabei wird insbesondere auf die drei Ebenen der Anerkennung (Liebe, Recht, Solidarität) und die Folgen ihrer Missachtung eingegangen.
- Die Entwicklung des Selbstbewusstseins im Kontext von Anerkennung
- Die Bedeutung von intersubjektiven Beziehungen für die menschliche Identität
- Die drei Ebenen der Anerkennung und ihre Bedeutung für soziale Zusammenhänge
- Die Folgen der Missachtung von Anerkennung und ihre Rolle bei der Entstehung sozialer Konflikte
- Die kritische Bewertung der Honnethschen Anerkennungstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Anerkennung ein und erläutert die Bedeutung des Begriffs für die Gestaltung sozialer Zusammenhänge. Sie stellt Axel Honneth als einen zentralen Vertreter der Anerkennungstheorie vor und skizziert die Ziele und den Aufbau der Arbeit.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Konzept der sozialphilosophischen Anerkennungstheorie von Axel Honneth. Es beleuchtet den Rückbezug auf Hegels Anerkennungsbegriff und die Erweiterung durch Honneth mit Aspekten der Sozialpsychologie von George H. Mead. Dabei werden die drei Ebenen der Anerkennung (Liebe, Recht, Solidarität) und die Folgen ihrer Missachtung dargestellt.
Das dritte Kapitel analysiert die Formen und Dimensionen intersubjektiver Anerkennung und die Typen der Missachtung. Es geht auf die drei Ebenen der Anerkennung (Liebe, Recht, Solidarität) und die Folgen ihrer Missachtung ein. Dabei werden die Folgen der Missachtung von Anerkennung und ihre Rolle bei der Entstehung sozialer Konflikte beleuchtet.
Das vierte Kapitel bietet eine kritische Interpretation der Honnethschen Anerkennungstheorie. Es beleuchtet die Stärken und Schwächen der Theorie und diskutiert ihre Relevanz für die Analyse sozialer Fragen und Konflikte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die sozialphilosophische Anerkennungstheorie, Axel Honneth, G.W.F. Hegel, George H. Mead, Liebe, Recht, Solidarität, Missachtung, soziale Konflikte, Selbstbewusstsein, Identität, intersubjektive Beziehungen, Kritik.
- Quote paper
- Karin Ulrich (Author), 2008, Die Sozialphilosophie von Axel Honneth, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131501