Seit der Ära Ludwig Erhards als Wirtschaftsminister (1949 –63), der die soziale Marktwirtschaft in der BRD einführte und Wohlstand für alle versprach, war Armut für lange Zeit ein Tabuthema. Das Wirtschaftswachstum hielt bis in die 70ziger Jahre an. Vielen Menschen war es möglich an dieser „Aufstiegsgesellschaft“ zu partizipieren. Wer an diesem Reichtum doch nicht teilhaben konnte, den fing ein eng geknüpftes soziales Netz auf. Seit dem programmatischen Kurswechsel der Schröder - Regierung gibt es erhebliche Lücken in diesem Netz.
Nach dem Bericht der Lebenslagen in Deutschland – Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2005 (im Folgenden 2. Armutsbericht genannt) lebten 2003 deutschlandweit 11,1 Millionen Menschen (13,5% der Bevölkerung) in Armut. In Deutschland hat Armut ein anderes Gesicht als in Entwicklungsländern, in denen ein fehlendes soziales Netz zu einer lebensbedrohlichen Situation werden kann. Eine solch direkt bedrohliche Not herrscht zwar in Deutschland meist nicht, dennoch verbreitet sich zunehmend eine besorgniserregende Zahl armer Menschen in unserem reichen Land. Unter den Eindrücken der neusten, im November dieses Jahres veröffentlichen Studien des Deutschen Kinderhilfswerks steht besonders die ansteigende Kinderarmut im Fokus öffentlichen Interesses.
Diese Hausarbeit will nach der Definition von Armut besonders Einblicke in folgende Aspekte geben: Bedeutung und Ursachen von Armut und die daraus resultierenden Folgen und Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Armut
3. Relative Armut
4. Was bedeutet es in Deutschland arm zu sein?
5. Wie arm sind die Menschen in Deutschland?
6. Betroffener Personenkreis
7. Die häufigsten Armutsursachen
8. Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut
9. Folgen von Armut und ihre Auswirkung auf die Gesellschaft und Gesamtwirtschaft
10. Zusammenfassung
11. Ausblick
12. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Seit der Ära Ludwig Erhards als Wirtschaftsminister (1949 –63), der die soziale Marktwirtschaft in der BRD einführte und Wohlstand für alle versprach, war Armut für lange Zeit ein Tabuthema. Das Wirtschaftswachstum hielt bis in die 70ziger Jahre an. Vielen Menschen war es möglich an dieser „Aufstiegsgesellschaft“ zu partizipieren. Wer an diesem Reichtum doch nicht teilhaben konnte, den fing ein eng geknüpftes soziales Netz auf. Seit dem programmatischen Kurswechsel der Schröder - Regierung gibt es erhebliche Lücken in diesem Netz.
Nach dem Bericht der Lebenslagen in Deutschland – Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2005 (im Folgenden 2. Armutsbericht genannt) lebten 2003 deutschlandweit 11,1 Millionen Menschen (13,5% der Bevölkerung) in Armut. In Deutschland hat Armut ein anderes Gesicht als in Entwicklungsländern, in denen ein fehlendes soziales Netz zu einer lebensbedrohlichen Situation werden kann. Eine solch direkt bedrohliche Not herrscht zwar in Deutschland meist nicht, dennoch verbreitet sich zunehmend eine besorgniserregende Zahl armer Menschen in unserem reichen Land. Unter den Eindrücken der neusten, im November dieses Jahres veröffentlichen Studien des Deutschen Kinderhilfswerks steht besonders die ansteigende Kinderarmut im Fokus öffentlichen Interesses.
Diese Hausarbeit will nach der Definition von Armut besonders Einblicke in folgende Aspekte geben: Bedeutung und Ursachen von Armut und die daraus resultierenden Folgen und Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft.
2. Definition von Armut
Armut ist ein schwer festzulegender Begriff, da er sich immer an von einer bestimmten Gesellschaft festgelegten Werten orientiert.
Auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.de wird Armut nach dem Politiklexikon wie folgt definiert:
Armut ist eine Situation wirtschaftlichen Mangels. Zu unterscheiden sind:
1. „Objektive Armut, d.h. einzelne Personen, Gruppen oder (Teile von) Bevölkerungen sind nicht in der Lage, ihr Existenzminimum aus eigener Kraft zu bestreiten.
2. Subjektive Armut liegt vor, wenn ein Mangel an Mitteln, die der individuellen Bedürfnisbefriedigung dienen, empfunden wird.
3. Absolute Armut bedroht die physische Existenz von Menschen unmittelbar (bspw. durch verhungern oder Erfrieren) oder mittelbar (bspw. aufgrund mangelnder gesundheitlicher Widerstandskraft).
4. Relative Armut, d.h. das Unterschreiten des soziokulturellen Existenzminimums (oft gleichgesetzt mit der Bedrohung der Menschenwürde)“.
Weitere Definitionen:
Als „absolut arm“ gelten Menschen, deren Mittel zum physischen Existenzminimum nicht ausreichen (Armutsbericht 2005: 25). Das „Lexikon 400 Begriffe von A bis Z“ erläutert absolute Armut näher: „In mehr als 40 Ländern lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Sie wird von der Weltbank derzeit bei einem Jahreseinkommen von 370 US-$ angesetzt“.
Unter „bekämpfte Armut“ ist die Zahlung eines soziokulturellen Existenzminimums, welches das niedrigste Pro - Kopf - Einkommen darstellt zu verstehen (vgl. Lampert/Althammer 2007, S. 362). Daneben wird noch die „verdeckte Armut“ definiert: Personen mit Anspruch auf Sozialhilfe, die diesen aber nicht geltend machen (ebd. S. 363).
Auf die Definition der relativen Armut gehe ich näher ein, da dieser Begriff für Deutschland eine wichtige Rolle spielt.
3. Relative Armut
Der 2. Armutsbericht für Deutschland basiert auf einem relativen Armutsbegriff. Diese Begriffsbestimmung gelte für die Wertvorstellung unsere Gesellschaft, in der „das durchschnittliche Wohlstandsniveau wesentlich über dem physischen Existenzminimum [liege]“ (S. XV). Nach dem Bericht gelten Menschen in Deutschland als arm, die in Haushalten leben, in denen das bedarfsgewichtete Nettoäquivalenzeinkommen unter 60 Prozent des Medianeinkommens liegt. Bei einem Ein-Personen-Haushalt liegt die so errechnete Armutsrisikogrenze laut Armutsbericht bei 938 Euro.
(vgl. nächster Abschnitt insgesamt, Internet:: Böckler Boxen-Themenseiten der Hans Böckler Stiftung)
Auf die Definition von relativer Armut haben sich die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt. Grundlage zur Bestimmung der Armutsgrenze ist der Einkommensmittelwert (Median). Das Medianeinkommen bezeichnet eine Grenze zwischen zwei Hälften, in der die eine Hälfte mehr und die andere weniger verdient, demnach ist das Medianeinkommen genau das Einkommen, das die Mitte ausmacht.
Das Nettoäquivalenzeinkommen orientiert sich neben der Höhe des Einkommens auch an der Haushaltssituation. Das gesamte Haushaltseinkommen wird rechnerisch auf die Haushaltsmitglieder verteilt, wobei für einen Mehrpersonenhaushalt ein geringerer Bedarf angenommen wird. Der Haupteinkommensbezieher wird mit Faktor 1.0 gerechnet, weitere Personen, die älter als 14 Jahre sind werden mit 0,5 angesetzt und Kinder bis 14 Jahre haben einen Gewichtsfaktor von 0,3.
4. Was bedeutet es in Deutschland arm zu sein?
Fallbeispiel aus der Zeitschrift „Emma“ von Jan./Feb. 2007
Das „Armuts-Beispiel“ von Petra Wirtz spiegelt, fast typisch, was es in Deutschland bedeutet, zum „abgehängten Prekariat“ zu gehören. Ihre „Armutskarriere“ begann schon in ihrer Kindheit. Ihre Familie lebte zwar nicht von Sozialhilfe, der Vater war Chemiearbeiter, aber der Lohn reichte für eine achtköpfige Familie nicht aus. Wirtz weiß, was es heißt arm aufzuwachsen, für soziale Kontakte war schlichtweg kein Geld da, sie konnte auch die gewünscht Lehrstelle nicht antreten, weil die Familie das Geld für den Anfahrtsweg nicht aufbringen konnte. Heute zählt Wirtz selbst zu dem, wie der Zweite Armutsbericht konstatiert, besonders von Armut betroffenen Personenkreis der allein Erziehenden.
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- Anonym (Author), 2008, Armut in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131303