Es gibt zahlreiche und sehr aufwendige quantitative Studien zur Überprüfung der Validität, der Gültigkeit astrologischer Grundannahmen. Untersuchungen zur astrologischen Beratungspraxis scheinen wenig verbreitet zu sein. In dieser empirischen Untersuchung geht es um die Frage, wie die komplex erscheinenden, vielfältigen Elemente einer Horoskopdeutung weiteren Forschungen zugänglich gemacht werden können.
Die Absicht dieser Studie ist es, dem näher zu kommen, was unter „Evidenzerlebnissen“ zu verstehen ist. Damit ist gemeint, warum Astrologie als stimmig erlebt wird.
Die Grundannahme ist, dass in astrologischen Beratungssituationen solche Erlebnisse stattfinden können: Wenn ein Klient und/oder der Astrologe den Eindruck haben, dass Astrologie „funktioniert“, dass sie den Astrologen dazu befähigt, insbesondere etwas über die Persönlichkeit eines Menschen auszusagen, so dass sich der Klient in den Beschreibungen wiederfindet.
Der Forschungsgegenstand dieser Untersuchung basiert auf Transkripten astrologischer Beratungsgespräche (Geburtshoroskop-Deutungen).
Evidenzerlebnisse werden von astrologischer Seite aus gerne mit der Hypothese des Kosmos-Mensch-Zusammenhangs erklärt. Von psychologischer Seite aus gibt es andere Erklärungsversuche, bspw. den so genannten „Barnum-Effekt“.
Ziel dieser Studie ist es nicht, eine dieser Erklärungsversuche zu bestätigen oder zu widerlegen. Die Absicht dieser qualitativen Arbeit ist es, neue Hypothesen zu generieren. Diese sollten nicht aus abstrakten (philosophischen) Überlegungen entspringen, sondern auf empirischen Material basieren.
Der Begriff des "Evidenzerlebnisses" erschien zu komplex für das Forschungsdesign. Der Fokus wurde stattdessen auf die Untersuchung astrologischer Persönlichkeitsbeschreibungen gelegt.
Die Annahme war, dass die Art und Weise dieser (von Astrologen gebrauchten) Beschreibungen wesentlich zu einem positiven Feedback des Klienten und zu dessen Evidenzerlebnissen beitragen.
Um die Qualität der astrologischen Beschreibungen sichtbar zu machen, wurde ein „psychologisches Kontrastmittel“ benötigt. Das Persönlichkeitsinventar des NEO-FFI scheint dafür sehr geeignet zu sein. Dessen 5 Dimensionen dienten als Vergleichskategorie.
Das Ergebnis der Arbeit besteht aus fünf empirisch generierten Hypothesen zu den Parallelen zwischen den Big Five (NEO-FFI) und den astrologischen Interpretationen. Daran anknüpfend werden Fragestellungen für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten skizziert.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Die astrologische Perspektive
- 2.1. Geschichtliche Entwicklung der Astrologie
- 2.2. Das Horoskop als Deutungsgrundlage professioneller Astrologie
- 2.3. Astrologische Orientierungen in der Bevölkerung
- 2.4.1. Astrologische Erziehungsberatung
- 2.4. Formen astrologischer Angebote
- 3. Empirische Untersuchungen zur Gültigkeit der Astrologie
- 3.1. Die Diskussion um die Validität der Astrologie
- 3.2. Evidenzerlebnisse als Kriterium der Validität?
- 3.3. Wissenschaftliche Untersuchungen als Kriterium der Validität?
- 3.3.1. Untersuchungen zum kosmo-terrestrischen Grundaxiom
- 3.3.1.1. Anorganische kosmo-terrestrische Zusammenhänge
- 3.3.1.2. Organische kosmo-terrestrische Zusammenhänge
- 3.3.1.3. Kosmo-psychologische Zusammenhänge beim Menschen
- 3.3.2. Überprüfung astrologischer Deutungsregeln
- 3.3.3. Überprüfung astrologischer Horoskopinterpretationen
- 4. Forschungsdesign der Untersuchung
- 4.1. Die Fragestellung der Arbeit
- 4.1.1. Kinderhoroskopdeutung als astrologische Kategorie
- 4.1.2. Der NEO-FFI als psychologische Vergleichskategorie
- 4.2. Datenerhebung und Auswahlstrategien
- 4.2.1. Erhebungsmethoden
- 4.2.1.1. ExpertInneninterviews
- 4.3. Der Kontext der Datenerhebung
- 4.3.1. Die Auswahl der zu vergleichenden Fälle auf der "ExpertInnen-Ebene"
- 4.3.2. Auswahl der zu vergleichenden Fälle auf der "Horoskop-Ebene"
- 4.3.3. Zugang zum Forschungsfeld (Kontaktaufnahme)
- 4.3.4. Zeitlicher, finanzieller und räumlicher Rahmen der Datenerhebung
- 4.4. Methoden der Datenerfassung
- 4.4.1. Teilnehmende Beobachtungen (A1)
- 4.4.2. ExpertInneninterviews (A2, A3)
- 5. Datenreduktion
- 5.1. Transkription der Interviews
- 5.2. Auswahl der Texte/Textsequenzen
- 5.3. Aufbereitung der Texte für die computerunterstützte Codierung mit AQUAD
- 5.4. Codierung
- 5.4.1. Die Codierung der astrologischen Kategorien
- 5.4.1.1. Die angemessene Begriffswahl der astrologischen Codes
- 5.4.1.2. Die angewandten Codierregeln
- 5.4.2. Die Codierung der NEO-FFI Kategorien
- 5.4.2.1. Begriffswahl
- 5.4.2.2. Die Codierregeln
- 5.4.3. Sequenzielle Codes
- 5.4.4. Biographische Codes
- 5.4.5. Singuläre Codes
- 6. Darstellung der Ergebnisse
- 6.1. Tabellarische Darstellung der Zusammenhänge zwischen astrologischen und NEO-FFI Kategorien
- 6.2. Einordnung und Gruppierung der Hypothesen innerhalb des NEO-FFI Modells
- 6.2.1. Neurotizismus und Neurotizismus-R
- 6.2.2. Extraversion und Extraversion-R
- 6.2.3. Offenheit für Erfahrung und Offenheit für Erfahrung-R
- 6.2.4. Verträglichkeit und Verträglichkeit-R
- 6.2.5. Gewissenhaftigkeit und Gewissenhaftigkeit-R
- 6.3. Zusammenfassung
- 7. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die astrologische Diagnosepraxis in der Erziehungsberatung. Ziel ist es, astrologische Kategorien mit dem NEO-FFI-Modell zu vergleichen und herauszufinden, ob und wie sich die astrologische Perspektive auf die Persönlichkeit mit den wissenschaftlich etablierten Persönlichkeitsmerkmalen des NEO-FFI überschneidet.
- Die historische Entwicklung der Astrologie und ihre Bedeutung in der heutigen Gesellschaft
- Die Verwendung astrologischer Deutungen in der Erziehungsberatung
- Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Validität astrologischer Aussagen
- Der Vergleich von astrologischen Kategorien mit dem NEO-FFI-Modell
- Die Analyse der Ergebnisse und Schlussfolgerungen für die Praxis der Erziehungsberatung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der astrologischen Beratung ein und erläutert die Motivation für die Untersuchung. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die astrologische Perspektive, ihre historische Entwicklung und ihre Bedeutung in der heutigen Gesellschaft. Es werden verschiedene Formen astrologischer Angebote vorgestellt, insbesondere die astrologische Erziehungsberatung. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Diskussion um die Gültigkeit der Astrologie. Dabei werden unterschiedliche Ansätze zur Überprüfung der Validität von astrologischen Aussagen vorgestellt. Kapitel 4 beschreibt das Forschungsdesign der Untersuchung. Es werden die Fragestellung, die Datenerhebungsmethoden und der Kontext der Datenerhebung erläutert. Kapitel 5 erläutert den Prozess der Datenreduktion, die Transkription der Interviews, die Auswahl von Textsequenzen und die Codierung der Daten. In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Es werden Zusammenhänge zwischen astrologischen und NEO-FFI Kategorien aufgezeigt und die Ergebnisse im Rahmen des NEO-FFI Modells interpretiert.
Schlüsselwörter
Astrologische Beratung, Erziehungsberatung, NEO-FFI, Persönlichkeit, Validität, Empirie, qualitative Forschung, Inhaltsanalyse, Kinderhoroskopdeutung
- Citar trabajo
- David Brixner (Autor), 2000, Astrologische Beratung. Eine qualitative Analyse astrologischer Diagnosepraktiken in der Erziehungsberatung im Vergleich mit den Kategorien des NEO-FFI, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130