„Als Gegenposition zum geläufigen Verständnis der Scuderi - Erzählung als einer Kriminal- bzw. Detektivgeschichte hat die Forschung die Auffassung des Werkes als Künstlerroman entwickelt“ . Mit dieser Aussage weckt Burkhard Dohm das Interesse zur Auseinandersetzung mit E.T.A. Hoffmanns Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten unter verschiedenen Gesichtspunkten.
Es stellt sich die Frage, ob „Das Fräulein von Scuderi“ nach Alewyn den Ursprung des Detektivromans darstellt: „Damit sind die literarische Herkunft und die geistige Heimat des Detektivromans gesichert. Er ist ein Kind nicht des Rationalismus und des Realismus sondern der Romantik“ oder dem Genre des Künstlerromans zuzuordnen ist:
„Die Geschichte von Cardillac ist auch als Künstlererzählung gedeutet worden. Im Lichte moderner Anschauungen, (…) die einen Zusammenhang zwischen Kunst und Verbrechen sehen und auf die existenzielle Verfallenheit des Künstlers an das Schaffen und das geschaffene Werk anspielen, kann man den Goldschmied in der Tat einerseits als eine antizipierende Version dieser Art von Künstlertum betrachten“ .
Im Folgenden soll nun eine Analyse des „Fräuleins von Scuderi“, anhand kennzeichnender Aspekte der beiden Genres, Aufschluss über dessen Zuordnung geben.
Nach einer kurzen Darstellung des Genres erfolgt zunächst die Analyse des „Fräulein von Scuderi“ aufgrund der Elemente, die sie als Detektivgeschichte auszeichnen. Dabei werden der Mord, die Detektivin, der unverdächtige Schuldige und der verdächtige Unschuldige im Fokus der Betrachtung stehen.
Im Anschluss erfolgt die Betrachtungsweise als Künstlerroman in Bezug auf René Cardillac, indem auf sein Verhältnis zur Kunst und sein pränatales Trauma näher eingegangen wird. Bevor es dann in der Schlussbetrachtung um die Klärung der Eingangsfrage nach der Einordnung der Erzählung in eines der beiden Genre geht, wird die Rolle der Scuderi, als Mutterfigur für Cardillac, diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Fräulein von Scuderi als Detektivgeschichte
- Der Mord
- Die Detektivin
- Der unverdächtige Schuldige
- Der verdächtige Unschuldige
- Das Fräulein von Scuderi als Künstlerroman am Beispiel Cardillacs
- Cardillacs Verhältnis zur Kunst
- Cardillacs pränatales Trauma
- Die Scuderi als Mutterfigur
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ unter zwei zentralen Aspekten: ihrer Einordnung als Detektivgeschichte und als Künstlerroman. Ziel ist es, anhand einer Analyse charakteristischer Merkmale beider Genres, die Zugehörigkeit der Erzählung zu einem oder beiden zu klären. Die Arbeit hinterfragt etablierte Forschungsmeinungen und bietet eine differenzierte Betrachtungsweise.
- Die Einordnung von Hoffmanns Erzählung in das Genre der Detektivgeschichte
- Die Analyse der Figur des Fräulein von Scuderi und ihrer Rolle im Geschehen
- Die Interpretation von René Cardillac als Künstlerfigur und die Darstellung seines Verhältnisses zur Kunst
- Die Untersuchung von Cardillacs Trauma und dessen Einfluss auf sein Handeln
- Die Rolle der Scuderi als potentielle Mutterfigur für Cardillac
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Einordnung von E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ in die Genres Detektivgeschichte und Künstlerroman vor. Sie beleuchtet unterschiedliche Interpretationen in der Literaturwissenschaft und skizziert den methodischen Ansatz der vorliegenden Analyse, der sich auf charakteristische Merkmale beider Genres konzentriert und diese im Kontext der Erzählung untersucht. Die Einleitung benennt die Kapitel und ihren jeweiligen Fokus, um dem Leser einen klaren Überblick über den Aufbau der Arbeit zu bieten.
Das Fräulein von Scuderi als Detektivgeschichte: Dieses Kapitel analysiert „Das Fräulein von Scuderi“ unter dem Aspekt des Detektivromans. Es werden die zentralen Elemente des Genres, wie Mordfall, Ermittlerin, verdächtiger Unschuldiger und unverdächtiger Schuldiger, untersucht. Dabei wird diskutiert, inwiefern die Erzählung die typischen Konventionen des Genres erfüllt und wo Abweichungen bestehen. Die Rolle des Fräulein von Scuderi als Detektivin wird kritisch hinterfragt und im Kontext bestehender Literaturwissenschaftlicher Ansätze diskutiert. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob die Aufklärung des Mordes den Konventionen einer klassischen Detektivgeschichte entspricht.
Das Fräulein von Scuderi als Künstlerroman am Beispiel Cardillacs: Dieses Kapitel widmet sich der Interpretation der Erzählung als Künstlerroman, wobei die Figur René Cardillac im Mittelpunkt steht. Seine Beziehung zur Kunst, sein pränatales Trauma und dessen Einfluss auf sein Handeln werden detailliert analysiert. Die Beziehung zwischen Cardillac und dem Fräulein von Scuderi, insbesondere die mögliche Deutung der Scuderi als Mutterfigur für Cardillac, wird untersucht. Das Kapitel untersucht, inwiefern Cardillac als prototypische Künstlerfigur der Romantik interpretiert werden kann und welche Aspekte seines Charakters und seines Schaffens ihn in diesen Kontext einbetten.
Schlüsselwörter
E.T.A. Hoffmann, Das Fräulein von Scuderi, Detektivgeschichte, Künstlerroman, René Cardillac, Magdaleine von Scuderi, Romantik, Mord, Kunst, Trauma, Mutterfigur, Deduktion, Intuition, Genrezuordnung, Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen zu E.T.A. Hoffmanns "Das Fräulein von Scuderi"
Welche Themen werden in dieser Arbeit behandelt?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Das Fräulein von Scuderi" unter zwei Hauptaspekten: ihrer Einordnung als Detektivgeschichte und als Künstlerroman. Die Arbeit untersucht die charakteristischen Merkmale beider Genres und hinterfragt etablierte Forschungsmeinungen, um eine differenzierte Betrachtungsweise zu bieten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Einordnung als Detektivgeschichte, ein Kapitel zur Einordnung als Künstlerroman (am Beispiel Cardillacs) und eine Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel konzentriert sich auf spezifische Aspekte der Erzählung im Kontext der gewählten Genre-Kategorien.
Wie wird "Das Fräulein von Scuderi" als Detektivgeschichte analysiert?
Das Kapitel zur Detektivgeschichte untersucht die Erzählung anhand typischer Elemente des Genres wie Mordfall, Ermittlerin (Fräulein von Scuderi), den verdächtigen Unschuldigen und den unverdächtigen Schuldigen. Es wird analysiert, inwieweit die Erzählung den Konventionen des Genres entspricht und wo Abweichungen bestehen. Die Rolle des Fräulein von Scuderi als Detektivin wird kritisch hinterfragt.
Wie wird "Das Fräulein von Scuderi" als Künstlerroman interpretiert?
Die Interpretation als Künstlerroman konzentriert sich auf die Figur René Cardillac. Seine Beziehung zur Kunst, sein pränatales Trauma und dessen Einfluss auf sein Handeln werden detailliert analysiert. Die Beziehung zwischen Cardillac und dem Fräulein von Scuderi, insbesondere die mögliche Deutung der Scuderi als Mutterfigur für Cardillac, wird ebenfalls untersucht.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, anhand einer Analyse charakteristischer Merkmale der Genres Detektivgeschichte und Künstlerroman, die Zugehörigkeit der Erzählung zu einem oder beiden zu klären. Die Arbeit will etablierte Forschungsmeinungen hinterfragen und eine differenzierte Betrachtungsweise anbieten.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: E.T.A. Hoffmann, Das Fräulein von Scuderi, Detektivgeschichte, Künstlerroman, René Cardillac, Magdaleine von Scuderi, Romantik, Mord, Kunst, Trauma, Mutterfigur, Deduktion, Intuition, Genrezuordnung, Literaturwissenschaft.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die jeweils den Fokus und die wichtigsten analysierten Aspekte hervorhebt. Die Zusammenfassungen geben einen Überblick über den Inhalt und die Argumentationslinie jedes Kapitels.
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- Sonja Deges (Author), 2007, E.T.A. Hoffmann - Das Fräulein von Scuderi: Zwischen Detektivgeschichte und Künstlerroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130961