Im 18. Jahrhundert erreichten die Großmächte Europas, Russland, Preußen und Österreich, dass das einzige, den französischen Reformen wohlgesinnte, Land Mitteleuropas in drei kurz aufeinanderfolgenden Teilungen von der politischen Bühne verschwand.
Dabei hatte sich Polen, nach der ersten Teilung Polen-Litauens 1772, in welcher Russland unter dem Vorwand, die nicht-katholische Bevölkerung zu unterstützen, Polen in seiner Souveränität beschnitt, Preußen sich als Erbe der pommerschen Herzöge eine Landverbindung nach Ostpreußen nahm und Österreich in Anlehnung an ein ungarisches Pfand an Polen sich Galizien einverleibte , noch 1788, während des Zweifrontenkrieges Russlands gegen Schweden und das Osmanische Reich Hoffnungen gemacht, neue politische Reformen unter König Stanisław August einzuführen.
So kam es am 3.Mai 1791 zur Verabschiedung des „Regierungsgesetzes“ (Ustawa Rządowa), der ersten geschriebenen Verfassung Europas.
Die Verfassung wurde von den Nachbarländern Polens, nicht zuletzt wegen der zeitnahen Vorgänge in Frankreich, als eine Bedrohung für deren absolutistische Herrschaftsform gesehen und nach den Interventionen Russlands, die im Russisch-Polnischen Krieg von 1792 gipfelten, von Preußen unter Friedrich Wilhelm II. und dem Russischen Reich unter Katharina II. im Rahmen der Zweiten Teilung Polens 1793 außer Kraft gesetzt. In den Annexionspatenten rechtfertigte man sich dann damit, die Teilung sei eine „Polizeiaktion gegen das »Gift des französischen Demokratismus«“gewesen.
Die darauf folgenden polnischen Aufstände und Militäraktionen führten zur dritten und letzten Teilung Polens 1795. Polen wurde als „staatsrechtliche Einheit aufgelöst und 1797 von den Teilungsmächten für völkerrechtlich erloschen erklärt“.
Und trotzdem blieb ein bestehendes Nationalgefühl, dass ein Überleben der polnischen „Nation ohne Staat durch mehr als ein Jahrhundert der Teilung und Unfreiheit gewährleistete“. Ich möchte im Folgenden beispielhaft darauf eingehen, inwiefern die künstlerische Bildungsbürgerelite an dem Fortbestehen dieses nationalen Einheitsgefühls beteiligt war und inwiefern sich die politischen Meinungen in den verschiedenen Teilungszonen ausprägten und darstellen ließen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung:
- Grundlagen
- Politische Lage Polens.
- Situation in den Teilungsgebieten
- Russland
- Österreich
- Preußen
- Künstler in der Zeit 1850-1900
- Jan Matejko
- Stanisław Wyspiański
- Maria Konopnicka
- Die Zeit der Młoda Polska
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der künstlerischen Bildungselite Polens während der Zeit der Teilung und untersucht, wie diese zum Fortbestehen des nationalen Einheitsgefühls beitrug. Die Arbeit analysiert die politischen Meinungen in den verschiedenen Teilungszonen und beleuchtet die Rolle von drei bedeutenden polnischen Künstlern: Jan Matejko, Stanisław Wyspiański und Maria Konopnicka. Darüber hinaus wird die Młoda Polska-Bewegung und deren Einfluss auf die polnische Kultur und Politik untersucht.
- Die Rolle der künstlerischen Bildungselite im Erhalt des polnischen Nationalgefühls
- Die politischen Meinungen in den verschiedenen Teilungszonen
- Die künstlerische Produktion als Ausdruck des polnischen Nationalbewusstseins
- Die Młoda Polska-Bewegung und ihre Bedeutung für die polnische Kultur und Politik
- Die polnische Frage im Kontext des europäischen und internationalen Geschehens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Situation Polens im 18. Jahrhundert dar und erläutert die Entstehung der Teilung Polens durch Russland, Preußen und Österreich. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung des Nationalgefühls für die Polen trotz der politischen Teilung und die Rolle der künstlerischen Bildungselite in diesem Kontext.
Der Abschnitt "Grundlagen" behandelt die politische Lage Polens im 19. Jahrhundert und die verschiedenen Aufstände gegen die Teilungsmächte. Die Situation in den Teilungsgebieten Russland, Österreich und Preußen wird näher beleuchtet, wobei der Fokus auf die Lage der Polen und das künstlerische Leben in diesen Gebieten liegt.
Das Kapitel "Künstler in der Zeit 1850-1900" stellt drei bedeutende polnische Künstler vor: Jan Matejko, Stanisław Wyspiański und Maria Konopnicka. Die Arbeit analysiert deren Werke und deren Bedeutung für die polnische Kultur und das Nationalbewusstsein.
Der Abschnitt "Die Zeit der Młoda Polska" beschreibt die Młoda Polska-Bewegung und deren Einfluss auf die polnische Kultur und Politik. Die Arbeit untersucht die Bestrebungen der Bewegung, die Kraft des Volkes zu finden und für ein gemeinsames Polen zu erwecken.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Teilung Polens, das polnische Nationalbewusstsein, die künstlerische Bildungselite, die politische Lage in den Teilungsgebieten, Jan Matejko, Stanisław Wyspiański, Maria Konopnicka, die Młoda Polska-Bewegung, der polnische Unabhängigkeitskampf und die polnische Frage im Kontext des europäischen und internationalen Geschehens.
- Quote paper
- Katja Hartmann (Author), 2008, Nationalstaatsbestrebungen in der künstlerischen Bildungselite Polens zur Zeit des geteilten Polens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130879