In der Schule im Allgemeinen und im Schulfach Sport im Besonderen finden
Bewertungen und Zensierungen von Schülerleistungen in vielen Unterrichtssituationen
statt. Sie beeinflussen damit sowohl das Lehrer/innen-Schüler/innen-
Verhältnis als auch die Planung und Durchführung des Schulfaches Sport. Eigene
Erfahrungen des Verfassers und verschiedene Beiträge aus sportwissenschaftlichen
Veröffentlichungen geben den Sportunterricht aus Sicht der
Schülerinnen und Schüler als reinen Übungsprozess „von Note zu Note“ wieder. In
der Bewertung und Zensierung von Schülerleistungen werden dabei in der Regel
fremdbestimmte Normen und Maßstäbe als Grundlage der Beurteilung verwendet.
Diese Bewertungskriterien werden von den Schülerinnen und Schülern meist
hingenommen, aber nur selten vollständig akzeptiert oder verstanden. Durch diesen
Umstand kann das vielseitige Leisten im Sportunterricht zum bloßen „Noten-Machen“ degradiert werden und das Schüler/innen/interesse am Sporttreiben sowie
die damit verbundenen Sinnperspektiven können verloren gehen.
Seit vielen Jahrzehnten werden die Verbindlichkeit und der Zweck einer
Notenvergabe im Schulsport aus fachdidaktischer und fachpädagogischer
Sichtweise kontrovers diskutiert. Dabei stehen sowohl die Inhalte und Formen der
Notenvergabe als auch die Lehrerinnen und Lehrer als Zensierende im Fokus der
Debatte. Der Verfasser möchte in dieser Arbeit die Aufmerksamkeit im Bewertungs- und
Zensierungsprozess auf die Schülerinnen und Schüler lenken. Kann es nicht
möglich sein, dass durch die aktive Einbeziehung der Lernenden eine höhere
Transparenz der Notenvergabe, eine stärkere Identifikation mit dem vermittelten
Unterrichtstoff und ein Zuwachs an sozialen und kognitiven Kompetenzen
einhergehen!
Müssen Schülerleistungen im Sportunterricht bewertet oder zensiert werden?
Wie können Lehrerinnen und Lehrer eine „gerechte“ Notenvergabe im
Sportunterricht realisieren?
Welche Bedingungen müssen für eine Schülerpartizipation erfüllt sein?
Was für Zielstellungen sind damit verbunden?
Wie können konkrete Umsetzungsmöglichkeiten im Schulsport aussehen?
In was für einem Umfang und mit welcher Absicht können Schülerinnen und
Schüler in den Bewertungs- und Zensierungsprozess eingebunden werden?
Sind das Interesse und die Akzeptanz für mit- und selbstbestimmende
Unterrichtsprozesse auf Schüler/innen- und Lehrer/innen/seite vorhanden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bewertung und Zensierung im Sportunterricht
- Bildungs- und Erziehungsaspekte des Sportunterrichtes
- Relevanz der Notengebung für das Fach Sport
- Leistungsnote oder pädagogische Sportnote
- Gegenstand der Zensierung und Bewertung im Sportunterricht
- Definition von Leisten und Leistung im Sportunterricht
- Bezugsebenen der Bewertung und Zensierung
- Absolute und relative sportliche Leistung
- Individuelle Lernvoraussetzungen und Lernfortschritte
- Leistungswillen und Verhalten im Sportunterricht
- Kritische Betrachtung der bezugsorientierten Notenfindung
- Schülerpartizipation als Perspektive für Schule und Unterricht
- Allgemeine Ziele der Schülermitbestimmung
- Selbstständigkeit
- Soziale Handlungsfähigkeit
- Fächerübergreifende Kompetenzen
- Schülermitbestimmung im Sportunterricht
- Gemeinsame Planung
- Kooperative Unterrichtsdurchführung
- Gemeinsame Auswertung von Unterrichtseinheiten
- Schülerpartizipation am Bewertungs- und Zensierungsprozess
- Differenzierung zwischen Bewertungs- und Zensierungsmitbestimmung
- Schülermitbestimmung bei der Zensierung von Schülerleistungen
- Auswahl der Kriterien für die Beurteilung
- Schülerinnen und Schüler geben Noten
- Notenvergabe als gemeinsame „Verhandlungssache“
- Schülermitbestimmung in der Bewertung
- Selbstbewertung durch Schülerinnen und Schüler
- Fremdbewertung durch Schülerinnen und Schüler
- Praxis der Schülerpartizipation am Bewertungs- und Benotungsprozess
- Publizierte fachdidaktische Beiträge
- Erfahrungsbericht des Verfassers
- Zusammenfassung
- Studien zur Schülermitbestimmung am Bewertungs- und Benotungsprozess
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit setzt sich zum Ziel, Möglichkeiten der Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern in die Bewertung und Zensierung von Schülerleistungen im Sportunterricht aufzuzeigen. Dabei werden die Chancen und Risiken dieser Form der Partizipation beleuchtet und konkrete Umsetzungsbeispiele aus der Praxis vorgestellt.
- Bewertung und Zensierung von Schülerleistungen im Sportunterricht
- Pädagogische und didaktische Perspektiven der Schülermitbestimmung
- Möglichkeiten der Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern in den Bewertungsprozess
- Realisierung von Schülermitbestimmung in der Praxis
- Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen der Schülermitbestimmung bei der Zensierung von Schülerleistungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung von Bewertung und Zensierung im Sportunterricht. Dabei werden die verschiedenen Zielsetzungen und Herausforderungen in der Gestaltung eines gerechten Bewertungsprozesses beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich den Bildungs- und Erziehungsaspekten des Sportunterrichtes und der Relevanz der Notengebung für das Fach Sport. Es werden verschiedene Theorien und Konzepte zur Leistungsbewertung im Sportunterricht vorgestellt und die Schwierigkeiten bei der Benotung von Schülerleistungen diskutiert.
Das dritte Kapitel untersucht den Gegenstand der Zensierung und Bewertung im Sportunterricht und beschäftigt sich mit der Definition von Leisten und Leistung sowie den Bezugsebenen der Bewertung und Zensierung. Die verschiedenen Bezugsebenen werden im Detail betrachtet und die Problematik der objektiven und subjektiven Bewertung diskutiert.
Das vierte Kapitel beleuchtet die Schülerpartizipation als Perspektive für Schule und Unterricht. Es werden die allgemeinen Ziele der Schülermitbestimmung, insbesondere Selbstständigkeit, soziale Handlungsfähigkeit und fächerübergreifende Kompetenzen, erläutert.
Das fünfte Kapitel untersucht die Möglichkeiten der Schülerpartizipation am Bewertungs- und Zensierungsprozess. Es wird zwischen Bewertungs- und Zensierungsmitbestimmung differenziert und konkrete Methoden der Schülermitbestimmung bei der Zensierung von Schülerleistungen vorgestellt.
Das sechste Kapitel beschäftigt sich mit der praktischen Umsetzung der Schülerpartizipation am Bewertungs- und Benotungsprozess. Es werden Beispiele aus der Fachliteratur und eigene Erfahrungen des Verfassers präsentiert und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden diskutiert.
Das siebte Kapitel fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und zieht ein Fazit.
Schlüsselwörter
Schülermitbestimmung, Bewertung, Zensierung, Sportunterricht, Leistung, Leisten, pädagogische Sportnote, Leistungsnote, individuelle Lernvoraussetzungen, Lernfortschritte, Kriterienkatalog, Selbstbewertung, Fremdbewertung, Bewertungsbogen, Unterrichtsqualität, Gerechtigkeit, Transparenz.
- Quote paper
- Paul Döring (Author), 2009, Möglichkeiten der Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern in die Bewertung und Zensierung von Schülerleistungen im Sportunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130725