Das tibetische Totenbuch, von W.Y.Wentz als „Weisheitsbuch der Menschheit“ bezeichnet, scheint ein rituelles Handbuch zu sein, das für den Verstorbenen gelesen wird. In diesem Sinne stellt es eine Art `Reiseführer` durch die Totenwelt dar und soll dem wandernden Geist des Verstorbenen dazu verhelfen, innerhalb seiner Wanderung Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen, indem er die Worte des Vorlesenden vernimmt, verinnerlicht, und so nach den vernommenen Weisungen handelt. Aus diesem Grund ist die Übersetzung „tibetisches Totenbuch“ völlig unzulänglich, und die genauere Übertragung des tibetischen Titels „Bardo Thödol“ lautet:
„Lehre von der Befreiung durch Hören im Zwischenzustand“
Das Werk selbst, und somit auch die Bereiche der Totenwelt, ist unterteilt in zwei Hauptabschnitte. Der erste Teil der Wanderung des Geistes durch das Totenreich ist gekennzeichnet durch die Möglichkeit Befreiung von der Wiedergeburt zu erlangen. Er wird weiterhin unterteilt in zwei Abschnitte, von denen der erste Tschikhai-Bardo genannt wird und der zweite Tschönyi-Bardo heißt.
Das zweite Buch innerhalb des Bardo Thodöl, der Sipa-Bardo, ist weniger ein Führer durch die Visionen, die dem Geist im Totenreich wiederfahren, als vielmehr eine Aufforderung und Hilfestellung für den, der in den vorhergehenden Zwischenzuständen keine Befreiung erlangen konnte. Dieser befindet sich nun nach der Lehre des Totenbuches auf der Suche nach einem Neuen materiellen Körper in den er wiedergeboren werden soll, und der Sipa-Bardo gibt Anweisungen, welcher Körper sinnvoll für eine neue Geburt ist.
In der vorliegenden Arbeit nun sollen die verschiedenen Zustände, die der Geist des Verstorbenen durchwandert im Einzelnen dargestellt, die Handhabung des Buches innerhalb des tibetischen Totenrituals vorgestellt und daraufhin einige Interpretationsansätze aufgezeigt werden. Zunächst jedoch scheint es von einigem Interesse zu sein, die Entstehungszeit des Werkes zu beleuchten, wenn auch an dieser Stelle schon gesagt sei, dass eine genaue Festlegung derselben nicht möglich scheint.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. historisches
2. inhaltliches
2.1 der Zustand des klaren Lichtes
2.2 die Erscheinung der Gottheiten
2.2.1 die friedvollen Gottheiten
2.2.2 die zornigen Gottheiten
2.3 der Nachtod-Körper auf der Suche nach Wiedergeburt
3. das Totenritual
4. interpretatorisches
4.1 ein Wegweiser für die Toten
4.2 ein Wegweiser für die Sterbenden
4.3 ein Wegweiser für die Lebenden
4.4 C.G. Jung´s psychoanalytischer Interpretationsansatz
5. Literaturverzeichnis
Einleitung
Das tibetische Totenbuch, von W.Y.Wentz als „Weisheitsbuch der Menschheit“ bezeichnet, scheint ein rituelles Handbuch zu sein, das für den Verstorbenen gelesen wird. In diesem Sinne stellt es eine Art `Reiseführer` durch die Totenwelt dar und soll dem wandernden Geist des Verstorbenen dazu verhelfen, innerhalb seiner Wanderung Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen, indem er die Worte des Vorlesenden vernimmt, verinnerlicht, und so nach den vernommenen Weisungen handelt. Aus diesem Grund ist die Übersetzung „tibetisches Totenbuch“ völlig unzulänglich, und die genauere Übertragung des tibetischen Titels „Bardo Thödol“ lautet:
„Lehre von der Befreiung durch Hören im Zwischenzustand“
Das Werk selbst, und somit auch die Bereiche der Totenwelt, ist unterteilt in zwei Hauptabschnitte. Der erste Teil der Wanderung des Geistes durch das Totenreich ist gekennzeichnet durch die Möglichkeit Befreiung von der Wiedergeburt zu erlangen. Er wird weiterhin unterteilt in zwei Abschnitte, von denen der erste Tschikhai-Bardo genannt wird und der zweite Tschönyi-Bardo heißt.
Das zweite Buch innerhalb des Bardo Thodöl, der Sipa-Bardo, ist weniger ein Führer durch die Visionen, die dem Geist im Totenreich wiederfahren, als vielmehr eine Aufforderung und Hilfestellung für den, der in den vorhergehenden Zwischenzuständen keine Befreiung erlangen konnte. Dieser befindet sich nun nach der Lehre des Totenbuches auf der Suche nach einem Neuen materiellen Körper in den er wiedergeboren werden soll, und der Sipa-Bardo gibt Anweisungen, welcher Körper sinnvoll für eine neue Geburt ist.
In der vorliegenden Arbeit nun sollen die verschiedenen Zustände, die der Geist des Verstorbenen durchwandert im Einzelnen dargestellt, die Handhabung des Buches innerhalb des tibetischen Totenrituals vorgestellt und daraufhin einige Interpretationsansätze aufgezeigt werden. Zunächst jedoch scheint es von einigem Interesse zu sein, die Entstehungszeit des Werkes zu beleuchten, wenn auch an dieser Stelle schon gesagt sei, dass eine genaue Festlegung derselben nicht möglich scheint.
1. historisches
Das tibetische Totenbuch wird traditionell in seiner Entstehung dem Padmasambhava zugeschrieben. Dieser lebte wohl im achten Jahrhundert nach Christus, und so ist dies auch der Zeitraum, in dem dieses Werk zum ersten Mal niedergeschrieben wurde. Ob in der Tat Padmasambhava der alleinige Verfasser des Werkes ist, oder ob vielmehr er es war, der die „Aufzeichnung des Glaubens unzähliger Generationen[...]“[1] getätigt hat, ist nicht zu bestimmen.
Als im Zuge der Verfolgung des Buddhismus im späten 8. Jhdt. durch den König Lang Darma, der selbst ein Anhänger der Bön Religion war, die buddhistischen Werke versteckt werden mussten, scheint auch der Bardo Thödol für die Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten zu sein. Erst mit der zweiten Verbreitung des Buddhismus in Tibet, die mit der Einladung des indischen Gelehrten Atisha durch den König Lha Lama Yeshe Oed im Jahre 1042 begann, wurden die alten Werke, nun Ter (= Schatz) genannt, wieder entdeckt. Der Bardo Thödol scheint durch Rigzin Karma Ling-pa ans Licht gebracht, und so wird dieser auch Tertön (=Schatzfinder) genannt.
Bis das Buch `von der Befreiung durch Hören` in den Westen kam, vergingen aufgrund der geographischen Abgeschiedenheit Tibets und seiner Scheu Ausländern gegenüber wiederum einige Jahrhunderte bis in die Anfänge des 20. Jhdt.
2. inhaltliches
Idealerweise ist zum Zeitpunkt des Todes eines Menschen ein Lama (=Priester) zugegen, der den Moment des Austritts aus dem Körper feststellt und daraufhin mit den Unterweisungen wie im Bardo Thödol beschrieben, beginnt. Sinn dieser ist es, dem Geist im Totenreich zu erklären, was für Visionen ihm begegnen und wie er mit diesen verfahren soll, um Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburt zu erlangen. Prinzipiell wird der `Tote` ermahnt, die Visionen als Spiegelungen seines eigenen Geistes und damit mit ihm identisch zu erkennen, sich mit ihnen zu identifizieren und somit in ihnen aufzugehen. Dadurch erlangt er Befreiung. Gelingt ihm das nicht, so ist er gezwungen, in die nächste Stufe der Nachtod-Welt hinab zu wandern, wo er erneut die Chance der befreienden Erkenntnis hat. Erst im Sipa Bardo ist die Befreiung nicht mehr möglich.
2.1 der Zustand des klaren Lichtes
Im dem Moment, in dem der Geist aus dem Körper des Versterbenden austritt, erfährt dieser den Tschikhai Bardo genannten Zustand vollkommener Freiheit. Wird der Geist dieser Freiheit gewahr, so präsentiert sie sich ihm als ungetrübt klares Licht. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass der Geist den Zustand, in dem er sich befindet nicht akzeptiert, an seinem alten materiellen Sein festhält und so das klare Licht nicht erkennt. Ist dies der Fall, so entsteht eine erste geistige Eintrübung, die sich durch eine Trübung des erscheinenden Lichtes manifestiert.
Um die Eintrübung des Geistes zu verhindern beginnt der Priester (oder ein anderer, der dem Verstorbenen zu Lebzeiten ein Lehrer war) mit seinen Unterweisungen, indem er darauf aufmerksam macht, dass der Geist den Körper verlassen hat. Daraufhin ermahnt er ihn, das klare Licht als seinen eigenen freien Geist zu erkennen, in ihm aufzugehen und dadurch völlige Befreiung zu erlangen:
„Jetzt erfährst du die Strahlung des Klaren Lichtes Reiner Wirklichkeit. Erkenne sie. [...] Dein jetziger Geist, seiner Natur nach leer, [...] ist die wahre Wirklichkeit [...].“[2] „Die Leere deines Geistes als Buddhaschaft zu erkennen und sie für dein eigenes Bewusstsein zu halten, lässt dich in dem (Zustand des) göttlichen Geistes des Buddha verharren.“[3]
Diesen Zustand zu verwirklichen scheint jedoch nur möglich für jemanden, der sich schon zu Lebzeiten mit den Nachtod-Erfahrungen vertraut gemacht hat. Ungeübte und Unwissende nehmen den ungetrübten Geist nur für einen sehr kurzen Moment wahr, bevor sich das Licht verdunkelt und die Erscheinung des sekundären Lichtes einstellt.
Dieses kann für einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, prinzipiell gilt aber hier das gleiche wie oben. Gelingt es also dem Geist nicht das Licht als seinen eigenen reinen Geist zu realisieren, so wird er immer unfreier, was bedeutet, das die ihm widerfahrenden Visionen nun beginnen Substanz anzunehmen.
2.2 die Erscheinung der Gottheiten
In den ersten Tagen nach dem Ablegen des materiellen Körpers erscheinen dem Geist des Verstorbenen optische und akustische Visionen, die ihn verängstigen können. Er ist sich der Situation seines Todes nicht bewusst, und deshalb obliegt es dem Führer durch
[...]
[1] W.Y. Wentz (Hrsg.): Das Tibetanische Totenbuch; Walter-Verlag AG Olten, 1990, Seite 151
[2] W.Y. Wentz a.a.O. S. 170
[3] W.Y. Wentz a.a.O. S. 172
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