Der Verstand ist die « faculté propre à l’homme par laquelle il peut penser » oder zu Deutsch « die menschliche Fähigkeit des analytischen Denkens bzw. des richtigen Erkennens und Beurteilen » . Diese Definitionen haben zunächst gemeinsam, dass sie beide dem Menschen die Fähigkeit des Denkens zuschreiben. Die Definition aus "Meyers großem Taschenlexikon" bestimmt im Vergleich zu der Definition aus dem "Petit Larousse" diese Fähigkeit noch etwas näher und beschreibt das Denken als ein analytisches und fügt hinzu, dass es zugleich auch die Fähigkeit des richtigen Erkennens und Beurteilen ist. Da wohl jeder Mensch einen mehr oder weniger gut ausgeprägten Verstand besitzt, scheint er also laut Definition die Möglichkeit zu haben, durch die Aufgliederung von Problemen oder Aussagen in ihre Einzelteile und durch logische Schlussfolgerungen, ihren Wahrheitsgehalt überprüfen und beurteilen zu können und somit eine vernünftige Lösung zu finden bzw. Entscheidung zu treffen. Nun kann man sich die Frage stellen, ob dies wirklich der Fall ist und der Mensch, allein durch seinen Verstand geleitet und unbeeinflusst von seinen Sinnen und Leidenschaften, in jeder Situation des Lebens vernünftig urteilen und entscheiden kann. Schon bei der aufmerksamen Beobachtung seines eigenen Verhaltens muss man misstrauisch werden und sich eingestehen, dass unser Verstand nur allzu oft durch unsere persönlichen Neigungen und von den Leidenschaften zu unvernünftigen Urteilen und Entschlüssen verleitet wird.
In der nun folgenden Arbeit möchte ich mich mit dem französischen Philosophen und Schriftsteller René Descartes und dem französischen Moralisten François de La Rochefoucauld beschäftigen, die auch schon dieser Frage nach der Rolle und Beeinflussbarkeit des Verstandes nachgegangen sind. Zunächst werde ich darauf eingehen, wie La Rochefoucauld den Verstand und die Leidenschaften in seinen Maximen und Reflexionen darstellt und werde in diesem Zusammenhang die Diskontinuität der Leidenschaften, die Funktion des amour-propre und die Dekonstruktion des Verstandes behandeln sowie den Verstand als Instrument der Affektenkontrolle prüfen. In einem zweiten Teil werde ich untersuchen welche Rolle der Verstand in der cartesianischen Philosophie einnimmt und die Methode vorstellen, anhand derer der Verstand angewendet werden soll. Auch hier werde ich den Verstand als Instrument der Affektenkontrolle prüfen und zu diesem Zweck auf die Trennung von Körper und Seele ...
Inhaltsverzeichnis
- A. Zur Einführung
- B. La raison und les passions bei La Rochefoucauld
- 1. Darstellung der Leidenschaften in den Maximen und Reflexionen
- 1.1 Diskontinuität der Leidenschaften
- 2. Darstellung des Verstandes in den Maximen
- 2.1 Funktion der amour-propre
- 2.2 Dekonstruktion des Verstandes
- 1. Darstellung der Leidenschaften in den Maximen und Reflexionen
- C. La raison und les passions bei Descartes
- 3. La raison als Universalinstrument - die Methode
- 4. Verstand als Instrument der Affektenkontrolle
- D. Vergleich der Rolle des Verstandes bei Descartes und La Rochefoucauld
- E. Schlussbetrachtung
- F. Literaturverzeichnis
- 1. Primärliteratur
- 2. Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle des Verstandes und der Leidenschaften in der Philosophie von René Descartes und der Moral von François de La Rochefoucauld. Ziel ist es, die unterschiedlichen Konzepte von Vernunft und Affekten bei beiden Denkern zu analysieren und zu vergleichen. Dabei werden die Dekonstruktion des Verstandes durch die Leidenschaften bei La Rochefoucauld und die Affektenkontrolle durch den Verstand bei Descartes im Mittelpunkt stehen.
- Die Rolle der Leidenschaften in der Philosophie von La Rochefoucauld
- Die Dekonstruktion des Verstandes durch die Leidenschaften
- Die Funktion des amour-propre in der Moral von La Rochefoucauld
- Die Rolle des Verstandes in der Philosophie von Descartes
- Die Affektenkontrolle durch den Verstand bei Descartes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentrale Frage nach der Rolle des Verstandes und seiner Beeinflussbarkeit durch die Leidenschaften. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die behandelten Themenbereiche.
Das zweite Kapitel widmet sich der Darstellung der Leidenschaften in den Maximen und Reflexionen von La Rochefoucauld. Es wird die Ambivalenz der Leidenschaften, ihre eigene Gesetzmäßigkeit und ihr Einfluss auf das menschliche Handeln beleuchtet. Die Funktion des amour-propre als treibende Kraft der Leidenschaften und die Dekonstruktion des Verstandes durch die Leidenschaften werden ebenfalls behandelt.
Das dritte Kapitel untersucht die Rolle des Verstandes in der cartesianischen Philosophie. Die Methode als Universalinstrument des Verstandes wird vorgestellt und die Affektenkontrolle durch den Verstand wird anhand der Trennung von Körper und Seele sowie der Entstehung und Definition der Leidenschaften bei Descartes analysiert.
Das vierte Kapitel vergleicht die Rolle des Verstandes bei Descartes und La Rochefoucauld. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Konzepten von Vernunft und Affekten herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Vernunft (La raison), die Leidenschaften (les passions), die Dekonstruktion des Verstandes, die Affektenkontrolle, die Philosophie von René Descartes, die Moral von François de La Rochefoucauld, die Funktion des amour-propre, die Methode und die Trennung von Körper und Seele.
- Quote paper
- Isabell Hedtrich (Author), 2009, La raison und les passions im Vergleich bei Descartes und La Rochefoucauld, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130624
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.