In der vorliegenden Arbeit wird das letzte chinesische Eisenbahnprojekt dargestellt,
dass zur Einheit des Streckensystems in China gefehlt hatte. Die Anbindung der
Autonomen Region Tibet war seit den 50er Jahren Vorhaben der Kommunistischen
Partei China (KPCh) und Tibet das einzige Gebiet, welches nicht mit der Hauptstadt
Beijing verbunden war.
Im Jahre 2006 gelang nach vierjährigen Bauarbeiten die Fertigstellung der
Eisenbahnlinie unter öffentlichem Interesse und Kritiknahme aus dem Ausland. Die
chinesische Berichterstattung über Finanzierung, Umweltverträglichkeit und Nutzung
des Zuges differenzierte stark von den tibetischen und den ausländischen Nachrichten.
Die territoriale Anbindung Tibets an die Volksrepublik (VRCh) durch direkten
Schienenanschluss besitzt Auswirkungen auf viele Bereiche. Im Rahmen dieser
Untersuchung werde ich den Fokus auf den Ertrag der Bahn im (geo-)politischen und
wirtschaftlichen Bereich richten. Dazu gehören in erster Linie die politischen Vorteile,
die sich für die KPCh ergeben, unter deren Finanzierung das Projekt verwirklicht
wurde. Der ökonomische Gewinn der Zugstrecke wird in Hinblick auf das
Transportsystem Chinas und dessen Effizienz überprüft.
Die Konflikte zwischen Tibetern und chinesischen Siedlern in Lhasa, die im März
dieses Jahres begannen, machten die Einreise zur Forschungsarbeit vor Ort und Fahrt
mit der Qingzang-Bahn unmöglich. Kurz nach den Ausschreitungen
innerhalb der Bevölkerung wurde von der chinesischen Regierung keine Art von Visa
mehr vergeben und die im Autonomen Gebiet Tibet (Tibet Autonomous Region, TAR)
lebenden Ausländer verwies man des Landes. Durch dieses Ereignis konnten die für
diese Untersuchung geplanten Interviews mit chinesichen Siedlern und tibetischen
Einwohnern nicht stattfinden. Um trotzdem den Aspekt der Bevölkerungsstimmen zu
integrieren, ist das Interview mit Geshe Tsondue Gyatso, einem tibetischen Exilmönch,
am Ende der Arbeit beigefügt.
Umfassende Publikationen zum Bau der Qingzang-Bahn liegen bisher nicht vor. Der
Einblick in Archivmaterial hat sich nach dem Einreiseverbot in die TAR seit April 2008
und den Visumbeschränkungen auch für China in diesem Zuge als ausgeschlossen
herausgestellt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Historischer Abriss:
- 1. Geschichte des chinesischen Eisenbahnbaus
- 2. Eingliederung der Strecke Golmud-Lhasa
- 3. Weitere Streckenplanungen
- III. Projektvorstellungen:
- 1. Geopolitik
- 2. Großprojektstatus
- IV. Ertrag des Zuges:
- 1. Politische Vorteile
- 2. Wirtschaftlicher Ertrag
- 3. Transport
- V. Der Zug:
- 1. Technische Besonderheiten
- 2. Involvierte Unternehmen
- 3. Umweltfaktor
- VI. Nutzung des Zuges:
- 1. Tourismus
- 2. Militär
- 3. Handelstransport
- VII. Auswirkungen:
- 1. Gefahren für das Ökosystem
- 2. Bevölkerung
- 3. Bildungspolitische Folgen
- VIII. Der Sino-Tibet-Konflikt:
- 1. Geschichte
- 2. Nationalismus
- 3. Der Status Tibets
- 4. Interventionen und UN und EU
- IX. Politische Maßnahmen:
- 1. Pekings-Tibet-Politik
- 2. Minderheitenpolitik
- 3. Menschenrechte
- 4. “Umerziehungskampagnen"
- X. Stimmen der Bevölkerung:
- 1. Interview
- XI. Fazit
- XII. Kartenanhang
- XIII. Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit der Errichtung der Eisenbahnstrecke von Golmud nach Lhasa und deren Auswirkungen auf Tibet. Die Arbeit analysiert die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Projekts, die sich aus der Anbindung Tibets an das chinesische Eisenbahnnetz ergibt. Die Arbeit untersucht die politischen Vorteile, die sich für die Kommunistische Partei China (KPCh) durch die Realisierung des Projekts ergeben, sowie den ökonomischen Gewinn der Zugstrecke im Hinblick auf das Transportsystem Chinas und dessen Effizienz.
- Politische Vorteile der Eisenbahnstrecke für die KPCh
- Wirtschaftlicher Ertrag der Zugstrecke
- Auswirkungen auf das Transportsystem Chinas
- Geopolitische Bedeutung der Anbindung Tibets
- Konflikte zwischen Tibetern und chinesischen Siedlern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Projekt der Qingzang-Bahn als das letzte fehlende Glied im chinesischen Eisenbahnnetz vor und erläutert die historische Bedeutung der Anbindung Tibets an die Volksrepublik China. Die Arbeit fokussiert sich auf den Ertrag der Bahn im (geo-)politischen und wirtschaftlichen Bereich, wobei die politischen Vorteile für die KPCh und der ökonomische Gewinn der Zugstrecke im Vordergrund stehen.
Kapitel II beleuchtet die Geschichte des chinesischen Eisenbahnbaus und die Eingliederung der Strecke Golmud-Lhasa in das nationale Eisenbahnnetz. Es werden auch weitere Streckenplanungen in Tibet und die Bedeutung der Anbindung Tibets für die chinesische Regierung dargestellt.
Kapitel III befasst sich mit den Projektvorstellungen der Qingzang-Bahn, insbesondere mit der geopolitischen Bedeutung und dem Status des Projekts als Großprojekt. Es werden die strategischen Ziele der chinesischen Regierung im Hinblick auf die Anbindung Tibets und die Stärkung der chinesischen Präsenz in der Region erläutert.
Kapitel IV analysiert den Ertrag der Qingzang-Bahn, wobei die politischen Vorteile für die KPCh, der wirtschaftliche Ertrag und die Auswirkungen auf das Transportsystem Chinas im Vordergrund stehen. Es werden die Vorteile der Bahn für die chinesische Regierung, die wirtschaftliche Entwicklung Tibets und die Verbesserung der Infrastruktur in der Region dargestellt.
Kapitel V beschreibt die technischen Besonderheiten der Qingzang-Bahn, die involvierten Unternehmen und den Umweltfaktor. Es werden die Herausforderungen des Baus der Bahn in der hochgelegenen und dünn besiedelten Region Tibets sowie die ökologischen Auswirkungen des Projekts beleuchtet.
Kapitel VI untersucht die Nutzung der Qingzang-Bahn, insbesondere im Hinblick auf den Tourismus, das Militär und den Handelstransport. Es werden die Möglichkeiten der Bahn für die Entwicklung des Tourismus in Tibet, die strategische Bedeutung für das Militär und die Verbesserung der Handelsbeziehungen zwischen Tibet und China dargestellt.
Kapitel VII befasst sich mit den Auswirkungen der Qingzang-Bahn auf das Ökosystem, die Bevölkerung und die Bildungspolitik in Tibet. Es werden die Gefahren für die Umwelt, die Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der tibetischen Bevölkerung und die Rolle der Bahn für die Entwicklung des Bildungssystems in Tibet analysiert.
Kapitel VIII beleuchtet den Sino-Tibet-Konflikt, wobei die Geschichte des Konflikts, der Nationalismus, der Status Tibets und die Interventionen der UN und EU im Vordergrund stehen. Es werden die historischen Wurzeln des Konflikts, die Rolle des Nationalismus in Tibet und China sowie die internationalen Bemühungen zur Lösung des Konflikts dargestellt.
Kapitel IX analysiert die politische Maßnahmen der chinesischen Regierung in Tibet, insbesondere die Pekings-Tibet-Politik, die Minderheitenpolitik, die Menschenrechte und die “Umerziehungskampagnen". Es werden die politischen Strategien der chinesischen Regierung zur Integration Tibets in China und zur Unterdrückung des tibetischen Widerstandes dargestellt.
Kapitel X befasst sich mit den Stimmen der Bevölkerung, wobei ein Interview mit Geshe Tsondue Gyatso, einem tibetischen Exilmönch, beigefügt ist. Es werden die Perspektiven der tibetischen Bevölkerung auf die Qingzang-Bahn und die Auswirkungen des Projekts auf ihr Leben dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Qingzang-Bahn, den Eisenbahnbau in China, die Anbindung Tibets, die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Projekts, die Auswirkungen auf das Ökosystem, die Bevölkerung und die Bildungspolitik in Tibet, der Sino-Tibet-Konflikt, die Pekings-Tibet-Politik, die Minderheitenpolitik, die Menschenrechte und die “Umerziehungskampagnen".
- Arbeit zitieren
- Jana Richter (Autor:in), 2008, Die Qingzang-Bahn. Wirtschaftlicher Ertrag und geopolitische Vorteile des Bahnbaus von Golmud nach Tibet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130608
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