Am 09.11.2021 trat der vom Gemeinsamen Bundesausschuss gefasste Beschluss, die pränatale Diagnostik mittels NIPT in die Mutterschafts-Richtlinien aufzunehmen, in Kraft. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Aufnahme des NIPT in die Mutterschafts-Richtlinien auf die Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom in der deutschen Bevölkerung haben könnte. Dazu wird zunächst der Ist-Zustand sowie beeinflussende Faktoren für die Inzidenz dargestellt. Anschließend werden vergleichbare Meilensteine in der Pränataldiagnostik und deren Auswirkungen auf die Inzidenz betrachtet, um daraus eine Prognose abzuleiten.
Das durchschnittliche Alter von Müttern zum Zeitpunkt der Geburt eines Kindes steigt in Europa seit vielen Jahren beständig. Dieser Trend führte zu einem Anstieg von Schwangerschaften mit Feten mit Trisomie 21 bzw. dem Down-Syndrom. Die immer stärkere Verbreitung pränataler Screeningmethoden und eine gesteigerte Erkennungsrate führten zu einer gestiegenen Anzahl von Schwangerschaftsabbrüchen dieser Feten. Beide Entwicklungen wirken sich entgegen und resultieren in einer europaweit gleichbleibenden Inzidenz von Menschen mit dem Down-Syndrom. Seit 2012 existiert ein nicht-invasiver pränataler Bluttest auf dem Markt, der hochpräzise Vorhersagen über das Vorliegen einer Trisomie 21 beim Fetus treffen kann und über eine deutlich erhöhte Testgüte im Vergleich zu anderen nicht- invasiven Testverfahren verfügt. Sollte der NIPT in die Mutterschafts-Richtlinien aufgenommen werden, befürchteten die Abgeordneten des Deutschen Bundestags einen Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen bei Feten mit Down-Syndrom. Die Mutterschafts-Richtlinien regeln die ärztliche Betreuung von gesetzlich versicherten Bürgern und müssen von an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzten und deren Vertretern gekannt und beachtet werden. Eine Aufnahme des NIPT hätte zur Folge, dass die Verfügbarkeit des Tests unter deutschen Schwangeren abrupt steigen würde, da dessen Kosten daraufhin unter bestimmten Bedingungen durch die gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden würden.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgangssituation
- Ist-Zustand der Inzidenz und beeinflussende Faktoren
- Historische Meilensteine der Pränataldiagnostik
- Aufnahme der pränatalen Diagnostik in den Leistungskatalog der GKV
- Aufkommen neuer Screeningmethoden
- Prognose für die Inzidenzentwicklung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen der Aufnahme des NIPT in die Mutterschafts-Richtlinien auf die Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom in Deutschland. Die Analyse konzentriert sich auf die aktuelle Inzidenz, die relevanten Einflussfaktoren und vergleichbare Meilensteine in der Pränataldiagnostik, um daraus eine Prognose für die zukünftige Entwicklung der Inzidenz abzuleiten.
- Der Ist-Zustand der Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom in Deutschland
- Einflussfaktoren wie mütterliches Alter und die Verbreitung pränataler Untersuchungen
- Historische Meilensteine in der Pränataldiagnostik und deren Auswirkungen auf die Inzidenz
- Prognose für die zukünftige Entwicklung der Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom
- Die Rolle des NIPT in der pränatalen Diagnostik und seine potenziellen Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Ausgangssituation: Dieses Kapitel beleuchtet den steigenden Trend des mütterlichen Alters bei der Geburt und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Inzidenz von Schwangerschaften mit Trisomie 21. Es wird die Bedeutung von pränatalen Screeningmethoden und deren Einfluss auf die Anzahl von Schwangerschaftsabbrüchen nach positiver Diagnose diskutiert. Die Einführung des NIPT und die damit verbundenen Erwartungen auf einen möglichen Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen werden ebenfalls angesprochen.
- Ist-Zustand der Inzidenz und beeinflussende Faktoren: Dieses Kapitel analysiert die aktuelle Situation der Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom in Deutschland und identifiziert die wichtigsten Einflussfaktoren, wie mütterliches Alter und die Verfügbarkeit sowie Nutzung pränataler Tests. Es werden Daten zum mütterlichen Alter bei der Geburt und zur Häufigkeit von Trisomie-21-Schwangerschaften in Deutschland vorgestellt, sowie die Bedeutung des EUROCAT-Registers für die Erhebung pränataler Daten erläutert.
- Historische Meilensteine der Pränataldiagnostik: In diesem Kapitel werden die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte der pränatalen Diagnostik beleuchtet. Die Aufnahme der pränatalen Diagnostik in den Leistungskatalog der GKV und die Einführung neuer Screeningmethoden wie dem NIPT werden genauer betrachtet. Die Auswirkungen dieser Meilensteine auf die Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom werden ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom in Deutschland, die Auswirkungen des NIPT auf diese Inzidenz, die Rolle des mütterlichen Alters und die Verbreitung pränataler Diagnostik. Darüber hinaus werden wichtige Begriffe wie Trisomie 21, Pränataldiagnostik, NIPT, Mutterschafts-Richtlinien, EUROCAT-Register, Sensitivität und Spezifität von Tests, und Schwangerschaftsabbruch diskutiert.
- Quote paper
- Jannik Hehemann (Author), 2022, Auswirkungen des NIPT auf die Inzidenz von Menschen mit Down-Syndrom, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1303750