Aufgrund ihrer großen Wachstumspotentiale sind Schwellenländer ein wichtiger Bestandteil im internationalen Portfoliomanagement geworden. Eine große Gefahr bei Investitionen in Schwellenländern resultiert dabei aber aus den Rahmenbedingungen, welche durch politische Instabilität, starke Währungsturbulenzen sowie einer sehr hohen Auslandsverschuldung gekennzeichnet sind.
Im Falle der Zahlungsunfähigkeit eines Staates und somit der Einstellung des Auslandsschuldendienstes belasten zwar kurzfristig die Zins- und Tilgungszahlungen den Staatshaushalt nicht, schwerwiegend sind aber der Ausschluss vom internationalen Kapitalmarkt, die Störung des Außenhandels sowie immense Produktions- und Wachstumseinbußen . Die Besonderheit an der Situation der Auslandsverschuldung ist, dass die Rechtsdurchsetzung internationaler Schuldverträge kompliziert und ein Mangel an Sicherheiten charakteristisch ist. Die Häufigkeit von Schuldenkrisen im letzten Jahrzehnt (Asien 1997, Russland 1998, Brasilien 1999, Ecuador 1999, Argentinien 2002 und Island 2008) zeigt, dass eine Vielzahl von Ländern nicht in der Lage war und ist, ihre öffentlichen und privaten Schulden vollständig zu tilgen.
Umschuldungsverfahren sind im Vergleich zu Schuldenrestrukturierungen in den 80er Jahren deutlich erschwert worden. Die Struktur der Finanzflüsse und Kredite, die in Schwellenländer fließen, hat sich verändert, denn öffentliche Kredite bzw. traditionelle Bankkredite wurden weitgehend durch Obligationen und ausländische Direkt- und Portfolioinvestitionen abgelöst. Die Vielfalt von Derivaten, Hedge-Fonds und Vulture-Fonds gestaltet die Gläubigersituation völlig unübersichtlich. Die Vielzahl der Privatanleger bildet zudem eine vollkommen uneinheitliche Gruppe.
Die Analyse von Instrumenten und Strategien für eine geregelte, schnelle und kostengünstige Umstrukturierung der Auslandsschulden zur zeitnahen Wiedergewinnung einer wirtschaftspolitischen Stabilität bildet somit den Kernpunkt dieser Arbeit. Dabei soll die Frage erläutert werden, ob eine rein marktbasierte Lösung sinnvoll ist oder die Schaffung von Rahmenbedingungen durch eine supranationale Instanz eine effiziente und zeitnahe Schuldenrestrukturierung fördern kann. Im Fokus soll dabei das Schuldenmanagement des privaten Sektors stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakteristika und Finanzintegration von emerging markets
- Charakteristika von emerging markets
- Begriffserklärung und Kennzeichen von emerging markets
- Länderrisiko von emerging markets
- Finanzintegration der emerging markets
- Globalisierung und Liberalisierung der Finanzmärkte
- Potentiale und Gefahren des liberalisierten Kapitalverkehrs
- Arten der Kapitalzuflüsse in emerging markets
- Charakteristika von emerging markets
- Internationale staatliche Verschuldung
- Umschuldungsregimes
- Die Rolle der öffentlichen Kreditgeber
- Die Rolle privater Kreditgeber
- Moral Hazard und Fehlanreize in Verschuldungskrisen
- Moral Hazard auf internationaler Ebene
- Overborrowing Effekte bei Banken und Ländern
- Debt laffer curve und Staatsverschuldung
- Potentielle Gefahren bei Umschuldungen
- Souveränität staatlicher Schuldner
- Heterogenität staatlicher Schulden
- Kollektive Handlungsprobleme durch private Gläubiger
- Rush to the exit
- Rogue Creditors, Free Rider und Holdout Creditors
- Rush to the courthouse
- Umschuldungsregimes
- Umschuldungsprozess und Restrukturierungsvorschläge
- Rahmenbedingungen der Umschuldung
- Anreize der Schuldenrückzahlung und Sanktionsmöglichkeiten
- Bestimmung der Schuldentragfähigkeit
- Einordnung von heterogenen Forderungen
- Finanzierung der Umschuldung
- Diskussion bisheriger Lösungsansätze
- Collective Action Clauses - CAC
- Code of Conduct
- Private Sector Involvement
- Internationale Insolvenzrechtsverfahren - SDRM
- Zwischenfazit
- Rahmenbedingungen der Umschuldung
- Analyse der Umschuldungsaktion Argentiniens
- Rekordumschuldung Argentiniens
- Argentiniens Default
- Das Umschuldungsangebot
- Argentinien - Ein riskanter Präzedenzfall?
- Kritische Betrachtung der Umschuldung
- Mängel im Umgang mit einem „,rogue debtor"
- Folgen auf nationaler sowie auf internationaler Basis
- Rekordumschuldung Argentiniens
- Fazit und Politikempfehlungen zur Optimierung von Umschuldungsprozessen in Schwellenländern
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Problematik internationaler staatlicher Verschuldung und der Gestaltung von Umschuldungsprozessen in Schwellenländern. Am Beispiel Argentiniens wird die Komplexität dieser Prozesse analysiert und die Herausforderungen für die beteiligten Akteure beleuchtet. Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen und Folgen von Verschuldungskrisen in Schwellenländern zu verstehen und Lösungsansätze für eine effiziente und gerechte Restrukturierung von Staatsverschuldung zu entwickeln.
- Charakteristika und Finanzintegration von Schwellenländern
- Internationale staatliche Verschuldung und ihre Folgen
- Umschuldungsregimes und Lösungsansätze
- Analyse der Argentinien-Krise und ihrer Auswirkungen
- Politikempfehlungen zur Optimierung von Umschuldungsprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der internationalen staatlichen Verschuldung und die Gestaltung von Umschuldungsprozessen in Schwellenländern ein. Sie erläutert die Relevanz des Themas und stellt die Forschungsfrage sowie die methodische Vorgehensweise der Arbeit dar.
Kapitel 2 beleuchtet die Charakteristika und die Finanzintegration von Schwellenländern. Es werden die spezifischen Merkmale dieser Ländergruppe, wie z.B. hohe Wachstumsraten, politische Instabilität und ein hohes Länderrisiko, analysiert. Zudem wird die Rolle der Globalisierung und der Liberalisierung der Finanzmärkte für die Finanzintegration von Schwellenländern untersucht.
Kapitel 3 befasst sich mit der internationalen staatlichen Verschuldung. Es werden die verschiedenen Formen der Verschuldung, die Rolle der öffentlichen und privaten Kreditgeber sowie die Ursachen und Folgen von Verschuldungskrisen analysiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Problemen des Moral Hazard und der Fehlanreize, die mit der internationalen Verschuldung verbunden sind.
Kapitel 4 untersucht den Umschuldungsprozess und die verschiedenen Lösungsansätze für die Restrukturierung von Staatsverschuldung. Es werden die Rahmenbedingungen der Umschuldung, die Anreize der Schuldenrückzahlung und die Sanktionsmöglichkeiten sowie die verschiedenen Restrukturierungsmodelle, wie z.B. Collective Action Clauses, Code of Conduct und Private Sector Involvement, diskutiert.
Kapitel 5 analysiert die Umschuldungsaktion Argentiniens im Detail. Es werden die Ursachen für den Argentinien-Default, die Bedingungen des Umschuldungsangebots und die Folgen der Restrukturierung für Argentinien und die internationale Finanzordnung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die internationale staatliche Verschuldung, Umschuldungsprozesse, Schwellenländer, Argentinien, Moral Hazard, Debt laffer curve, Collective Action Clauses, Code of Conduct, Private Sector Involvement, Default, Restrukturierung, Finanzintegration, Globalisierung, Länderrisiko, Finanzmärkte, Kapitalverkehr, öffentliche Kreditgeber, private Kreditgeber, Souveränität, Heterogenität, Kollektive Handlungsprobleme, Rush to the exit, Rogue Creditors, Free Rider, Holdout Creditors, Rush to the courthouse.
- Quote paper
- Iris Kuckelberg (Author), 2009, Die Problematik internationaler staatlicher Verschuldung und die Gestaltung von Umschuldungsprozessen in Schwellenländern am Beispiel von Argentinien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130337