Thomas von Aquin wollte der Theologie den Charakter einer Wissenschaft geben und unternahm den Versuch einer neuen Grundlegung der christlichen Philosophie und Theologie. Zur Klärung der Glaubensgeheimnisse wird dabei die natürliche Vernunft herangezogen, insbesondere das philosophische Denken des Aristoteles. Thomas erlebte in seiner Zeit Gegensätze zwischen den Anhängern des Augustinus, der das Prinzip des menschlichen Glaubens betont, und den Anhängern Aristoteles, der von der Erfahrungswelt und der darauf aufbauenden Erkenntnis ausgeht. Thomas stellt die Frage nach einer möglichen Synthese von Philosophie und christlicher Heilsgeschichte, indem er aufzeigen will, dass sich beide Lehren nicht widersprechen, sondern ergänzen können. Einiges kann nach Thomas nur durch Glauben und Offenbarung erklärt werden, anderes nur durch Vernunft. Die Philosophie dient zur Untermauerung der christlichen Glaubenspräambeln.
Thema dieser Arbeit sind die Ausführungen des Scholastikers zum Gesetz vor dem Hintergrund, inwieweit seine Thesen philosophisch gewertet werden können. Einleitend wird der Umfang des Schaffens von Thomas skizziert und der Lex-Traktat in sein Gesamtwerk eingeordnet. In den folgenden Abschnitten wird das thomistische Gesetz analysiert, im Rahmen dieser Arbeit insbesondere mit Blick auf grundsätzliche Thesen. Dazu habe ich mich in erster Linie auf den Primärtext bezogen, übersetzt von Josef F. Groner. Sekundär waren die Interpretationen von Wolfgang Kluxen und Stefan Lippert sehr aufschlussreich. Anthony Kenny und Michael Wittmann lieferten ergänzende Kenntnisse zur thomistischen Ethik und zur Rezeption antiker Quellen.
Das göttliche Gesetz wird in der vorliegenden Arbeit nur am Rande behandelt, da es als theologischer Sonderfall bezeichnet werden kann. In dieser Arbeit ist das ewige Gesetz als metaphysischer Überbau von Bedeutung und die Ableitung des menschlichen Gesetzes aus dem natürlichen Gesetz. Die Arbeit schließt mit einem Resümee in dem dargelegt werden soll, inwieweit dieses theologische Konstrukt vom Gesetz philosophisch relevant sein kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Werke und Einordnung des Lex-Traktates
- Das Gesetz
- Das ewige Gesetz (lex aeterna)
- Das natürliche Gesetz (lex naturalis)
- Theoretische und praktische Vernunft
- Natürliche Neigungen
- Das menschliche Gesetz (lex humana)
- Der Bezug zum Gemeinwohl
- Der Gesetzgeber
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Thomas von Aquins Ausführungen zum Gesetz im Lex-Traktat, insbesondere dessen philosophische Relevanz. Sie analysiert das thomistische Verständnis von Gesetz, beleuchtet dessen philosophische Grundlagen und ordnet den Lex-Traktat in das Gesamtwerk des Thomas ein. Der Fokus liegt auf der systematischen Einbettung der thomistischen Gesetzeslehre und ihrer Beziehung zu anderen philosophischen und theologischen Konzepten.
- Philosophische Bewertung des Lex-Traktats
- Analyse des thomistischen Gesetzesbegriffs
- Einordnung des Lex-Traktats in Thomas' Gesamtwerk
- Beziehung zwischen natürlichem und menschlichem Gesetz
- Synthese von Philosophie und christlicher Heilsgeschichte bei Thomas von Aquin
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert Thomas von Aquins Anliegen, der Theologie den Charakter einer Wissenschaft zu verleihen und eine neue Grundlegung der christlichen Philosophie und Theologie zu schaffen. Sie beschreibt den Kontext seiner Arbeit, der durch den Gegensatz zwischen Augustinianern und Anhängern des Aristoteles geprägt war, und formuliert die Forschungsfrage nach der philosophischen Wertung von Thomas' Thesen zum Gesetz. Die methodische Vorgehensweise, die auf den Primärtext und ausgewählte Sekundärliteratur zurückgreift, wird ebenfalls erläutert.
Werke und Einordnung des Lex-Traktates: Dieses Kapitel beschreibt Thomas von Aquins umfangreiches Werk, insbesondere die beiden Hauptwerke "Summa contra Gentiles" und "Summa Theologiae". Es erläutert den Entstehungskontext im Kontext des Dominikanerordens und beleuchtet den spezifischen Charakter beider Summen. Die "Summa contra Gentiles" wird als Versuch dargestellt, die Wahrheit des christlichen Glaubens rational zu verteidigen, während die "Summa Theologiae", in der sich der Lex-Traktat befindet, als Handbuch der Theologie konzipiert war, das den christlichen Glauben systematisch darstellt. Der Kapitel beschreibt die Struktur der Summa Theologiae und ihren Bezug zum Neuplatonismus.
Das Gesetz: Dieses Kapitel analysiert Thomas von Aquins Theorie des Gesetzes, beginnend mit dem ewigen Gesetz als metaphysischer Grundlage. Es untersucht das natürliche Gesetz als Ausdruck der menschlichen Vernunft und der natürlichen Neigungen und erläutert das menschliche Gesetz als dessen konkrete Ausgestaltung im gesellschaftlichen Kontext, unter besonderer Berücksichtigung des Gemeinwohls und des Gesetzgebers. Die verschiedenen Ebenen des Gesetzes werden detailliert dargestellt und in ihrem Zusammenhang erläutert.
Schlüsselwörter
Thomas von Aquin, Lex-Traktat, Summa Theologiae, Naturgesetz, Menschliches Gesetz, Ethische Philosophie, Scholastik, Aristoteles, Theologie, Vernunft, Glaube, Gemeinwohl, Gesetzgeber.
Häufig gestellte Fragen zum Lex-Traktat von Thomas von Aquin
Was ist der Inhalt des vorliegenden Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über den Lex-Traktat von Thomas von Aquin. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte der Arbeit, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und abschließend die wichtigsten Schlüsselwörter.
Welche Themen werden im Lex-Traktat behandelt?
Der Lex-Traktat befasst sich hauptsächlich mit Thomas von Aquins Theorie des Gesetzes. Dies beinhaltet die Erörterung des ewigen Gesetzes (lex aeterna), des natürlichen Gesetzes (lex naturalis) mit seinen Aspekten der theoretischen und praktischen Vernunft sowie der natürlichen Neigungen, und des menschlichen Gesetzes (lex humana) mit seiner Beziehung zum Gemeinwohl und dem Gesetzgeber.
Welche Zielsetzung verfolgt die vorliegende Arbeit?
Die Arbeit untersucht Thomas von Aquins Ausführungen zum Gesetz im Lex-Traktat, insbesondere dessen philosophische Relevanz. Sie analysiert das thomistische Verständnis von Gesetz, beleuchtet dessen philosophische Grundlagen und ordnet den Lex-Traktat in das Gesamtwerk des Thomas ein. Der Fokus liegt auf der systematischen Einbettung der thomistischen Gesetzeslehre und ihrer Beziehung zu anderen philosophischen und theologischen Konzepten.
Wie ist der Lex-Traktat in Thomas von Aquins Gesamtwerk einzuordnen?
Der Lex-Traktat ist Teil der "Summa Theologiae", einem umfassenden Handbuch der Theologie von Thomas von Aquin. Die Arbeit ordnet den Lex-Traktat in den Kontext von Thomas' Gesamtwerk ein, insbesondere in Bezug auf die "Summa contra Gentiles", und beleuchtet den Entstehungskontext im Dominikanerorden und die Beziehung zum Neuplatonismus.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Lex-Traktats zentral?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind: Thomas von Aquin, Lex-Traktat, Summa Theologiae, Naturgesetz, Menschliches Gesetz, Ethische Philosophie, Scholastik, Aristoteles, Theologie, Vernunft, Glaube, Gemeinwohl, Gesetzgeber.
Wie ist die Struktur des Dokuments aufgebaut?
Das Dokument ist strukturiert in Einleitung, Inhaltsverzeichnis, Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Die Kapitelzusammenfassungen geben einen detaillierten Überblick über den Inhalt der einzelnen Abschnitte des Lex-Traktats.
Welche methodische Vorgehensweise wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit basiert auf der Analyse des Primärtextes (des Lex-Traktats) und ausgewählter Sekundärliteratur. Die Einleitung beschreibt die methodische Vorgehensweise im Detail.
Was ist das Verhältnis zwischen natürlichem und menschlichem Gesetz nach Thomas von Aquin?
Der Lex-Traktat erläutert das menschliche Gesetz als konkrete Ausgestaltung des natürlichen Gesetzes im gesellschaftlichen Kontext. Das natürliche Gesetz wird als Ausdruck der menschlichen Vernunft und der natürlichen Neigungen verstanden, während das menschliche Gesetz dessen konkrete Anwendung im Gemeinwohl darstellt.
Welche philosophische Relevanz hat der Lex-Traktat?
Die Arbeit untersucht die philosophische Relevanz des Lex-Traktats, indem sie Thomas von Aquins Theorie des Gesetzes analysiert und in den Kontext seiner philosophischen und theologischen Konzepte einbettet. Die philosophische Bewertung des Lex-Traktats steht im Zentrum der Untersuchung.
Welche Beziehung besteht zwischen Philosophie und christlicher Heilsgeschichte im Denken Thomas von Aquins?
Die Arbeit beleuchtet die Synthese von Philosophie und christlicher Heilsgeschichte im Denken Thomas von Aquins, wie sie sich im Lex-Traktat und seinem Gesamtwerk zeigt.
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- Dani Narjes (Author), 2007, Thomas von Aquin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130326