Paulina Salas lebt in Ariel Dorfmans Drama „La muerte y la doncella“ mit ihrem Mann, dem Anwalt Gerardo Escobar, zurückgezogen in einem Haus an der Küste Chiles. Aufgrund ihrer zweimonatigen Gefangenschaft vor fünfzehn Jahren, bei der die einstige Diktaturgegnerin von Anhängern der Regierung gefoltert und vergewaltigt wurde, ist Paulina traumatisiert und wird von tiefen Ängsten geplagt. Als eines Nachts der Arzt Roberto Miranda zu Besuch in das Haus kommt, glaubt sie in ihm einen ihrer damaligen Peiniger zu erkennen und sinnt auf Rache. Ihr gelingt es, Roberto, der allerdings vehement bestreitet jener Folterer zu sein, in ihre Gewalt zu bringen und ihm unter Androhung des Todes ein Geständnis abzuringen. Bis zum Ende des Stückes bleibt offen, ob Roberto tatsächlich der Täter war und ob Paulina ihn letztendlich tötet oder doch verschont.
Paulina spielt aufgrund ihrer tragischen Vergangenheit und dem großen Wunsch nach Vergeltung, den sie schließlich auch in die Tat umsetzt, zwei Rollen; nämlich die des Opfers und die des Täters. Das Besondere der Figur Paulina ist also, dass sie “als Frau und als Opfer eine aktive Rolle“ einnimmt und so gleichzeitig auch als Täterin auftreten kann.
Mit Hilfe von Manfred Pfisters Charakterisierungsmodell soll die Figur der Paulina Salas nun analysiert und der jeweiligen Rolle zugeordnet werden. Da es sich bei Paulina jedoch um einen sehr komplexen Charakter handelt, lassen sich Opfer- und Täterrolle nicht immer klar voneinander abtrennen, sondern überlagern sich teilweise.
Abschließend soll die Auffassung des Rezipienten bezüglich Paulinas Rolle in die Analyse mit einfließen. Es wird dabei vor allem zu klären sein, wie der Zuschauer bzw. Leser Paulinas Rolle nach dem Ausgang des Stückes beurteilen könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Analyse der Paulina Salas bezüglich ihrer Opferrolle
- 2.1 Ängstlichkeit und Misstrauen als Indiz für die Opferrolle
- 2.2 Unterwürfigkeit gegenüber Gerardo als Ausdruck ihrer Opferrolle
- 2.3 Die Unmöglichkeit des Vergessens als Auslöser der Opferrolle
- 3 Analyse der Paulina Salas bezüglich ihrer Täterrolle
- 3.1 Der Wandel vom Opfer zur Täterin
- 3.2 Wahnsinn und Verrücktheit als Begleiterscheinung der Täterrolle
- 3.3 Macht und Überlegenheit als Ausdrucksform der Täterrolle
- 4 Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die komplexe Figur der Paulina Salas in Ariel Dorfmans Drama „La muerte y la doncella“. Ziel ist es, mit Hilfe von Manfred Pfisters Charakterisierungsmodell Paulinas Rolle als Opfer und Täterin zu untersuchen und die Überschneidung beider Rollen zu beleuchten. Die Rezeption des Stücks und die Beurteilung der Figur durch den Zuschauer werden ebenfalls berücksichtigt.
- Die Opferrolle Paulinas: Ihre Ängstlichkeit, ihr Misstrauen und ihre Unterwürfigkeit gegenüber Gerardo.
- Der Wandel von der Opfer- zur Täterrolle: Paulinas Racheakt und ihre aktive Rolle im Drama.
- Die Ambivalenz der Figur: Die Überlagerung von Opfer- und Täterrolle und die damit verbundene Komplexität.
- Die Rezeption der Figur: Die Beurteilung Paulinas durch den Zuschauer im Kontext des Stücks.
- Die Darstellung von Trauma und Gerechtigkeit im Drama.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Fragestellung vor: die Analyse der ambivalenten Rolle der Paulina Salas als Opfer und Täterin in Ariel Dorfmans „La muerte y la doncella“. Sie skizziert die methodische Vorgehensweise mit dem Fokus auf Manfred Pfisters Charakterisierungsmodell und kündigt die Einbeziehung der Rezipientenperspektive an. Die Einleitung betont die Komplexität der Figur und die Überlagerung von Opfer- und Täterrolle, die eine eindeutige Zuordnung erschweren.
2 Analyse der Paulina Salas bezüglich ihrer Opferrolle: Dieses Kapitel untersucht Paulinas Opferrolle anhand verschiedener Aspekte. Die räumliche Isolation des Hauses symbolisiert ihre Angst und ihr Misstrauen gegenüber der Außenwelt. Paulinas ängstliches und misstrauisches Verhalten, insbesondere ihr unmittelbarer Griff zur Waffe beim Geräusch eines Autos, wird als implizite Selbstcharakterisierung interpretiert. Die Unterwürfigkeit gegenüber Gerardo, die durch Gerados abwertende Anrede deutlich wird, wird als weiterer Aspekt ihrer Opferrolle analysiert. Gerardos Behandlung Paulinas als hilfloses Wesen unterstreicht ihre Abhängigkeit und Ohnmacht.
Schlüsselwörter
La muerte y la doncella, Ariel Dorfman, Paulina Salas, Opferrolle, Täterrolle, Manfred Pfister, Charakterisierungsmodell, Trauma, Rache, Gerechtigkeit, Ambivalenz, Rezeption.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "La muerte y la doncella" - Analyse der Figur Paulina Salas
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die komplexe und ambivalente Rolle der Paulina Salas in Ariel Dorfmans Drama „La muerte y la doncella“. Der Fokus liegt darauf, Paulinas Position als sowohl Opfer als auch Täterin zu untersuchen und die Überschneidung dieser beiden Rollen zu beleuchten. Die Rezeption des Stücks und die Beurteilung der Figur durch den Zuschauer werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Methode wird verwendet?
Die Analyse stützt sich auf Manfred Pfisters Charakterisierungsmodell, um Paulinas Rolle als Opfer und Täterin zu untersuchen. Die Arbeit betrachtet explizite und implizite Selbstcharakterisierungen der Figur, um ihre komplexe Persönlichkeit zu verstehen.
Welche Aspekte der Opferrolle von Paulina Salas werden behandelt?
Die Analyse untersucht Paulinas Ängstlichkeit, ihr Misstrauen und ihre Unterwürfigkeit gegenüber Gerardo. Ihre räumliche Isolation, ihr ängstliches Verhalten und Gerados abwertende Behandlung werden als Indizien für ihre Opferrolle interpretiert.
Wie wird der Wandel von der Opfer- zur Täterrolle dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet Paulinas Racheakt als zentralen Punkt ihres Wandels von der Opfer- zur Täterrolle. Dieser Wandel wird im Kontext ihres Traumas und ihrer aktiven Rolle im Drama analysiert.
Welche Aspekte der Täterrolle von Paulina Salas werden behandelt?
Die Analyse betrachtet Paulinas Macht und Überlegenheit im Kontext ihrer Rachehandlungen. Auch die damit verbundenen Aspekte von Wahnsinn und Verrücktheit werden untersucht. Der Fokus liegt auf dem Wandel von der Ohnmacht des Opfers zur aktiven Macht der Täterin.
Welche Rolle spielt die Rezeption der Figur?
Die Arbeit berücksichtigt die Rezeption der Figur durch den Zuschauer. Die Beurteilung Paulinas im Kontext des Stücks und die damit verbundene Komplexität der Figur werden diskutiert.
Welche Themen werden neben der Charakteranalyse behandelt?
Neben der Analyse von Opfer- und Täterrolle werden auch die Themen Trauma, Rache und Gerechtigkeit im Drama untersucht. Die Ambivalenz der Figur und die Schwierigkeit, sie eindeutig zu kategorisieren, bilden einen zentralen Aspekt der Analyse.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Analyse der Opferrolle, ein Kapitel zur Analyse der Täterrolle, und eine Schlussbemerkung. Jedes Kapitel untersucht spezifische Aspekte der Figur Paulina Salas und ihres Handelns im Drama.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: La muerte y la doncella, Ariel Dorfman, Paulina Salas, Opferrolle, Täterrolle, Manfred Pfister, Charakterisierungsmodell, Trauma, Rache, Gerechtigkeit, Ambivalenz, Rezeption.
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- Jessica Mohr (Author), 2007, Analyse Ariel Dorfmans "La muerte y la doncella", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130257