Im Rahmen dieser Bachelorthesis soll der Fragestellung nachgegangen werden, inwiefern individualpädagogische Erziehungshilfen im Ausland als Leistung der Kinder- und Jugendhilfe angemessen und zielführend sind. Hierbei ergibt sich zudem die Frage, inwieweit diese Maßnahmen auch im Inland angeboten werden können und unter welchen Gesichtspunkten Veränderungen im System der Kinder- und Jugendhilfe erfolgen müssen, um dies umzusetzen. Eine kritische Betrachtung hinsichtlich finanzieller Faktoren und der Fokussierung auf die Förderung des zu betreuenden Kindes oder Jugendliche(n) spielt hierbei ebenso mit in die Bearbeitung der Fragestellung wie die rechtlichen Aspekte zur Umsetzung von Hilfen zur Erziehung.
Des Weiteren wird im weiteren Verlauf der These nachgegangen, dass eine Verlagerung solcher individualpädagogischen Auslandsmaßnahmen oftmals an finanziellen Faktoren scheitert und der Kostenfaktor einen Ausbau der individuellen Angebote im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe bremst. Eine weitere These, die im Rahmen dieser Bachelorthesis aufgeworfen wird, beschäftigt sich mit der Frage nach der Effektivität solcher Maßnahmen. Aufgrund der Beziehungsabbrüche und der unterschiedlichen kulturellen Bedingungen wird die These aufgestellt, dass sich ein erwünschtes Verhalten nicht durch Einsicht des Kindes, sondern durch die Reduzierung der Ressourcen auf ein Minimum einstellt und der Tatsache, dass das Kind bzw. der/die Jugendliche sich aufgrund der Distanz zum Herkunftsumfeld sowie mangelnden Alternativen auf die Maßnahme einlassen muss. Die Gefahr, dass sich das unerwünschte Verhalten nach Rückkehr ins gewohnte Umfeld wieder einstellt, ist hierbei sehr hoch, was die Effektivität der Maßnahmen in Frage stellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Ausgangslage
- 1.2 Motivation
- 1.3 Ziel der Bachelorthesis und Fragestellung
- 1.4 Aufbau der Arbeit
- 2. Rechtliche Grundlagen des Kinder- und Jugendhilfesystems (SGB VIII/KJHG)
- 2.1 Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG)
- 2.2 Hilfen zur Erziehung
- 2.3 Zugangsmöglichkeiten zu den Hilfen zur Erziehung
- 2.3.1 Das Jugendhilfeverfahren
- 2.3.2 Das Kindesschutzverfahren nach §8a SGB VIII
- 2.3.3 3- Stufenplan der Kinder- und Jugendhilfe, sowie dessen Finanzierung
- 3. Intensiv sozialpädagogische Einzelbetreuung
- 3.1 Die Zielgruppe
- 3.2 Voraussetzungen für Träger und Fachkräfte
- 3.3 Erlebnispädagogik
- 3.4 Erlebnispädagogik vs. Individualpädagogische Maßnahmen – Differenzierung und Übereinstimmungen
- 4. Bindungen und Beziehungen
- 4.1 Bindungstheorie nach Bowlby und Ainsworth
- 4.2 Die Persönlichkeitsentwicklung
- 4.3 Die psychosoziale Entwicklung nach Erikson
- 4.4 Lernen als theoretisches Konzept
- 4.5 Abbrüche von Beziehungen und ihre Konsequenzen
- 5. Individualpädagogische Erziehungsmaßnahmen im Ausland
- 5.1 Adressaten für individualpädagogische Maßnahmen
- 5.2 Phasenmodell nach Witte
- 5.3 Verordnung Brüssel IIa
- 5.4 Ziele einer Auslandsmaßnahme
- 5.5 Der Alltag vor Ort und die damit verbundenen Hürden für den jungen Menschen
- 6. Perspektiven durch die Teilnahme an transnationalen Maßnahmen
- 6.1 Distanz durch transnationale Maßnahmen – eine Chance auf Veränderung
- 6.2 Die Rückkehr in das alte Umfeld
- 6.3 Nachbetreuung und Hilfe für junge Volljährige
- 7. Leistungserbringer individualpädagogischer Auslandsprojekte – Parallelen und Kontraste im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorthesis untersucht die Möglichkeiten und Grenzen der individualpädagogischen Kinder- und Jugendhilfe im Kontext von Auslandsmaßnahmen. Sie analysiert die rechtlichen Grundlagen, die verschiedenen Formen der Unterstützung und die Herausforderungen, die mit derartigen Maßnahmen verbunden sind. Die Arbeit befasst sich zudem mit den Perspektiven und Folgen für die jungen Menschen, die an transnationalen Hilfen teilgenommen haben.
- Rechtliche Rahmenbedingungen der individualpädagogischen Kinder- und Jugendhilfe
- Analyse der Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Auslandsmaßnahmen
- Entwicklungsbedarfe und Herausforderungen für junge Menschen in transnationalen Hilfesystemen
- Bedeutung der Bindungstheorie und der psychosozialen Entwicklung für die Gestaltung individualpädagogischer Maßnahmen
- Relevanz von Nachbetreuung und Hilfe für junge Volljährige nach Auslandsaufenthalten
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Dieses Kapitel liefert eine Einführung in die Thematik der Bachelorthesis und skizziert die Ausgangslage im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Insbesondere werden die steigenden Zahlen stationärer Maßnahmen und die Problematik von Eskalationen in diesen Einrichtungen beleuchtet. Die Motivation für die Arbeit sowie das Ziel und die Fragestellung der Thesis werden dargelegt.
- Kapitel 2: Rechtliche Grundlagen des Kinder- und Jugendhilfesystems (SGB VIII/KJHG) Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den rechtlichen Grundlagen des Kinder- und Jugendhilfesystems in Deutschland. Hier werden die relevanten Paragraphen des SGB VIII und die verschiedenen Zugangsmöglichkeiten zu den Hilfen zur Erziehung erläutert. Das Kapitel beleuchtet auch das Jugendhilfeverfahren, das Kindesschutzverfahren und den 3-Stufenplan der Kinder- und Jugendhilfe.
- Kapitel 3: Intensiv sozialpädagogische Einzelbetreuung Kapitel 3 befasst sich mit der intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung. Hier werden die Zielgruppe dieser Maßnahmen, die Voraussetzungen für Träger und Fachkräfte sowie die Rolle der Erlebnispädagogik im Kontext der individualpädagogischen Hilfe dargestellt. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Erlebnispädagogik und individualpädagogischen Maßnahmen werden herausgestellt.
- Kapitel 4: Bindungen und Beziehungen In diesem Kapitel werden die Bedeutung von Bindungen und Beziehungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beleuchtet. Dabei werden wichtige Theorien wie die Bindungstheorie nach Bowlby und Ainsworth sowie die psychosoziale Entwicklung nach Erikson vorgestellt. Das Kapitel untersucht auch die Folgen von Beziehungsabbrüchen für die psychosoziale Entwicklung.
- Kapitel 5: Individualpädagogische Erziehungsmaßnahmen im Ausland Kapitel 5 widmet sich der Analyse von individualpädagogischen Maßnahmen im Ausland. Es werden die Zielgruppe dieser Maßnahmen, die Phasenmodell nach Witte und die Verordnung Brüssel IIa erläutert. Die Ziele einer Auslandsmaßnahme sowie die Herausforderungen im Alltag vor Ort für die jungen Menschen werden dargestellt.
- Kapitel 6: Perspektiven durch die Teilnahme an transnationalen Maßnahmen Kapitel 6 untersucht die Perspektiven, die sich durch die Teilnahme an transnationalen Hilfen für die jungen Menschen ergeben. Es werden die Chancen auf Veränderung durch Distanz, die Rückkehr in das alte Umfeld und die Notwendigkeit der Nachbetreuung und Hilfe für junge Volljährige nach der Auslandsmaßnahme beleuchtet.
- Kapitel 7: Leistungserbringer individualpädagogischer Auslandsprojekte – Parallelen und Kontraste im Vergleich Dieses Kapitel analysiert verschiedene Leistungserbringer von individualpädagogischen Auslandsprojekten und stellt Parallelen und Kontraste in ihrem Angebot dar. Die Analyse soll Aufschluss über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Einrichtungen und ihre Auswirkungen auf die jungen Menschen geben.
Schlüsselwörter
Individualpädagogische Kinder- und Jugendhilfe, Auslandsmaßnahme, SGB VIII, KJHG, Hilfen zur Erziehung, Bindungstheorie, psychosoziale Entwicklung, Erlebnispädagogik, transnationale Maßnahmen, Nachbetreuung, junge Volljährige.
- Quote paper
- Jan Berrens (Author), 2022, Die individualpädagogische Kinder- und Jugendhilfe im Ausland. Möglichkeiten und Grenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1302312