Seit alters her hat der Tod die Menschen fasziniert und in Schrecken versetzt. Selbst in der Vergangenheit unseres Kulturkreises war es nicht ungewöhnlich, dem Sterbenden angemessenen Beistand und Geleit zuteil werden zu lassen(29). Denn „Sterben und Tod in der Situation der <communitas> rufen sowohl den Beistand der Gruppe für den Sterbenden als auch den Ausdruck von Kummer und Zorn auf Seiten der Hinterbliebenen hervor, die mit ihm eine wesentliche Person in der auf mystische Weise miteinander verbundenen sozialen Gruppe verlieren.“ Und bedenken wir, daß das Individuum dort starb, wo es gelebt hatte.
Betrachtungen zur Gegenwart geben Anlaß, kulturelle Errungenschaften dieser Art zu beklagen. Eine der Neuerungen, die der westliche Mensch durch die industrielle Revolution und dem aus ihr resultierenden technologischen Fortschritt hervorgebracht hat, ist die Entfremdung seiner selbst von fundamental biologischen Aspekten seiner Existenz. Was aber das Leben betrifft, findet sich auch im Tod wieder.
Schauen wir mit unserem erkenntnisleitenden Interesse auf den gesellschaftlichen Umgang mit dem sterbenden Menschen in westlichen Kulturkreisen, so wird auf erschreckende Weise
deutlich, daß der heutige Mensch versucht ist, den Tod verschwinden zu lassen. Pharmakologisch und technologisch induzierte Abstumpfung haben den Menschen verführt, sich jenseits des <tremendum> und <fascinosum> zu fühlen. Der lobotomische Schnitt ist fast geglückt und zwar kollektiv.
Wohin wir auch schauen, in uns und um uns herum erscheint nur noch Leere, eine sinnentleerte Leere, der wir nur allzu schnell beizukommen versuchen, indem wir sie als Raum behandeln und mit Techniken und Anleitungen zu füllen bereit sind. In den 60er Jahren bereits schrieb der britische Psychiater, Ronald David Laing folgende Sätze: „Es besteht (heute) kaum (noch eine / d.Verf.) Verbindung zwischen Wahrheit und sozialer ´Realität`. Den Pseudoereignissen um uns passen wir uns an im falschen Bewußtsein, sie seien wahr, real und sogar schön. In der menschlichen Gesellschaft liegt die Wahrheit jetzt weniger in dem, was die Dinge sind, als in dem, was sie nicht sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die existentielle Situation des Menschen: Das Leben als Sein zum Tode.
- Die persönliche Erfahrung des Todes als Reifung und Befähigung Sterbende Menschen zu begleiten.
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der persönlichen Erfahrung des Todes und der Bedeutung dieser Erfahrung für die Begleitung Sterbender. Der Autor möchte ein tieferes Verständnis für den Tod und den Sterbeprozess vermitteln und die Notwendigkeit eines bewussteren Umgangs mit dem Tod in der Gesellschaft hervorheben.
- Die existentielle Situation des Menschen und das Leben als Sein zum Tode
- Die Bedeutung der persönlichen Todeserfahrung für die Begleitung Sterbender
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der Sterbebegleitung in der heutigen Gesellschaft
- Die Rolle von Emotionen und Einstellungen im Sterbeprozess
- Die wissenschaftliche Erforschung von Nahtoderfahrungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Textes beleuchtet die historische und gesellschaftliche Entwicklung des Umgangs mit dem Tod. Der Autor kritisiert die zunehmende Entfremdung des Menschen von fundamentalen biologischen Aspekten seiner Existenz, insbesondere im Hinblick auf den Tod. Er plädiert für eine bewusstere Auseinandersetzung mit dem Tod und die Notwendigkeit, den sterbenden Menschen mit Würde zu begegnen.
Im zweiten Kapitel wird die existentielle Situation des Menschen als Sein zum Tode beschrieben. Der Autor betont, dass der Tod ein fester Bestandteil des Lebens ist und dass die Konfrontation mit dem Tod eine unvermeidliche Erfahrung für jeden Menschen darstellt. Er beleuchtet die Herausforderungen, die sich im Umgang mit dem Tod in der heutigen Gesellschaft ergeben, insbesondere in institutionellen Rahmen wie Krankenhäusern und Heimen.
Das dritte Kapitel widmet sich der persönlichen Erfahrung des Todes als Reifung und Befähigung Sterbende Menschen zu begleiten. Der Autor argumentiert, dass die eigene Todeserfahrung ein tiefes Verständnis für den Sterbeprozess und die Bedürfnisse Sterbender ermöglicht. Er stellt die Bedeutung von Empathie, Mitgefühl und einer ehrlichen Kommunikation im Umgang mit Sterbenden heraus.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Tod, die Sterbebegleitung, die persönliche Todeserfahrung, die existentielle Situation des Menschen, die emotionale Verarbeitung des Todes, die Nahtoderfahrung und die Bedeutung von Empathie und Mitgefühl im Umgang mit Sterbenden. Der Text beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten der Sterbebegleitung in der heutigen Gesellschaft und plädiert für einen bewussteren Umgang mit dem Tod.
- Quote paper
- Meinolf Schnier (Author), 1992, Die persönliche Erfahrung des Todes als Reifung und Befähigung sterbende Menschen zu begleiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130085
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