Kreiert mit dem Ziel, um eine vollständige Universalität und die effektivste Anwendung im Bereich der Filmanalyse zu erreichen, besitzt der neoformalistische Ansatz noch viele Mangelhaften. Obwohl wurde im neoformalistischen Ansatz die Frage wie man einen Film versteht, erklärt, beantworten die Neoformalisten aber nicht, warum man einen Film überhaupt anschaut und warum er von einem Film fasziniert wird. Die Definition von Subjekts (Zuschauer) im neoformalistischen Ansatz bleibt auch problematisch. Nämlich ist es unklar, ob das Subjekt ein neutrales, zweckgerichtetes, rationales Wesen ist, das schemata und Vorwissen benutzt, um Information zu verarbeiten und einen Film zu verstehen. Wenn das so ist, stellt man logischerweise die Frage, wie das Subjekt sich von den kulturellen und sozialen Systemen distanziert, um so ein hohes Niveu von Objektivität zu erreichen.Deswegen kann man weiter das Problem der unaufgeklärte Rolle der Emotionen im neoformalistischen Interpretation von Kognitionsprozess aktualisieren. Die kognitive Psychologie befaßt sich zwar mit Emotionen, aber die Frage der emotionalen Wirkung ist in dem neoformalistischen Ansatz noch weitgehend offen. Also bleibt noch als ´Streitpunkt´ zwischen der neoformalistischen kognitiven Theorie und der poststrukturalistisch-psychoanalytischen Theorie, die Frage, ob und wie unbewußte und emotionale Faktoren konstitutiv für den Zuschauer sind und wie man sie in Hinsicht auf die Filmrezeption konzipieren kann.
Einleitung
Um Stil, Narration, Figuren, Konstruktion von Raum und Zeit, oder irgendeiner anderer Aspekt des Kinos zu verstehen, soll man zuerst verstehen, wie die Filme mentale Erfahrungen der Zuschauer kreieren. Kurz gesagt bedeutet der Prozess der Rezeption eines narrativen Films eine besondere interpretative Arbeit des Zuschauers, in dem er ihre Impressionen über die story kreiert. Dabei geht es vor allem darum, die Wirkung eines Films im historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext zu verstehen. Wenn man die bisherigen Filmtheorien unter diesem Aspekt analysiert, kann man zwei allgemeine Richtungen bemerken: die neoformalistische, kognitive Theorie einerseits und die poststrukturalistisch-psychoanalytische Theorie andererseits. Die beiden Ansätze konzipieren das Film-Zuschauer-Verhältnis auf sehr unterschiedliche Weise. Kognitive Theorien betrachten den Zuschauer als bewußter, rationaler Subjekt, während die poststrukturalistischen Theorien den zuschauenden Subjekt, in erster Linie, als durch unbewußte Faktoren determinieren. Jeder Ansatz erfaßt also einen anderen, unvollständigen Teilaspekt des Gesamtproblems der Interaktion zwischen Zuschauern und Filmen. In Film Studien, beide Ansätze versuchen, die Wege zu erklären, in dem diese komplexe Interaktion Filme-Zuschauer die geistigen Prozesse aufführen: von elementaren Prozessen (wie die Wahrnehmung von Bewegung) zu höheren ebenen Prozessen (wie Verständnis und emotionale Antworten zu Filmfiguren). In dieser Arbeit werde ich diese Interaktion durch die Ansätze von Kognitivismus und Neoformalismus untersuchen. Dabei ist die Hauptfrage dieser Arbeit wie Kognitionsprozesse des Zuschauers seine Filmrezeption determiniert.
Neoformalismus und Konzeption der Filmrezeption
Unter dem Begriff "Neoformalismus" vesteht man ein relativ neuer Ansatz formuliert von Gruppe der Filmtheoretiker, die in Wisconsin - Forschungsprojekt[1] teilgenommen haben, dessen Thema Filmtheorie, -analyse und -geschichte war. Im Zentrum der Überlegungen dieser Theoretikere (in der erste Reihe David Bordwell und Kristin Thompson) steht einerseits die Poetik des Films, die von der relativen Autonomie ästhetischer Prozesse und Strukturen gegenüber gesellschaftlichen Einflüssen ausgeht und Andererseits eine Rezeptionsästhetik des Films, deren Mittelpunkt die Entautomatisierung historisch relativen ästhetischen Wissens bildet. Wie Harrtman es formuliert: "Der Ansatz neoformalistischer Filmanalyse zeigt auf, wie beide Aspekte, die bereits in der formalistischen Konzeption angelegt sind, in die Filmanalyse einfließen, in deren Mittelpunkt die formalistische Fragestellung nach der Funktion von Kunst und der Spezifität des einzelnen Werkes steht"[2]. Eine generelle Ansicht der Neoformalisten ist, dass in Filmanalyse nicht nur ein einziges Modell oder Methode verwendet werden soll, sondern ein flexibeles Ansatz, bzw. ein Mosaik von Filmtheorien, das am besten mit dem Film korrespondiert. Wie Kristin Thompson es formuliert, bedeutet der Neoformalismus "ein Ansatz, viele Methoden"[3]. Ferner ist im Zentrum dieses Ansatzes nicht die Ideologie des Films, sondern stilistische und formalistische Erkennung. Die Wirkung eines Films, bzw. die Filmrezeption ist ein von den wichtigsten Themen neoformalistischen Forschungen.
Wie ensteht eigentlich die Filmrezeption? Allgemein betrachtet, sind für die Funktion der formalen Eigenschaften eines Films die Perzeption, Emotion und Kognition zentral. Man kann die Wirkung eines Films als ein Angebot an Bedeutungen, Zeichen, Gefühlsanregungen und Identifikationsmöglichkeiten begreifen, aus dem die Zuschauer ihr Filmerlebnis zusammensetzen und die sie zur Deutung ihrer Lebenswelt nutzen.
Nach Neoformalisten ist die Filmrezeption ein komplizierter Prozess, der die Verarbeitung von einem Mosaik der Eindrücke umfasst. Also ensteht jede Filmrezeption in einer spezifischen Situation, in der der Zuschauer seine Sehensfähigkeiten, die durch Begegnungen mit anderen Kunstwerken und Alltagserfahrungen erworben wurden, anwendet. Dieser Prozess entwickelt sich nie unabhängig, sondern immer im Kontext von früheren Erfahrungen. Die Erfahrungen bilden die perzetiven Normen und sie senden die Hintergründe, die die Rezeption des Zuschauers formieren. Nach Kristin Thompson gibt es drei grundlegenden Arten von Hintergründe: Alltagswelt, andere Kunstwerke und Vorkenntnis über dem Film[4]. Die Wichtigkeit dieser Hintergünde für Filmrezeption kann man sehr leicht erklären. Kurz gesagt, man kann ohne Alltagswissen gar nicht in der Lage sein, die Geschichten, das Verhalten von Figuren und andere elementare Verfahren des Films zu verstehen. Aus diesem Grund ist das Alltagswissen sehr wichtig für den Prozess des Verständnis eines Films und Filmrezeption im Allgemeinen[5]. Wegen Thompson haben auch die anderen Kunstwerke schon unseres Verständnis von Kunst und ihre Konventionen formiert. Ästhetische Impressionen und Suche nach echte Form und Idee des Kunstwerks sind alle Aktivitäten, die wir schon als Konsumenten durch die anderen Künste gelernt haben. Das ist sicherlich nicht eingeboren. Auch ist das Wissen um den praktischen Gebrauch von Filmen für die Filmrezeption wichtig. Wir nehmen z.B. einen künstlerischen Film in seinem spezifischen Unterschied zur Realität wahr und diese Tatsache sicherlich beeinflusst unsere Rezeption.
Weiter ist, nach Thompson, die grundlegende Aufgabe der Filmanalyse die erwartete seinem Hintergrundwissen entsprechende ´Antworten´ (Reaktionen) des Zuschauers zu determinieren, indem sie eine dynamische Wechselwirkung zwischen Werkstruktur und den Rezeptionsprozesse untersucht. Dabei ist ein Verfremdungseffekt[6] notwendig als ein explizites neoformalistisches Ziel, um eine Analyse objektiv durchzuführen. Das heißt, wenn man eine Analyse von vertrauten und sogar klischeehaften Filmen machen will, soll man sich von seinen vorigen Erfahrungen distanzieren, also "wieder zu verfremden".
Konstruktivistische Annahme der Rolle des Zuschauers
Die Position des Zuschauers im Prozess der Entstehung von Filmrezeption ist in der neoformalistischen Interpretation zentral. Der Zuschauer ist kein passives Subjekt (wie in marxistischer oder psychoanalytischer Filmtheorie) sondern trägt wesentlich zur Wirkung eines Werkes bei. Die Neoformalisten gehen davon aus, dass der Zuschauer in der Lage ist, für sich selbst zu denken. Nach Kristin Thompson ist der Zuschauer eine "hypotetische Entität"[7], der auf der Basis von automatischen perzeptiven Prozesse und seinen Erfahrungen aktiv mit Hinweisen in einem Film umgeht. Deswegen die Aufgabe der Filmanalyse ist nicht die Filme zu erklären, sondern die Sehensfähigkeiten des Zuschauers zu entwickeln, um Filme besser zu verstehen.
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[1] In diesem Projekt von 1979 and der Universität von Wisconsin haben der Filmwissenschaftler David Bordwell, Kristin Thompson und ehemals Janet Staiger teilgenommen. Ihr Ziel war eine Reforme von bisherigen Ansätze und Theorien, die in Filmanalyse verwendet wurden, zu machen.
[2] Hartmann, Britta/Wulff, Hans J. (1995): S. 13
[3] Thompson, Kristin (1995), Im Titel
[4] Vgl. Thompson, Kristin (1995): S. 45-47
[5] Bemerkung: In diesem Ansatz von Kristin Thompson ist aber die Annahme, dass das Wissen über der Alltagswelt unsere Rezeption beeinflußt, ein bisschen problematisch. Sie erklärt nicht, welche Mechanismen in Flimrezeption die Zuschauer aus verschiedenen Kulturen benutzen. Sie nimmt hier als selbstverständlich, dass der Zuschauer auf Grundsätzen der westlichen Kultur erzogen wurde.
[6] Die Idee der Verfremdung (russ. Ostranenie) haben die Neoformalisten von russichen Formalisten und Theorie Brechts genommen. Bekanntlich meint Verfremdung die Einführung einer Differenz in das Vertraute, das auf diese Weise 'fremd gemacht' wird und automatisierte Wahrnehmungsabläufe durchbricht. Verfremdung bedeutet wie Kristin Thompson sagt, das Phenomen dass "Wir erleben den Prozeß des Filmsehens als von Alltagsleben völlig getrennt" (Thompson, Kristin (1995):S.29). Verfremdung meint dementsprechend einen Wahrnehmungsmodus, der vom Werk provoziert sein kann, sofern eine Differenzqualität hervorsticht, der jedoch auch durch intentionale Anstrengungen des Zuschauers bewusst herbeigeführt werden kann. Obwohl die Verfremdung ein zentraler Begriff des neoformalisctischen Ansatzes ist, hier wurde nicht weiter überlegt, weil er sein Platz nur für Filmanalyse als relavant findet und nicht in Kognitionsprozessen.
[7] Thompson, Kristin (1995): S. 48
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