„Es ist immer so, daß eine Staatsführung nur so stark ist, sofern sie die Jugend hinter sich hat. Das ist das Geheimnis des nationalsozialistischen Erfolges...“
Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach formulierte mit diesem Satz, wie wichtig es für den nationalsozialistischen Staat war, die deutsche Jugend für sich und seine Ziele zu gewinnen und unterzuordnen. In der jugendlichen Begeisterungsfähigkeit und in der Mög-lichkeit, junge Menschen leichter beeinflussen zu können, sahen die Nationalsozialisten die Chance, ein starkes „Drittes Reich“ aufbauen und festigen zu können. Durch ein wohl-durchdachtes System der Beeinflussung sollte die deutsche Jugend komplett erfasst und in die nationalsozialistischen Reihen eingegliedert werden, um fortan opferbereit „für die Sache“ einzutreten.
Mit dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ im Jahre 1936 wurde daher neben Schule und El-ternhaus eine weitere, nunmehr verbindliche, Erziehungsinstanz eingerichtet, in der die Jugendlichen allein nach nationalsozialistischen Vorstellungen sozialisiert werden sollten:
„Die gesamte deutsche Jugend ist außer in Elternhaus und Schule in der Hitlerjugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.“
In der vorliegenden Arbeit soll jedoch nicht die Sozialisation der gesamten deutschen Ju-gend untersucht werden. Vielmehr wird das Erziehungssystem der weiblichen Jugend be-handelt, da mir die Frage nach den Gründen und der Art und Weise wie sich speziell die weibliche Jugend für nationalsozialistische Interessen funktionalisieren ließ wichtig er-scheint – immerhin konnte man den Mädchen nicht die ideologisch verklärte Aussicht auf die tapfere Verteidigung des Vaterlandes gegen äußere Feinde und einen ruhmreichen Hel-dentod stellen. Welche Faszination ging also von dieser Organisation aus? Durch welche Mittel gelang es, die (weibliche) Jugend für „die nationalsozialistische Sache“ vorbehaltlos einzunehmen, für ihre Ziele einzusetzen und so schließlich die heranwachsende Generation als Schutzschild des Staates zu missbrauchen?
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Totale Erfassung: Vom freiwilligen Zusammenschluss zur Zwangsorganisation
- Der Schlüssel zur Instrumentalisierung: Motivation
- Der Reiz des BDM
- Attraktive Freizeitmöglichkeiten
- „Jugend führt Jugend“
- Ausrichtung für „die Sache“: Disziplinierung
- Gehorsam bis zur Selbstaufgabe
- „Weltanschauliche Schulung“
- Jugend als Objekt: Mobilisierung
- „Körperliche Ertüchtigung“ im Rahmen des Pflichtdienstes
- Ausweitung des Dienstes
- Wahrnehmungen ehemaliger Mitglieder: Verfehlte Instrumentalisierung?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Instrumentalisierung weiblicher Jugend im nationalsozialistischen Deutschland am Beispiel des Bundes Deutscher Mädel (BDM). Ziel ist es, die Methoden der nationalsozialistischen Einflussnahme auf junge Frauen zu analysieren und die Faktoren zu beleuchten, die zur erfolgreichen Integration in das NS-System beitrugen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, wie es gelang, die weibliche Jugend für die nationalsozialistische Ideologie zu gewinnen.
- Motivation der weiblichen Jugend zur BDM-Mitgliedschaft
- Methoden der Disziplinierung und ideologischen Schulung im BDM
- Mobilisierung der BDM-Mitglieder für nationalsozialistische Zwecke
- Erfolgsfaktoren der nationalsozialistischen Instrumentalisierung weiblicher Jugend
- Perspektiven ehemaliger BDM-Mitglieder auf ihre damalige Erfahrung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der Arbeit, indem sie die Bedeutung der Jugend für das NS-Regime und die Forschungslücke bezüglich der weiblichen Jugendorganisationen hervorhebt. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Gründen und Methoden der Instrumentalisierung weiblicher Jugend im Nationalsozialismus und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der sich auf die Analyse der Faktoren Motivation, Disziplinierung und Mobilisierung konzentriert. Die Einleitung betont, dass im Gegensatz zur männlichen Hitlerjugend, die weitaus intensiver erforscht wurde, die Instrumentalisierung weiblicher Jugend eine unterforschte Thematik darstellt.
Totale Erfassung: Vom freiwilligen Zusammenschluss zur Zwangsorganisation: Dieses Kapitel beschreibt die schrittweise Eingliederung der weiblichen Jugend in den BDM. Es beginnt mit der Auflösung bestehender Jugendorganisationen und der zunehmenden Durchsetzung der Hitlerjugend. Das Kapitel beleuchtet die anfänglich freiwillige Mitgliedschaft, die jedoch durch zunehmende soziale und schulische Druckmittel in eine faktische Zwangsmitgliedschaft überging. Der Übergang von einem freiwilligen Zusammenschluss zu einer Zwangsorganisation wird anhand von Zahlen zur Mitgliederentwicklung und durch die Beschreibung der staatlichen Maßnahmen illustriert. Der Einfluss der Schule auf den Mitgliedschaftsdruck wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Bund Deutscher Mädel (BDM), Nationalsozialismus, Instrumentalisierung, weibliche Jugend, Motivation, Disziplinierung, Mobilisierung, Ideologie, Zeitzeugenaussagen, Hitlerjugend, Zwangsorganisation, Gleichschaltung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Instrumentalisierung weiblicher Jugend im Nationalsozialismus am Beispiel des Bundes Deutscher Mädel (BDM)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Instrumentalisierung weiblicher Jugend im nationalsozialistischen Deutschland anhand des Bundes Deutscher Mädel (BDM). Sie untersucht die Methoden der nationalsozialistischen Einflussnahme auf junge Frauen und die Faktoren, die zu deren Integration in das NS-System beitrugen.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie gelang es, die weibliche Jugend für die nationalsozialistische Ideologie zu gewinnen? Die Arbeit konzentriert sich auf die Faktoren Motivation, Disziplinierung und Mobilisierung der jungen Frauen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel über die Entwicklung vom freiwilligen Zusammenschluss zur Zwangsorganisation des BDM, ein Kapitel über die Motivation der Mitglieder, eines über die Disziplinierungs- und Schulungsmethoden, eines über die Mobilisierung für nationalsozialistische Zwecke, ein Kapitel mit Wahrnehmungen ehemaliger Mitglieder und ein Fazit.
Wie wurde die Motivation der weiblichen Jugend zur BDM-Mitgliedschaft untersucht?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte der Motivation, darunter den Reiz des BDM selbst, attraktive Freizeitmöglichkeiten und das Prinzip „Jugend führt Jugend“.
Welche Methoden der Disziplinierung und ideologischen Schulung werden beschrieben?
Die Analyse umfasst Gehorsamserziehung bis hin zur Selbstaufgabe und die „weltanschauliche Schulung“ innerhalb des BDM.
Wie wurde die Mobilisierung der BDM-Mitglieder für nationalsozialistische Zwecke umgesetzt?
Die Arbeit beschreibt die „körperliche Ertüchtigung“ im Rahmen des Pflichtdienstes und die Ausweitung des Dienstes auf weitere Bereiche.
Wie wird der Übergang vom freiwilligen Zusammenschluss zur Zwangsorganisation dargestellt?
Das Kapitel „Totale Erfassung“ beschreibt die schrittweise Eingliederung, beginnend mit der Auflösung bestehender Jugendorganisationen und dem zunehmenden Druck durch Schule und Gesellschaft, bis hin zur faktischen Zwangsmitgliedschaft.
Welche Rolle spielen die Perspektiven ehemaliger BDM-Mitglieder?
Die Arbeit berücksichtigt die Wahrnehmungen ehemaliger Mitglieder, um die Effektivität und die Folgen der nationalsozialistischen Instrumentalisierung zu beleuchten und die Frage nach einer „verfehlten Instrumentalisierung“ zu untersuchen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bund Deutscher Mädel (BDM), Nationalsozialismus, Instrumentalisierung, weibliche Jugend, Motivation, Disziplinierung, Mobilisierung, Ideologie, Zeitzeugenaussagen, Hitlerjugend, Zwangsorganisation, Gleichschaltung.
Welche Forschungslücke wird mit dieser Arbeit geschlossen?
Die Arbeit hebt hervor, dass im Gegensatz zur männlichen Hitlerjugend die Instrumentalisierung der weiblichen Jugend eine unterforschte Thematik darstellt und somit eine wichtige Forschungslücke schließt.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Britta Wehen (Author), 2006, Der 'Bund Deutscher Mädel' (BDM). Instrumentalisierung einer ganzen Generation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129772