Zur Bearbeitung dieses Themas wäre es unzweifelhaft von Nutzen, einführend sowohl Bowlby’s Bindungstheorie sowie die Psychoanalyse grundlegend mit ihren jeweiligen Theorien und Positionen vorzustellen. Aufgrund der Komplexität der Psychoanalyse würde dieses Vorhaben allerdings den vorgegebenen Rahmen eindeutig sprengen.
Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, den Schwerpunkt auf die Bindungstheorie zu legen und ihre Theorie, ihre Annahmen und Ergebnisse mit entsprechend verwandten Positionen der Psychoanalyse zu vergleichen, bevor ich auf die Haltung und das Verhältnis beider Ansätze zueinander eingehe. Das verwandte Gebiet der Psychoanalyse sind die Objektbeziehungstheorien, wobei es sich streng genommen auch bei der Bindungstheorie um eine Objektbeziehungstheorie handelt, die allerdings gegen gewisse Grundüberzeugungen der Psychoanalyse verstößt und deren Bezugsrahmen überschreitet. Allerdings unterscheiden sich psychoanalytische Objektbeziehungstheorien untereinander teilweise ganz erheblich, insbesondere in dem Punkt der Verwendung der klassischen Metapsychologie.
Dem entsprechend soll in dieser Arbeit zunächst ein Überblick über die Bindungstheorie und über die psychoanalytischen Objektbeziehungstheorien gegeben werden, wobei bei letzteren die neueren, nicht metapsychologisch orientierten, im Vordergrund stehen sollen. Anschließend daran soll das Verhältnis beider Positionen zueinander genauer beleuchtet werden. Dabei ist die Bindungstheorie sowohl mit der klassischen psychoanalytischen Auffassung wie auch mit moderneren zu vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
1.) VORBEMERKUNGEN
2.) BOWLBY’S BINDUNGSTHEORIE
3.) OBJEKTBEZIEHUNGEN IN DER PSYCHOANALYSE
4.) ZUM VERHÄLTNIS DER BINDUNGSTHEORIE UND DER PSYCHOANALYSE
1. UNTERSCHIEDE
2. GEMEINSAMKEITEN
3. ENTWICKLUNG DER HALTUNG DER PSYCHOANALYSE ZUR BINDUNGSTHEORIE
4. BEDEUTUNG DER BINDUNGSTHEORIE FÜR DIE PSYCHOANALYSE
5.) RESÜMEE
6.) LITERATURVERZEICHNIS
1. PRINTMEDIEN
2. ONLINE -MEDIEN
1.) Vorbemerkungen
Zur Bearbeitung dieses Themas wäre es unzweifelhaft von Nutzen, einführend sowohl Bowlby’s Bindungstheorie sowie die Psychoanalyse grundlegend mit ihren jeweiligen Theorien und Positionen vorzustellen. Aufgrund der Komplexität der Psychoanalyse würde dieses Vorhaben allerdings den vorgegebenen Rahmen eindeutig sprengen.
Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, den Schwerpunkt auf die Bindungstheorie zu legen und ihre Theorie, ihre Annahmen und Ergebnisse mit entsprechend verwandten Positionen der Psychoanalyse zu vergleichen, bevor ich auf die Haltung und das Verhältnis beider Ansätze zueinander eingehe.
Das verwandte Gebiet der Psychoanalyse sind die Objektbeziehungstheorien, wobei es sich streng genommen auch bei der Bindungstheorie um eine Objektbeziehungstheorie handelt, die allerdings gegen gewisse Grundüberzeugungen der Psychoanalyse verstößt und deren Bezugsrahmen überschreitet. Allerdings unterscheiden sich psychoanalytische Objektbeziehungstheorien untereinander teilweise ganz erheblich, insbesondere in dem Punkt der Verwendung der klassischen Metapsychologie.
Dem entsprechend soll in dieser Arbeit zunächst ein Überblick über die Bindungstheorie und über die psychoanalytischen Objektbeziehungstheorien gegeben werden, wobei bei letzteren die neueren, nicht metapsychologisch orientierten, im Vordergrund stehen sollen. Anschließend daran soll das Verhältnis beider Positionen zueinander genauer beleuchtet werden. Dabei ist die Bindungstheorie sowohl mit der klassischen psychoanalytischen Auffassung wie auch mit moderneren zu vergleichen.
2.) Bowlby’s Bindungstheorie
Diese Theorie geht davon aus, dass jeder Mensch von Geburt bis zum Tod mit einem aus der Evolution hervorgegangenen, als Bindungsverhalten (Attachment) bezeichneten Verhaltenssystem ausgestattet ist. Dieses Bindungsverhalten, das sich beim Kind durch Verhaltensweisen wie „Lächeln, Anschmiegen, Schreien, Festklammern, Zur- Mutter- Krabbeln, Suchen“1 äußert, wird allerdings nur in Not-, Extrem- bzw. Alarmsituationen aktiviert.
Die Aktivierung des kindlichen Bindungsverhaltens löst wiederum beim Erwachsenen das dem Bindungsverhalten gegenüber komplementäre Fürsorge- oder Pflegeverhalten (Bonding) aus. Zweck dieses Systems ist nach dieser Theorie das Bieten von Schutz und Lernhilfen für das Kind. Die Pflegeperson dient für das Kind als feste Basis, zu der es in Alarmsituation zurückkehren kann. Legt sich das Bindungsverhalten, so ist das Kind wieder in der Lage zu explorieren, also seine Umwelt zu erkunden.
Daraus ergibt sich eine weitere Annahme der Bindungstheorie, die besagt, dass das Explorationsverhalten des Kindes dessen Bindungsverhalten komplementär zugeordnet sei. Einfacher ausgedrückt bedeutet dies, dass das Kind zur gleichen Zeit entweder Bindungsverhalten oder Explorationsverhalten zeigen kann, niemals aber beides gleichzeitig. Nicht aktiviertes Bindungsverhalten (und damit Sicherheit) ermöglicht also Exploration, eine zu hohe Belastung während der Exploration dagegen beendet diese und löst Bindungsverhalten aus.
Die Bindungstheorie nimmt an, dass in der Psyche sog. Inner e Arbeitsmodelle von sich selbst und seinen Bindungspersonen konstruiert werden. Damit ist eine „innere Repräsentation“1 des eigenen Bindungsverhaltens und der Reaktionen der jeweiligen Bindungsperson gemeint, die den Zweck erfüllt, durch eine innere Simulation von fiktiven Ereignissen das eigene Verhalten vorausschauend planen zu können. Ein inneres Arbeitsmodell spiegelt also die Erwartungshaltung eines Menschen gegenüber seiner jeweiligen Bindungspersonen wider, die aus den bisherigen Erfahrungen mit deren Verhalten gewonnen wurde.
Da immer neue Erfahrungen integriert werden, bedeutet dies folglich, dass ein inneres Arbeitsmodell jederzeit neu strukturierbar ist und sich somit die Qualität einer Bindung ändern kann. Bowlby schränkt diese Möglichkeit jedoch ein, indem er behauptet, dass die bestehende Organisation eines Arbeitsmodells die Tendenz aufweise, dramatischen Veränderungen zu widerstehen.
Zur Analyse der Bindungsqualität dient der von Ainsworth entwickelte „Fremde- Situation- Test“ (FST). Dieser verläuft in den folgenden 8 Szenen:1
1. Mutter und Kind werden vom Beobachter in einen Raum geführt. Mutter setzt Kind auf den Boden.
2. Mutter und Kind sind allein. Mutter liest Zeitschrift. Kind kann die Umgebung und die Spielzeuge erkunden.
3. Eine Fremde tritt ein, setzt sich, unterhält sich mit der Mutter und beschäftigt sich auch mit dem Kind.
4. Mutter verlässt unauffällig den Raum, Fremde bleibt mit dem Kind allein, beschäftigt sich mit ihm und tröstet es, wenn notwendig.
5. Mutter kommt wieder, Fremde geht. Mutter und Kind sind allein. Mutter beschäftigt sich mit dem Kind und versucht, es wieder für das Spielzeug zu interessieren.
6. Mutter verlässt mit einem Abschiedsgruß den Raum und lässt Baby allein
7. Fremde tritt ein. Versucht Kind zu trösten, wenn notwendig.
8. Mutter kommt wieder und Fremde verlässt den Raum.
Während die Mutter und die Fremde diese acht Szenen durchspielen, wird das Verhalten des Kindes beobachtet, wobei das zentrale Augenmerk auf dem Verhalten liegt, welches das Kind bei der Rückkehr der Mutter zeigt.
[...]
1 Rauh 1995, S. 240
1 Fremmer-Bombik 1995, S. 109
1 Rauh 1995, S. 242
- Quote paper
- Christian Grebe (Author), 2000, Über das Verhältnis von Bindungstheorie und Psychoanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12972
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