In Schwetzingen waren die barocken Gartenanlagen erst in den sechziger Jahren fertiggestellt worden und ein bedeutender Schlossneubau hätte das Ganze im barockabsolutistischen Sinne vollenden sollen. Tatsächlich aber wurden an dem alten, aus dem 17. Jh. Stammenden, Schlossbau zwischen 1748 und 1754 halbkreisförmige Orangerien angefügt, die der Gartenkonzeption des Hofgärtners August Petri und des Hofbaumeisters Nicolas de Pigage schon das neue Rondell vorschrieben, das an der offenen Seite durch überwachsene Laubengänge geschlossen wurde. Nach den strengen Regeln der französischen Gartenkunst leitete das Rondell in eine Längsachse mit traditionellen Bosketts über, die in einem rechteckigen Bassin mündete und über eine ausgerodete Waldschneise in die freie Landschaft verlief.
Unter Sckell wurden später die vorhandenen französischen Gartenteile mit einem englischen harmonisch verbunden. Sckell hat in seiner Laufbahn bei vorhandenen Gärten meist die vorgegebene streng symmetrische Form abgeschwächt, indem er ornamentale Bosketts in Wiesen umwandelte, gerade Kanäle zu „natürlich fließenden“ Gewässern machte und die Bäume nach Hirschfelds Gartentheorie in scheinbar zufälligen Zusammenstellungen und in unterschiedlicher Färbung arrangierte.
Die eigentliche landschaftliche Gestaltung begann nach Sckells Rückkehr von seiner Studienreise aus Englands Kew Gardens mit einem schmalen Streifen in der nordöstlichen Ecke des Parks hinter der Menagerie, der als Exerzierfeld für den neuen Stil gewählt wurde. Sofort wurde sein Einfluss bestimmend. Auch wenn es um die Architektur von Staffagebauten ging, wird Sckell um Rat gefragt worden sein.
Hier, im englischen Gartenteil, dem Baummuseum Arborium Theodoricum, steht dem römischen Kastell mit Aquädukt ein Tempel der Botanik gegenüber. Nun wird sich zunächst die Frage stellen, was diese beiden Gebäude in derartiger Nähe verbindet. Gibt es trotz aller Gegensätzlichkeit Verbindungen zwischen den beiden Gebäuden?
Dieser scheinbar unvereinbare Gegensatz soll zudem in Bezug zur Persönlichkeit Carl Theodors gesetzt werden. Inwiefern war Carl Theodor, Zeitgenosse Voltaires, eigentlich ein aufgeklärter Herrscher mit wissenschaftlichen Fähigkeiten? Hat er die freimaurerischen Motive der Architektur auch gelebt oder haben sie ihn nur interessiert? Im Rahmen dieser Hausarbeit soll nun die problematische Frage nach der Bedeutung dieses Abschnitts des englischen Gartenteils im Schwetzinger Schlossgarten aufgeworfen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Carl Theodors Interessen und Kontakte in Bezug auf Wissenschaft im Zeitalter der Aufklärung
- 3. Beschreibung der Bauten
- 3.1 Arborium Theodoricum
- 3.2 Der Tempel der Botanik
- 3.3 Das römische Wasserkastell und der Aquädukt mit Obelisk
- 4. Bildhaftigkeit
- 5. Der Tempel der Botanik
- 5.1 Die Botanik und ihre Wissenschaftler
- 5.2 Die Sphingien und ihre freimaurerischen Bedeutungen
- 6. Das römische Wasserkastell mit Aquädukt
- 6.1 Gedenken an Vergangenes und Vergänglichkeit
- 6.2 Der Obelisk
- 7. Die verborgenen Verbindungen beider Gebäudekomplexe im Bezug auf den zwiespältigen Charakter Carl Theodors
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung des englischen Gartenteils im Schwetzinger Schlossgarten zu analysieren. Dabei wird die problematische Frage nach der Verbindung der beiden Gebäude, dem Tempel der Botanik und dem römischen Wasserkastell mit Aquädukt, untersucht. Insbesondere soll die Rolle des zwiespältigen Charakters Carl Theodors in Bezug auf die Gestaltung dieser Anlage beleuchtet werden.
- Die Verbindung der beiden Gebäude - Tempel der Botanik und römisches Wasserkastell
- Die Rolle der Naturwissenschaft und der Vergänglichkeit in der Gestaltung des Gartens
- Der Einfluss von Carl Theodors Persönlichkeit und seinen Interessen auf den englischen Gartenteil
- Die Bedeutung der freimaurerischen Symbole in der Architektur
- Die Frage nach Carl Theodors aufgeklärtem Absolutismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Carl Theodors Interessen und Kontakte in Bezug auf Wissenschaft im Zeitalter der Aufklärung
- Kapitel 3: Beschreibung der Bauten des englischen Gartenteils
- Kapitel 4: Bildhaftigkeit
- Kapitel 5: Der Tempel der Botanik
- Kapitel 6: Das römische Wasserkastell mit Aquädukt
Die Einleitung stellt den Kontext des englischen Gartenteils im Schwetzinger Schlossgarten dar und führt in die Thematik der Arbeit ein. Sie beleuchtet die Entwicklung der Gartenanlagen und die Besonderheiten der Gestaltung durch Sckell. Außerdem werden die beiden zentralen Gebäude, der Tempel der Botanik und das römische Wasserkastell, vorgestellt und die Frage nach ihrer Verbindung aufgeworfen.
Dieses Kapitel widmet sich den wissenschaftlichen Interessen und Aktivitäten Carl Theodors. Es beschreibt die von ihm geförderten wissenschaftlichen Einrichtungen, wie die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften, die Sammlungen von Naturalien und die Förderung von Forschungsreisen.
Kapitel 3 beschreibt die Architektur und Gestaltung der beiden Gebäude. Es behandelt das Arborium Theodoricum, das Tempel der Botanik und das römische Wasserkastell mit Aquädukt und Obelisk. Es beleuchtet die Besonderheiten der Gestaltung und die Intentionen hinter der Wahl der Bauwerke.
Dieses Kapitel analysiert die symbolische Bedeutung der beiden Gebäude und ihre Beziehung zur Natur. Es behandelt die Bedeutung der Jahreszeiten, der Sphingien und des Wasserlaufs als Sinnbilder.
Kapitel 5 konzentriert sich auf den Tempel der Botanik und untersucht die Rolle der Botanik und ihrer Wissenschaftler im 18. Jahrhundert. Es beleuchtet die Bedeutung der Sphingien als freimaurerische Symbole.
Dieses Kapitel analysiert das römische Wasserkastell und seine Bedeutung als Symbol für Vergänglichkeit. Es untersucht die Rolle des Obelisks und seine Bedeutung im Kontext der antiken Kultur.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Schlüsselbegriffen: Carl Theodor, Schwetzinger Schlossgarten, Englischer Garten, Tempel der Botanik, Römisches Wasserkastell, Aquädukt, Obelisk, Sphingien, Freimaurerei, Naturwissenschaft, Vergänglichkeit, Aufgeklärter Absolutismus.
- Quote paper
- M.A. Saskia Dams (Author), 2001, Der Englische Garten im Schwetzinger Schlossgarten - Der Tempel der Botanik und das römische Wasserkastell mit Aquädukt und Obelisk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1296