Einleitung
Avidius Cassius, ein römischer Bürger griechischer Abstammung aus Syrien, erlangte innerhalb der römischen Geschichte Bedeutung durch zwei Ereignisse. Zum einen durch den Sieg, den er im Feldzug gegen die Parther (161-166) erlangte, zum anderen weil er sich im Jahre 175 zum Kaiser von Rom proklamierte.
Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildet die Darstellung der Ereignisse des Jahres 175. Ausführungen zur Situation des römischen Reiches und zur Verfassung des Kaiserhauses im Jahre 175, eine kurze Biographie des Avidius Cassius und eine kritische Betrachtung der antiken Quellen sind der Schilderung der Usurpation vorangestellt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Die Situation im Jahre 175
1.2 Avidius Cassius
1.3 Quellen
2 Der Aufstand im Jahre 175
2.1 Die Usurpation des Avidius Cassius
2.2 Reaktionen Marc Aurels
2.3 Das Ende
2.4 Nach dem Aufstand
3 Historisches Urteil
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Avidius Cassius, ein römischer Bürger griechischer Abstammung aus Syrien, erlangte innerhalb der römischen Geschichte Bedeutung durch zwei Ereignisse. Zum einen durch den Sieg, den er im Feldzug gegen die Parther (161-166) erlangte, zum anderen weil er sich im Jahre 175 zum Kaiser von Rom proklamierte.
Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildet die Darstellung der Ereignisse des Jahres 175. Ausführungen zur Situation des römischen Reiches und zur Verfassung des Kaiserhauses im Jahre 175, eine kurze Biographie des Avidius Cassius und eine kritische Betrachtung der antiken Quellen sind der Schilderung der Usurpation vorangestellt.
1.1 Die Situation im Jahre 175
Der seit dem Tod seines Adoptivvaters Antoninus Pius (138-161) regierende Kaiser Marc Aurel war im Jahre 175 54 Jahre alt. Die aus dieser Zeit stammenden Teile der „Selbstbetrachtungen“ des Kaisers, zeugen davon, dass er sich krank und dem Tode nahe fühlte.[1] Auch Cassius Dio berichtet an einigen Stellen vom schlechten Gesundheitszustand des Kaisers.[2] Das Problem seiner Nachfolge war zu Beginn des Jahres 175 noch völlig ungelöst[3], denn sein leiblicher Sohn Commodus war erst 13 Jahre alt.
Seit Jahren kämpften die Römer an der Donaugrenze gegen ansässige Stämme (Marcomannenkriege). Im Frühjahr 175 zogen sie gegen die Jazygen, um die Grenzprobleme im Norden zu lösen. Der Kaiser, als Befehlshaber des Heeres, hielt sich zu dieser Zeit nicht in Rom, sondern ständig im Feldlager Sirmium in der Provinz Pannonia auf.
1.2 Avidius Cassius
Avidius Cassius wurde in der nordsyrischen Stadt Kyrrhos geboren.[4] Seine Geburt wird in die Zeit zwischen 126-130 datiert.[5] Sein Vater, Avidius Heliodorus, war Rhetor am Kaiserhof und bekleidete unter Kaiser Hadrian (117-138), das Amt eines ab epistulis.[6] Avidius Cassius gelangte zwischen 161 und 163 zum Amt eines consul suffectus und wurde Mitglied des Senats.[7] Im Partherkrieg (161-166) befehligte er zunächst die syrischen Truppen. Lucius Verus übertrug ihm dann, nicht zuletzt aufgrund hervorragender militärischer Tugenden und Leistungen[8], im Jahre 164 den Oberbefehl über die gesamten Kriegstruppen.[9] Mit der Zerstörung der alten Königsstadt Ktesiphon und der Vertreibung des Partherkönigs Vologaeses III. entschied er den Krieg zugunsten der Römer.[10] Avidius Cassius erhielt wegen dieser militärischen Erfolge den imperium maius über die Ostprovinzen des römischen Reiches.[11] Im Jahre 172/3 beendet er einen für Rom gefährlichen Aufstand in Ägypten.[12]
Spieß hält Avidius Cassius, aufgrund seiner durch die militärischen Leistungen erworbenen Popularität und wegen des imperium maius über die strategisch wichtigen Ostprovinzen, für den „...nunmehr nach den Kaisern ...mächtigsten Mann des römischen Reiches.“[13]
1.3 Quellen
Zu den wichtigsten literarischen Quellen für die Geschehnisse im Jahre 175 gehören die Römische Geschichte des Cassius Dio und die Viten der Historia Augusta. Insbesondere sind hier die Vita des Marc Aurel und die Vita des Avidius Cassius zu nennen.
Das größeren Wert besitzen die Zeugnisse des Cassius Dio, denn er hat den Aufstand noch selbst miterlebt. Seine Römische Geschichte liegt größtenteils in Exzerpten des Ioannes Xiphilinos vor.
Der Wert der Viten der Historia Augusta dagegen ist höchst umstritten. Die Fragen nach dem Autor/en und nach der Abfassungszeit sind noch immer nicht gelöst.[14] Die Historia Augusta wird von den Historikern mit zum Teil recht harschen Worten bewertet. Mommsen bezeichnet sie „als eine der elendsten Sudeleien, die wir aus dem Altertum haben.“[15] Vor allem die sogenannten Nebenviten[16], zu denen auch die Vita des Avidius Cassius gehört, besitzen keinen großen Wert für den Historiker. „Oft zitieren sie Reden oder Briefe, die sämtlich der Phantasie des Verfassers entsprungen sind. Gerade bei diesen Viten muss daher nach der Grundregel verfahren werden, dass nicht ohne Hinweis übernommen werden darf, was nicht auch anderweitig belegt ist.“[17]
[...]
[1] I 2 ; 11 ; 17
[2] Cassius Dio Buch 72 1,2; 6,3 f.; 24,4; 36,2 f.
[3] ausführlich hierzu der Aufsatz von Jochen Keil, Kaiser Marcus und die Thronfolge in Klein (Hrsg.): Marc Aurel. Darmstadt 1979
[4] Cassius Dio Buch 72 22,2; HA, Vita des Marc Aurel 25, 12
[5] Spieß S.15; Berechnung aufgrund der antiken Angaben zur Zeit seines Konsulats und zu seiner militärischen Laufbahn
[6] Cassius Dio Buch 70 3,5 und Buch 72 22,2
[7] Spieß, S. 19-20
[8] Fronto Ad amicos I 6; HA, Vita des Avidius Cassius 4,6-6,5
[9] Cassius Dio Buch 71 2,2
[10] Cassius Dio Buch 71 2,3; HA, Vita des Lucius Verus 8,3
[11] Cassius Dio Buch 72 4 und 3,1²
[12] Cassius Dio Buch 72 4; HA, Vita des Marc Aurel 21,2
[13] Spieß, S.28
[14] siehe hierzu die Forschungsaufsätze von Hohl und Straub
[15] Hohl, S.136
[16] Pauly: Viten der Soldatenkaiser, Thronanwärter und Usurpatoren
[17] Spieß, S. 10
- Arbeit zitieren
- René Schlott (Autor:in), 2001, Die Usurpation des Avidius Cassius im Jahre 175, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12968
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